»Handbuch der gerichtlichen
Tierheilkunde«
(das. 1888).
Seit 1866 war er Mitherausgeber der »Mitteilungen aus der tierärztlichen
Praxis im preußischen
Staat«, und seit 1878 des
»Archivs für wissenschaftliche und praktische
Tierheilkunde«.
[* 2]
(Roma),
[* 3] Hauptstadt des röm. Weltreichs (s.
Römisches Reich), in der
LandschaftLatium am
Tiber unterhalb der Einmündung
des
Anio gelegen, da, wo die Schiffbarkeit des
Stroms beginnt und das
Thal
[* 4] desselben in seinem Unterlauf am meisten von
Hügeln
eingeengt wird (s. den
Plan, S. 898). Die Ortslage
war in den tiefer gelegenen Teilen sumpfig, den
Überschwemmungen
des
Tiber ausgesetzt und daher ziemlich ungesund. Die ältesten
Erinnerungen städtischen Anbaues knüpfen sich an den isolierten
Palatinischen
Berg, die sogen.
Roma quadrata, welche mit ihren drei
Thoren als
Gründung des
Romulus galt.
Die
Tradition läßt Rom unter der Königsherrschaft dann in folgender
Weise sich vergrößern. Zur
Roma
quadrata kam zunächst die folgenreiche Ansiedelung der
Sabiner unter
TitusTatius auf dem
Mons
[* 5]
Capitolinus und der Südspitze
des
Collis Quirinalis, das sogen. Capitolium Vetus, hinzu. Auch die nordöstlich an den
MonsPalatinus stoßende Anhöhe Velia
ward frühzeitig mit Heiligtümern und Ansiedelungen besetzt; ebenfalls schon in alter Zeit ward ferner
der
Cälius mit etruskischen Geschlechtern unter
Cäles Vibenna bevölkert.
Der
Aventinus ward unter
Ancus Marcius von latinischen Städtegemeinden kolonisiert; dieser König überbrückte auch den
Tiber
und befestigte jenseit desselben den
Janiculus.
Tarquinius Priscus, etruskischem Vorbild folgend, ließ durch seinen großartigen
Kloakenbau die sumpfigen Gegenden zwischen dem
Palatinus und dem
Kapitol trocken legen und anbauen;
Servius Tullius
erweiterte die Stadt durch Hereinziehung des
Viminalis und Quirinalis und umgab alle bis dahin angebauten
Hügel und Stadtteile
links des
Tiber durch eine zusammenhängende
Mauer
(Agger Servii Tullii), von welcher noch ansehnliche Reste erhalten sind.
Ihre Bedeutung als Stadtbegrenzung verlor diese Servianische
Mauer nach dem Hannibalschen
Krieg.
Schon in der
republikanischen Zeit wurde sie vielfach verbaut; doch können wir ihren Zug
und
Umfang aus den Resten und der bekannten
Lage der
Hauptthore (im ganzen 16-18) noch bestimmen. Die frequentesten
Thore, in welche die begangensten Landstraßen einmündeten,
waren: die
PortaCarmentalis, gleich unter dem
Kapitol an dem Abhang, der zum
Tiber hinabführt, der Haupteingang
zum
Marsfeld;
die
Porta Esquilina und die
Porta Collina, beide an der östlichen
Seite der Stadt.
Der letzte römische König hatte die unter seinen Vorgängern begonnenen Bauten, insbesondere den
kapitolinischen
Tempel,
[* 6] vollendet und die Stadt dadurch ihren Einigungspunkt in religiöser und sakraler Hinsicht erhalten. Die erste
feste
Einteilung des gesamten Stadtgebiets in vier
Regionen zu administrativen
Zwecken rührt derSage nach
von
Servius Tullius her und blieb bis zur neuen
Organisation des gesamten städtischen
Wesens durch
Augustus in Geltung. Nach
den neuesten Forschungen nahm indessen die
Entwickelung Roms folgenden Verlauf. Zu der ältesten, der Palatinischen Stadt
wurden zunächst der Cermalus (südwestlicher Abhang des
Palatin), die Velia, der Oppius und Cispius und
zwei
Thäler, Fagutal (zwischen Oppius und Cispius) und
Subura (zwischen Velia und
Viminalis), gezogen, und so entstand das
Septimontium, die Siebenhügelstadt (was nicht in dem bekannten spätern
Sinn zu verstehen ist).
Die nächste
Phase ist die Vierregionenstadt, welche durch Einbeziehung des
Cälius, Quirinalis,
Viminalis und des Kapitolium
entstand und in vier
Regionen (1.
Cälius und
Subura; 2. Oppius, Cispius und Fagutal; 3.
Viminalis und Quirinalis; 4.
Palatinus,
Velia und Cermalus; außerdem das
Kapitol mit den allen vier gemeinsamen Heiligtümern und der
Burg) zerfiel. Daraus entwickelte
sich schließlich das Servianische Rom, die Stadt der republikanischen Zeit, zu welcher noch ein
Teil des Quirinalisrückens, der
Aventinus und das Tiberufer nördlich von letzterm gezogen wurde.
Durch den
Einfall der
Gallier ward die Stadt 390
v. Chr. fast ganz in
Asche gelegt, ihr Wiederaufbau aber geschah in sehr eiliger,
planloser
Weise. Im J. 443 war das öffentliche Bauwesen und die städtische
Polizei derAufsicht der
Zensoren
unterstellt worden; aber erst der
ZensorAppiusClaudius Cäcus (312) schritt zu bedeutendern
Unternehmungen behufs gemeinnütziger
Zwecke. Von ihm rühren z. B. die
Via Appia,
Aqua Appia u. a. her. Vorstädte außerhalb der
Mauern entstanden erst, als wegen
der Ausbreitung der
Grenzen
[* 7] des
Reichs kein feindlicher
Angriff auf die Stadt selbst mehr zu befürchten
war.
Der
Richtung auf das Nützliche, welche das römische Bauwesen auch in der spätern Zeit unter den
Kaisern eingehalten hat,
verdanken die
Basiliken am
Forum,
[* 8] viele
Tempel, Marktplätze,
Brücken,
[* 9]
Aquädukte etc. ihre Entstehung. Die reiche
Nobilität
steuerte freigebig zur Aufführung öffentlicher Gebäude,
Denkmäler,
Hallen,
Bogen
[* 10] und
Tempel bei, und
ihr verdankt vornehmlich die griechische
Architektur ihre
Aufnahme in der Stadt. So ward das äußere Ansehen derselben ein
immer stattlicheres und prächtigeres. Eine neue
Epoche begann aber mit der Kaiserherrschaft, indem nicht nur manche ganz
neue
Arten von Gebäuden, z. B. die Kaiserpaläste, entstanden, sondern auch die von
den Machthabern seit
Pompejus und
Cäsar übernommene Obsorge für den Unterhalt der unbemittelten
Menge sowie für Befriedigung
ihrer Schaulust allerlei
Anlagen und Bauten zur
Anstellung öffentlicher
Spiele u. dgl. nötig fand (s.
unten).
Um dem durch die große
Ausdehnung
[* 11] der Stadt veranlaßten
Bedürfnis einer polizeilichen
Ordnung und Beaufsichtigung derselben
zu genügen, führte
Augustus eine neue
Einteilung derselben in 14
Regionen ein, welche nach und nach mit
Namen bezeichnet wurden, die man den bedeutendsten Örtlichkeiten derselben oder den in ihrem
Mittelpunkt gelegenen
Hügeln
und
Plätzen entnahm. Jede derselben stand unter einem
Curator, denen für die Straßenquartiere Vicomagistri untergeordnet
waren; für die Sicherheits- und
Feuerpolizei hatten je zwei zusammen eine
Kaserne für eine
Kohorte der
Vigiles.
Nero gab sodann durch seine großartige
Restauration¶
mehr
des bedeutendsten Teils der Altstadt nach dem eine volle Woche dauernden Brand vom Jahr 65, welcher sich über 11 Regionen erstreckte
und 3 völlig in Asche legte, der Stadt ein ganz neues Ansehen. Die bisher meist engen Straßen und Plätze wurden seitdem breiter
und geräumiger und mit Säulenhallen versehen; eine solidere Bauart trat an die Stelle der alten. Die
folgenden Kaiser, namentlich Trajan, Hadrian, die Antonine, gefielen sich besonders in der Schöpfung großartiger und schmuckreicher
Markt- und Gerichtsplätze, prächtiger Tempel und Basiliken, kolossaler Grabmonumente u. dgl.
Unter den spätern Kaisern zeichneten sich namentlich Septimius Severus und Caracalla durch Baulust aus,
welcher durch eine Feuersbrunst unter Commodus' Regierung bedeutend Vorschub geleistet ward. Um dieselbe Zeit beginnt in dem
Aussehen der Stadt sich ausländischer Geist und Geschmack bemerklich zu machen (z. B. Caracallas ägyptische Bauten und Heliogabalus'
syrische Tempel), so wie auch in der immer zunehmenden Menge von Kasernen sich der jetzt kulminierende Militärdespotismus
kundgibt.
Aurelian umgab die seit Sulla über die Servianische Mauer hinausgewachsene Stadt wiederum mit Befestigungswerken, welche sämtliche 14 Regionen,
also Altstadt und Vorstädte, umfaßten und erst durch Probus vollendet wurden. Diese Aurelianische Mauer stimmt mit den jetzigen
Mauern und Thoren Roms im wesentlichen überein. Die wichtigern der 14 Thore wurden nach den durch sie hinführenden
Landstraßen benannt, so: die PortaFlaminia (jetzt bei Porta del Popolo), Porta Aurelia (bei PortaSan Pancrazio), Porta Portuensis
(bei Porta Portese) und Ostiensis (PortaSanPaolo), Porta Appia (PortaSan Sebastiano), Porta Asinaria (bei der PortaSan Giovanni),
Porta Nomentana (bei PortaPia), Porta Salaria (Porta Salara) u. a. Die letzten Kaiser, welche bedeutendere
Restaurationen und Neubauten vornahmen, waren Diocletianus und Maxentius, dessen Bauten aber meist erst unter Konstantin d. Gr.
vollendet wurden.
Aus der Zeit dieses Kaisers stammt das Regionenverzeichnis her, die einzige einigermaßen vollständige Übersicht der ganzen
Stadt, welche wir aus dem Altertum noch besitzen. In der folgenden Zeit hat sich das Aussehen Roms vornehmlich
durch die Bedürfnisse des christlichen Kultus verändert, welche zahlreiche kirchliche Prachtgebäude hervorriefen, während
die profanen Monumente aus der klassischen Zeit, namentlich seit der Einnahme der Stadt durch Alarich (410) und Geiserich (455),
verfielen. Trotzdem war im Anfang des 9. Jahrh. noch vieles vorhanden,
wovon uns der sogen. Anonymus Einsiedlensis berichtet. Aber die Stürme des Mittelalters vernichteten das meiste von diesem,
und die »Mirabilia urbis« beweisen, daß im 12. und 13. Jahrh.
nicht allein schon ein völliger Ruin des Altertümlichen, sondern auch eine große Unsicherheit aller alten Erinnerungen und
Überlieferungen eingetreten war.
Hinsichtlich der Größe und des Umfanges der Stadt fehlen uns zuverlässige statistische Angaben. Der Umfang des Aurelianischen
Mauerbaues wird jetzt als 22-23 km betragend angegeben, das von ihr umschlossene Areal auf ca. 1230 Hektar. Was die Bevölkerungsverhältnisse
betrifft, hat J. Beloch (»Die Bevölkerung
[* 13] der griechisch-römischen Welt«, Leipz. 1886) auf drei verschiedene
Arten für die ersten