epochemachende Wirksamkeit als Kanzelredner in
Dresden.
[* 2] Seine
Predigten haben die
Theorie und
Praxis der deutschen
Kanzelberedsamkeit
auf lange Zeit hinaus bestimmt. Die vollständige Sammlung derselben umfaßt 35
Bände (Sulzb. 1793-1813); einen Supplementband
lieferte Kenzelmann
(Meiß. 1825), einen andern
Haas (Leipz. 1833). In
Dresden ward zu Reinhards Andenken eine
Stiftung (Reinhards-Stiftung)
gegründet, welche jährlich homiletische Preisaufgaben stellt.
Vgl.
Pölitz, Reinhard nach seinem
Leben und Wirken dargestellt (Leipz.
1813-15, 2 Bde.).
herzogl.
Schloß bei
Waltershausen im Herzogtum Gotha,
[* 17] in einer der schönsten Gegenden
des
ThüringerWaldes gelegen, mit herrlichen Parkanlagen, war ursprünglich eine von
Ludwig dem
Springer 1089 gestiftete Benediktinerabtei,
die nachher als Begräbnisstätte der
Landgrafen von
Thüringen diente. Im 13. Jahrh. wurde hier eine noch erhaltene
Biographie
des
LandgrafenLudwig des
Heiligen verfaßt, dagegen sind die sogen. »Reinhardsbrunner
Annalen« (hrsg. in den
»Thüring. Geschichtsquellen I«,
Jena
[* 18] 1854) nicht im
Kloster entstanden. Im
Bauernkrieg 1525 in
Asche gelegt, wurde das
Kloster säkularisiert und 1543 zu einem Jagdschloß eingerichtet.
Das jetzige
Schloß wurde 1607 von der verwitweten Herzogin
DorotheaMaria im gotischen
Stil erbaut, 1827 vom
Herzog Ernst I.
stilvoll restauriert und später vom
Herzog Ernst II. noch bedeutend verschönert und durch geschmackvolle
Nebengebäude erweitert. Auch die alte
Kirche mußte 1857 einem Neubau im romanischen
Stil weichen. Unweit ist eine interessante
Marienglashöhle.
Vgl.
Möller, Geschichte des
Klosters Reinhardsbrunn (Gotha 1843);
O.
Posse, Die Reinhardsbrunner Geschichtsbücher (Leipz.
1872);
Wenck, Die Entstehung derReinhardsbrunner Geschichtsbücher
(Halle
[* 19] 1878);
Dorf im preuß. Regierungsbezirk
Hildesheim,
[* 28] Landkreis
Göttingen,
[* 29] hat ein ehemaliges
Benediktinerkloster, ein
Amtsgericht, eine Oberförsterei und (1885) 607 Einw.
1)
KarlLeonhard,
Philosoph, geb. zu
Wien,
[* 30] war 1772-74
Novize bei den
Jesuiten zu Sta.
Anna und nach
Aufhebung des
OrdensKleriker im Barnabitenkollegium bei St.
Michael daselbst, wurde unter dem Einfluß der Josephinischen Aufklärungsperiode
bewogen, das
Kloster zu verlassen und sich nach
Leipzig, später nach
Weimar
[* 31] zu wenden, wo er zum
Protestantismus
übertrat, Mitarbeiter am
»DeutschenMerkur«
[* 32] und
Wielands Schwiegersohn wurde. Von 1787 bis 1794 war er (mit dem größten Beifall)
Professor der
Philosophie in
Jena und seit dem letztern Jahr (mit geringerm Erfolg) in
Kiel,
[* 33] wo er als dänischer Etatsrat starb.
Als
Philosoph trat er, nachdem er durch seine
»Briefe über die Kantische
Philosophie« (im
»DeutschenMerkur« 1786) und durch
seine akademischen
Vorträge zur Beförderung des Verständnisses der kritischen
Philosophie aufs erfolgreichste gewirkt hatte,
mit dem
»Versuch einer neuen
Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens«
(Prag
[* 34] u.
Jena 1789, 2. Aufl.
1795) hervor, welcher die Kantschen
Lehrbegriffe tiefer begründen und aus den höchsten Prinzipien der philosophischen Selbsterkenntnis
in strenger Folgerichtigkeit ableiten sollte. Wie an
Kant, so lehnte er sich nach dem Erscheinen der
»Wissenschaftslehre« an
Fichte,
[* 35] in seinen mit
Bardili herausgegebenen »Beiträgen zur leichtern Übersicht des Zustandes
der
Philosophie bei dem Anfang des 19.
Jahrhunderts« (Hamb. 1801-1803, 6 Hefte) sowie im »Briefwechsel
über das
Wesen der
Philosophie und das Unwesen der
Spekulation«
(Münch. 1804) und in seiner »Grundlegung einer Synonymik für
den allgemeinen Sprachgebrauch in den philosophischen
Wissenschaften«
(Kiel 1812) an den Letztgenannten an und suchte sich
auch
Herbart zu nähern, brachte es aber durch diesen häufigen
Wechsel der Standpunkte dahin, daß er
zuletzt, ohne ein eignes
System gegründet zu haben, von allen
Parteien verleugnet
¶
mehr
wurde. Als Übergang von der Kritik der reinen Vernunft, welcher er in seiner »NeuenTheorie des Vorstellungsvermögens« das
fehlende Fundament oder »ein solches Prinzip, aus dem sich die ganze (theoretische und praktische) Philosophie herleiten ließe«,
zu geben versuchte, zu FichtesWissenschaftslehre, der in dem Satz: »Ich = Ich« ein solches aufstellte, ist
Reinhold für die Geschichte der nachkantischen Philosophie wissenschaftlich, durch seine hinreißende Beredsamkeit und seinen liebenswürdigen
reinen Charakter persönlich von großer Bedeutung gewesen.