Geltung auch noch eine halbzeitige haben könne. Der Rhythmus wirkt gleichsam als Naturprinzip unwiderstehlich: der Takt des Marsches
belebt und fordert den Schritt;
die Drescher, die Böttcher, die Schmiede etc. vollziehen ihr einförmiges Klopfen im R., und
die Schiffer erleichtern sich die Mühe des Ruderns durch rhythmischen Gesang. - In der Musik bezeichnet
Rhythmus im engern Sinn die Art der Bewegung der unterschiedlichen Notengruppen innerhalb einer feststehenden Taktart, im weitern
Sinn die Fortbewegung ganzer Takt- und Satzgruppen im großen Tonganzen selbst.
Der Gang und Charakter der rhythmischen Bewegung
ist es vornehmlich, welcher dem Musikstück sein bestimmtes physiognomisches Gepräge gibt.
Vgl. Westphal,
Theorie der musikalischen Rhythmik seit Bach (Leipz. 1880).
(Riouw, Rhiau, auch Bintang genannt), unter niederländ. Oberhoheit stehende Inselgruppe zwischen der Südspitze
der Halbinsel Malakka und der Nordküste von Sumatra, bildet mit den Lingga-, Karimon-, Tambilan-, Anambas- und Natunainseln die
Residentschaft »Riau mit Zubehör«. Die genannten Inselgruppen umfassen zusammen 44,898 qkm (825,4 QM.)
mit (1885) 94,905 Einw., wovon 166 Europäer und 21,184 Chinesen. Hauptprodukte für den Handel sind Pfeffer und Gambir; von einzelnen
Inseln (Senkep und Karimon) kommt Zinn.
Die Bewohner der Linggainseln beschäftigen sich mit Trepang- und Agar-Agarfischerei. Der Hauptmarkt für diese Produkte
ist Singapur. Früher gehörten diese Inseln zum malaiischen Königreich Malakka, nach dessen Besitznahme durch die Portugiesen
sie in den Besitz des Sultans von Bintang-Dschobor kamen, der seinen Sitz nach der Hauptinsel Bintang verlegte und hier die Stadt
Riau gründete. Infolge der von hier aus betriebenen Seeräuberei mit den Niederländern in Krieg verwickelt,
ward der Sultan den letztern lehnspflichtig.
Der Vertrag von 1820 bestimmte die Teilung der Einkünfte zwischen den Niederländern und dem Fürsten; 1823 erfolgte die Abtretung
der Insel Bintang, und 1830 verpflichtete er sich, die Regierung des Reichs einem Reichsverweser als Radscha Muda zu übertragen,
der immer aus den bugginesischen Fürsten gewählt werden muß. Die Oberaufsichtsbehörde der Niederländer
ist der in Tauschung Pinang wohnende Resident. Die Einkünfte aus den Inseln sind zu rund 400,000 Mk. veranschlagt.
Bezirksstadt in der span. Provinz Orense, am Einfluß des Avia in den Minho und an der Eisenbahn Orense-Vigo,
mit (1878) 4247 Einw. Die Umgegend erzeugt einen
berühmten Weißwein.
Otto, namhafter Philolog, geb. zu Erfurt, vorgebildet in Breslau und Berlin, studierte seit 1845 in
Berlin und Bonn (besonders unter Ritschl), reiste 1852 nach Italien, wurde 1853 Mitglied des Seminars für
gelehrte Schulen in Berlin, 1854
ordentlicher Lehrer am Gymnasium zu Elberfeld, 1856 außerordentlicher und 1859 ordentlicher
Professor in Bern
(zugleich Lehrer der alten Sprachen am obern Gymnasium), 1861 in Basel
(zugleich Lehrer der alten Sprachen am Pädagogium), 1862 in
Kiel, 1872 nach Bährs Tod in Heidelberg und 1877 an Ritschls Stelle in Leipzig. Seine Hauptwerke sind die Ausgaben
der »Fragmenta scenicae Romanorum poesis« (Leipz.
1852-55, 2 Bde.; 2. Aufl. 1871-73)
und des Vergil (das. 1859-69, 5 Bde.;
Textausgabe, das. 1859 u. 1867). An das erstere schließen sich
an: »Die römische Tragödie im Zeitalter der Republik« (Leipz. 1875),
die Ausgabe von Plautus' »Miles gloriosus«
(das. 1881) und die ethologischen Studien: »Alazon« (das. 1882),
»Kolax« (das. 1883) und »Agroikos«
(das. 1885). Sonst sind zu nennen: die Ausgabe des Juvenal (Leipz. 1859; vgl. dazu »Der
echte und der unechte Juvenal«, Berl. 1865),
welche wegen der maßlosen Kühnheit der darin geübten
Kritik wenig Beifall fand, die von Horaz' »Episteln« (das. 1869) und besonders die Biographie »F. W. Ritschl« (Leipz. 1879-81, 2 Bde.)
sowie als sein neuestes Werk die »Geschichte der römischen Dichtung« (Bd. 1, Stuttg.
1887). Seit 1876 ist Ribbeck Mitherausgeber des »Rheinischen Museums für Philologie« (seit 1878 mit Bücheler).
Georg Julius, namhafter Romanist, geb. zu Bremerlehe, erhielt seine Schulbildung zu Stade, Braunschweig,
Kassel, studierte seit 1814 in Göttingen und Berlin die Rechte und war 1817-23 Accessist an der königlichen Universitätsbibliothek
zu Göttingen. 1819 daselbst zum Doktor der Rechte promoviert, habilitierte er sich 1820 als Privatdozent
und wurde 1822 außerordentlicher Beisitzer des Spruchkollegiums, 1823 außerordentlicher, 1832 ordentlicher Professor, 1844 Hofrat, 1854 Geheimer
Justizrat. Obwohl litterarisch nur wenig fruchtbar, war er doch als akademischer Lehrer bedeutend und erwarb sich durch seine
Monographie »Zur Lehre von den Korrealobligationen« (Götting. 1831) den Ruf eines scharfsinnigen Juristen.
Er starb in Göttingen.
(spr. ribbl), Fluß in England, fällt nach 99 km langem Lauf unterhalb Preston (bis wohin er für kleine Seeschiffe
schiffbar ist) in das Irische Meer, wo er einen Busen bildet.
(Ripen), dän. Amt, den südwestlichen Teil Jütlands umfassend, 3045 qkm (55,3 QM.) mit (1880)
73,257 Einw. Die gleichnamige Hauptstadt liegt 5 km von der Nordsee an der Ribe-Aa und an der Eisenbahn
Bramminge-Ribe, ist Sitz eines Stiftsamtmanns, eines Bischofs und eines deutschen Konsulats, hat 2 Kirchen (darunter der ursprünglich
romanische, zu Anfang des 12. Jahrh. erbaute Dom mit schöner Kuppel), eine Kathedralschule, eine Diskont- und Leihbank und (1880) 3933 Einw.
Der früher bedeutende Handel ist in neuerer Zeit sehr gesunken. Ribe erhielt bereits im 9. Jahrh.
eine christliche Kirche und durch Kaiser Otto I. ein Bistum (948). Im Mittelalter war es nächst Roeskilde und Viborg die ansehnlichste
Stadt Dänemarks. Seit der Reformation sank Ribe infolge von Überschwemmungen, Feuersbrünsten und feindlichen Einfällen, bei
deren letztem (1659)
mehr
das berühmte, unter den Waldemars oft als Residenz benutzte Schloß Riberhuus gänzlich zerstört wurde. - Die Ribe-Aa entsteht 11 km
östlich von der Stadt aus zwei Quellflüssen, erweitert sich in der Nähe von Ribe zu einer Breite von 440 m und bildet mehrere
Inseln, verengert sich dann wieder auf 25 m und mündet in die Nordsee. Die Mündung ist aber versandet
und durch den Kanal von 1856 dem Fluß ein etwas nördlicherer Lauf angewiesen worden.