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Fortschritte in Britannien machte, setzte er 83 aus Neid durch dessen Abberufung ein Ziel. Die Schäden seiner Regierung wurden, soweit möglich, durch M. Coccejus Nerva (96-98), hauptsächlich aber durch M. Ulpius Trajanus (98-117) geheilt. Der erstere war vom Senat aus seiner eignen Mitte gewählt worden und erwarb sich durch seine wohlwollende und milde Ausübung der Herrschergewalt ein großes Verdienst. Trajans Regierung war gleich ausgezeichnet durch die Weisheit und Milde, mit der er die bürgerliche Verwaltung führte, wie durch den Glanz, den er durch seine ruhmvollen Kriege über das Reich verbreitete. Er fügte demselben durch zwei Kriege (101 bis 102 und 105-106) die große Provinz Dacien jenseit der Donau hinzu, unterwarf in einem langen Krieg 113-117 Armenien der römischen Herrschaft wieder, eroberte Mesopotamien, überschritt den Tigris und nahm Ktesiphon, die Hauptstadt des parthischen Reichs, womit das römische Reich seine größte Ausdehnung [* 2] erlangte.
Sein Nachfolger P. Älius Hadrianus war ihm an Neigungen und Talenten ganz unähnlich; indes war seine Regierung (117-138) ebenfalls wohlthätig für das Reich, indem er mit Aufopferung der Eroberungen Trajans jenseit des Euphrat den Frieden herstellte und zur Sicherung desselben die Grenzwälle in Britannien und Germanien [* 3] anlegte. Auf seinen Reisen durch alle Teile des Reichs, welche einen großen Teil seiner Regierung (15 Jahre) ausfüllen, war er unablässig für die materielle und geistige Wohlfahrt des Reichs thätig.
Die Regierung seines Nachfolgers Antoninus Pius (138-161) war durchaus friedlich und ebenso beachtet nach außen wie glücklich im Innern, und von gleicher Vortrefflichkeit des Charakters war sein Adoptivsohn und Nachfolger Marcus Aurelius Antoninus (161-180); aber seine Regierung war keineswegs ebenso glücklich. Er war lange Zeit (bis 169, wo derselbe starb) durch seinen Mitkaiser Lucius Verus behindert, der, ihm selbst sehr unähnlich, nur für Wohlleben und Schwelgereien Sinn hatte. An einen mit Erfolg geführten Partherkrieg knüpfte sich 166 das Unglück einer lange Jahre dauernden, die meisten Provinzen verödenden Pest, die von dem siegreichen Heer aus dem Orient mitgebracht wurde. Sodann aber brachen 167 die Kriege an der Donau mit immer neuen dort andringenden, vornehmlich germanischen, Völkern aus, die den Kaiser von da an fast ununterbrochen in Anspruch nahmen und trotz zahlreicher Siege doch nicht völlig bewältigt werden konnten.
Verfall des Reichs.
Der Verfall des Reichs, der schon unter Marcus Aurelius trotz der Vortrefflichkeit dieses Kaisers sich gleichsam angekündigt hatte, trat nach dessen Tod immer deutlicher hervor. Im Norden [* 4] des Reichs wurde das Andrängen der germanischen Volksstämme immer drohender und furchtbarer und auch in Asien [* 5] steigerte sich die Gefahr dadurch, daß 226 das kräftigere neupersische Reich an die Stelle des gestürzten Partherreichs trat. Die römischen Heere waren daher fast immer mit der Abwehr der Angriffe von außen beschäftigt, und dies hatte, abgesehen davon, daß die Verteidigung keineswegs immer eine glückliche war, die notwendige Folge, daß der militärische Charakter des Kaisertums sich immer ausschließlicher geltend machte, daß für die eigentliche Verwaltung des Reichs wenig geschah, und daß für siegreiche Heere unter tüchtigen Führern die Versuchung nahelag, diese auf den Kaiserthron zu erheben, und daher Bürgerkriege ausbrachen, die das Reich vollends zerrütteten.
Der nächste Kaiser, Commodus (180-192), schloß mit den Markomannen sofort einen schimpflichen Frieden und eilte nach Rom, [* 6] um sich dort den niedrigsten Lüsten und Vergnügungen hinzugeben. Er fand endlich seinen Tod durch eine Verschwörung seiner nächsten Umgebung; sein Nachfolger, der vom Senat gewählte Pertinax, wurde nach einer Regierung von 87 Tagen in einem Aufstand der mit seiner Strenge unzufriedenen Prätorianer ermordet, und nun ging der Übermut der Prätorianer so weit, daß sie den Thron [* 7] um den Preis von 25,000 Sestertien (etwa 5000 Mk.) für den Mann an den reichen Senator Didius Julianus verkauften.
Allein gegen diesen erhoben sich in verschiedenen Provinzen drei Gegenkaiser, Pescennius Niger, Clodius Albinus und Septimius Severus, von denen der Letztgenannte als Sieger aus dem Kampf um den Thron hervorging. Septimius Severus (193-211) stellte das Ansehen des Reichs nach außen durch einen Feldzug gegen die Parther wieder her (198), seine Macht stützte er ausschließlich auf das Heer und insbesondere auf die Prätorianer, deren Zahl er bis zu 50,000 vermehrte.
Sein Sohn Caracalla (211-217), ein grausamer Wüstling, der, um seine Einnahmen zu steigern, 212 allen freien Bewohnern des Reichs das römische Bürgerrecht verlieh, ward 217 von Macrinus (217-218), dem Präfekten der Prätorianer, getötet; Macrinus aber wurde bald von den Truppen verlassen und auf der Flucht getötet, und nun wurde der Großneffe des Septimius Severus, Elagabalus (Heliogabalus, 218-222), zum Kaiser ausgerufen, ein 14jähriger Knabe, der aber Caracalla an Lastern und Ausschweifungen noch überbot.
Nachdem dieser von den Prätorianern getötet worden war, folgte ihm Alexander Severus (222-235), auch ein 14jähriger Knabe und Großneffe des Septimius Severus, welcher aber von seiner Mutter mit Einsicht geleitet wurde und sich nachher selbst zu einem wohlwollenden und verständigen Herrscher entwickelte, aber in einer Meuterei seiner Truppen erschlagen wurde. Der Anstifter dieser Meuterei, Maximinus, ein Thraker von niedriger Geburt und von rohen Sitten, bemächtigte sich jetzt der Herrschaft und begann nun den Krieg, den er während seiner ganzen Regierung (235-238) erst gegen die Germanen, dann gegen die Sarmaten mit Tapferkeit und Glück führte.
Durch seine Härte und Grausamkeit und durch seine Habsucht erregte er aber die allgemeinste Unzufriedenheit, so daß zuerst in Afrika [* 8] ein Aufstand ausbrach, infolge dessen die beiden Gordianus, Vater und Sohn, genötigt wurden, den Kaisertitel anzunehmen, und als dieser Aufstand durch den Statthalter von Mauretanien niedergeschlagen worden und die beiden Gordiane ihren Tod gefunden, ernannte der Senat in Rom zwei seiner Mitglieder, Pupienus und Balbinus, zu Kaisern.
Maximinus zog nun gegen Rom, wurde aber bei der Belagerung von Aquileja von seinen Soldaten getötet; Pupienus und Balbinus wurden von den Prätorianern erst genötigt, den 13jährigen dritten Gordianus, den Enkel des ersten, zum Mitkaiser anzunehmen, und dann ermordet, so daß Gordianus III. als alleiniger Kaiser (238-244) zurückblieb, der 242-243 einen rühmlichen Feldzug gegen die Perser machte, dann aber von dem Präfekten der Prätorianer, Philippus, einem gebornen Araber (daher Arabs zubenannt), ermordet wurde. Philippus, der nun folgte (244-249), wurde von Decius (249-251) gestürzt, der seinen Nachruhm durch blutige Verfolgung der Christen befleckte, übrigens sich aber als ein tüchtiger Herrscher und Feldherr erwies; ¶
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nachdem dieser in einer großen Schlacht gegen die Goten gefallen, folgte Gallus (251-254), erst zusammen mit dem vom Senat ernannten Hostilianus, dann nach dessen Tod (252) allein, hierauf Ämilianus (254), endlich Valerianus (254-260) und sein von ihm zum Mitkaiser ernannter Sohn Gallienus (254-268). Neben diesen beiden letztgenannten Kaisern erhoben sich aber überall in den Provinzen, oft durch ihre Truppen gezwungen, Gegenkaiser, so daß man deren, allerdings nicht ohne Übertreibung, 30 zählt, die sogen. 30 Tyrannen, die das Reich durch die Kriege untereinander zerrütteten; dazu kamen die feindlichen Einfälle der Franken, Alemannen, Goten und Perser, welche die Provinzen ausplünderten und verwüsteten, endlich eine furchtbare Pest, welche 15 Jahre lang (251-265) wütete und die Hälfte der Bevölkerung [* 10] des Reichs hinwegraffte, so daß diese Zeit zu den unglückseligsten gehört, von welchen die Weltgeschichte zu berichten weiß.
Valerian wurde 260 von den Persern geschlagen und gefangen genommen; Gallienus bekümmerte sich weder um diese Schmach noch um das Elend des Reichs, sondern lebte nur den Genüssen einer schwelgerischen, üppigen Muße, bis er 268 durch eine Verschwörung in seinem eignen Heer den Tod fand. Die nächstfolgenden Kaiser, Claudius (268-270), Aurelianus (270-275), Tacitus (275-276) und Probus (276-282), machten zwar der Vielherrschaft ein Ende und kämpften auch gegen die äußern Feinde mit Tapferkeit und nicht ohne glückliche Erfolge; aber einen dauernden bessern Zustand vermochten sie nicht herzustellen, um so weniger, als ihrer Herrschaft meist durch Meutereien in ihren Heeren und ihre Ermordung ein kurzes Ziel gesetzt wurde.
Aurelianus verzichtete zwar auf das jenseit der Donau gelegene Dacien, wußte aber an der Donau die Goten kräftig abzuwehren, brachte den Alemannen, die sogar nach Italien [* 11] vorgedrungen waren, mehrere Niederlagen bei und machte 271 (in welchem Jahr auch Rom mit der nach Aurelian benannten Mauer umgeben wurde) dem von Odänathos gegründeten, von Zenobia längere Zeit kräftig verteidigten palmyrenischen Reich ein Ende. Probus vertrieb die Germanen aus Gallien und verfolgte sie bis tief ins Innere ihres Landes, verstärkte die von Hadrian vollendete Befestigungslinie vom Rhein zur Donau durch eine Mauer und schlug mehrere Aufstände in den Provinzen nieder.
Gleichwohl fand auch er durch einen Soldatenaufstand den Tod. Sein Nachfolger Carus (282-283) ward auf einem Feldzug gegen die Perser, auf dem er siegreich bis Ktesiphon vordrang, vom Blitz erschlagen oder nach einer andern Nachricht durch Verschworne getötet; von seinen Söhnen starb Numerianus (283-284) auf der Rückreise aus diesem Feldzug, worauf Gajus Aurelius Valerius Diocletianus vom Heer als Kaiser ausgerufen wurde; der andre Sohn des Carus, Carinus (283-285), lieferte 285 Diokletian eine Schlacht in Mösien, ward aber während derselben von seinen eignen Truppen erschlagen, so daß Diokletian nunmehr der alleinige Kaiser war.
Neuorganisation des Reichs.
Mit Diokletians Regierung (284-305) beginnt eine neue Epoche der Kaisergeschichte durch die Einrichtungen, die er zu dem Zweck traf, um das wankende Reich auf neuer Grundlage zu befestigen. Er teilte, um die Verteidigung der Grenzen [* 12] zu erleichtern, das Reich in vier Teile, indem er sich Maximianus als Augustus und Galerius und Constantius Chlorus als Cäsaren an die Seite setzte und dem Erstern Italien und Afrika, Galerius die illyrischen Provinzen, Constantius Gallien, Spanien [* 13] und Britannien zur speziellen Verwaltung und Verteidigung übergab, während er sich Asien, Ägypten [* 14] und Thrakien und die Oberleitung des Ganzen vorbehielt; er befreite die kaiserliche Herrschaft von dem noch übrigen Einfluß des Senats und der Prätorianer, indem er Nikomedeia in Bithynien zu seiner Residenz und somit zum Mittelpunkt des Reichs machte und auch seinen Mitaugustus Maximianus veranlaßte, die seinige in Mediolanum aufzuschlagen, und um das Kaisertum mit einem größern Glanz zu umgeben, nahm er das Diadem an, ließ sich Dominus (Herr) nennen, zog sich von dem Verkehr mit andern zurück und führte ein weitläufiges Zeremoniell ein.
Alles dies entsprach seinem Zweck, solange Diokletian durch seine persönliche Überlegenheit die Einheit unter den verschiedenen Herrschern erhielt. Als aber Diokletian 305 die Regierung niedergelegt hatte, um sich in den Privatstand zurückzuziehen, und auch Maximianus bestimmt hatte, ein Gleiches zu thun, brach das von ihm aufgerichtete Gebäude bald wieder zusammen. Nach der von ihm getroffenen Bestimmung traten die Cäsaren Constantius Chlorus und Galerius in die Stellung als Augusti ein, und zu Cäsaren wurden Severus und Maximinus ernannt.
Allein als Constantius 306 gestorben war, warf sich dessen Sohn Constantinus wider den Willen des Galerius zum Cäsar auf; in Rom wurde der Sohn des Maximian, Maxentius, als Cäsar ausgerufen, und auch Maximian selbst kehrte 307 nach Rom zurück, um an der Herrschaft teilzunehmen; Galerius schickte zwar 307 Severus mit einem Heer gegen Maxentius und Maximian nach Italien, allein derselbe wurde geschlagen und getötet, und so gab es jetzt, nachdem Licinius an der Stelle des Severus von Galerius zum Augustus ernannt worden war, da auch die übrigen Herrscher den Titel Augustus annahmen, sechs Augusti: Galerius, Maximinus, Constantinus, Licinius, Maximianus und Maxentius.
Von diesen wurde Maximianus, der in Rom seinen Sohn zu stürzen suchte, aber geschlagen wurde, 310 von Konstantin getötet. Maxentius ward 312 von Konstantin an der Milvischen Brücke geschlagen und ertrank im Tiber;
Maximinus ward 313 von Licinius bei Adrianopel geschlagen und starb auf der Flucht;
Galerius war schon 311 gestorben;
es blieben also nur Konstantin und Licinius zurück.
Zwischen diesen kam es zuerst 314 zum Krieg, der aber, nachdem Licinius wiederholt geschlagen worden, durch einen Vergleich beendet ward. Aber 323 brach der Krieg von neuem aus; Licinius ward zweimal, bei Adrianopel und Chalkedon, geschlagen, fiel selbst in die Hände Konstantins und ward von diesem gegen das gegebene Wort 324 in Thessalonika getötet.
So war Konstantin, gewöhnlich der Große genannt, jetzt Alleinherrscher (324-337). Dessen Regierung ist besonders dadurch merkwürdig, daß er Byzanz, das nunmehr nach ihm Konstantinopel [* 15] genannt ward, zu seiner bedeutend von ihm erweiterten und verschönerten Residenz machte, daß er das Reich in 4 Präfekturen, 13 Diözesen und 116 Provinzen teilte, daß er überall die Militär- und Zivilverwaltung trennte, daß er eine streng gegliederte Beamtenhierarchie mit einer bestimmten Rangordnung einführte (s. oben [Verfassung], S. 935 f.), endlich aber und hauptsächlich dadurch, daß er das Christentum zur Staatsreligion erhob. Schon in dem Mailänder Edikt von 313 hatte er den Christen Religionsfreiheit verkündigt und benahm sich seitdem selbst immer als Christ, so daß er z. B. 325 in dem ökumenischen ¶