und der Gebrüder
Zeno genannt zu werden brauchen. Seit
Erfindung der
Buchdruckerkunst wuchs die Reiselitteratur bald massenhaft
an, nach dem die
EntdeckungAmerikas und die Expeditionen der Portugiesen nach dem
IndischenOzean, verbunden mit dem Wiederaufleben
wissenschaftlichen
Strebens überhaupt, der Forschung neue und weite Gebiete eröffnet hatten. So entstanden denn
bereits im 16. Jahrh. Sammlungen von Reisewerken, wie die von Huttich und
Grynäus (1532), Ramusio (1550 ff.),
Hakluyt (1598
ff.). In der Mitte des 17. Jahrh. erhielten die Reisebeschreibungen
neue
Nahrung durch den großartigen Aufschwung des
Handels, namentlich der
Engländer.
Mit ihnen behaupteten Deutsche,
[* 2]
Franzosen, Nordamerikaner,
Holländer und
Russen in der wissenschaftlichen
Reiselitteratur den ersten Platz. Gegenwärtig liegen über fast alle Gegenden der
Erde die trefflichsten Reiseberichte wissenschaftlich
gebildeter Reisenden in den
Sprachen fast aller zivilisierten
Völker vor. Die in fremden
Sprachen verfaßten
Berichte nichtdeutscher
Forscher sind dem deutschen
Publikum in guten Übersetzungen zugänglich gemacht worden und in einzelnen hervorragenden
Fällen sogar gleichzeitig mit dem Originalwerk erschienen.
Sehr umfangreich ist die wissenschaftliche Reiselitteratur in
England vertreten. Auch den
Franzosen, wiewohl sie, wie
Italiener und
Spanier, ihrer
Natur nach weniger zum
Reisen geneigt sind, verdankt dieselbe nicht nur wertvolle, sondern auch
vorzüglich ausgestattete und meist auf
Kosten der
Regierungen ausgearbeitete Reisewerke. Die russische Thätigkeit in der
Erforschung Innerasiens und
Sibiriens ist eine sehr große, ganz außerordentlich aber die der Amerikaner der
Union in der
Erforschung ihres
Kontinents; von den
Schweden
[* 11] ist
Nordenskjöld zu nennen, die
Dänen beschäftigen sich mit
Grönland.
Ihnen allen verdanken wir eine zum Teil vortreffliche Reiselitteratur. Neben der wissenschaftlichen hat sich mit der
Vervollkommnung der Verkehrsmittel in neuerer Zeit eine andre entwickelt, welche sich nach den mehr bekannten oder
selbst nach völlig zivilisierten
Ländern der
Erde richtet und vorzugsweise
Schönheiten der
Natur, die sozialen und politischen
Verhältnisse behandelt
oder die persönlichen Erlebnisse, Betrachtungen und
Empfindungen des Reisenden in den
Vordergrund
stellt und daher mehr oder weniger belletristischer
Beschaffenheit ist.
das, hat sich im
Lauf der Zeit und mit dem Fortschreiten der
Zivilisation in einer staunenswerten
Weise entwickelt,
namentlich im Anschluß an die Vervollkommnung der Verkehrsmittel und die durch verbesserte internationale Beziehungen
gewährleistete Sicherheit der Reisenden. Die
Zwecke der Reisen sind heute sehr verschieden. Anfänglich durch rein merkantile
Bedürfnisse angeregt, verfolgen sie jetzt die
Entdeckung und Erforschung unbekannter
Länder, sie werden unternommen zur Belehrung,
zur Herstellung oder
Befestigung der
Gesundheit, zum
Vergnügen, zur Anknüpfung oder
Befestigung kaufmännischer
Verbindungen
oder auch aus religiösen
Motiven.
Naturgemäß hat das Reisen gleichen
Schritt mit der zunehmenden Leichtigkeit des
Verkehrs gehalten. Während auf den ersten
Stufen
der
Kultur eine Überschreitung der engen Heimatsgrenzen bei den meisten Völkern nur in ganz außergewöhnlichen
Fällen vorkommt,
gehört heute eine
Reise um den ganzen Erdball und in die entlegensten
Winkel
[* 14] desselben zu den alltäglichen
Vorkommnissen, und die Zahl der »globe-trotters« ist
Legion. Im Anfang war es besonders der Handelstrieb, welcher bei vielen
Völkern
¶
mehr
zu weiten Reisen Veranlassung gab. So unternahmen die Phöniker große Handelsexpeditionen in weit entlegene Teile der Alten Welt,
so wagten sich die Polynesier auf ihren unsichern Kanoes über Meeresstrecken, welche man nach dem Stand ihrer nautischen Kenntnisse
und ihrer Fahrzeuge als ungeheure bezeichnen muß. Das zweite Motiv in historischer Folge war das religiöse,
und wenn auch dieses jetzt in seiner Wirkung gegen andre Motive sehr zurücktritt, so war es doch in frühern Zeiten und ist
in manchen Ländern auch noch heute eine gewaltige Triebkraft zu Reiseunternehmungen, bei welchen religiöse und kommerzielle
Interessen sich häufig verquicken. Später lösten sich von den nur materiellen Zwecken dienenden Reisen
die wissenschaftlichen Forschungsreisen los, noch später sind die gefolgt, welche sanitären oder Vergnügungszwecken ihre
Entstehung dankten.
Entdeckungs- und Forschungsreisen wurden schon in den ältesten Zeiten unternommen, zunächst zur Anknüpfung und Erweiterung
von Handelsbeziehungen, von Phönikern, Karthagern, Griechen. Solche sind: die im Auftrag des KönigsNecho
von Ägypten ausgeführte Umschiffung Afrikas, die Reisen des Hanno, des Skylax von Karyanda, des Pytheas von Massilia u. a. Dagegen
hatten die von einigen griechischen Philosophen gemachten Reisen rein wissenschaftliche Zwecke, so die Herodots; durch Alexanders
d. Gr. Feldzüge konnte Aristoteles Erkundigungen über den fernen Osten einziehen lassen. Durch die Ausbreitung der
römischen Herrschaft wurden Reiseunternehmungen innerhalb des großen Reichs wesentlich gefördert. Dann unternahmen die
Wikinger in den nördlichen Meeren ihre Fahrten, die sie bis nach Grönland und Nordamerika
[* 16] ausdehnten (s. Nordpolexpeditionen).
Die Ausbreitung des Islam war ein mächtiger Sporn zum Reisen. Die jährlichen Pilgerfahrten führten Mohammedaner aus allen Weltteilen
zusammen, auch rüsteten mohammedanische Herrscher Expeditionen aus zur Lösung naturwissenschaftlicher
Fragen, so Harun al Raschid zur Erforschung des Ursprungs und der Natur der grauen Ambra. Ebenso wurden die Pilgerfahrten von
Hindu und Buddhisten zu großen Reiseunternehmungen und sind es auch noch heute. Vom Abendland pilgerten gläubige Christen
zum HeiligenLande, die Kreuzzüge waren nur ein großartiger Ausdruck dieses Dranges.
Die wissenschaftlichen Forschungsreisen beginnen um die Mitte des 17. Jahrh.
und haben sich seitdem namentlich in neuerer Zeit in großartiger Weise entwickelt. IhreZwecke waren verschieden. Es handelte
sich um die Beobachtung von besondern Himmelserscheinungen (Durchgang der Venus, Sonnenfinsternis
[* 21] etc.), Gradmessungen und andre
wissenschaftliche Aufgaben, um die Erforschung bestimmter Gebiete in Bezug auf ihre geographischen Verhältnisse,
ihre Pflanzen-, Tier- und Menschenwelt, um Messungen der Tiefen der Ozeane und die Ergründungen ihrer Bodenformation sowie
ihrer Bewohner, endlich um das Studium der wirtschaftlichen Zustände fremder Länder zur Anknüpfung von Handelsbeziehungen.
Alle diese Richtungen erfuhren einen ganz besondern Aufschwung durch die großartige Ausdehnung
[* 22] des Handels, namentlich der Engländer,
welche infolge ihrer über die ganze Erde verzweigten Handelsbeziehungen und ihres großen Kolonialbesitzes
ganz besonders darauf hingewiesen wurden, fremde Länder und Völker genauer kennen zu lernen. Die Zahl englischer Forscher,
welche zum großen Teil auf Kosten des englischen Staats oder der Kolonialregierungen ausgerüstet wurden, ist ebenso wie die
daraus hervorgegangene wissenschaftliche Reiselitteratur eine sehr große.
Sie finden sich verzeichnet bei den einzelnen Erdteilen, ebenso wie die Unternehmungen der Franzosen, deren fast sämtlich aus
öffentlichen Mitteln bestrittene Expeditionen meist sehr bedeutende wissenschaftliche Resultate zu Tage gefördert und in umfangreichen
Werken niedergelegt haben. Auch die Thätigkeit der Russen, Schweden, Dänen, Nordamerikaner ist eine bedeutende
gewesen und die Litteratur über ihre Reiseunternehmungen sehr beachtenswert. Die deutschen wissenschaftlichen Expeditionen
haben sich besonders durch innern Gehalt und Vielseitigkeit ausgezeichnet.
Die Kosten der meisten von ihnen wurden von einzelnen deutschen Regierungen oder Fürsten, auch mehreren derselben zusammen
sowie aus öffentlichen Sammlungen bestritten. So wurdenSpix und Martius durch die bayrische Regierung
nach Brasilien
[* 23] abgesandt, so wurde das österreichische KriegsschiffNovara für seine Weltreise und namentlich für die Ozeanforschung
ausgerüstet, so bewilligte Preußen
[* 24] die erforderlichen Mittel für Expeditionen nach Ägypten unter Brugsch und Lepsius, nach
Ostasien und Persien,
[* 25] so konnte Heuglin nach Ostafrika gehen, und verschiedene Fahrten in die Nordpolargegenden
kamen auf diese Weise zu stande.
Nach Aufrichtung des DeutschenReichs trat die deutsche Reichsregierung in kräftiger Weise bei der Unterstützung von Reisenden
ein, so namentlich bei den Forschungsreisen in Afrika
[* 26] und bei der Polarforschung. Zur Ozeanforschung wurde das deutsche KriegsschiffGazelle entsandt, auch wurden verschiedene Expeditionen nach Afrika von der Reichsregierung nachhaltig
unterstützt. Allerdings standen die Mittel, welche den deutschen Reisenden bewilligt werden konnten, weit zurück
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