die Eigentumsklage, welche da, wo Dismembrationsverbote bestehen (s.
Dismembration), von demAnerben
nach gesetzwidriger
Veräußerung eines Teils von einem unteilbaren
Bauerngut gegen den unrechtmäßigen
Besitzer erhoben werden
kann.
Die Reunionsklage geht auf die Herausgabe des zur Ungebühr veräußerten Teils jenes
Bauernguts.
»Der
Index der verbotenen
Bücher« (das. 1883-85, 2 Bde.).
Insonderheit hatte er sich durch das 1866-77 von ihm herausgegebene
»Theologische Litteraturblatt« einen geachteten
Namen erworben,
als das
vatikanische Konzil und seine Beschlüsse ihn mit in den
Vordergrund der durch diese heraufbeschwornen
oppositionellen
Bewegung zogen. Er verweigerte die
Anerkennung der vatikanischen
Dekrete, was seine Exkommunikation (im März
1872) zur
Folge hatte, nachdem schon im
November 1870 den katholischen Theologen der Besuch seiner Vorlesungen
untersagt worden
war.
In den ersten
Jahren (bis 1878) der alkoholischen
Bewegung hat er als
Pfarrer zu
Bonn und als
Generalvikar
des
Bischofs auf Versammlungen sowie als Schriftsteller eine eifrige Wirksamkeit für dieselbe entfaltet. Mit
Döllinger gab
er
Bellarmins »Selbstbiographie«
(Bonn 1887) und die »Geschichte der Moralstreitigkeiten in der römisch-katholischen
Kirche seit dem 16.
Jahrhundert«
(Nördling. 1888, 2 Bde.) heraus.
[* 30] Nebenfluß der
Aare in der
Schweiz,
[* 31] entsteht aus der Vereinigung dreier hochalpiner Quellbäche. Von der
Furka
herab stürzt die Realper Reuß, die als sanfter Bergstrom durch das hohe, aber freundlich grüne, mit
Dörfern besäete, fast waldlose
Ursern zieht und bei
Hospenthal die
Gotthard-Reuß, den Abfluß des
Lucendrosees, bei
Andermatt
den Thalbach, die Vereinigung der
Bäche von
Oberalp (s. d.) und Unteralp, aufnimmt. Die Thalsohle von
Ursern liegt 1438-1542
m ü. M., während die Gotthardquelle
ca. 2530, die Thalbachquelle 2028, die Furkaquelle
ca. 2436 m Meereshöhe
hat.
Aus dem hohen Thalkessel bricht sich die ReußBahn durch die Querriegel des
Gebirges, oft tief unten in enger, finsterer
Spalte
fließend, welche Straßenbauten fast unmöglich macht. Durch das Reußthal ging nämlich ein reger
Verkehr, aber trotz der
Sprengung des
UrnerLoches, eines Felstunnels von 66 m
Länge (1707), und des
Baues der
Teufelsbrücke (s. d.)
gab es bis 1820, wo die neue Gotthardstraße begonnen wurde (s. St.Gotthard), nur einen schlechten und gefährlichen
¶
mehr
Weg. Weiterhin drückt sich nischenartig die Straße in die schauerliche Felswand der Schöllenen und schreitet von einem Ufer
zum andern. Die Tiefe des Thalkessels von Göschenen (1063 m), wo der nördliche Eingang des Gotthardtunnels liegt, ist erreicht.
Da rauscht die GöschenerReuß aus ihrem Thal
[* 33] hervor, bei Wasen (840 m) die Mayenreuß, bei Amsteg der Kärstelenbach
(536 m). Nun fängt das Thalan sich zu erweitern, und durch ein schönes Kanalwerk gelangt die durch den Schächenbach verstärkte
in den Vierwaldstätter See (s. d.). Bei Luzern
[* 34] (437 m) verläßt sie ihr Läuterungsbassin
und damit das Bergland; unter Aufnahme der KleinenEmme wendet sie sich wieder nordwärts und mündet, nachdem
die Lorze ihr noch zugegangen, bei Windisch in die Aare (329 m). Die Gesamtlänge der Reuß beträgt 145,6 km.
Ihr Flußgebiet umfaßt 3411 qkm; ihre Gletscher nehmen 145 qkm ein, also 4,25 Proz. des Flußgebiets.
Die bedeutendsten Spitzen sind: der Sieglitz (747 m) und der Kulm (779 m). Die Hauptgewässer sind: die
Saale mit der Selbitz, Lemnitz, Friesau, Wetterau und Sormitz im westlichen und die WeißeElster
[* 42] mit der Göltzsch im östlichen
Teil des Landes. An der südlichen Grenze entspringt die Rodach, welche zum Main geht. Das Oberland führt
an zahlreichen PunktenStahlquellen, von denen die in der Nähe von Lobenstein gefaßt sind und Anlaß zu der Begründung der
dortigen Bade- und Heilanstalt gaben.
Das Klima
[* 43] ist gemäßigt, um den Frankenwald etwas rauh, in den Gegenden an der Saale und um Gera
[* 44] weit milder. Die Fürstentümer
Reuß haben einen Flächeninhalt von 1142 qkm (20,8 QM.)
mit (1885) 166,502 Einw., wovon auf Reuß ältere Linie 316 qkm (5,8 QM.) mit 55,904 Einw.,
auf Reuß jüngere Linie 826 qkm (15,0 QM.) mit 110,598 Einw. kommen. Reuß ältere Linie zählt 2 Städte, 2 Marktflecken und 76 Dörfer,
Reuß jüngere Linie 6 Städte, 4 Marktflecken und 163 Dörfer. Städte mit über 10,000 Einw. sind Greiz
[* 45] und
Gera.
Obgleich die reußischen Lande wegen ihrer gebirgigen Beschaffenheit die Landwirtschaft nicht zu begünstigen scheinen,
so wird dieselbe doch mit großer Sorgfalt betrieben.
In Reuß ältere Linie und Reuß jüngere Linie entfallen auf Ackerland und
Gärten 41,2, bez. 38,9
Proz., auf Wiesen 16,7, auf Weiden 1,9, bez. 3,3,
auf Wald 36, bez. 37,7 Proz.
des Areals. Man baut allenthalben die gewöhnlichen deutschen Getreidearten; doch reicht im gebirgigen
und rauhen Oberland der Ertrag bei weitem nicht für den Bedarf der Bewohner hin, weshalb viel Getreide
[* 47] aus Bayern, Böhmen
[* 48] und
dem Altenburgischen eingeführt werden muß.
Obst und feineres Gemüse werden nur in Hausgärten gezogen, dagegen ist der Kartoffelbau sehr ausgebreitet und ergiebig. Sorgfältig
wird im Oberland der Flachsbau betrieben. Hopfenbau findet sich hin und wieder, Weinbau gar nicht. Wiesen
von bester Qualität haben alle Landesteile aufzuweisen, daher ist die Viehzucht,
[* 49] bez. die Viehmästung in blühendem Betrieb
und haben die Viehmärkte, namentlich im Oberland, eine große Bedeutung. Dagegen ist der Bestand an Pferden und Schafen verhältnismäßig
gering.
Einen wesentlichen Reichtum bilden in beiden Fürstentümern die Waldungen, von welchen in Reuß ältere
Linie 50 Proz. im Besitz des Staats, in Reuß jüngere Linie 48 Proz. im Besitz des Fürsten sind. Sie bestehen meist aus Nadelholz.
Auch der Bergbau
[* 50] gibt einen nicht unansehnliche Ertrag, wenn er auch bei weitem nicht mehr in dem Maß blüht
wie früher. Der ehedem nicht unbedeutende Bau auf Antimonerze, Flußspat,
[* 51] Braunkohlen (Unterland) und Kupfererze hat meist aufgehört;
nur der Bau auf Eisenerze und Braunkohle beschäftigt noch eine größere Anzahl von Bergleuten.
In der Nähe von Köstritz befinden sich die Saline Heinrichshall und eine chemische Fabrik. In Saalburg verarbeitet
eine Marmorschleiferei die schönen Kalkbänke der dortigen alten Formationen. Außerdem gibt es reiche Schiefer- und Sandsteinbrüche,
und hier und da wird Torf gestochen. Die gewerbliche Industrie ist sehr lebhaft. In Reuß ältere Linie stehen obenan die Wollwarenindustrie
in Greiz und den umliegenden Ortschaften und die Strumpfwarenindustrie in Zeulenroda.
Erstere liefert Tibets, halbwollene und halbseidene Stoffe, wollene Decken, Baumwollzeuge etc. In Greiz stehen jetzt ca. 8000 mechanische
Webstühle,
[* 52] und in Zeulenroda vermehren sich die Stühle für mechanische Wirkerei
[* 53] unausgesetzt. Außerdem sind mehrere Seifensiedereien
(Zeulenroda), Maschinenbauanstalten (ebendaselbst), Wollzeugdruckereien, Stein- und Buchdruckereien, Färbereien und Appreturanstalten
sowie Gerbereien im Betrieb. In Reuß jüngere Linie ist der Hauptort für die IndustrieGera, und hier ist
es wiederum vorzugsweise die Fabrikation von Kammwollwaren, welche dominiert: es stehen daselbst ca. 7000 mechanische Webstühle.
Außerdem sind zu nennen: für Jutespinnerei und -WebereiTriebes;
Endlich bestehen noch einige Eisenhütten (Oberland), eine chemische Fabrik (Heinrichshall),
eine Porzellanfabrik (Gera-Untermhaus), Wachstuchfabriken, Maschinenbauanstalten (Gera) etc. Was den Handel betrifft, so
sind die wichtigsten Ausfuhrartikel der Fürstentümer: die erzeugten wollenen Webstoffe und gewirkten Waren, Jutestoffe,
ferner Holz,
[* 56] Rindvieh, Butter, Eisen,
[* 57] Leder, Sandsteine und Steingut;