Über den Kehrreim s.
Refrain. - Der Reim entstand in der
Poesie wie von selbst aus einem fast instinktartigen Bestreben, den
innern
Trieb nach Begrenzung auch äußerlich und zwar zunächst für das
Ohr
[* 2] darzustellen, wie man denn
schon bei
Kindern die
Neigung findet, gleichklingende
Wörter miteinander zu verbinden. Er findet sich bereits bei den alten
Indern, vereinzelt bei Griechen und
Römern und bot den romanischen Völkern im Anfang des
Mittelalters gewissermaßen einen
Ersatz für das immer mehr absterbendeGefühl der sprachlichen
Quantität.
Die römische
Geistlichkeit pflegte ihn als ein auf christlichem
Boden erwachsenes
Element im
Gegensatz zu der reimlosen
Poesie
des
Altertums und verschaffte ihm in allen christlichen
Litteraturen Eingang. So findet er sich bei den
Angelsachsen schon im 6. Jahrh.,
in der
Edda der nordischen
Germanen im 8. Jahrh. und in
Deutschland
[* 3] zuerst in Otfrids
»Krist« (868), wo er
seitdem den altheidnischen
Stabreim oder die
Allitteration verdrängte. Überall aber erscheint der Reim zuerst als unmittelbar
gebunden (rimes plates) und als stumpfer oder männlicher, und erst mit der
Ausbildung der Kunstpoesie wurden auch die weiblichen
und gleitenden Reime sowie die verschiedenen
Gattungen der verschränkten Reime (rimes croisées) eingeführt.
Durch die höfische Kunstlyrik, namentlich durch die der
Troubadoure, und später die deutschen
Meistersänger kamen neben
den einreimigen
Tiraden und den Reimpaaren der
Volkslieder die künstlich verschlungenen, genau gebundenen Reimsysteme in die
Poesie, und je mehr die
Poesie selbst inVerfall kam, um so größern Wert legte man auf die gesucht schweren
Reime; es entstanden die
Binnen- und Mittelreime (versus leonini), die reichen Reime etc. und die Reimspiele. Zur
Erleichterung des Aufsuchens von Reimen entstanden Reimlexika, Zusammenstellungen aller in einem Sprachschatz enthaltenen
Reimendungen, von denen wir, von ältern
Versuchen absehend, nur das »Allgemeine deutsche
Reimlexikon«
von
PeregrinusSyntax (Ferd. Hempel, Leipz. 1826, 2 Bde.)
anführen.
Freimund,
Pseudonym des Dichters
FriedrichRückert (s. d.). ^[= 1) Friedrich, hervorragender deutscher Dichter, wurde 16. Mai 1788 zu Schweinfurt geboren, von ...]
HermannSamuel, Popularphilosoph, geb. zu
Hamburg,
[* 6] studierte in
Jena
[* 7]
Theologie,
ward 1723 als
Rektor nach
Wismar
[* 8] und 1728 als
Lehrer der orientalischen
Sprachen an das
Gymnasium illustre seiner Vaterstadt berufen,
wo er starb. ein Anhänger der Wolfschen
Schule, ist durch seine
Verdienste um die natürliche
Theologie, die er als
Physikoteleologie behandelte, sowie durch seine »Schutzschrift
für die vernünftigen Verehrer
Gottes«, die berühmten
(Wolfenbütteler)
»Fragmente eines Ungenannten«, welche
Lessings klassische
Streitschriften gegen
Goeze hervorgerufen haben und die bis heute noch nicht vollständig gedruckt sind, bedeutend geworden.
Das
Original des ganzen Werkes findet sich in der
Hamburger Stadtbibliothek; das Wesentlichste des
Inhalts hat
DavidFr.
Strauß
[* 9] in seinem
Buch
»HermannSamuel Reimarus und seine Schutzschrift etc.« (2. Aufl.,
Bonn
[* 10] 1878) herausgegeben. Von den sonstigen
Schriften des Reimarus sind auszuzeichnen die »Abhandlungen von den
vornehmsten
Wahrheiten der natürlichen
Religion« (Hamb. 1755) und die »Allgemeinen
Betrachtungen über die
Triebe der
Tiere« (das. 1760).
eine Art historischer Gedichte, welche gewöhnlich einen längern Zeitraum der
Geschichte darstellen. Sie haben weniger poetischen als historischen Wert, da die Verfasser derselben oft
Quellen zu benutzen
vermochten, die nicht mehr zugänglich sind, auch vieles, was ihre Zeit betrifft, aus lebendiger persönlicher
Erfahrung geben
konnten. Zu den ältesten dieser Werke, soweit sie bekannt sind, gehören die gegen Ende des 13. Jahrh.
verfaßte »Livländische Reimchronik« (hrsg.
von
Fr.
Pfeifer, Stuttg. 1844; von
LeoMeyer, Paderb. 1876; vgl.
Wachsmuth, Über die
Quellen und den Verfasser der livländischen
Reimchronik,
Mitau
[* 11] 1878); die »Reimchronik der Stadt
Köln«
[* 12] von Gottfr.
Hagen
[* 13] (13. Jahrh., hrsg. von
Groote,
Köln 1834);
die »Österreichische Reimchronik« von
Ottokar vonSteier (früher
Ottokar vonHorneck genannt),
die Jahre 1250-1309 umfassend
(hrsg. von Pez in
»Scriptores rerum austriacarum«, Bd. 3).
Andre sind: die »Deutschordenschronik« des
Nikolaus vonJeroschin
(Mitte des 14. Jahrh. nach der lateinischen
Chronik des
Peter von Dusburg verfaßt; im
Auszug hrsg. von
Fr.
Pfeifer, Stuttg. 1854; vollständig von Strehlke in
»Scriptores rerum prussicarum«, Bd. 1, Leipz.
1861);
GeorgAndreas, Buchhändler, geb. zu
Greifswald,
[* 18] übernahm 1800 die 1750 gegründete Realschulbuchhandlung
zu
Berlin,
[* 19] die er durch zahlreiche wichtige
Unternehmungen, sowohl auf dem Gebiet der schönen als der
wissenschaftlichen Litteratur, zu einer der ersten Buchhandlungen
Deutschlands
[* 20] erhob.
In denJahren 1805-13 bethätigte er sich
hervorragend als warmherziger
Patriot und folgte im letztern Jahr dem Aufruf des
Königs in den Befreiungskampf gegen
Frankreich.
SeinHaus war ein Verkehrsmittelpunkt von Männern wieFichte,
[* 21]
Arndt,
Schleiermacher,
Niebuhr und
PeterCornelius. 1819 begann
er sein
Berliner
[* 22]
Geschäft, das er auch durch eine Druckerei erweiterte, nach seinem
Namen zu firmieren und erwarb 1822 die
berühmte Weidmannsche Buchhandlung in
Leipzig,
[* 23] deren Leitung er 1830 seinem ältesten Sohn,
KarlAugust Reimer, und seinem Schwiegersohn
SalomonHirzel (s. d. 2) übergab. Er starb ¶
mehr
die Geschäfte seinen drei Söhnen hinterlassend. Der älteste, KarlAugust Reimer, geb. führte mit SalomonHirzel die
Weidmannsche Buchhandlung fort, verlegte dieselbe aber 1853, nachdem letzterer unter eigner Firma eine Verlagshandlung in
Leipzig gegründet, nach Berlin, wo er starb. Sein Sohn Hans, seit 1865 Besitzer der Weidmannschen
Buchhandlung, starb KarlAugustsBruderGeorgErnst Reimer, geb. übernahm nach des VatersTode die Buchhandlung
G. Reimer und die damit verbundene Druckerei (von 1876 an in Gemeinschaft mit seinem Sohn Ernst Reimer) und starb Der
dritte Bruder, Dietrich Reimer, geb. gründete 1845 eine Sortimentsbuchhandlung unter
eigner Firma in Berlin und übernahm 1848 allen Kunst- und Landkartenverlag seines Vaters, den er durch die Kartenwerke von H.
Kiepert, die Globen von Adami, Kiepert etc. erheblich erweiterte. Seit 1867 ist H. Höfer Teilhaber des Geschäfts.