er seine
Individualität mit voller
Freiheit entfallen, nicht minder aber durch seine
Singspiele, eine Kunstgattung, die er
ebenfalls mit
GoethesBeistand in dessen »Claudina von Villabella« (1789),
»Erwin und Elmire«, »Jery und Bätely« (1790) zu
veredeln gewußt hat. Seine übrigen
Kompositionen:
Opern, Oratorien,
Kantaten und Instrumentalwerke, sind zu sehr im
Geschmack seiner Zeit gehalten, um für die Gegenwart Bedeutung zu haben. Dagegen sind seine schriftstellerischen
Arbeiten
durchweg von bleibendem Wert, namentlich die
»Briefe eines aufmerksamen Reisenden, die
Musik betreffend« (Braunschw. 1774-76);
Weniger glücklich war er in der Terraindarstellung, indem er selbst
Alpen
[* 11] und
Himalaja nach der Art der
Umgegend von
Lobenstein zeichnete, und gänzlich unkritisch und unphilologisch waren seine Bestrebungen auf dem Gebiet der
alten
Geographie, wenn auch sein
»Atlas der Alten
Welt« (Nürnb. 1824, 19
Blätter) noch 1853 eine neue
Auflage erlebte. 1812 verband
er sich mit
Stieler in
Weimar zur Herausgabe des »Handatlas«, lieferte
Karten für
Campe in
Nürnberg,
[* 12] für den er auch
Smiths
»Atlas der Alten
Welt« neu bearbeitete, veröffentlichte eine »Weltkarte
in
MercatorsProjektion« in 4
Blatt,
[* 13]
»Geographische Nachweisungen der Kriegsvorfälle
Cäsars in
Gallien« (Leipz. 1832) u. a. Er
starb in
Lobenstein.
3)
Gustav, Gesangskomponist, geb. zu
Schmarsow bei
Demmin
[* 14] in Vorpommern als Sohn eines Landpredigers,
erhielt seinen ersten Musikunterricht von seinem
Vater, bildete sich später in
Berlin, wo er
Theologie studierte, unter V.
Kleins Leitung in der
Komposition aus und widmete sich daselbst von 1819 an ausschließlich der
Kunst. Nachdem er eine
Reihe
vonJahren als Gesanglehrer mit außerordentliche Erfolg gewirkt (unter anderm auch in der königlichen
Familie), wandte er sich ganz der
Komposition zu und entfaltete auf diesem Gebiet eine fruchtbare Thätigkeit. Er starb in
Berlin. Von seinen zahlreichen Vokalwerken sind die
Lieder: »Das
Bild der
Rose« und »Was ist des
Deutschen
Vaterland?« zu seltener
Popularität gelangt.
4)
Eduard, Agrikulturchemiker, geb. zu
Kamburg, widmete sich in
Altenburg
[* 15] der
Pharmazie, studierte seit 1850 zu
Jena
[* 16] und übernahm die
Vorträge über
Chemie an dem F. Schulzeschen landwirtschaftlichen
Institut. 1856 habilitierte sich Reichardt als
Privatdozent und wurde 1862 zum
Professor ernannt. Als
Leiter der chemischen Abteilung der
Versuchsstation
zu
Jena führte er eine große Anzahl phytochemischer und physiologischer
Arbeiten aus und wies unter anderm nach, daß
Eisenoxyd
und
ThonerdeKohlensäure reichlich absorbieren und wieder abgeben, wodurch kohlensaurer
Kalk und
Magnesia sowie phosphorsaurer
Kalk im
Boden gelöst werden. Er veröffentlichte 1860 in den
Akten der Leopoldinischen
Akademie die für
die Kaliindustrie gewissermaßen grundlegende
Schrift Ȇber die
Staßfurter Salzlager«;
2) Stadt im östlichen
Böhmen,
[* 27] an den Vorbergen des
Adlergebirges gelegen, hat ein schönes
Schloß mit
Bibliothek und Gemäldesammlung, eine Bezirkshauptmannschaft und ein Bezirksgericht, ein Obergymnasium, Piaristenkollegium,
Fabrikation von
Tuch,
Baumwoll- und Leinenwaren und (1880) 4702 Einw. -
4) Dorf in der niederösterreich. Bezirkshauptmannschaft
Neunkirchen,
[* 29] am Eingang des romantischen, zwischen dem
Schneeberg
und der
Raxalpe gelegenen, von der
Schwarza durchströmte
Höllenthals, hat eine Kaltwasserheilanstalt (Rudolfsbad), ein Kurhaus,
schöne
Villen, darunter die des
ErzherzogsKarlLudwig (Wartholz), und (1880) 935, als
Gemeinde, mit Einschluß
von 20 kleinen Ortschaften oder
Rotten, 6854 Einw. Im Gemeindebezirk liegen der Thalhof, die Prein, Edlach, Payerbach und
andre reizend gelegene
Orte und
WienerVilleggiaturen, der Kaiserbrunnen (Ausgangspunkt der
Wiener Hochquellenleitung), dann
mehrere industrielle
Anlagen, so ein
Hochofen mit
Eisengießerei
[* 30] (Edlach), ein
Hammer- und
Walzwerk
[* 31] (Hirschwang), eine
große Papierfabrik (Schlögelmühl), eine
Cellulose- und Holzstofffabrik u. a. -
Rudolf, Schriftsteller, geb. 1817 zu Marienwerder,
[* 38] studierte in Königsberg
[* 39] und Bonn
[* 40] Rechtswissenschaft und
widmete sich in seiner Vaterstadt dem Staatsdienst, den ihn Kränklichkeit jedoch bald zu verlassen zwang. Er siedelte nun
(1859) nach Berlin über, wo er sich schriftstellerischer Thätigkeit zuwandte und starb. Quell
und Inhalt seiner mit Beifall aufgenommenen Schriften war ausschließlich das deutsche Familienleben, dessen einzelne Stadien
er in seiner Beobachtung poesievoll und mit Laune zu schildern verstand. Es sind: »Aus unsern vier Wänden«, in drei Abteilungen:
»Kinderleben« (11. Aufl.
1868),
»Knaben und Mädchen« (1864) und »Auswärts und Daheim« (1864);
ferner »Liebesgeschichten. Neues aus den alten vier Wänden« (1868);
»Am eignen Herd. Aus den neuen vier Wänden« (1873) und
»Die Alten. LetzteBilder« (1876).