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Rosenkranz umwunden. Nero vergeudete bei einem Gastmahl für 600,000 Mk. Rosen, und bei den Sybariten war ein Lager [* 2] von Rosenblättern sehr gebräuchlich. In der Kosmetik, als Arzneimittel und Küchengewürz wurden gleichfalls Rosen sehr allgemein benutzt, und Rosengärten von großer Ausdehnung [* 3] fanden sich in der Nähe der Städte. Um aber auch im Winter Rosen zu haben, züchtete man sie unter Glas [* 4] oder bezog sie aus dem wärmern Ägypten. [* 5] Wie in Griechenland, [* 6] war auch in Italien [* 7] die eine Blume der Gräber. Im Christentum ließen die mystischen Schwärmereien über das rosenfarbene Blut Christi bald Blut und in Wechselbeziehung treten, Rose und Rosenkranz wurden Symbole des Martyriums, und dann erschien die Rose geradezu als Todesbotin.
Die Anlehnung des Christentums an das Heidentum und die Aufnahme der alten Kulte im neuen Gewand führte zum Mariendienst, alle Attribute und selbst einzelne Mythen von der Aphrodite [* 8] gingen auf die Jungfrau über (Maria im Rosenhag). Während aber die ältesten Mariengleichnisse nur die Schönheit der Rose im Auge [* 9] hatten, macht sich später die Allegorie breit, und man dichtet der Rose zahlreiche Eigenschaften an, besonders auch medizinische. In vielen Legenden wird die Rose Veranlassung zur Gründung einer Kirche oder Kapelle (Rosenstock am Dom zu Hildesheim), [* 10] in andern wird sie als Liebeszeichen vom Himmel [* 11] zur Erde gesandt oder umgekehrt.
Der Rosenkranz der Katholiken ist buddhistischen Ursprungs, kam im 12. Jahrh. in allgemeinen Gebrauch, hat seinen Namen aber nur durch einen Übersetzungsfehler erhalten und ursprünglich mit der Rose nichts zu thun. Seit dem Mittelalter weiht der Papst am Sonntag Lätare eine goldene Rose, indem er sie in heiliges Öl taucht, mit Moschus bestreut und den Segen darüber spricht, und mit dieser geweihten Rose werden besonders geliebte Kinder der Kirche beglückt. Auch in der kirchlichen Ornamentik wurde die Rose vielfach verwendet, teils nur als Zierde, teils mit entschieden mystischer Bedeutung, wie in den Katakomben.
Die alten Germanen hielten zur Zeit der Frühlingsfeier große Versammlungen auf Plätzen, welche von Rosenhecken umgeben waren. Diese Rosengärten stehen vielleicht noch in Beziehung zu den persischen Rosengärten, an welche sich ebenfalls die besonders durch Rosen geschmückten Frühlingsfeste knüpften. Eine Vorstellung, wenigstens von einer Form der germanischen Frühlingsfeier, gibt das Rosengartenlied, wenn auch in andrer Bedeutung. Sehr früh findet sich auch bei den Germanen eine Verknüpfung der Rose mit der Liebe, und selbst über den Tod hinaus vereint die Rose die Liebenden.
Man pflanzte sie auf Gräbern von Jungfrauen und Jünglingen, und besonders die rankende Rose war hier beliebt. Ganz allgemein diente die Rose als sinniger Schmuck bei ernsten und heitern Gelegenheiten; sie trat als Wappenblume auf (York und Lancaster) und erschien häufig auch auf Münzen. [* 12] Als Bauhüttensymbol gewann die Rose besondere Bedeutung; sie findet sich an vielen mittelalterlichen Bauwerken (Ruprechtsbau des Heidelberger Schlosses, Alhambra etc.) und hat sich als Symbol bei den Freimaurern bis jetzt erhalten.
Bei allen diesen Beziehungen der Rose konnte es nicht ausbleiben, daß sie vom Aberglauben reichlich ausgenutzt wurde; altgermanische, griechische, römische und christliche Elemente verschlingen sich in der mannigfachsten Weise, und sehr oft ist es unmöglich, den Ursprung der Sagen nachzuweisen. Auch in der Medizin und in der Küche fand die Rose vielfache Verwendung, doch hat der Luxus die Blume bei uns nie in dem Maß erniedrigt wie bei den alten Römern. Als Zierpflanze fand sich die auch in den kleinsten Gärten; Kaspar Bauhin unterschied schon 19 wilde und 17 zahme Rosen, während Linné im ganzen nur 10 Arten anerkannte.
Die Neuzeit vermehrte dies Material sehr schnell, neue Rosen wurden eingeführt und viele Formen gezüchtet. Die Rose wurde ganz speziell Lieblingsblume, und viele Gärten gelangten nur durch ihre Rosen zu großer Berühmtheit. In Frankreich erreichte die Rosenkultur durch die Kaiserin Josephine ihre höchste Entwickelung, in England durch Privatpersonen, besonders in der Grafschaft Hertford. In Deutschland [* 13] war die Rosensammlung des kurfürstlichen Gartens in Kassel [* 14] berühmt, auch die Rosenau bei Koburg [* 15] und die Pfaueninsel bei Potsdam [* 16] leisteten Bedeutendes; außerdem aber haben viele Handelsgärtnereien die Rosenzucht als Spezialität gepflegt. Frankreich und Belgien [* 17] züchten gegenwärtig die meisten neuen Sorten, aber an den englischen und deutschen Rosen rühmt man den kräftigen Wuchs und die schönere Entwickelung. Man verkauft auf dem Pariser Blumenmarkt jährlich wenigstens 100,000 Rosenstöcke, 150,000 nicht gepfropfte und zur Ausfuhr durchschnittlich 800,000 gepfropfte.
Vgl. Lindley, Rosarum monographia (Lond. 1820);
Wallroth, Rosae generis historia succincta (Nordh. 1828);
Déséglise, Classification of the species of Rosa (Huddersfield 1865);
Derselbe, Catalogue des espèces du genre rosier (Genf [* 18] 1877);
Dumortier, Roses belges (Gent [* 19] 1867);
Döll, Der Rosengarten (Leipz. 1855);
Jamain, Les roses (Par. 1872);
Regel, Tentamen rosarum monographiae (Petersb. 1878);
Lebl, Illustrierter Rosengarten (Stuttg. 1875-76);
Nietner, Die Rose, ihre Geschichte, Arten, Kultur etc. (Berl. 1880);
F. Schneider, Rangliste der edelsten Rosen (3. Aufl., das. 1883);
Derselbe, Rosenjahrbuch (das. 1883);
Singer, Dictionnaire des roses (Brüss. 1885, 2 Bde.);
kleinere Schriften über Rosenzucht von Wesselhöft (»Rosenfreund«, 5. Aufl., Weim. 1881; »Kultur der Rosen in Töpfen«, das. 1887), Petzold (2. Aufl., Dresd. 1876), Öhlkers (2. Aufl., Hannov. 1884), Keller (Halle [* 20] 1885);
Redouté (Maler), Les roses (3. Aufl., Par. 1828-30);
Derselbe, Le [* 21] bouquet royal (das. 1843);
de Chesnel, Histoire de la rose (das. 1820);