wurde auch Veranlassung, daß er nach
London
[* 2] übersiedelte, woselbst er als
Vokal- und Instrumentalkomponist eine außerordentliche
Fruchtbarkeit entfaltete.
In den 60er
Jahren ließ sich in
Florenz
[* 3] nieder, und hier begann er ein musikreformatorisches Werk
von weittragender Bedeutung, indem er nach dem
MusterDeutschlands
[* 4] und
Belgiens, deren Musikzustände er auf
wiederholten
Reisen genau kennen gelernt, Chorvereine ins
Leben rief und namentlich auch die Verbesserung des Schulgesangs
in
Angriff nahm.
Nachdem er auf diesem Gebiet glänzende Erfolge errungen, wurde er nach
Turin
[* 5] berufen, woselbst er als Generaldirektor des
städtischen Schulgesangunterrichts noch gegenwärtig thätig ist. Auch als Musikschriftsteller hat sich Roberti ausgezeichnet
durch seine
Kritiken in der »Gazzetta d'Italia« und »Gazzetta
piemontese«.
Ferner veröffentlichte er mehrere Gesangunterrichtswerke sowie die
Schriften: »Pagine di buona fede a proposito
di musica« (1876) u. »La
cappella regia di
Torino 1515-1870« (1879).
Vgl. J.
^[James] Ballantine,
The life of D. Roberts (Edinb. 1866).
2)
FrederickSleigh, brit.
General, geb. in
Irland als Sohn des
GeneralsSirAbrahamRoberts, zeichnete sich zuerst bei der
Belagerung von
Dehli (1857) aus, diente später (1867-68) als
Quartiermeister bei der
Brigade bengalischer
Truppen inAbessinien
und (1871-72) in gleicher
Eigenschaft im Kriegszug gegen die Lushai. Während des ersten
Feldzugs in
Afghanistan
[* 11] befehligte
er die Truppenmacht, deren Aufgabe es war, durch das Kuramthal vorzudringen, und erzwang an deren
Spitze den Übergang über
den 3412 m hohen Peiwarpaß Im zweiten afghanischen
Krieg hatte der inzwischen zum
Generalmajor
ernannte Roberts den Oberbefehl. Er besetzte
Kabul und marschierte von hier in 20
Tagen (11.-31. Aug. 1880) nach dem
von
Ejub Chan hart bedrängten
Kandahar, vor dessen
Mauern er 1. Sept. den Feind aufs
Haupt schlug. Zum
Baronet erhoben und im März 1881 zum
Gouverneur der
KolonieNatal und Commissioner in
Transvaal ernannt, kehrte er, da der
Friede mit den
Buren
bereits 21. März geschlossen war, bald als Befehlshaber von
Madras
[* 12] nach
Indien zurück, ward 1885 zum Oberbefehlshaber der
Truppen
des indischen
Reichs ernannt und unterwarf 1886
Birma.
2)
JamesBurton, ultramontaner engl. Schriftsteller, geb. zu
London, kam 1809 in das katholische
College von St.
Edmund, wo er bis 1819 verblieb, und ward 1825
Advokat;
später machte er
Reisen nach
Frankreich und trat als Schriftsteller zuerst mit einer englischen Übersetzung von F.
Schlegels
»Vorlesungen über die
Philosophie der Geschichte« (1835) und von
Möhlers
»Symbolik« (1843, 2 Bde.) auf. Er wurde 1855
Professor
der
Geographie und neuern Geschichte an der katholischen
Universität in
Dublin,
[* 13] später auch
Professor der
englischen Litteratur und starb Von seinen zahlreichen
Schriften sind zu nennen: »On various subjects of ancient
and modern history« (Vorlesungen, 1858);
»Lectures on Spain in the XVIII.
century, on the life, writings and times of
Chateaubriand, and on the Freemasons, Illuminati,
Jacobins
and Socialists« (1864);
»Lectures on the life, writings and times of
EdmundBurke« (1868, neue Aufl. 1872);
eine Übersetzung
von
Hergenröthers »Anti-Janus« (1870) etc.
das mehrere hundertmal hintereinander
gegebene
Lustspiel »School« (nach dem
Deutschen des
RoderichBenedix, 1869) und
»M. P.« (d. h.
Member of Parliament,
»Parlamentsmitglied«, 1870). Sie zeichnen sich durch glückliche
Wahl der
Stoffe, bühnengerechte Behandlung und glänzenden
Dialog aus. Robertson starb in
London.
(spr. robbs'n-),Meeresarm, welcher den
Smithsund mit dem arktischen
Becken verbindet, das
Kane als offenes
Meer,
Nares als mit
Eis
[* 14] bedeckt beschreibt. Der Robesonkanal wurde 1861 von
Hayes entdeckt und 1871 zuerst von
Hall
[* 15] mit
Bessels durchfahren.
Letztere überwinterten im
Thank-GodHarbour auf der Ostseite,
Nares und
Stephenson (1875-76) auf der
Westseite. Die
Hoffnung, daß diese
Straße einen
Weg in ein offenes
Polarmeer eröffnen werde, ist durch die
jüngsten
Erfahrungen der
Engländer zu nichte geworden; 1881 entsandten die Amerikaner eine Expedition zur Begründung einer
Beobachtungsstation in der
LadyFranklin-Bai auf der Westseite des
Kanals.
Zugleich trat sein argwöhnischer, mißtrauischer Charakter hervor, namentlich in seinen Reden im Jakobinerklub, dessen Präsident
er 1790 wurde. Das Königtum bekämpfte er seit der Flucht des Königs, den er fortan als Verräter betrachtete. Der verhängnisvolle
Beschluß, daß kein Mitglied der Konstituierenden Versammlung in die Legislative gewählt werden dürfe, war sein
erster großer parlamentarischer Erfolg. Nach dem Schluß der Konstituante wurde Robespierre einer der populärsten Revolutionsmänner.
Er zog damals in die einfache Wohnung des Tischlers Duplay, dessen Tochter Lenore seine Geliebte wurde. Robespierre wirkte als öffentlicher
Ankläger beim Tribunal von Paris, welches Amt er jedoch im Mai 1792 niederlegte, und als Redner im Jakobinerklub.
Dann wandte er sich, um allein zu herrschen, gegen seine bisherigen Helfershelfer und brachte HébertDanton
und die Cordeliers(5. April) sowie Chaumette(13. April) auf das Schafott. Nun schien ihm niemand mehr bei Aufrichtung seiner Herrschaft
im Weg zu stehen; die Würde und Machtbefugnis eines Hohenpriesters der
demokratischen Idee war das Ziel
seines ehrgeizigen Strebens. Den ersten Schritt zu dessen Erreichung bezeichnete seine Erklärung im Mai 1794, daß das französische
Volk an ein höchstes Wesen glaube. Am 20. Prairial zeigte er sich in der Majestät einer priesterlichen Stellung,
indem er vor den Tuilerienvor der versammelten Menge eine Rede zu Ehren des höchsten Wesens hielt.
Die Rede ward schweigend vernommen; als aber Lecointre den Druck derselben beantragte, verlangte man vorher
die Prüfung des Antrags durch die Ausschüsse. Am 9. Thermidor(27. Juli) ließen Robespierres Gegner ihn nicht zu Wort kommen. Tallien
hielt eine feurige Anklagerede gegen ihn, und ein Mitglied wagte den Antrag auf Robespierres Verhaftung, die nebst der Couthons
und Saint-Justs sofort dekretiert wurde. Robespierre ward nach dem Luxembourg gebracht, vom Volk aber befreit und
auf das Stadthaus geführt, wo inzwischen Robespierres gleichfalls durch Zufall befreite Genossen schon eingetroffen waren.
Die Unschlüssigkeit und Unthätigkeit Robespierres lähmten jedoch die ihm anhängende Kommune, während der Konvent eine
ungeahnte Energie zeigte und dem Oberbefehlshaber Barras den Befehl zum Angriff erteilte. Als dieser das
Stadthaus stürmte, versuchte Robespierre, sich durch einen Pistolenschuß zu töten, zerschmetterte sich jedoch nur
die Kinnlade. Er ward in die Conciergerie geschafft, von wo aus er 10. Thermidor(28. Juli) gegen 6 Uhr
[* 20] nachmittags mit 20 Genossen
zum Schafott auf dem Eintrachtsplatz gefahren wurde. Als sein Haupt fiel, ertönte aus der Menge lautes
Händeklatschen. SeinSturz bezeichnete das Ende des Schreckensregiments, das für Robespierre nur ein Übergang zur Erreichung seines
Ideals sein sollte. Die Überhebung, ein widerstrebendes Geschlecht vertilgen zu wollen, war Robespierres Frevel; seine Intelligenz
hatte einen beschränkten Gesichtskreis, sein Charakter war durch krankhafte Überreiztheit getrübt. Er
war kein Staatsmann, aber ein glänzender Parlamentsredner. »Œuvres choisies deMax. Robespierre« wurden von Laponneraye und Carrel
(Par. 1832-42, 3 Bde.), in Auswahl von
Vermorel (das. 1865) herausgegeben.
Vgl. Tissot, Histoire de Robespierre (Par. 1844, 2 Bde.);
Lewes, Life and correspondence of Robespierre (Lond. 1849);
Hamel, Histoire de Robespierre (Par. 1865-67, 3 Bde.);
Héricaut, Robespierre et le comité de salut public en l'an II (2. Aufl. 1877);