Rohstoffsteuer,
s. Aufwandsteuern, ^[= (Verbrauchs-, Konsumtions-, Verzehrungssteuern) sind Steuern, welche den vom Steuerpflichtigen ...] S. 69.
s. Aufwandsteuern, ^[= (Verbrauchs-, Konsumtions-, Verzehrungssteuern) sind Steuern, welche den vom Steuerpflichtigen ...] S. 69.
Distrikt in der britisch-ind. Provinz Pandschab, 4690 qkm (85 QM.) groß mit (1881) 553,609 Einw. (fast nur Hindu), wird durch den Dschamnakanal und seine Verzweigungen bewässert und eignet sich für europäische Getreidearten, für Baumwolle, [* 2] Indigo, [* 3] Zucker [* 4] u. a., wird aber häufig von Hungersnot heimgesucht.
Die Stadt an der Straße von Dehli nach Lahor, hat 15,699 Einw.
Himalajapaß im Kangradistrikt des Pandschab, 4000 m ü. M., also weit niedriger als die benachbarten Pässe.
Die für Saumtiere gut hergestellte Straße führt von Sultanpur und Kangra nach Leh und Jarkand.
s. v. w. Ankerit. ^[= Mineral aus der Ordnung der Karbonate, findet sich in rhomboedrischen Kristallen, meist derb ...]
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Köln, [* 5] Kreis [* 6] Bonn, [* 7] an der Linie Kalscheuren-Bingerbrück der Preußischen Staatsbahn, hat einen Mineralbrunnen, Obst- und Gemüsebau und (1885) 1119 Einw.
(spr. rohchas), 1) Fernando de, span. Dichter, von dem nichts weiter bekannt ist, als daß er am Ende des 15. Jahrh. lebte und in Salamanca die Rechte studiert hatte, ist Verfasser des berühmten dramatischen Romans »La Celestina« in 21 Akten, welcher zu den Meisterwerken der spanischen Litteratur gezählt wird. Der Verfasser selbst schreibt den ersten Akt einem andern Dichter, dem Rodrigo de Cota oder Juan de Mena, zu und erklärt sich nur für den Fortsetzer. Die neuere Kritik bezweifelt mit Recht diese Angabe und hält Rojas für den Verfasser des Ganzen. Die »Celestina« erschien zuerst unter dem Titel: »Calisto y Melibea« (Burgos 1499), erhielt aber erst einige Jahre später vom Verfasser durch Umarbeitung und Erweiterung ihre heutige Gestalt (Sevilla [* 8] 1502). Sie ist seitdem sehr oft gedruckt (am besten Madr. 1822 u. 1846) und auch schon früh in andre Sprachen übersetzt worden, von K. Barthius sogar ins Lateinische (Frankf. 1624), in neuerer Zeit ins Französische von Germond de Lavigne (Par. 1841), ins Deutsche [* 9] von E. v. Bülow (Leipz. 1843).
2) Augustin de Rojas-Villandrando, span. Schauspieler und Schriftsteller, geboren um 1577 zu Madrid, [* 10] nahm in seiner Jugend Kriegsdienste und verweilte sechs Jahre unter den Truppen Philipps II. in Frankreich. Nach seiner Rückkehr wurde er Schauspieler und verfaßte eine Beschreibung seiner Erlebnisse und Erfahrungen: »Viage entretenido« (Madr. 1603 u. öfter),
mit 40 eingeflochtenen »Loas« aus seiner Feder und zahlreichen Notizen über das damalige Theaterwesen, welche das Buch zu einer Hauptquelle für die Geschichte der dramatischen Kunst in Spanien [* 11] machen. Ein andres Werk von ihm ist »El buen republico« (Salamanca 1611).
3) Francisco de Rojas-Zorrilla, berühmter dramat. Dichter Spaniens, geb. zu Toledo, [* 12] war Ritter des Ordens von Santiago und lebte meist in Madrid. Sein Todesjahr ist unbekannt. In seinen Dramen ist Rojas sehr ungleich; neben mehreren vortrefflichen findet sich eine Anzahl ganz mittelmäßiger und geradezu absurder. Sein »Del rey abajo ninguno« gehört zu den schönsten und zugleich populärsten Stücken der spanischen Nationalbühne (deutsch in Rapps »Spanischem Theater«, [* 13] Bd. 7, Leipz. 1871). Nächst diesem sind besonders zu erwähnen: »Donde no hay agravios, no hay zelos«, »Lo que son mugeres«, »Abre el ojo« und das äußerst wirkungsvolle Lustspiel »Entre bobos anda el juego«. In einem seiner Stücke hat er auch die Geschichte von Romeo und Julie unter dem Titel: »Los bandos de Verona« [* 14] behandelt. Ein Teil seiner dramatischen Werke erschien Madrid 1640-45, 2 Bde., und 1680, 2 Bde. Andre sind einzeln gedruckt oder in verschiedenen Sammlungen zerstreut. Eine Auswahl der besten besorgte Mesonero Romanos (»Comedias escogidas de Fr. de Rojas«, Madr. 1861). Einige finden sich auch in Ochoas »Tesoro del teatro español« (Par. 1838).
s. v. w. rudern;
in Hamburg [* 15] (auch royen): Fässer mit flüssigen Waren visieren;
Rojer, die dazu bestellten Personen.
Dorf in der mähr. Bezirkshauptmannschaft Prerau, mit (1880) 851 Einw., bekannt durch das Gefecht daselbst (s. Tobitschau).
Karl, Freiherr von, Mediziner, Begründer der deutschen pathologisch-anatomisch-ärztlichen Schule, geb. zu Königgrätz, [* 16] studierte in Prag [* 17] und Wien, [* 18] ward an letzterer Universität 1828 Assistent der pathologisch-anatomischen Anstalt und 1834 Professor der pathologischen Anatomie. Da er die mit dieser Professur verbundenen Funktionen des Prosektors des großen Wiener Krankenhauses und des gerichtlichen Anatomen für Wien zu versehen hatte, so brachte er ein unermeßliches Material von Beobachtungen zusammen, das er in seinem »Lehrbuch der pathologischen Anatomie« (Wien 1842-46, 5 Bde.; 3. Aufl. 1855-61) klar verarbeitet der Öffentlichkeit übergab.
Wie die frühern Humoralpathologen, legte er das Hauptgewicht auf das Blut und dessen Veränderungen als die nächsten Krankheitsursachen. In einer primären »Blutkrase« suchte er die Ursache der meisten konstitutionellen Übel und unterscheidet so eine Typhuskrase, Tuberkelkrase etc. Durch Rokitansky wurde das von Johannes Müller auf dem Gebiet der Pathologie eingeführte Mikroskop [* 19] zuerst zu dem wichtigsten pathologischen Forschungsmittel. Vor allem aber hat Rokitansky das große Verdienst, der pathologischen Anatomie zuerst auf deutschem Boden eine allgemeine Bedeutung verliehen, dieselbe zum Fundament einer pathologischen Physiologie und zur Grundlage der naturwissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiet der Medizin überhaupt gemacht zu haben. Auf dem durch ihn gelegten Grund wurde von Skoda, Schuh, Engel, Hebra, Oppolzer, Dittrich u. a. das Gebäude der neuern Diagnostik, der physiologischen Pathologie und Therapie aufgerichtet und der Ruf der Wien-Prager Schule gegründet. Er trat in den Ruhestand und starb in Wien. Er schrieb noch: »Die Defekte der Scheidewände des Herzens« (Wien 1875).
Vgl. »Karl, Freiherr von Rokitansky« (Wien 1874). -
Sein ältester Sohn, Hans, geb. 1835, ist Mitglied (Bassist) des Hofoperntheaters in Wien und Professor am Konservatorium, vermählt mit der Sängerin Therese Lablache.
(tschech. Rokycany), Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Pilsen, [* 20] am Klabawabach und an der Böhmischen Westbahn gelegen, hat 2 Vorstädte und teilweise noch erhaltene Ringmauern, ein Bezirksgericht, eine Bibliothek;
eine Dampfmühle und Säge, [* 21] eine Lederfabrik, Bierbrauerei, [* 22] Gasanstalt und (1880) mit der Garnison 4927 Einw. In der Umgebung sind Steinkohlen- und Eisenwerke. - Rokitzan ward 1421 im Hussitenkrieg eingeäschert, gehört aber jetzt zu den reichsten Gemeinden Böhmens.
von rocaille (s. d.) abgeleitete Bezeichnung für den in Frankreich unter der Regentschaft aufgekommenen und unter Ludwig XV. ausgebildeten Bau- und Dekorationsstil, welcher später in Deutschland, [* 23] wo er den Barockstil verdrängte, zur üppigsten ¶
Blüte [* 25] entfaltet wurde (besonders am Rhein, in München, [* 26] Würzburg, [* 27] Dresden, [* 28] Berlin [* 29] und Potsdam) [* 30] und bis um 1770 herrschend blieb, nachdem schon seit ca. 1750 die Reaktion des nüchternen und steifen Zopfstils eingetreten war. Der Rokokostil brachte keine neuen konstruktiven Elemente mit, sondern war vorzugsweise Dekoration. Semper bezeichnet es als Eigentümlichkeit des Rokoko, daß »das Rahmenwerk in ihm selbständig und zum Organismus wird, alle andern traditionellen Formen der Baukunst [* 31] zu ersetzen beginnt«.
Eine willkürliche, aber äußerst anmutige Ornamentik, bei der eine eigentümliche Muschelform die Hauptrolle spielt, macht sich auf Kosten einer strengen Stilistik geltend. Besonders in der Innendekoration übt das Rokoko einen märchenhaft bestrickenden Reiz aus. Die Bemalung hielt sich in hellen, gebrochenen Farben; viel wurde namentlich auch Vergoldung angewandt. Die Hauptschöpfungen des Rokoko, welches sich von Frankreich über ganz Europa [* 32] verbreitete, und das jetzt wieder sehr in Aufnahme gekommen ist, sind die Schlösser in Versailles, [* 33] in Brühl und Benrath am Rhein, in München (Nymphenburg), Würzburg, der Zwinger und das Japanische Palais in Dresden, Schloß Friedrichskron und Sanssouci bei Potsdam.
Das Rokoko erstreckte sich auch auf das gesamte Kunstgewerbe des 18. Jahrh. und hat namentlich der Porzellanfabrikation ihr Gepräge gegeben. Es nahm auch chinesische Elemente in sein dekoratives System auf.
Vgl. A. v. Zahn, Barock, Rokoko und Zopf (in der »Zeitschrift für bildende Kunst«, Bd. 8, Leipz. 1873);
Schumann, Barock und Rokoko (das. 1885);
Dohme und Gurlitt, Die Architektur und das Kunstgewerbe des 17. und 18. Jahrhunderts (Berl. 1884 ff.);
Gurlitt, Geschichte des Barockstils, des Rokokos u. des Klassizismus (Stuttg. 1886-88).
Rokoko nennt man auch die Tracht jener Kunstperiode, und danach war Rokoko früher die Bezeichnung für etwas Veraltetes oder Altmodisches.