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Kreis [* 2] Rappoltsweiler, an den Vogesen, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Schloßruine, Weinbau und (1885) 1698 Einw. Reichenweier gehörte vor der französischen Revolution zu Württemberg. [* 3]
Kreis [* 2] Rappoltsweiler, an den Vogesen, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Schloßruine, Weinbau und (1885) 1698 Einw. Reichenweier gehörte vor der französischen Revolution zu Württemberg. [* 3]
Hedwig, Opernsängerin, geb. zu München, [* 4] Tochter des Baritonisten Aug. Kindermann (s. d.), kam als Chorsängerin zur Bühne, besuchte dann von 1868 an das Münchener Konservatorium und erhielt ein Engagement erst in Karlsruhe, [* 5] dann am Gärtnerplatztheater in München, wo sie in Operetten auftrat. Nach ihrer Verheiratung mit dem Schauspieler Emanuel Reicher, von dem sie sich jedoch bald wieder trennte, sang sie 1876 bei den ersten Bühnenfestspielen in Baireuth, [* 6] nahm 1877 ein Engagement am Stadttheater in Hamburg, [* 7] 1878 an der Wiener Hofoper und war 1880-82 Mitglied des Stadttheaters in Leipzig, [* 8] wo sie sich als Wagner-Sängerin großen Ruf erwarb. Darauf bei den Vorstellungen von Neumanns wanderndem »Wagner-Theater« mitwirkend, wurde sie für den Herbst 1883 vom Berliner [* 9] Hoftheater engagiert, starb aber zuvor 2. Juni d. J. in Triest. [* 10]
Vgl. Bernhardt, Erinnerungsblatt an H. Reicher-Kindermann (Dresd. 1883).
Karl Bogislaus, Anatom, geb. zu Rastenburg in Ostpreußen, [* 11] studierte zu Königsberg, [* 12] dann in Berlin [* 13] als Eleve des Friedrich Wilhelms-Instituts Medizin, absolvierte 1839 die Staatsprüfungen in Königsberg, ward 1840 Assistent von Joh. Müller, bald darauf Prosektor, habilitierte sich 1841 als Privatdozent in Berlin, folgte 1843 einem Ruf als Professor der Anatomie und vergleichenden Anatomie nach Dorpat, [* 14] ging 1853 als Professor der Physiologie nach Breslau [* 15] und 1858 nach Berlin als Professor der Anatomie und vergleichenden Anatomie, Direktor des anatomischen Theaters und des anatomischen Museums.
Hier wurde er auch zum Professor der Anatomie bei der medizinisch-chirurgischen Militärakademie ernannt und leitete den Bau der neuen Berliner Anatomie. Er starb daselbst Reichert gehörte zu den Begründern der neuern Entwickelungsgeschichte: [* 16] er wies den genetischen Zusammenhang der in die Gewebe [* 17] sich umwandelnden Embryonalzellen mit den Furchungskugeln nach, lieferte wichtige Arbeiten über die Entwickelung des Schädels und den Bau des Gehirns und förderte namentlich auch die Entwickelungsgeschichte der Wirbeltiere durch seine Arbeit über die Visceralbogen.
Seine Arbeiten über das Bindegewebe und das von ihm aufgestellte Kontinuitätsgesetz, wonach alle Gewebe, die kontinuierlich verbunden sind, als innerlich verwandte Teile eines gemeinschaftlichen Ganzen zu betrachten seien, haben den ersten Anstoß zu eingehenden und aufklärenden Untersuchungen gegeben. Er schrieb: »Über die Visceralbogen der Wirbeltiere« (Berl. 1837);
»Vergleichende Entwickelungsgeschichte des Kopfes der nackten Amphibien nebst den Bildungsgesetzen des Wirbeltierkopfes im allgemeinen« (Königsb. 1838);
»Das Entwickelungsleben im Wirbeltierreich« (Berl. 1840);
»Über die Entwickelung des befruchteten Säugetiereies« (das. 1843);
»Vergleichende Beobachtung des Bindegewebes und der verwandten Gebilde« (Dorp. 1845);
»Die monogene Fortpflanzung« (das. 1852);
»Der Bau des menschlichen Gehirns« (Leipz. 1859-60).
Er schrieb auch 1839-58 die kritischen Jahresberichte über die Fortschritte in der mikroskopischen Anatomie für Müllers »Archiv«, dessen Herausgabe er 1857 mit Du Bois-Reymond übernahm, und beteiligte sich an dem »Anatomisch-pathologischen Atlas« [* 18] zu Frerichs' Werk über die Leberkrankheiten sowie an Bidders Schrift »Zur Lehre [* 19] von dem Verhältnis der Ganglienkörper zu den Nervenfasern« (Leipz. 1847).
Gottes oder, wie es statt dessen besonders im ersten Evangelium heißt, Himmelreich (sofern im spätern Judentum der Name Gottes vermieden und statt dessen »Himmel« [* 20] gesagt wurde) bezeichnet den höchsten und umfassenden Ausdruck für alle Zukunftsideale der alttestamentlichen Religion, einen Zustand, da Gott herrschen wird über die Erde, sei es direkt, sei es vertreten durch den Messias. Als »nahe bevorstehend« verkündigte Jesus bei seinem ersten Auftreten dieses Gottesreich, in dessen Herbeiführung er den eigentlichen und ausschließlichen Gegenstand seines Berufs sieht.
Als schon wirklich, wenngleich nur dem Keim nach und in der Verborgenheit vorhanden weiß er es darum, sobald seine Sache Wurzel [* 21] gefaßt und ein Umschwung im religiösen und sittlichen Gesamtleben, zunächst des eignen Volkes, sich mächtiger anzukündigen begonnen hat. Als dann der Widerstand wuchs und der persönliche Untergang unvermeidlich wurde, gab er dieses Ideal keineswegs als ein täuschendes auf, sondern flüchtete es aufs neue in die Zukunft, so daß seine Gemeinde an die Stelle des Gottesreichs, welches allmählich in ein zeitliches und räumliches Jenseits erhoben wurde, die Kirche (s. d.) setzte, als eine indische Anstalt, die dem Gottesreich Glieder [* 22] und Bürger zu erziehen hat. Die Kirche ist darum der höchste Zweckbegriff auf katholischem wie das Reich Gottes auf protestantischem Gebiet.
Karl Alexander, Freiherr von, Theolog und Philosoph, geb. zu Gravenau in Bayern, [* 23] studierte zu Freiburg, [* 24] ward 1830 daselbst ordentlicher Professor der Theologie, trat 1832 zur evangelischen Kirche über, wurde darauf Dozent der Kirchengeschichte in Heidelberg, [* 25] 1839 zum außerordentlichen, 1840 zum ordentlichen Professor der Philosophie daselbst ernannt und starb Von seinen philosophischen Geiste des Rationalismus gehaltenen Werken nennen wir seine »Psychologie des Menschen« (Heidelb. 1837-38, 2 Bde.) und »System der Logik« (Wien [* 26] 1870). Außerdem schrieb er »Geschichte des Christentums« (Freiburg 1830, Bd. 1),
die Biographien: »Gottlieb Paulus und seine Zeit« (Stuttg. 1853, 2 Bde.),
»Friedrich Kortüm« (Leipz. 1858) und gemeinschaftlich mit Kortüm eine »Geschichte Europas im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit« (das. 1861, 2 Bde.). Über sein Leben vergleiche seine Selbstbiographie »Das Leben eines ehemaligen römisch-katholischen Priesters« (Heidelb. 1874). - Sein Sohn Kuno, Freiherr von Reichlin-Meldegg, geb. 1836 zu Heidelberg, ist Dozent der Philosophie an der dortigen Universität.
Vgl. Herm., Freiherr v. Reichlin-Meldegg, Geschichte der Familie Reichlin von Meldegg (Regensb. 1881).
(Reichsrezeß, Recessus imperii), s. Reichsgesetze. ^[= die von der gesetzgebende Gewalt des Deutschen Reichs für dasselbe erlassenen gesetzlichen ...]
s. Acht. ^[= # (vom altdeutschen "Echt", d. h. Bund oder Gesetz), ursprünglich das höchste Gesetz, ...]
der ehemalige reichsunmittelbare Adel in Deutschland [* 27] (s. Adel, S. 108).
s. Adler, [* 28] S. 123, und Deutschland, S. 846 (mit Tafel).
des Innern, Zentralbehörde des Deutschen Reichs in Berlin zur Bearbeitung der innern Verwaltungsangelegenheiten desselben. Das ist dem Reichskanzler unmittelbar unterstellt und von dem Staatssekretär des Innern geleitet. Es ist aus dem frühern Reichskanzleramt (s. d.) hervor gegangen. Zu dem Geschäftskreis dieser Reichsbehörde gehören gegenwärtig die auf den Bundesrat, den Reichstag und die Reichstagswahlen ¶
bezüglichen Geschäfte;
die allgemeinen Angelegenheiten der Reichsbehörden und der Reichsbeamten einschließlich der Aufsicht über den Disziplinarhof und die Disziplinarkammern;
die Indigenats-, Heimats-, Niederlassungs-, Freizügigkeits- u. Auswanderungssachen;
die Handels- und Gewerbeangelegenheiten, die das Bankwesen, die Versicherungen, die Maße und Gewichte betreffenden Geschäfte;
die Angelegenheiten des geistigen Eigentums einschließlich der Patente;
die See- und Flußschiffahrt sowie die Flößerei;
die Medizinal- und Veterinärpolizei;
die Angelegenheiten der Presse [* 30] und der Vereine;
die Militär- und Marineangelegenheiten, soweit dieselben die Mitwirkung der Zivilverwaltung erfordern, insbesondere Ersatzwesen, Mobilisierung, Naturalleistungen, Transport- und Etappenangelegenheiten, Familienunterstützung, Zivilversorgung, Landesvermessung, Anerkennung und Klassifizierung der höhern Lehranstalten mit Bezug auf die Wirksamkeit ihrer Zeugnisse für die Zulassung zum einjährig-freiwilligen Militärdienst, und die Reichsstatistik sowie diejenigen Reichsangelegenheiten, deren Bearbeitung nicht andern Behörden durch die bezüglich ihres Ressorts getroffenen Bestimmungen übertragen ist.
Das Reichsamt zerfällt in eine Zentralabteilung und die Abteilung für wirtschaftliche Angelegenheiten, welch letzterer insbesondere die gesetzgeberischen Vorarbeiten auf dem wirtschaftlichen Gebiet obliegen. Das Reichsamt gibt das »Reichsgesetzblatt«, das »Zentralblatt für das Deutsche [* 31] Reich« und das »Deutsche Handelsarchiv« heraus. Über die von dem Reichsamt ressortierenden Behörden s. die Textbeilage Reichsbehörden II.