politischen
Kämpfen erschlaffte
Europa
[* 2] nichts weiter beanspruchte als behaglichen Lebensgenuß.
Daher wird mit
Recht in der
Geschichte der
Musik Rossini neben
Beethoven (freilich als dessen
Antipode) als Hauptrepräsentant der drei ersten Dezennien des 19. Jahrh.
betrachtet. Um gründliche tonkünstlerische
Ausbildung war er, wie
oben schon erwähnt, wenig bekümmert; auch Ausarbeiten
und Durchbilden eines Werkes war seine
Sache selten; er arbeitete meist nach einer geschickt entworfenen und glücklich auf
den
Effekt berechneten
Schablone und scheute sich nicht, gewisse
Gänge, Harmoniefolgen,
Crescendos,
Kadenzen etc. immer und immer
wieder in gleicher
Weise anzubringen.
Aber bei aller
Flüchtigkeit der
Arbeit enthalten Rossinis
Opern doch
Stellen von unvergänglicher
Frische
und
Schönheit. Seine
Melodien wirken unwiderstehlich durch
Anmut und sinnlichen
Reiz. Dabei bekundet
er den feinsten
Sinn für
Wohlklang, für abgerundete, überschauliche
Formen und behandelt die menschliche
Stimme wie auch die
Instrumente mit Meisterschaft.
Als sein eigenstes und vollendetstes, in allen Teilen harmonisch zusammenstimmendes Werk ist der
»Barbier«
zu bezeichnen; als sein reichstes und gediegenstes aber der
»Tell«, mit dem sich Rossini unerwarteterweise einer
Richtung zuwandte,
die der bis dahin von ihm verfolgten gegenüber klassisch zu nennen ist.
Hier findet sich von allen
Manieren, welche die frühern
Opern Rossinis so scharf charakterisieren, wenig oder nichts, dagegen
ungemeiner Formenreichtum, großartige
Anlage des Ganzen und sorgfältigste Durchbildung des Einzelnen, kurz alle
Eigenschaften,
welche das
Wesen der französischen großen
Oper ausmachen, ein neuer
Beweis für die schöpferische
Kraft
[* 3] und geistige
Elastizität
des Künstlers. Seine wenigen Kirchenstücke
(»Stabat mater«, eine 1864 geschriebene, aber erst nach seinem
Tod aufgeführt
Messe etc.) sind als solche von keiner Bedeutung.
SeinLeben beschrieben
Beyle-Stendhal (Par. 1823, neue
Ausg. 1854), Azevedo (das. 1865),
Edwards (Lond. 1869, kürzer 1881), Montrond (3. Aufl., Par.
1887), Zanolini
(Bologna 1875) und
Sittard (Leipz. 1882).
(Rosice),
Marktflecken in der mähr. Bezirkshauptmannschaft
Brünn,
[* 4] an der
EisenbahnBrünn-Okrzisko, hat ein
Schloß, eine schöne
Kirche, bedeutenden Steinkohlenbergbau (Jahresförderung 2,7 Mill. metr.
Ztr.), ein Eisenwerk, Zuckerfabrik, Dampfmühle und (1880) 3404 Einw.
Der echte (A. HippocastanumL.), ein schöner, ziemlich rasch wachsender, 19-25 m hoher
Baum mit fünf- bis siebenzählig gefingerten
Blättern und weißen, rot und gelb gefleckten
Blüten, heimisch in den Hochgebirgen von Nordgriechenland,
Thessalien und
Epirus, kam 1557 durch Busbeq ^[richtig: Busbecq] nach
Konstantinopel
[* 12] und 1576 durch
Ungnad nach
Wien.
[* 13] 1565 beschrieb
ihn Matthiolus als
Castanea equina und bildete einen Fruchtzweig ab. Erst um 1616 gelangte der
Baum von
Konstantinopel nach
Frankreich, von wo er sich dann über ganz
Europa verbreitete.
Man
kultiviert ihn bei uns namentlich als Alleebaum; er liefert ein wenig geschätztes
Holz,
[* 14] die
Samen werden von
Schafen,
Schweinen,
Pferden und vom
Rindvieh gefressen, auch auf
Stärkemehl, zu
Wasch- und Schnupfmitteln verarbeitet. Die als Fiebermittel, auch
zum
Gerben empfohlene
Rinde enthält außer
GerbstoffÄsculin
(Schillerstoff) C30H34O19 ,
welches farb- und geruchlose
Nadeln
[* 15] bildet, schwach bitter schmeckt, in
Wasser und
Alkohol, wenig in
Äther löslich ist und
auch noch in sehr schwacher
Lösung stark fluoresziert.
Die rot blühende
Pavie(A.PaviaL.), einStrauch aus dem westlichen
Nordamerika, bei uns meist als kleiner
Baum gezogen, mit nicht klebrigen
Knospen,
[* 16] fünfzählig gefingerten Blättern, roten
Blüten und glatten, nach der
Basis zu verschmälerten,
gleich den Blättern giftigen
Früchten, enthält viel
Saponin in der
Wurzel,
[* 17] welche deshalb in
Amerika
[* 18] als Waschmittel benutzt
wird. Ein
Blendling dieser Art mit der vorigen ist wahrscheinlich der rot blühende (A. carneaWilld.),
welcher dem echten Roßkastanienbaum sehr ähnlich, aber von etwas schwächerm Wuchs ist, meist nur fünfzählig gefingerte
Blätter besitzt und 2-3
Wochen später blüht. Die kalifornische
Pavie(A. californicaNutt.), ein hoherStrauch mit fünfzählig
gefingerten Blättern, großem, pyramidenförmigem
Blütenstand,
[* 19] welcher dem des echten Roßkastanienbaums
ähnlich ist, und kleinen, eßbaren
Früchten, wächst in
Kalifornien und wird bei uns als Zierstrauch kultiviert.