diese Teile einwirken. Es scheint, als ob
Verletzung eines Großhirnschenkels oder eines
Sehhügels den Reitbahngang nach der gesunden
Seite hin bewirke; doch sind die Angaben der Physiologen hierüber sehr schwankend. Auch beim
Menschen ist der Reitbahngang beobachtet
worden.
(Kavallerie, franz. Cavalerie, v. ital.
cavallo, lat. caballus,Pferd),
[* 3] die zu
Pferd fechtende
Truppe, die zweite Hauptwaffe der
Heere, weniger zahlreich
als das
Fußvolk. Sie ist im
Vergleich zu letzterm schwieriger zu beschaffen, kostspieliger zu erhalten, langsamer auszubilden
und bei eintretendem Verlust schwerer zu ersetzen. Der
Gebrauch der Reiterei beruht auf Ausnutzung der
Kraft
[* 4] und
Schnelligkeit des
Pferdes; davor tritt selbst die
Bewaffnung zurück.
Letztere muß aber in blanken
Waffen,
[* 5]
Säbel,
Pallasch (zu Hieb
[* 6] und
Stich),
Lanze, bestehen, denn das
Schießen
[* 7] zu
Pferd ist unsicher.
Der
Karabiner (s. d.) kann nur wirksam zur Anwendung kommen, wenn der
Reiter absitzt, also als Fußkämpfer auftritt. Sonst
dienen die Schußwaffen der Reiterei wesentlich zu Signalschüssen. Durch ihre
Schnelligkeit ist die Reiterei unentbehrlich
für das rasche
Einholen von Nachrichten und Überbringen von Meldungen und Befehlen; zugleich erleichtert der hohe Sitz des
Reiters den raschen Überblick und das Zurechtfinden im
Terrain und erhöht die Bedeutung der Reiterei für Sicherheits-,
Aufklärungs-
und Kundschaftsdienst, wozu sie deshalb auch überall gebraucht wird, wo irgend ein
Pferd noch gut fortkommen
kann.
In der Marschleistung übertrifft Reiterei das
Fußvolk bei Zurücklegung kürzerer
Strecken und bei Gewaltmärschen auf einige
Tage;
auf längere Dauer aber widersteht das
Pferd weniger den erschöpfenden äußern Einflüssen und gleicht die
Ausdauer der
Infanterie
die
Schnelligkeit der
Pferde
[* 8] wieder aus. Im
Kampf soll die Reiterei durch die
Wucht, welche die aufs höchste entwickelte
Schnelligkeit des
Pferdes erzeugt, im
»Chok«, den Gegner um- und überreiten, und erst nachdem durch diesen Anprall die
Ordnung
beim Gegner gestört ist, tritt der
Gebrauch der
Waffen ein.
Wirksam ist der
Chok aber nur, wenn die in geordneten, geschlossenen Abteilungen auftritt, und wenn der
Gegner womöglich überrascht wird. Der
Angriff muß fortgesetzt werden, bis auch die hintern
Treffen des Gegners durchbrochen
und geworfen sind; erst dann ist der Erfolg gesichert. Zur vollen Ausnutzung der
Kraft der
Pferde und Geltendmachung aller
Waffen muß die in entwickelter
Linie attackieren, vorher, um überraschend den Gegner in ungünstiger
Lage, womöglich in
Flanke und
Rücken, anfallen zu können, verdeckt in dichten
Massen
(Kolonnen) manövrieren und zur
Attacke
rasch aufmarschieren, nachher, wenn durch den
Angriff die eigne
Ordnung gelöst ist, womöglich die
Teten der fliehenden Feinde
überholen, dabei aber gegen das Auftreten neuer feindlicher Reiterei durch geschlossen folgende
Reserven gedeckt sein.
Dies die Hauptgesichtspunkte der
Führung, deren schwere
Kunst im richtigen
Erkennen und raschen Ausnutzen der schnell vorübergehenden
günstigen
Momente für das Auftreten der Reiterei besteht, die aber dann eines gewaltigen moralischen
Eindrucks gewiß sein kann.
Zur vollen Ausnutzung kommt
Reiterei nur, wo sie freie Umsicht,
Raum zur
Entwickelung und zum
Anlauf
[* 9] sowie möglichst
ebenen, festen
Boden unter sich hat.
Nebel und Dunkelheit machen ihre
Bewegungen, ja den
Gang des
[* 10] einzelnen
Pferdes unsicher.
Nach dem
Schlag der
Pferde und
Menschen scheidet man die in leichte und schwere; letztere sollte durch stärkere
Tiere und kräftigere
Menschen befähigt sein, im
Gefecht eine größere
Wucht des Anpralls auszuüben, u. trat zu diesem
Zweck
auch möglichst nur geschlossen zur
Attacke auf. Die leichte hat durch die Wendigkeit der kleinere
Pferde mehr die Fähigkeit,
Terrainhindernisse zu überwinden etc.; ihr sollte mehr der
Aufklärungs- und
Sicherheitsdienst, der
Kampf
in aufgelöster
Ordnung und, wo es nötig, das Fußgefecht zufallen. In neuester Zeit ist diese Unterscheidung fast ganz in
Wegfall gekommen, die Verwendung der Reiterei wird mehr und mehr eine gleiche.
Nur wo zum
Aufmarsch kein
Raum oder keine Zeit ist, attackiert die in
Kolonnen und, wo der Gegner nicht
mehr in geschlossenen Abteilungen gegenübersteht, es also mehr auf rasches
Einholen des wankenden Feindes ankommt, in aufgelöster
Ordnung. Ein
Angriff in
Echelons (s. d.), jedes
in sich in
Linie, ergibt sich stets da, wo die Zeit fehlt,
in Einer
Linie aufzumarschieren. Zum Fernhalten einzelner feindlicher
Reiter, während die Reiterei steht, manövriert oder sich
sammelt, dient das Vorziehen einzelner
Reiter mit aufgenommene Schußwaffe, das
Plänkeln oder
Flankieren. Im
Gefecht wie im
Sicherheitsdienst ist endlich zu unterscheiden die Verwendung der in unmittelbarer
Verbindung mit den andern
Waffen als Divisionskavallerie (vgl.
Division) und in größern selbständigen Kavalleriedivisionen oder
-Korps, die vor und
nach den
Schlachten
[* 12] um Tagemärsche dem
Heer voraus den Gegner aufsuchen und die
Bewegungen des eignen
Heers verschleiern, also
eine hauptsächlich operative Thätigkeit haben, im
Gegensatz zu der Schlachtenthätigkeit der Divisionskavallerie. Das Stärkeverhältnis
der Reiterei zur
Infanterie, nach Zeit und
Ländern vielfach wechselnd, ist in den europäischen
Heeren seit den
NapoleonischenKriegen
ziemlich gleichmäßig mit 1/5-1/7 des
Fußvolkes festgehalten worden.
Geschichte. Während der Ursprung der Reiterei bis in die mythische Zeit hinaufreicht, bildete doch erst
Kyros in
Persien
[* 13] eine Nationalkavallerie,
welche zuletzt 120,000 Mann zählte; in der
Schlacht bei
Marathon hatten die
Perser 10,000 Mann, bei
Platää
40,000, im
¶
mehr
makedonisch-persischen Krieg 100,000 Mann zu Pferde. Die Griechen errichteten erst in den persischen Kriegen eine Reiterei, welche
1/11 aller Streitkräfte ausmachte und schwer gerüstet war. Im Peloponnesischen Kriege gesellte sich dazu auch noch eine
Art leichter Reiter. Am ausgebildetsten erscheint die Reiterei unter Alexander d. Gr. Seine schwere Reiterei führte Panzer,
Helm, Beinschienen von Erz, einen am linken Arm hängenden Reiterschild, einen Wurfspieß, einen langen Speer und ein Schwert; die
leichte hatte keine Schutzwaffen, selbst keinen Schild.
[* 15] Reiterei stand bei den Griechen meist an den Flügeln, auch in den Zwischenräumen
des Fußvolkes.
Sie wurde in Einer Linie oder in Form eines Keils oder länglichen Vierecks aufgestellt. Die Römer
[* 16] besaßen
eine Reiterei schon seit den ersten Königen, zunächst als deren Leibwache; aus ihr entwickelte sich der Stand der Ritter (equites).
Unter der Republik wurden jeder Legion 300 Reiter zugeteilt, dazu trat dann die Reiterei der Bundesgenossen. Seit Marius kamen auch
andre Stände, selbst Ausländer, in diese Reiterei, deren Ansehen damit sank. Unter den Kaisern bestand die Reiterei größtenteils
aus Ausländern.
Als die Avaren und Hunnen mit ihren ungeheuern Reiterscharen in Deutschland einbrachen, zwangen ihre Fortschritte
die Deutschen, ihren Feinden gleiche Waffen entgegenzustellen. Damals erwachte in Deutschland die Liebe zum Reiterdienst. Die
Kraft der Heere lag bald in der Reiterei, indem nur der schwer gepanzerte Edle zur Geltung kam. Nur die Edlen kämpften
in ihr, der Reiterdienst an sich wurde eine Auszeichnung; die Reiter wurden Ritter genannt, und es bildete
sich hieraus das Ritterwesen (s. d.). Eine Reiterei, die unabhängig war von der feudalen
Ritterschaft, entstand zuerst in Frankreich in den Ordonnanzkompanien (s. d.), in denen schwere und leichte Reiterei gemischt
war.