der Schneekoppe reicht. Das granitische Terrain ist auf seinen Höhen mit Felsmeeren von Granitblöcken bedeckt und reich an
pittoresken Felsmassen und Einzelfelsen, sowohl auf der Höhe des Kammes als auf der Abdachung;
auch die Betten der Bäche sind
erfüllt von wild übereinander liegenden Blöcken. Zu den Felsen der Höhe gehören: der Teufelstein, über
dem Großem Teich;
der Mittagstein, an der Seite der Kleinen Sturmhaube;
der Mädelstein, zwischen der Kleinen und Großen Sturmhaube;
die Rübezahlkanzel, unweit der Schneegrubenbaude, und zahlreiche andre. Zu den geognostischen Merkwürdigkeiten des Gebirges
gehören einzelne Porphyrgänge, so im Granit vom Quirlberg bei Hermsdorf bis zu den Schneegruben sowie
am Annaberg über Seidorf und in Fragmenten am Kleinen Teich;
auch Basalt tritt in einer kleinen Partie südöstlich vom Kynast
auf.
Bergbau wird nur in geringer Ausdehnung auf der böhmischen Seite am Riesengrund betrieben; wie zahlreich aber vor alten
Zeiten die Erzwäschen, wahrscheinlich Zinnseifen im R. gewesen sind, dafür zeugen die Seifengründe und
Seifenberge auf der schlesischen und böhmischen Seite des Hauptzugs. Zwischen den Straßen von Schreiberhau nach Harrachsdorf
und von Landeshut nach Trautenau führen nur Paschersteige über das Gebirge.
Das Riesengebirge erhebt sich aus der Region des Laubholzes mit seinen höchsten Gipfeln bis über die des Krummholzes. In den
tiefern Gründen kommen mit dem Nadelholz Buche, Eiche und Birke als Laubholz vor; von 500-1300 m herrscht aber der Nadelwald,
aus Fichten und Tannen bestehend. Über 1200 m fängt meist schon das baumlose Hochgebirge an, beginnend mit den Zwergformen
der Fichte und Vogelbeere, über welchen bei 1300 m Höhe die Zwergkiefer mit einigen zwergigen Laubhölzern
(darunter auch Salix Lapponum) die Holzpflanzen sind, die erstere oft undurchdringliche Dickichte bildend.
Mit ihnen finden sich zahlreiche subalpine und alpine Pflanzen zusammen, die endlich allein noch auf den höchsten Gipfeln
vorkommen. Im Hochgebirge wechseln auf den Kämmen und Kuppen mit Felstrümmern bedeckte Flächen mit solchen,
wo eine dünne Erddecke den Boden bedeckt, während in allen Mulden sich Moore und offene Sümpfe, erstere oft mit schwankender
Decke, ausdehnen. Die Zwergkiefer, Gräser, das Alpenhabichtskraut, Moose und Flechten, in den Mooren vorherrschend Halbgräser,
insbesondere Carex-Arten, sind die Hauptformen der dünnen und magern Vegetation der Höhen.
Unter den alpinen Pflanzen des Riesengebirges heben wir hervor: Primula minima, Anemone alpina, Alchemilla
fissa, Geum montanum, Potentilla aurea, Swertia perennis, Gentiana verna, Veratrum album, neben welchen zahlreiche andre vorkommen.
Auch alpine Tiere finden sich schon, wie die Alpenlerche und von Fischen der Saibling. An den geschützten und tiefern, wiesenreichen,
sanftern Gehängen haben sich im Hochgebirge und am obern Rande des Waldes die Eingebornen in Holzhäusern
(s. Baude) angesiedelt, um Rindvieh- und Ziegenzucht zu betreiben.
Die bekanntesten sind: die 1255 m hoch gelegene Hampelbaude auf der schlesischen Seite, die Riesenbaude am westlichen Fuß
des Koppenkegels auf der böhmischen Seite, die Wiesenbaude auf der Weißen Wiese im N. des Brunnenbergs,
die Spindler- und die Petersbaude zu beiden Seiten der mittlern Kammsenkung, die Schneegrubenbaude an der Großen Schneegrube
in der Höhe von 1455 m, die letztere ausschließlich dem Fremdenverkehr dienend. Die Futter- oder Sommerbauden dienen nur
in der
Sommerszeit zur Aufnahme von Vieh und Hirten für die Nacht auf den entfernten Weiden, die man nur
14-16 Wochen im Sommer, meist bis gegen Ende September, mit dem Vieh betreibt, welches dann zu den Winterbauden zurückgeführt
wird. Zu den schönsten Punkten, von wo aus man auf schlesischer Seite das Riesengebirge übersieht, gehört der Scholzenberg bei
Warmbrunn, indem man von hier aus die Gebirgskette in ihrer ganzen Ausdehnung überschaut; auf böhmischer Seite der mit einer
Wallfahrtskirche gekrönte Tabor bei Lomnitz. Am Westende des Gebirges führt die Straße von Hirschberg nach Reichenberg in Böhmen,
am Ostende die schon erwähnte Straße und die Eisenbahn von Landeshut nach Trautenau vorüber; neuerdings
führt auch eine Kunststraße von Hermsdorf unterm Kynast im Hirschberger Thal über den Gebirgskamm nach St. Peter in Böhmen
(im obern Elbthal). Der Touristenverkehr im R. ist ein sehr starker; kaum ein andres Gebirge Deutschlands hat so zahlreichen
Zuspruch aufzuweisen. Neuerdings ist durch die Thätigkeit des Riesengebirgsvereins auch dafür gesorgt,
daß den Reisenden mehr von dem dort so fehlenden Komfort geboten wird.
Vgl. Willkomm, Handbuch für Reisende durch das Riesengebirge (4.
Aufl. von Herloßsohn, Leipz. 1853);
Letzner, Wegweiser durch das (in »Meyers Reisebüchern«, 6. Aufl., das. 1888).
(Tridacna Brug.), Gattung aus der Familie der Riesenmuscheln (Tridacnidae), mit gleichklappigen, regelmäßigen,
stark gerippten, dicken Schalen, mit nur einem Schließmuskel und einem bis auf die Öffnungen für den kleinen Fuß und die
beiden Siphonen rings geschlossenen Mantel (vgl. T. mutica auf Tafel »Mollusken und Tunikaten«). Die Riesenmuschel (T.gigasL.), die größte aller Muscheln, bis 1,5 m lang und 2-4 Ztr. schwer, besitzt eine außerordentliche
Kraft in dem Schließmuskel und soll mit ihren scharfen Rändern starke Taue durchschneiden. Sie lebt in den indischen Meeren
und wird bisweilen in Kirchen als Weihkessel oder in Gärten als Goldfischbecken etc. benutzt. Das Fleisch
ist genießbar. T. elongata Vaill., im Roten Meer, 13-21 cm lang, lebt im Sand in einer Tiefe von 3-5 m, hat sehr schmackhaftes
Fleisch und kommt in so großer Menge vor, daß sie zum Kalkbrennen benutzt wird.
(Cryptobranchus japonicus v. d. H.),
Amphibie aus der Ordnung der Schwanzlurche und der Familie der Riesenmolche (Cryptobranchia), 1,6 m lang,
sehr plump, mit plattem Kopf und Körper, kurzem Hals, seitlich zusammengedrücktem Schwanz, plumpen Füßen, vorn mit vier, hinten
mit fünf Zehen, sehr kleinen Augen und sehr kleinen Zähnen, unebener, warziger, hell graubrauner, dunkelgewölkter, unterseits
hellerer Haut, lebt auf der Südhälfte der japanischen Insel Nippon in klaren Quellbächen und nährt sich
von Kerbtieren, Fischen und Fröschen. Er ist überaus träge, hält sich beständig an dunklen Orten und soll selten und nur
nachts das Wasser verlassen. Über seine Fortpflanzung ist nichts bekannt. Er besitzt schmackhaftes Fleisch und wird in Japan
gegessen. Nach Europa gebrachte Exemplare halten sich sehr lange in der Gefangenschaft.
(Boïdae Dum. et Bibr., hierzu Tafel »Riesenschlange«),
Familie aus der Ordnung der Schlangen und der Unterordnung der nichtgiftigen Schlangen, große Tiere mit sehr gestrecktem,
mehr
seitlich zusammengedrücktem, ungemein kräftigem Körper, deutlich abgesetztem, verlängert eiförmigem, von oben nach unten
abgeplattetem, oft mit Schuppen statt der Schilder bedecktem Kopf, weitem Rachen mit derben Zähnen, dünnem Hals, verhältnismäßig
kurzem, in verschiedenem Grad einrollbarem Schwanz und rudimentären Hinterextremitäten, welche äußerlich durch zwei hornige,
stumpfe Klauen in der Nähe des Afters angedeutet sind. Sie bewohnen die Wälder der heißen Länder der Alten
und Neuen Welt, liegen am Tag zusammengerollt, jagen meist nachts und bemächtigen sich ihrer Beute, indem sie dieselbe mit
dem Gebiß packen, dann umschlingen, erdrücken und endlich verschlingen.
Wie alle Schlangen, versinken sie nach der Sättigung in einen Zustand großer Trägheit. Sie sind im stande,
Tiere bis zur Größe eines Rehs zu bewältigen, fliehen aber meist vor dem Menschen. Die Abgottschlange (Königsschlange, Boa
constrictor L., s. Tafel »Schlangen II«),
über 6 m lang, rötlichgrau, mit eiförmigen, graugelblichen Flecken in einem breiten,
zackigen, dunkeln Längsstreifen auf dem Rücken und mit drei dunkeln Streifen auf dem Kopf, bewohnt das
nördliche und östliche Südamerika, lebt in trocknen Wäldern und Gebüschen, hält sich in Erdhöhlen, Felsklüften, zwischen
Wurzeln etc. verborgen und ist am Tag leicht zu erlegen; bisweilen besteigt sie auch Bäume, geht aber nie ins Wasser. Sie nährt
sich von kleinen Säugetieren, Vögeln und Reptilien. An gefangenen Abgottschlangen hat man beobachtet,
daß sie lebendig gebärend sind, andre brachten mehrere lebende Junge und gleichzeitig Eier zur Welt. In Brasilien unterhält
man Abgottschlangen als Ratten- und Mäusejäger in Speichern, in welchen sie sich nachts frei umhertreiben.
Man verarbeitet die gegerbte Haut zu Stiefeln und Satteldecken; das Fleisch wird von den Negern gegessen
und das Fett als Heilmittel benutzt. Sehr häufig wird sie lebend nach Europa gebracht. Die alten Mexikaner verehrten eine große
Schlange, vielleicht diese Art; aber auch die Neger in Amerika treiben Götzendienerei mit derselben. Die Anaconda (Eunectes murinus
Wagl., s. beifolgende Tafel), welche dieselben Länder wie die vorige bewohnt, soll über 10 m lang werden,
ist oberseits dunkel olivenfarben, schwarzbraun gefleckt, mit einem schmutzig gelbroten und einem schwarzbraunen, vom Auge
aus verlaufenden Streifen, unterseits blaßgelb, schwärzlich gefleckt mit zwei Reihen ringförmiger schwarzer, innen gelber
Augenflecke.
Sie lebt meist im Wasser, sonnt sich aber gern am Ufer, besteigt auch Bäume, nährt sich von Säugetieren,
Vögeln, hauptsächlich aber von Fischen und macht sich durch ihre Räubereien sehr verhaßt. Sie flieht, wie die vorige, den
Menschen und wird auch leicht getötet; doch wird vielfach erzählt, daß sie Badenden gefährlich werden könne. Während
der Verdauung liegt sie träge und haucht einen pestartigen Geruch aus. Wenn die Gewässer, in denen sie
lebt, austrocknen, vergräbt sie sich in den Schlamm und verfällt in einen Zustand der Erstarrung. Sie soll Eier legen, nach
andern lebendige Junge
gebären. Man verwertet sie wie die vorige, auch kommt sie ebenso oft lebend nach
Europa.