in geistreichster, aber tumultuarischer und revolutionärer
Weise seit der
Julirevolution in den Ehebruchromanen der
GeorgeSand und ihrer französischen und deutschen Nachahmer behandelt
worden. Den sozialistischen Roman, dessen
Thema die Gesellschaftsverbesserung ist, haben außer
GeorgeSand in großartigem
Umfang
E.
Sue (»Geheimnisse von
Paris«),
[* 5]
Girolamo, ital.
Maler, geboren um 1485 zu
Brescia, war
Schüler des Ferramola daselbst, lebte zwischen 1509 und 1513 in
Padua
[* 16] und
Venedig,
[* 17] wo er sich nach
Giorgione weiterbildete, malte 1519-20 vier Fresken aus der
Passion im
Dom zu
Cremona und kehrte dann nach
Brescia zurück, wo er 1566 starb. Seine Gemälde zeichnen sich durch geschickte
Komposition
und glänzendes
Kolorit aus, das anfangs auf einen leuchtenden Goldton, später auf einen feinen Silberton gestimmt war. Von
seinen Altarbildern sind die hervorragendsten:
Madonna mit
Kind undHeiligen und
Pietà
(Museum zu
Berlin),
[* 18] Anbetung des Christuskindes
(London,
[* 19] Nationalgalerie),
Geburt und Beweinung
Christi (in
San Giuseppe zu
Brescia) und
Himmelfahrt
Mariä
(Bergamo,
Sant' Alessandro).
Baustil, s.
Baustil^[= die in den Bauwerken gewisser Zeitperioden und deren Nachbildungen zu Tage tretende Einheit ...] und
Baukunst,
[* 20] S. 494-496.
im S. und W. Europas nicht aus der römischen Schriftsprache, sondern aus der römischen Volkssprache (lingua latina rustica)
gebildet haben. Die römische Volkssprache hatte sich in den letzten Jahrhunderten des römischen Reichs mehr und mehr von der
Sprache
[* 22] der Gebildeten entfernt und kennzeichnete sich besonders durch allerlei Eigenheiten in der Aussprache,
durch Vernachlässigung oder gänzliches Aufgeben der Nominalflexion, Ersatz derselben durch Präpositionen, durch das Fallenlassen
mehrerer flektierender Verbalformen und Neubildung derselben vermittelst Hilfszeitwörter, endlich durch den Gebrauch einer
großen Anzahl ihr eigentümlicher Ausdrücke, anstatt der von der gebildeten Sprache angewandten (vgl. Schuchardt, Der Vokalismus
des Vulgärlateins, Leipz. 1868, 3 Bde.).
Hieraus erwuchsen allmählich unter Einwirkung der zurückgedrängten einheimischen Idiome in den verschiedenen
Ländern die sechs romanischen Sprachen: die italienische, spanische, portugiesische, provençalische, französische und rumänische
(walachische);
doch ist die provençalische als Schriftsprache seit dem 15. Jahrh. erloschen und zu einer
bloßen Mundart herabgesunken. In jeder dieser Sprachen lassen sich wieder mehr oder minder zahlreiche
Dialekte unterscheiden. In ihrem Bau zeigen sich dieselben als natürliche Fortbildungen des Lateinischen;
Der Bildungsprozeß der romanischen Sprachen, der erst durch die geschichtlich-vergleichende Sprachforschung
des 19. Jahrh. aufgehellt worden, fällt natürlich seinen ersten Anfängen nach in die Römerzeit.
Erst im 8. Jahrh. geschieht ihrer als besonderer, vom gelehrten Latein verschiedener Sprachen mehrfach Erwähnung; um diese
Zeit erscheint der NameLingua romana zur Bezeichnung der Volkssprache im Gegensatz zur Lingua latina. Als
Litteratursprachen treten sie in dem einen Land früher, in dem andern später auf, am frühsten das Französische und Provençalische,
am spätesten das Italienische.
Dem Gesamtcharakter nach ist unter allen romanischen Sprachen die italienische der lateinischen Mutter am nächsten geblieben,
die französische hat sich von dieser am weitesten entfernt. Um die wissenschaftliche Erforschung der
romanischen Sprachen bezüglich ihres Ursprungs und ihres Verhältnisses zum Lateinischen hat sich zuerst Raynouard (s. d.)
durch seine »Grammaire comparée des langues de l'Europe latine« (Par.
1821),
späterL.Dieffenbach (»Über die jetzigen romanischen Schriftsprachen«, Leipz.
1831) und der EngländerLewis (»An essay on the origin and formation of the Romance languages«, 2. Aufl.,
Oxf. 1862) Verdienste erworben. Epochemachend aber wurden erst Fr. Diez' »Grammatik der romanischen Sprachen« (5. Aufl., Bonn
[* 23] 1882;
franz., Par. 1872-76, 3 Bde.)
und dessen »Etymologisches Wörterbuch der romanischen Sprachen« (4. Aufl., besorgt von Scheler, Bonn 1878),
die »Revue des langues romanes« (2. Serie, seit 1878) u. a., in Italien
[* 26] Biondelli, Monaci (Herausgeber des »Giornale di filologia romanza«,
seit 1878) u. a., ferner die »Zeitschrift für romanische Philologie« (hrsg. von Gröber, Halle, seit 1877) schätzbare Beiträge
zur Geschichte und vergleichenden Grammatik dieser Sprachen geliefert.
Vgl. P. Meyer, Rapport sur les progrès de la philologie
romane (1874);
3) westliche Gruppe in Graubünden.
Der geographische Zusammenhang zwischen den drei Gruppen ist heutzutage gestört, selbst die östlichen
und westlichen Mundarten der Trientiner Gruppe hängen nicht mehr zusammen, während das ursprüngliche
Sprachgebiet des Ladinischen, auf die alten römischen Ansiedelungen zurückgehend, vom Adriatischen Meer ohne Unterbrechung
bis an den Oberrhein reichte. Die ladinischen Dialekte insgesamt umfassen nach Ascoli eine Bevölkerungsziffer von 580,000,
wovon allein 450,000 auf Friaul kommen. Im linguistischen Sinn eine selbständige romanische Sprache ebenso
gut wie Italienisch oder Französisch, werden sie doch nach dem Vorgang von Diez gewöhnlich den andern romanischen Sprachen
nicht als ebenbürtig an die Seite gestellt, weil sie einer allgemeinen Schriftsprache entbehren.
Was das Rätoromanische speziell betrifft, so zerfällt es in die beiden Hauptmundarten: Oberländisch oder Rumonsch im engern
Sinn am Oberrhein und Ladin oder Engadinisch am Inn. Ersteres kann man wieder in die Unterdialekte Romanisch
ob und unter dem Wald, letzteres in Ober- und Unterengadinisch einteilen; zwischen beiden Hauptmundarten steht das Oberhalbsteinische.
Diese Dialekte differieren unter sich sehr bedeutend; als der reinste und richtigste gilt der unterengadinische, in dem
sich auch eine feststehende Schriftsprache entwickelt hat. Der echt romanische Charakter all dieser Dialekte zeigt sich darin,
daß 75-80 Proz. des Wortschatzes lateinischen Ursprungs sind; das übrige stammt aus dem Deutschen, Alträtischen etc. Die
Aussprache ist im ganzen der italienischen sehr ähnlich. Die ältesten Drucke stammen aus dem 16. Jahrh. und
sind religiösen Inhalts, wie auch die neuere rätoromanische Litteratur einen vorherrschend religiösen Charakter hat. InteressanteVolkslieder (Straßb. 1874) und ein religiöses Drama aus dem 16. Jahrh.: »Die Geschichte von
dem tapfern und frommen Tobias«, sind neuerdings von A. v. Flugi nach alten
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