und eine gesicherte
Stellung verschaffte. Süßlich und sentimental in allem, was er schreibt, scheint er kein höheres
Ziel
zu kennen, als seinen Leserinnen
Thränen der Rührung zu entlocken, während er die
Männer durch chauvinistische Zuthaten
gewinnt. Im übrigen vertritt er eine gesunde
Moral, und der Einfluß seiner
Romane, welche durch das
»PetitJournal« allgemeine Verbreitung fanden, kann im
Vergleich zu andern sogen.
Volksschriften eher ein heilsamer genannt werden.
Erwähnt seien von seinen Werken nur: »L'homme aux lunettes noires« (1864);
Nach dem
Fall des Günstlings mußte er 1617 in sein
Bistum zurückkehren und später
Avignon zu seinem Aufenthaltsort nehmen,
wo er sich geistlicher Schriftstellerei widmete und die »Défense des principaux
points de la foi catholique« und die »Instruction du
chrétien« veröffentlichte, die viel gelesen wurden. 1619 behufs der Friedensstiftung zwischen der
Partei der
Königin-Mutter
und des
Königs wieder an den
Hof
[* 6] gerufen, brachte
er denFrieden von
Pont-de-Cé zu stande. 1622 wurde er zum
Kardinal
ernannt.
Mit
Mut und
Ausdauer verfolgte er sein
Ziel, unterstützt von dem gleichgesinnten
FranzLeclerc du Tremblay, genanntPaterJoseph, aber fortwährend behindert durch
das Mißtrauen und die
Eifersucht des
Königs, und scheute kein
Mittel, so
hart und
grausam es war, um den
Adel zu demütigen. Wiederholt hatte er mit
Verschwörungen der Edelleute zu kämpfen, an denen die
nächsten Verwandten des Königshauses, die Königinnen
Maria und
Anna sowie der
Herzog von
Orléans,
[* 7] teilnahmen,
die Richelieu aber stets durch rasche, blutige
Energie zu unterdrücken wußte. 1627 ließ sich Richelieu von einer Notabelnversammlung
zum Oberaufseher des Seewesens machen, stellte ein
Heer und eine
Flotte her und vernichtete durch die
Einnahme der
Festung
[* 8] La
Rochelle die politische Macht der
Hugenotten, während er in religiöser Hinsicht ihnen keinerlei
Fessel anlegte. Im mantuanischen Erbfolgestreit (1629-31), bei welchem der
Herzog von
Nevers, ein französischer
Vasall, beteiligt
war, überschritt Richelieu, der am zum ersten
Minister ernannt worden, 1630 selbst als
Generalissimus an der
Spitze eines
Heers die
Alpen,
[* 9] erobertePignerol und erlangte im
Frieden von
CherascoMantua
[* 10] für
Revers und die
Räumung des
Veltlin seitens der Kaiserlichen, denen er durch sein
Bündnis mit
GustavAdolf auch in
Deutschland
[* 11] Schwierigkeiten
bereitete.
AlleVersuche der auf seine Macht eifersüchtigen
Königin-Mutter, durch unaufhörliche eindringlich
Vorstellungen den König
zur Entlassung Richelieus zu bestimmen, scheiterten an der Macht, die dessen persönliches Erscheinen
stets wieder über
Ludwig ausübte.
Maria, bereits des
Siegs gewiß, sah sich nach einer Unterredung Richelieus mit dem König
plötzlich von allen verlassen (journée des dupes, Nun zog Richelieu, der zum Pair,
Herzog und
Gouverneur derBretagne
erhoben wurde, viele ihm feindlich gesinnte
Große gefänglich ein und ließ sie durch gefügige Gerichtskommissionen zum
Tod verurteilen oder des
Landes verweisen.
Die Katalonier wurden von ihm gegen
Spanien aufgereizt, die Thronbesteigung des
HausesBraganza in
Portugal befördert und durch
Konspirieren mit den
Schotten und den englischen
Independenten das traurige
GeschickKarls I. von
England beschleunigt. Auch gab
er der französischen
Kolonisation in
Amerika
[* 16] und
Afrika
[* 17] einen mächtigen Aufschwung. Der König ertrug
die Herrschaft des allmächtigen
Ministers nur mit Widerwillen. Als aber sein Günstling
Cinq-Mars 1642 mit seinem
Wissen eine
Verschwörung zum
Sturz des
Kardinals anzettelte und mit
Spanien zu diesem
Zweck einen geheimen
Vertrag schloß, zwang Richelieu
Ludwig
XIII., die Verschwörer preiszugeben, und ließ
Cinq-Mars und deThou hinrichten. Richelieu starb nachdem
er dem König den
KardinalMazarin als
Minister empfohlen hatte. Seine
Güter vererbte er auf seinen
NeffenArmandJean Wignerod.
hat den Grundstein zur Macht
Frankreichs gelegt. Zwar waren seine Maßregeln drückend, namentlich wuchs unter ihm die Steuerlast;
aber anderseits kam die Stärkung der königlichen
Gewalt vorzugsweise den untern
Ständen zu gute, welche
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Rechtsschutz undFreiheit der Bewegung gewannen. Obwohl Kardinal, wußte auch der Kurie gegenüber die Rechte des Königtums mit
Erfolg zu wahren; der katholischen Kirche in Frankreich hauchte er neues Leben ein und gab ihr auch das geistige Übergewicht
über die Hugenotten. Seine Thätigkeit war rastlos, ungemessen aber auch seine Prachtliebe und zahlreich
seine Sonderbarkeiten. Übrigens beförderte Richelieu Wissenschaften und Künste, gab der Sorbonne ihre spätere Gestalt, gründete 1635 die
französische Akademie, baute das Palais-Cardinal, welches er dem König vermachte, und das seitdem Palais-Royal hieß, und
veranstaltete schöne Ausgaben römischer und griechischer Klassiker durch die Hofbuchdruckerei. Außer seinen theologischen
Schriften sind von ihm bekannt: »Histoire de la mère et du fils« (Amsterd. 1730, 2 Bde.),
die aus dem Staatsarchiv von Petitot herausgegebenen »Mémoires«, die von 1624 bis 1638 reichen
und sich in den »Mémoires relatifs à l'histoire de la France« (Par. 1823, Bd. 7 u.
8) abgedruckt finden;
das »Testament politique du cardinal de Richelieu« (das. 1764, 2 Bde.),
dessen Echtheit bestritten wird;
»Journal du cardinal de Richelieu« (Amsterd. 1664, 2 Bde.),
Seine Korrespondenz (»Lettres, instructions diplomatiques, etc.«, 1853-77, 8 Bde.)
ist in den »Documents inédits de l'histoire de France« von Avenel publiziert.
Vgl. Leclerc, Vie du cardinal
de Richelieu (1694 u. öfter);
Von nun an trat er fast ganz vom öffentlichen Leben zurück. Unter Ludwig XVI. war sein Ansehen am Hof
schon völlig geschwunden; nur sein Witz und sein Verhältnis zu Maurepas hielten ihn noch etwas aufrecht. In einem Alter von 84 Jahren
vermählte er sich 1780 zum drittenmal mit Frau de Rooth, der Witwe eines Irländers. Seit 1781 Präsident beim Ehrengericht,
starb er SeinLeichnam wurde in der Sorbonne beigesetzt. Er hatte alle Tugenden und Laster eines
Hofmanns seiner Zeit; bei großer Gewandtheit und Liebenswürdigkeit ging ihm jede tiefere Bildung ab. Seine zweite Gemahlin,
eine Tochter des Prinzen von Guise (1734-40), hatte ihm den Herzog von Fronsac und eine Tochter geboren, die sich
mit dem GrafenEgmont vermählte. Die nach seinen Papieren bearbeiteten Memoiren (hrsg. von Soulavie, Par. 1793, 9 Bde.;
deutsch von Heß, Jena
[* 26] 1790-1800, 9 Bde.; »Nouveaux
mémoires du maréchal duc de Richelieu«, hrsg. von Lescure, 1869, 4 Bde.)
haben zwar geschichtlichen Wert, sind aber zum Teil untergeschoben.
Vgl. Faur, Vie privée du maréchal
de Richelieu (Par. 1792, 3 Bde.).
Da er aber, dem Wunsch der Mächte folgend, das Wahlgesetz in reaktionärem Sinn zu ändern bereit war, brach im Ministerium
ein Zwiespalt aus, der Richelieu bewog, im Dezember 1818 seine Entlassung zu nehmen. Er schied gänzlich mittellos
aus dem Staatsdienst, und deshalb votierten ihm die Kammern eine Nationalbelohnung von 50,000 Frank jährlicher Einkünfte,
welche Richelieu aber milden Stiftungen der Stadt Bordeaux
[* 31] vermachte. Im Februar 1820, nach der Ermordung des Herzogs von Berri, von
neuem ins Ministerium berufen, suchte er durch einige reaktionäre Gesetze die Autorität des Königtums
zu kräftigen, genügte aber den Ultraroyalisten
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