3)
ThereseAlbertineLuise, als Schriftstellerin unter dem
NamenTalvj (den Anfangsbuchstaben ihres
NamensT. A.L. v. J.) bekannt,
geb. zu
Halle, Tochter desProfessorsL. H. v.
Jakob (s. d.) daselbst, verbrachte ihre
Jugend mit ihren Eltern
in Rußland, verheiratete sich 1828 mit dem vorigen, folgte demselben 1830 nach
Amerika
[* 13] und begleitete ihn später auf seinen
Reisen. Nach dem
Tode desselben 1864 nach
Deutschland zurückgekehrt, nahm sie schließlich ihren
Wohnsitz in
Hamburg,
[* 14] wo sie starb.
Von ihren
Schriften sind hervorzuheben: eine Übersetzung der
»Volkslieder der
Serben«
(Halle 1825-26, 2. Bde.; 2. Aufl.,
Leipz. 1853);
der
Held des weltberühmten, von
DanielDefoe (s. d.) verfaßten englischen
Romans, dessen 1. Teil unter dem
Titel: »Life and strange surprising adventures of robinson Crusoe« zuerst 1719 in
London erschien und einen so allgemeinen Beifall fand, daß der Verfasser noch in demselben Jahr zwei Fortsetzungen seines
Werkes veröffentlichte. Im 1. und 2. Teil erzählt
Defoe in wunderbar anschaulicher, schlicht natürlicher
Darstellung die mannigfaltigen
Schicksale eines von
Jugend auf durch abenteuerlustigen
Sinn in der
Welt umhergetriebenen Engländers,
dessen einsames
Leben auf einer menschenleeren
Insel nahe der Orinokomündung, wohin er durch
Schiffbruch verschlagen worden,
die erfindungsreiche Art seiner dortigen Einrichtung, seine
Befreiung, Heimkehr und abermaligeFahrt in
die
Fremde, aus der er
erst nach ereignisvollen
Reisen in
Indien,
China,
[* 16]
Sibirien etc. als begüterter Mann ins Vaterland zurückkommt.
Der 3. Teil, betitelt: »Serious reflexions during the life of robinson Crusoe«, enthält
hauptsächlich moralisierende Betrachtungen über den
Inhalt des 1. Teils, dem auch schon der 2. anReiz
und Bedeutung weit nachsteht.
DefoesBuch erlebte in
England selbst zahllose
Auflagen, in ganz
Europa
[* 17] massenhafte Übersetzungen
und
Nachahmungen und machte seinen Weg durch die ganze zivilisierte
Welt, wie es denn nach
Hettner
(»Robinson und die
Robinsonaden«,
ein
Vortrag, Berl. 1854) unter dem
Namen
»Perle des
Ozeans« sogar ein Lieblingsbuch der Araber wurde.
Noch 1719 erschien
die erste französische Übersetzung des Robinson, 1720 die frühste deutsche (Frankf. u.
Leipz., 2
Tle.), welche noch in demselben Jahr 5
Auflagen erlebte. Von neuern
Übertragungen des Originalwerkes sind die vonL. v.
Alvensleben (Leipz. 1850) und Altmüller (Hildburgh. 1869)
hervorzuheben. Der
Nachbildungen, welche unter dem
NamenRobinsonaden zusammengefaßt werden, zählte J.
Koch in seinem
»Grundriß einer Geschichte der
Sprache und Litteratur der
Deutschen« (Berl. 1798, Bd.
2) bis 1760 bereits 40 auf, zu denen noch eine stattliche Anzahl neuerer zu rechnen ist, darunter der »Österreichische
Robinson« (1822) und der
»NeueRobinson« von G. H. v.
Schubert (1848). Bereits 1722 erschien ein
»TeutscherRobinson oder
BernhardCreutz« in
Schwäbisch-Hall. Es folgten ein italienischer, französischer, sächsischer, schlesischer,
niedersächsischer, schwedischer, schwäbischer, kurpfälzischer, ostfriesischer
Robinson u. a., sämtlich in deutscher
Sprache;
desgleichen eine
Masse von
Robinsonaden, die sich nach den Berufsarten ihrer
Helden oder sonstigen Beziehungen betitelten, z. B.
ein geistlicher, ein medizinischer, ein jüdischer, ein moralischer
Robinson etc. Von allen Umformungen und
Nachbildungen des
Originalromans
Defoes hat aber keine so großen Erfolg gehabt wie
Campes
»Robinson der jüngere« (Hamb. 1779, 2 Bde.),
eine zu pädagogischen
Zwecken durch eingeschobene
Dialoge voll wissenschaftlicher und moralischer
Erörterungen verballhornte,
an sich aber meisterhafte Umgestaltung der Defoeschen
Erzählung. Das
Buch hat bereits die 92.
Auflage (Braunschw.
1876) erlebt, und schon wenige Jahre nach seinem Erscheinen konnte
Campe ihm nachrühmen, daß es in alle europäischen
Sprachen
(darunter auch ins
Neugriechische und Alttschechische) übersetzt sei. Ein Seitenstück eigentümlicher Art zum Robinson stellt
sich inHowells »The life and adventures of
AlexanderSelkirk« (Lond. 1828) dar.
Hier sind die
Schicksale eines schottischen
Matrosen berichtet, welcher, im
September 1704 auf der menschenleeren
InselJuan Fernandez
ausgesetzt, daselbst bis zum
Februar 1709, wo ihn
KapitänWoodRogers aufnahm und mit nach
England führte, sein einsames
Leben
in ähnlicher
Weise wie der erdichtete
HeldDefoes fristete (vgl.
WoodRogers'
Bericht über
Selkirk in »Collection
of voyages«, Lond. 1756). Man hat
Defoe vielfach vorgeworfen, daß er das
Beste in seinem Werk dem
Tagebuch (?) oder den sonstigen
Mitteilungen
Selkirks entnommen habe; der Vorwurf ist jedoch längst durch zuverlässige Untersuchungen entkräftet
worden. Von allen dem originalen in mehr selbständiger Art nachgebildeten Abenteurergeschichten in deutscher
Sprache verdient
als die poetisch wertvollste ausgezeichnet zu werden die unter dem
Namen
»InselFelsenburg« bekannte, deren Verfasser
Joh. Gottfr.
Schnabel (s. d.) war.