in neuerer Zeit jedoch ist man wieder mehr zu dem malerischen
Prinzip zurückgekehrt. Mustergültige Reliefs lieferten
Rauch,
Freund,
Rietschel,
Engelhard,
Schievelbein,
Drake u. a. Eine eigentümliche Behandlung des Reliefs kannte die altägyptische
Plastik,
das en creux
(Koilanaglyph, s. d.), wobei der Zwischenraum der
Figuren nicht vertieft und letztere nur innerhalb ihrer
eingetieften
Konturen zu Flachreliefs modelliert wurden. Die gesamte Reliefplastik des
Altertums und teilweise noch die der
ältern christlichen
Kunst hat durchgängig die
Farbe zur weitern Ausführung der
Zeichnung verwendet; auch in der gotischen
und Renaissancezeit wurden Reliefs aus
Thon,
Stuck,
Holz,
[* 2] gepreßtem
Papier u. dgl. bemalt und bisweilen auch vergoldet.
- In weiterm
Sinn nennt man Relief jede
erhabene Arbeit figürlicher oder ornamentaler Art, welche zum
Schmuck eines Geräts dient.
Während in der
Plastik großen
StilsMarmor,
Bronze
[* 3] und, für dekorative
Zwecke an Gebäuden,
Kalkstein,
Sandstein und
Terrakotta
die bevorzugten Materialien sind, werden in der Kleinplastik und in derKunstindustrie Reliefs in
Elfenbein,
edlen
Steinen,
Muscheln,
[* 4]
Gold,
[* 5]
Silber und andern
Stoffen ausgeführt. - Im figürlichen
Sinn gebraucht man das
Wort auch für Ansehen,
Aufmerksamkeit; z. B. einer
Sache ein Relief geben, sie so darstellen, daß sie
Aufmerksamkeit erregt.
(Blinddruck,Hochdruck,
Prägedruck), Pressung ohne
Farben (gaufrage) auf Buchdeckeln, wird meist
mit gravierten oder ausgestochenen Messingplatten und, des großen Kraftaufwandes halber, auf sehr stark gebauten
Hoch- und
Blinddruckpressen hergestellt.
Der bunte Reliefdruck wird vermittelst Congrevedruckplatten erzeugt.
(Reliefkopiermaschine),
[* 14] Vorrichtung zur getreuen
Nachbildung vonReliefs,
Medaillen,
Münzen
[* 15] etc., besonders aber eine Vorrichtung, welche von einem
Relief nicht eine räumlich ausgeführte
Kopie, sondern gewissermaßen
eine schattierte
Zeichnung herstellt. Der
Grund des
Reliefs wird in geraden, in gleichen
Abständen parallel laufenden
Linien
wiedergegeben, während Erhabenheiten durch kurvenförmige
Abweichungen dieser
Linien nachgebildet werden, die nach
dem
Grade der
Erhebung mehr oder weniger gekrümmt sind und an der einen Seite jeder erhabenen
[* 1]
Figur enger aneinander
liegen als an der gegenüberliegenden. Die
Maschine
[* 16] besteht im wesentlichen aus einem Fahrstift, welcher auf dem
Relief hingleitet,
einem Schreib- oder Zeichenstift, einem
Mechanismus, welcher die
Bewegungen des letztern von denen des
erstern abhängig macht, und einem andern
Mechanismus, durch welchen beide gleichzeitig bewegt werden.
AchilleCollas in
Paris
[* 17] benutzte 1830 eine derartige Vorrichtung zur
Nachbildung vonReliefs durch Kupferstich
(Collas-Manier).
ein
Zweig der
Stickerei (s. d.), bei welchem die
Fäden über
Figuren,
Ornamente
[* 18] etc.
gezogen werden, die aus starkem
Papier ausgeschnitten und auf dem
Untergrund befestigt sind, so daß eine reliefartigeErhöhung
entsteht. Im
Mittelalter war die Reliefstickerei besonders bei Ausschmückung von Meßgewändern, Altardecken u.
dgl. in
Gebrauch.
(lat.), ein im Gesamtleben der Menschheit ebenso bedeutsames wie in seiner begrifflichen, ja selbst rein etymologischen
Bedeutung noch keineswegs zu übereinstimmender Geltung gebrachtes
Element. In letzterer
Richtung dachten schon
im
Altertum die einen mit
Cicero an relegĕre (diligenter retractare), d. h. an
Gewissenhaftigkeit und Skrupulosität die andern
mit
Lactantius an religāre, d. h. an den
Bundmit Gott.
NochAugustinus klagt, die
lateinische Sprache besitze kein
Wort für das
allgemeine
Verhältnis des
Menschen zu Gott.
Seither aber hat eben dasWort Religion diese
Lücke ausgefüllt, und es war ein übel angebrachter
Purismus,
wenn
Schleiermacher dafür das
Wort
»Frömmigkeit« einführen wollte, während doch mit der Zeit fast alle
Sprachen der gebildeten
Welt sich für einen
Begriff von so durchgreifender Wichtigkeit auf einen und denselben
Ausdruck vereinigt hatten. Daß
man inHolland noch godsdienst sagt, wird eben dort als eine
Quelle
[* 19] vieler Mißverständnisse beklagt, da die
Etymologie des
Wortes auf etwas ganz andres weist und es keineswegs zur Klarstellung der
Sache führt, wenn die
Frage nach der
Religion, welche zunächst der
Anthropologie,
Psychologie, Ethnologie angehört, vorschnell vereinerleit wird mit der
Frage nach Gott
(s. d.). Zunächst kann ein abschließendes
Wort über
Begriff und
Wesen der Religion erst gesprochen werden als Ergebnis vergleichender
Untersuchungen, wie die allgemeine
Religionsgeschichte sie anstellt.
Übersichtliches, klares
Wissen um den Entwickelungsgang der in der Menschheit ist die erste Vorbedingung zur
Lösung der Aufgabe.
Unsre Zeit strebt nach Erfassung des Weltzusammenhanges auf
Grund der Erfahrungswissenschaften, nach spekulativen
Resultaten auf der Unterlage empirisch gesicherter
Prämissen, nach deduktiver Zusammenfassung von auf induktivem Wege gefundenen
Erkenntnissen. Es wird somit auch alle ernsthafte
Religionswissenschaft auszugehen haben von dem Nachweis des erfahrungsmäßigen
Vorkommens der in den tausenderlei Gestaltungen und
Übergangsformen der menschlichen
Kulturgeschichte, von
Untersuchung der gemeinsamen und der differierenden
Momente und von psychologischer und ethnologischer Erforschung derselben,
mit Einem
Wort von der vergleichenden
Religionsgeschichte (s. d.). Aber das ungeheure Gebiet, welches sich hier
eröffnet,
¶
mehr
ist noch keineswegs so allseitig bebaut und durchgearbeitet, daß es heutzutage möglich wäre, über Fragen wie: welches
die primitive Gestalt der Religion, ob Fetischismus, ob Ahnenkultus, ob Himmelsanbetung, welches der Ursprung des Heidentums hier,
des Monotheismus dort etc., einen auch nur einigermaßen gesicherten und allgemein anerkannten
Bescheid zu erteilen. Gerade der Verlauf dieser geschichtlichen Forschungen ließ daher, indem er neben
dem objektiven Unterschied des geistigen Gehalts der Religionen die Selbigkeit und Einheit der subjektiven Funktionen des religiösen
Geistes zum Bewußtsein brachte, das Bedürfnis nach einer Ergänzung erwachen, welche von der Philosophie herkommen und darauf
gerichtet sein mußte, die Religion vor allem als eine psychologische Thatsache, als eine konstante, der Erklärung
bedürftige und fähige Erscheinung des menschlichen Seelenlebens zu begreifen.
Daher die angestrengten Bemühungen um die Entwickelung des Begriffs der in unsrer modernen Philosophie und in der Theologie,
soweit diese noch bei der gemeinsamen Geistesarbeit der Zeit aufrichtig beteiligt ist. Es wären also
zweitens die maßgebenden Konzeptionen unsrer bedeutenden Denker auf diesem Gebiet zu prüfen, und erst auf Grund eines solchergestalt
doppelt gerichteten Studiums wird sich mit der Zeit eine zusammenhängende und positive Darlegung vom Wesen und Verlauf des
religiösen Prozesses im menschlichen Geistesleben herstellen und die Frage zu beantwortet sein: was ist
R.?
Diese Frage nach dem Wesen der Religion als einer eigentümlichen Erscheinung im menschlichen Geistesleben ist eine durchaus moderne.
Im kirchlichen Altertum taucht sie, obwohl die apologetische Aufgabe darauf hätte führen müssen, höchstens bei einzelnen,
wie bei Augustinus, auf. Das Denken war noch zu überwiegend von unmittelbar praktischen Interessen beherrscht,
als daß es vermocht hätte, den christlichen Glauben auf sein allgemeines Prinzip zurückzuführen.
Auf die Frage, was Religion sei, antwortete der Scholastiker: das Christentum; auf die Frage, was Christentum: die Kirche. Als Quelle
der theologischen Erkenntnis galt der Scholastik statt der religiösen Vorgänge im menschlichen Bewußtsein vielmehr
die reine Vernunft auf der einen, die äußerliche als unmittelbare Mitteilung einer übernatürlichen Wahrheit verstandene
Offenbarung auf der andern Seite. So gewann man den übrigens je länger, desto problematischer erscheinenden, von den
letzten Scholastikern geradezu geleugneten Unterschied einer natürlichen, dem geistigen und sittlichen Wesen des Menschen von
Haus aus zukommenden und einer übernatürlichen, geoffenbarten Religion und verteilte die
Artikel des christlichen Glaubens auf beide Gebiete.
Sowohl mit dem einen als mit dem andern meinte man dabei nur das, was die Neuern die objektive Religion, wie sie in
Lehren
[* 21] und Gebräuchen geschichtlich geworden und als sogen. positive Religion innerhalb einer
Gemeinschaft überliefert ist, im Unterschied zur subjektiven nennen. Mit der letztern, dem fast durchweg
vernachlässigten innern Erlebnis, beschäftigte sich nur die Mystik. Aber gerade die wenigen Errungenschaften derselben gingen
dem Protestantismus zunächst wieder verloren.
Soweit es hier überhaupt zu einem faßbaren Religionsbegriff kommt, schwankt er haltlos zwischen der doktrinären und der
praktischen Einseitigkeit; die ist »die Weise, Gott zu erkennen und zu verehren«, ohne daß die volle Mitte, der Kern der Sache,
erfaßt wäre. Auf Aneignung und persönliche Erfahrung drang zwar der Pietismus, aber ohne das rein subjektive Wesen der
Religion theoretisch
erfassen und begründen zu können. Denselben Weg betraten die Arminianer und Socinianer, endlich auch,
mit immer ausgesprochenerer Abneigung gegen alle objektive, geschichtliche, positive, geoffenbarte oder gestiftete Religion, die
Deisten und Aufklärer.
Zugleich betonten sie mit wachsender Ausschließlichkeit das praktische Moment, und für Lessing ging die Religion schon fast ganz
in Sittlichkeit auf. Der ganz in diese Bahnen einlenkende Rationalismus (s. d.) hat wenigstens das Verdienst,
den Unterschied von Religion und Theologie wieder begreiflich gemacht zu haben. Am konsequentesten aber hat Kant den moralischen
Standpunkt für die Beurteilung der Religion behauptet, indem er diese als »die
Anerkennung unsrer Pflichten als göttlicher Gebote« definierte.
Vielfach schien daher damals die Religion zur Hilfskonstruktion für die Moral, zur Lückenbüßerin in der populären
Sittenlehre herabgesunken. Anderseits schloß sich an Kant eine Auffassung an, wonach die Religion als die auf dem Gebiet der Vorstellung
liegende Deutung und theoretische Motivierung der dem Willen ihre Aufträge erteilenden Gewissensstimme erscheint. Unter allen
Umständen datiert von Kant jedwede tiefere Erfassung des Problems, sofern er, indem er denPrimat der praktischen
Vernunft über die theoretische begründete, zugleich ein vollkommen deutsches Licht
[* 22] auf jene unausgefüllte und vielleicht
theoretisch unausfüllbare Kluft fallen ließ, welche den Menschen als sinnliches Wesen vom Menschen als sittlicher Persönlichkeit
trennt; an der praktischen Ausgleichung derselben besitzt aber die Religion ihre immer sich gleichbleibende
Aufgabe, wie denn auch die neuere protestantische Theologie die Leistungsfähigkeit der Religion vielfach nach dem Grad bemißt,
in welchem sie denMenschen innerlich über den Naturmechanismus zu erheben, zur Selbständigkeit gegenüber der Welt heranzubilden
und des übergreifenden Wertes alles persönlichen Lebens bewußt und froh werden zu lassen vermag.
sie bilden heutzutage den »natürlichen Weg des Menschen zu Gott«. An Kant schlossen sich,
übrigens in sehr verschiedenartiger Weise, JacobiundFries an;
der erste zugleich in der Nachfolge jener
Richtung auf Ungebundenheit und Genialität, welche in Männern wie Hamann, Lavater, Herder schon der einseitigen Verstandesherrschaft
des Rationalismus sich entzogen hatte.
Nicht auf dem von Kant gewiesenen Umweg über die Moral, sondern ganz direkt sollte die
Vernunft, im Gegensatz zu dem notwendig ungläubigen Verstand, auf die Welt des Glaubens, auf das Gebiet der
Religion bezogen sein. So hatte man dem Wissen den Glauben entgegengestellt und in der gläubigen Vernunft ein besonderes »Organ« für
die Religion gewonnen, welches dann Schleiermacher, indem er die Erträgnisse, die innerhalb der Genialitätsepoche für die Erkenntnis
des Wesens der Religiosität gezeitigt waren, als reife Früchte einheimste und allgemein genießbar machte,
in das Gefühl verlegte.
Während er aus diesem noch ganz romantisch blühenden Gefühl späterhin das scholastisch verkümmerte »Gefühl schlechthinniger
Abhängigkeit« machte, war übrigens in der ersten Form der »Reden über die Religion« anstatt des in der Folge als eine
zuständliche Bestimmtheit des unmittelbaren Selbstbewußtseins beschriebenen Gefühls vielmehr die »Anschauung« in den Mittelpunkt
der Betrachtung getreten und dadurch die Religion auf eine Thätigkeit der produzierenden Bildkraft oder Phantasie¶