1873 ff.). Als das
Oktoberdiplom 1860 die endgültige Konstituierung einer tschechischen Nationalpartei zur
Folge hatte, stellte
sich Rieger nebst seinem Schwiegervater
Palacky offen an die
Spitze derselben. Als ihr
Organ traten die »Národni Listy« in das
Leben. Von 1863 an, als die
Tschechen auf Riegers Betrieb beschlossen hatten, denReichsrat nicht mehr zu
beschicken, blieb seine Wirksamkeit auf den
LandtagBöhmens sowie auf die tschechischen
Vereine und
Körperschaften beschränkt.
WilhelmHeinrich, Schriftsteller, geb. zu
Biebrich
[* 5] a. Rh., studierte in
Marburg,
[* 6]
Tübingen,
[* 7]
Bonn
[* 8] und
Gießen,
[* 9] redigierte seit 1846 mit Giehne die »Karlsruher
Zeitung«, begründete dann mit
Christ den
»Badischen Landtagsboten« und gab,
nachdem er zum Mitglied der deutschen
Nationalversammlung gewählt worden, 1848-51 die konservative »Nassauische
allgemeine
Zeitung« heraus, während er zugleich mit der musikalischen Leitung des Hoftheaters in
Wiesbaden
[* 10] betraut war.
Nachdem er 1851-53 bei der Redaktion der
Augsburger »Allgemeinen
Zeitung« thätig gewesen, folgte er 1854 einem
Ruf als
Professor
der
Staats- und
Kameralwissenschaften nachMünchen,
[* 11] wo er 1859 die Professur für Litteraturgeschichte
übernahm und 1862 Mitglied der
Akademie der
Wissenschaften ward. 1885 wurde er zum
Direktor des bayrischen Nationalmuseums
ernannt. Er schrieb: »Naturgeschichte des
Volkes« (Stuttg. 1853-69, 4 Bde.;
Bd. 1: »Land und Leute«, 8. Aufl. 1883; Bd.
2: »Die bürgerliche
Gesellschaft«, 8. Aufl. 1885; Bd.
3: »Die
Familie«, 9. Aufl. 1882; Bd.
4: »Wanderbuch«, 2. Aufl. 1870);
Auf Anregung Riehls und unter
seiner Leitung erschien 1859-67 die
»Bavaria«, eine umfassende geographisch-ethnographische Schilderung
Bayerns. 1870-79 gab
er das von
Raumer begründete
»Historische Taschenbuch« heraus. - Seine Tochter
Helene machte sich als Landschaftsmalerin
bekannt; sein Sohn
Berthold,
Dozent der
Kunstgeschichte an der
MünchenerUniversität, schrieb: »Geschichte des
Sittenbildes in der
deutschen
Kunst bis zum
Tod P.
Brueghels des ältern« (Stuttg. 1884);
Druck erschien. Seit 1875 wirkte er als Musikdirektor in Bielefeld
[* 26] und seit dem Herbst 1878 als Privatdozent der Musik an der
UniversitätLeipzig. Nachdem er letztere Stellung 1880 aufgegeben, ließ er sich als Musiklehrer in Bromberg
[* 27] nieder, von wo
er 1881 nach Hamburg
[* 28] als Lehrer am Konservatorium übersiedelte. Riemanns Hauptthätigkeit ist der Musiktheorie
zugewendet, und zwar verfolgt er hier ganz neue Wege sowohl auf dem Gebiet der Harmonielehre, für welche er eine neue Bezifferungsweise
und Terminologie aufstellte, als auch auf dem der Rhythmik, wo er mit seiner Phrasierungslehre Aufsehen machte.
An Kompositionen veröffentlichte
er Klavierstücke, Etüden, Lieder und Kammermusikwerke. Besonders zu erwähnen sind noch seine »Phrasierungsausgaben«
klassischer Klavierwerke (Mozart, Beethoven, Bach, Clementi, Häßler, Schubert). Auch bearbeitete er Marx' »Kompositionslehre«
neu (1. Bd. 1887, 4. Bd.
1888) und übersetzte Gevaerts »Instrumentationslehre« (Leipz.
1887).