VolkesBeschwerde zu führen. Er gewann hier die
Gunst des
Papstes, der ihn 1344 zum
Notar der städtischen
Kammer ernannte. Da
der
Druck des
Adels immer höher stieg, erschien Riénzi in der Mitte einer Volksschar auf dem
Kapitol, ließ sich mit
Zustimmung des päpstlichen
Legaten zumVolkstribun ausrufen, stellte die republikanische
Verwaltung her,
bildete eine
Bürgerwehr, wodurch
er denAdel zur
Flucht oder zur Unterwürfigkeit zwang, und führte strenge Gerechtigkeitspflege
ein.
Zugleich suchte er die alte Macht der römischen
Republik herzustellen, indem
er an alle
Fürsten und
StädteItaliens,
[* 2] ja auch
an den
KaiserKarl IV. und an den König von
Frankreich Einladungen zu einer Versammlung in der alten Hauptstadt
Italiens und der
Welt ergehen ließ. Das große italienische Verbrüderungsfest, das 2. Aug. in
Rom
[* 3] stattfand, wurde aber von Riénzi bloß
benutzt, um durch prahlerische
Aufzüge
[* 4] und Schaustellungen seiner und der
Römer
[* 5]
Eitelkeit zu schmeicheln.
Noch erfocht er 20. Nov. einen blutigen
Sieg über den widerspenstigen
Adel. Das
Glück machte ihn jedoch übermütig.
Seine schwelgerische Lebensweise sowie mancherlei Bedrückungen, besonders von seiten der Trabantenschar, mit welcher er
sich umgab, entzogen ihm die
Liebe des
Volkes, der
Papst wandte sich von ihm ab, und nach zehnmonatlicher Herrschaft mußte
er im März 1348 vor dem zurückkehrenden
Adel die
Flucht ergreifen.
KaiserKarl IV., zu
dem er 1350 nach
Prag
[* 6] floh, schickte ihn 1352 in
Ketten zum
PapstClemens VI. nach
Avignon, und nur der Fürsprache
Petrarcas hatte er eine milde Behandlung zu verdanken.
PapstInnocenz VI. suchte bei seiner Thronbesteigung Rienzis Einfluß zur Unterwerfung des römischen
Adels
zu benutzen und schickte ihn (1354) im
Gefolge des
KardinalsAlbornoz mit dem
Titel eines
Senators nach
Rom. Riénzi vertrieb zwar den
Adel aufs neue, war aber nicht mehr der begeisterte
Republikaner, sondern der
Diener des
Papstes, dessen Gelddurst er durch Ermordung
des reichen Bandenführers
Fra Moreale und durch neue
Auflagen befriedigen mußte. Dies brachte das
Volk abermals gegen ihn
auf. Im
Kapitol von seinen Feinden überfallen, entfloh er in Bettlertracht, ward aber eingeholt und von einem
Diener
des
HausesColonna grausam ermordet.
SeinenLeichnam schleifte der
Pöbel durch die Stadt, verbrannte ihn
und streute die
Asche in die
Luft. Rienzis
Schicksal ward von
Bulwer als
Stoff eines
Romans, von Jul.
Mosen zu einem
Trauerspiel
und von
RichardWagner zu einer
Oper benutzt.
Vgl. Papencordt,Cola di Rienzo und seine Zeit (Hamb. 1841);
1)
Ernst Ludwig, Kupferstecher, geb. 1765 zu
Göttingen,
[* 8] wurde Universitätskupferstecher daselbst und
machte sich besonders bekannt durch seine
Stiche nach
Hogarths Sittengemälden, die seit 1794 mit den
Erklärungen von
Lichtenberg
erschienen. Er starb
Nach längern Kunstreisen, besonders im
Norden
[* 22]
Europas, kam Ries 1813 nach
London,
[* 23] wo seine Leistungen solche
Anerkennung fanden,
daß er bis 1823 dort blieb. Dann zog er sich, in den
Besitz eines ansehnlichen
Vermögens gelangt, nach
Godesberg zurück,
von wo aus er mehrere Kunstreisen nach
England und
Italien unternahm, folgte jedoch 1834 dem Drang nach
einer amtlichen Thätigkeit und trat die
Stelle eines städtischen
Kapellmeisters in
Aachen
[* 24] an. Äußere Hindernisse veranlaßten
ihn, dies
Amt schon zwei Jahre später aufzugeben; nach
Frankfurt
[* 25] a. M. übergesiedelt, fand er einen
Ersatz dafür in der Leitung
des Cäcilienvereins, welche er bis zu seinem
Tod, fortführte.
unter dem Titel: »Biographische NotizenüberL. v. Beethoven« (Kobl. 1838) veröffentlichte.
2) Hubert, Bruder des vorigen, Violinspieler, geb. zu Bonn, erhielt seine Ausbildung ebenfalls durch seinen Vater sowie
später in Kassel durch Spohr u. Hauptmann, wurde 1824 am Königsstädtischen Theater
[* 28] zu Berlin
[* 29] als Orchesterdirigent angestellt
und trat ein Jahr später in die dortige königliche Kapelle ein. Nachdem er sich durch die seit 1833 von
ihm veranstalteten Quartettabende die besondere Gunst des Berliner
[* 30] Publikums erworben, wurde er 1836 zum königlichen Konzertmeister
und 1839 zum Mitglied der Akademie der Künste ernannt.
Während dieser Zeit entfaltete er eine überaus fruchtbare Lehrthätigkeit, die er auch noch nach seiner
in den 70er Jahren erfolgten Pensionierung fortgesetzt hat. Er starb in Berlin. Auch als Komponist hat Ries auf pädagogischem
Gebiet das Bedeutendste geleistet; seine »Violinschule für den ersten Unterricht« (auch in engl. Übersetzung erschienen),
seine »Violinstudien in mäßiger Schwierigkeit« sowie
die »Zwölf Violinstudien in Form von Konzertstücken« sind Arbeiten von hohem und bleibendem Wert. - Von seinen Söhnen nehmen
die ältern, Louis, geb. zu Berlin, und Adolf, geb. daselbst, der eine als Violinist, der andre als Klavierspieler
in London hochgeachtete Stellungen ein; der jüngste, Franz, geb. zu Berlin, bildete sich unter
Leitung seines Vaters und, nachdem er ins PariserKonservatorium eingetreten, unter Massart zum Violinisten aus, mußte jedoch
nach kurzer, glänzender Künstlerlaufbahn eines Nervenleidens wegen seinen Beruf aufgeben und ließ sich 1875 als Musikalienhändler
in Dresden nieder, wo er sich jedoch gelegentlich auch noch als Virtuose und Komponist bethätigte. Seit 1884 lebt
er als Mitbesitzer der Firma u. Erler« in Berlin. Von seinen zahlreichen geistvollen und gediegenen Kompositionen haben namentlich
zwei Suiten für Violine sowie mehrere Liederhefte weite Verbreitung gefunden.