(lat.), Gegenwirkung, im
Gegensatz zu
Aktion, durch welche beide
Worte die
Wechselwirkung alles Körperlichen
aufeinander bezeichnet wird. Die
Gleichheit von
Wirkung und Gegenwirkung
(Aktion und ist eins der
Grundgesetze der
Mechanik. Über
chemische s.
Analyse. Unter Reaktion im politischen
Sinn versteht man den Gegendruck gegen irgend eine ausschreitende
Kraft,
[* 2] insbesondere das Bestreben, veraltete öffentliche Zustände an die
Stelle der bessern neuen wiederherzustellen und
den gesunden Fortschritt einzudämmen. - In der
Technologie bezeichnet Reaktion insbesondere den
Rückstoß ausströmender
FlüssigkeitenoderGase.
[* 3]
Befindet sich in der Seitenwand eines mit
Flüssigkeit gefüllten
Gefäßes eine Ausflußöffnung, so vermindert sich derDruck
der
Flüssigkeit auf diese Wand um denjenigen
Anteil, welcher auf den
Querschnitt der Öffnung treffen würde, während die
gegenüberliegende Wand noch dem vollen
Druck ausgesetzt ist. Es bleibt also ein Überschuß von
Druck auf letztere Wand übrig,
welcher dem
Druck, der die
Flüssigkeit ausströmen macht, als Gegenwirkung (Reaktion) gleichkommt und das
Gefäß,
[* 4] wenn dasselbe beweglich, z. B. an einer
Schnur, aufgehängt ist, in einer der Ausströmung entgegengesetzten
Richtung zurücktreibt.
Hierauf beruht das Segnersche
Reaktionsrad (s. Figur); an einem um eine lotrechte
Achse drehbaren
Gefäß (A) sind unten wagerechte
Ansatzröhren mit seitlichen Öffnungen angebracht; gießt man
Wasser in das
Gefäß, so dreht sich dieses
in der den ausfließenden Wasserstrahlen entgegengesetzten
Richtung um seine
Achse. In seiner einfachsten Form dient es noch
als
schottisches Drehkreuz zur gleichmäßigen Verteilung einer
Flüssigkeit über eine
Fläche, z. B. des Essigguts in den
Essigbildnern etc., in verbesserter Form bildet es die sogen. schottische
Turbine (s.
Wasserräder).
[* 5]
hydraulischer Propeller, s.
Dampfschiff, ^[= (Dampfboot, Dampfer), jedes Schiff, welches durch eine oder mehrere an Bord eingebaute Dampfmaschine ...]
[* 6] S. 487.
(v. lat. res,
»Sache«) bezeichnet im gewöhnlichen
Leben das Sachliche im
Gegensatz zum Sprachlichen;
dann das Wirkliche oder wirklich Vorliegende, Seiende gegenüber dem bloß Gedachten, Vorgestellten, Eingebildeten. So spricht
man in Bezug auf den erstern Unterschied von Real- und Sprachwissenschaften, Real- und
Verbalinjurien, wie
man in der zweiten
Bedeutung z. B. den
Realwert vom Idealwert, die
Realpolitik von der
Idealpolitik unterscheidet. Vgl.
Realismus.
bisherige span.
Rechnungsmünze, eine Silbermünze, 1/20 des
Durooder spanischen Silberpiasters, im Wert von
0,216 Mk., früher in mehreren
Stücken vorhanden und zuerst 1497 geprägt. Der Silberreal (reál de plata antiguo) war 1 15/17
des gewöhnlichen Kupferreals (reál de
vellon) - 0,407 Mk. 1 Reál hatte 34
Maravedis. DieAbkürzung für den
Silberreal ist
»Rpta.«, für den Kupferreal
»Rvn.«;
10 5/8Rpta. = 20
Rvn. = 1
Piaster. In mehreren ehemals spanischen
LändernNordamerikas
(Mexiko)
[* 7] wird im Privatverkehr der
Piaster in 8 Realen à 4
Cuartillos à 12
Granos geteilt.
Ferner ist eine portugiesische
Rechnungsmünze zu 40
Reis (s.
Reis).
Endlich ist in
Batavia
[* 8] ein
Gold- und Silbergewicht, = 1/9 alte holländische
Troy-Mark = 27,343 g.
solche
Gewerbe, bei denen die
Berechtigung zum Betrieb eine private, verkäufliche und vererblicheGerechtsame
bildet, heute in den meisten
Ländern nicht mehr vorkommend.
(lat., Realregister,Sachregister), alphabetisches Verzeichnis der
in einem
Buch vorkommenden
Sachen, im
Gegensatz zum Verbalregister, dem Wörterverzeichnis, und dem Personalregister, Personenverzeichnis.
(lat.), im allgemeinen diejenige
Welt- und Lebensauffassung, welche, von der äußern
¶
mehr
sinnlichen Wahrnehmung ausgehend, bei dieser und den sich in ihr offenbarenden Gesetzen des ursachlichen Zusammenhangs, als
dem allein Seienden, weil Wirkenden und daher Wirklichen, beharrt, im Gegensatz zum Idealismus (s. d.) oder derjenigen Welt-
und Lebensauffassung, die sich der Geist aus Ideen, d. h. ihm selbst vor und unabhängig von aller Erfahrung
eignen Begriffen, entwickelt. Jener schätzt die Dinge nach der Bedeutung, die sie im ursachlichen Zusammenhang, also ihren
Wirkungen nach haben, dieser nach dem Grad, in welchem sie seinen Ideen entsprechen, oder nach der Bedeutung, die er ihnen durch
diese verleiht.
Jener wählt seine Zwecke aus der wirklichen Welt, dieser schreibt sie der letztern vor nach dem Vorbild
seiner Ideen. In so entschiedenen Gegensatz beide zu einander im Leben, in der Kunst und Wissenschaft stehen, sind sie doch innerlich
verbunden und aufeinander angewiesen. Den Bestrebungen des Realismus würde es ohne Antriebe von seiten der Ideen an Schwungkraft
[* 15] und Tragweite, dem Idealismus ohne Kenntnis des ursachlichen Zusammenhangs der Dinge an der Möglichkeit
fehlen, seine Ziele zu erreichen. Daß beide getrennt sich in Extreme verirren können, hat den WortenRealist und Idealist eine
üble Nebenbedeutung gegeben. - Unter in der Kunst versteht man im allgemeinen diejenige Darstellungsweise, welche vorzugsweise
auf Naturnachahmung ausgeht und in der Naturwahrheit ihr vornehmstes Ziel erkennt, daher auch vorzugsweise
die künstlerische Technik begünstigt.
Der Realismus muß daher bei denjenigen Künsten am stärksten hervortreten, welche auf Naturnachahmung angewiesen und an diese gebunden
sind, wie die Plastik, die Malerei, die Poesie und die mimischen Künste, am meisten die Schauspielkunst. Derselbe
sinkt zum Naturalismus (s. d.) herab, wenn er die Naturwahrheit in einseitiger Weise verfolgt und die der Kunst eigentümlichen
(ästhetischen) Wirkungen dabei aus den Augen verliert, um mit dem Schein der bloßen Natürlichkeit zu täuschen.
Im engern Gebiet der Philosophie ist der Realismus die Verneinung derjenigen metaphysischen Systeme, welche die verschiedenen
Gattungen des theoretischen Idealismus vertreten. In diesem Gegensatz handelt es sich nicht sowohl um die reine Entgegenstellung
von Sein und Nichtsein, von Wirklichkeit und Nichtwirklichkeit, von Realität und Nichtrealität als um die Bestimmung der
Art von Wirklichkeit, die gewissen Existenzen zuzuschreiben ist. Der Traum hat eine andre Art von Realität
als der wache Zustand.
Wer derWelt und dem Leben, wie die indische Philosophie, nur eine dem Traum verwandte Wirklichkeit zugesteht, ist Idealist (s.
Indische Philosophie). Das kritische Verhalten Kants, welches er selbst kritischen Idealismus nannte und dem träumenden Idealismus
entgegenstellte, beruht auf der Voraussetzung, daß Raum und Zeit nicht diejenige Art von Wirklichkeit
haben, die ihnen in der gemeinen Auffassung zugeschrieben wird. Der metaphysische Realismus behauptet im Gegensatz zu Kant, daß Erscheinungen,
d. h. Existenzen in Raum und Zeit, den höchsten Grad aller nur möglichen Realität repräsentieren.
Die nachkantische deutsche Philosophie, insofern sie, wie Fichte,
[* 16] an das Subjekt (als Träger
[* 17] der Erfahrung)
anknüpft, ist idealistisch, insofern sie, wie Herbart, an das Objekt (als Substrat der Erfahrung: KantsDing an sich) anknüpft,
realistisch; Schopenhauer ist im ersten Buch seines Hauptwerkes, welches die Welt »als Vorstellung« enthält, Idealist, im zweiten,
welches die Welt »als Wille« darstellt, Realist. Der metaphysische Realismus, welcher vom empirischen, erfahrungsmäßigen,
Schein
der Erscheinungswelt auf das Sein einer denselben notwendig voraussetzenden intelligibeln (als der wahrhaft wirklichen)
Welt schließt, ist transcendentaler, dergleichen der Kantsche Kritizismus, derjenige dagegen, der das Sein der empirisch gegebenen
(sogen. wirklichen) Welt für das wahre Sein hält, gemeiner (empirischer) Realismus, dergleichen der (ordinäre) Materialismus und
(Comtesche) Positivismus ist. Im Mittelalter bezeichnete der Gegensatz von Nominalismus und Realismus die Anerkennung,
resp. Leugnung der Realität der Universalien, d. h. der allgemeinen Begriffe (s. Nominalismus).
Vgl. v. Kirchmann, Über das
Prinzip des Realismus (Leipz. 1875).