seinem Geburtsort und geriet endlich wegen
Schulden ins Gefängnis. Hier verfiel er in religiöse
Schwärmerei und trat auf
einer
Reise nach
Paris
[* 2] in den
Orden
[* 3] der Feuillants. Von diesem wieder entlassen, lebte er unter sehr drückenden Umständen
wieder in seiner Vaterstadt und wurde als fanatischer Papist durch die königsmörderischenLehren
[* 4] einiger
französischer Schriftsteller zu der blutigen That getrieben, welche er ausführte, indem er dem König, als derselbe
auf einer Spazierfahrt in der engen
Straße de la Ferronnerie zu halten genötigt war, das
Messer
[* 5] zuerst in die Seite, dann
durchs
Herz stieß. Er wurde sofort festgenommen und zum
Verhör gebracht, nannte aber keinen Mitschuldigen.
Nachdem er auf das grausamste gefoltert worden, aber jede Mitschuld andrer standhaft geleugnet hatte, ward er 27. Mai auf dem
Grèveplatz unter Qualen, die über eine
Stunde dauerten, von
Pferden zerrissen.
Vgl.
Loiseleur, Ravaillac et ses complices (Par. 1873).
Stadt in der ital.
ProvinzSalerno, oberhalb
Amalfi gelegen, hat einen 1087 gegründeten, 1786 restaurierte
Dom
(Basilika)
[* 8] mit berühmten Bronzereliefs am
Portal aus dem 12. Jahrh. und schöner
Kanzel, einen
Palast Ruffoli und (1881) 1492 Einw.
Ravello war von 1086 bis 1804 Bischofsitz.
ital.
Provinz (bis 1860
Legation desKirchenstaats), zur
LandschaftEmilia gehörig, grenzt
im N. an die
ProvinzFerrara,
[* 9] im
W. an
Bologna, im
S. an
Florenz
[* 10] und
Forli, im O. an das
Adriatische Meer und umfaßt 1922 (nach
Strelbitsky 2134) qkm (38,8 QM.) mit (1881)
225,764 Einw. Das Land ist großenteils ebener Alluvialboden und fruchtbar, stellenweise allerdings
sumpfig, nur im
SW. durch Verzweigungen des toscanischen
Apennin etwas gebirgig.
Längs der
Küste ziehen sich
Dünen hin, auf
welchen bei Ravenna der berühmte große Pinienwald emporgewachsen ist.
Jetzt liegt die Stadt, wenn auch noch von nicht ganz ausgetrockneten
Sümpfen umgeben, auf dem festen Land, 7 km vom Meeresufer,
mit dem sie nur durch den
CanaleCorsini in
Verbindung steht. Dies hat seit dem
Mittelalter ihren
Verfall
herbeigeführt. An den alten
Glanz von Ravenna erinnern noch manche Bauwerke, welche kunstgeschichtlich als
Denkmäler aus der Übergangszeit
von der altchristlichen zur mittelalterlichen
Kunst von höchster Bedeutung sind. Dahin gehören: die
Domkirche (um 400 als
fünfschiffige
Basilika vom
ErzbischofUrsus erbaut, 1734 in eine dreischiffige Kuppelkirche umgewandelt,
so daß vom alten
Bau nur eine
Krypte und der runde Glockenturm übrigblieben), mit Fresken von
Guido Reni, zwei altchristlichen
Sarkophagen und einem interessanten Bischofstuhl mit von
Reliefs geschmückten Elfenbeintafeln von 550 in der
Sakristei; das
nahe dabei gelegene
BaptisteriumSan Giovanni (430 durch
Bischof Neon restauriert), ein achteckiges Gebäude
mit
Kuppel, altem Taufbrunnen und wohlerhaltenen
Mosaiken aus dem 5. Jahrh.; die
KircheSan Vitale (von 526 bis 547 erbaut),
eine Vorstufe zur vollendeten Form des byzantinischen Kirchenstils bildend, von außen einschmuckloser Ziegelbau, im Innern
achteckig, mit einer auf acht
Pfeilern ruhenden, aus topfartigen
Hohlziegeln erbauten
Kuppel und zwischen
den
Pfeilern stehenden
Nischen, deren
Wände von zweigeschossigen
Arkaden durchbrochen werden, herrlichem musivischen
Fußboden,
Stuckornamenten, schönen alten Mosaikgemälden im
Chor und mehreren antiken Marmorreliefs (s. Tafel
»Baukunst
[* 21] VII«,
[* 22] Fig. 4-6);
San Francesco, eine 427 errichtete dreischiffige
Basilika, deren ursprüngliche Form in dem spätern Umbau
noch erhalten ist, mit zwölf alten Säulenpaaren, Glockenturm und Marmorsarkophag des
ErzbischofsLiberius (gest. 350) mit
altchristlichen
Reliefs;
Sant' Apollinare Nuovo, von
Theoderich (504) erbaut und ehemals Sitz der arianischen
Bischöfe, eine
dreischiffige
Basilika, deren Mittelschiff noch jetzt das seltene
Beispiel einer wohlerhaltenen Innendekoration aus
altchristlicher Zeit mit Marmorsäulen und
-Bogen, Mosaikgemälden etc. aufweist;
die Grabstätte
Dantes, ein 1482 errichtetes, 1780 umgebautes Tempelchen mit dem
Sarkophag und der Halbfigur
Dantes.
Vor denThoren
von Ravenna liegen drei ebenfalls sehr interessante alte
Kirchen, nämlich:
Sant' Apollinare in
Classe, die bedeutendste unter den
altchristlichen
BasilikenItaliens
[* 24] (534-549 erbaut), mit geschlossene Vorhalle, hohem runden Glockenturm, im Innern aus drei
Schiffen bestehend, welche durch je zwölf
Säulen
[* 25] aus griechischem Cipollino getrennt sind, mit erhöhter
Tribüne und einer
Krypte unter derselben,
¶
mehr
zwei kleinen Seitentribünen, Medaillonfriesen, kostbarer Marmorverkleidung, Mosaiken etc.; die KircheSanta Maria della Rotonda,
das GrabmalTheoderichs d. Gr., ein Bau des 6. Jahrh., in seinem Grundgedanken noch den römischen Mausoleen verwandt und
doch altgermanisch, ein zweigeschossiger Zentralbau, unten ein den kreuzförmigen Gruftraum enthaltendes massives Zehneck,
von welchem zwei strebebogenartige Treppen
[* 27] zu dem stark zurücktretenden Obergeschoß führen, im Innern
kreisrund, von zehn kleinen Fenstern erleuchtet und durch einen riesigen Flachkuppelstein aus istrischem Kalkstein (8000 Ztr.
schwer) abgeschlossen; Santa Maria in Porto Fuori, 1096 vom BischofPietri Onesti erbaut, eine dreischiffige Basilika mit Fresken
und Sarkophag des Stifters.
Außer 14 andern, meist ebenfalls sehr alten und kunstgeschichtlich interessanten Kirchen enthält an
sonstigen bemerkenswerten Gebäuden: den Palast des Erzbischofs, mit merkwürdiger, aus dem 5. Jahrh. trefflich erhabener Hauskapelle;
Vor dem Bahnhof erhebt
sich das Monument des Staatsmannes Farini. Unter den Straßen zeichnet sich vor allen der die Stadt geradlinig
durchschneidende Corso Garibaldi aus. Vor derPorta Sisi (einem der sechs Stadtthore) liegt 6 km entfernt die Colonna dei Francesi,
eine 1557 aufgerichtete kleine, mit Arabesken und Inschriften geschmückte Säule gegenüber dem berühmten Schlachtfeld, wo 1512 Ludwig
XII. von Frankreich die Truppen des PapstesJulius II. schlug. Ravenna zählt mit den Vorstädten (1881) 18,571,
als Gemeinde 60,573 Einw. Die Beschäftigung derselben bilden zumeist Weinbau und Seidenzucht, Seidenspinnerei und -Weberei,
Fabrikation von Glas, Seife, Stärke,
[* 29] Hüten etc. und Handel.
Die Sage von der Ravenna- oder Rabenschlacht (s. d.) zeugt von der Bedeutung, welche
Ravenna damals
hatte. Die Exarchen wurden 752 von den Langobarden vertrieben, welchen jedoch der fränkische König Pippin 755 die Stadt nebst
dem ganzen Exarchat wieder abnahm, um beides dem römischen Stuhl zu schenken, was 774 von Karl d. Gr. bestätigt
wurde. Ravenna wurde hierauf von Konsuln regiert. Seit 1275 herrschte die Familie Pollenta in Ravenna. Von 1440 bis 1509 war die Stadt
in den Händen der Venezianer, denen sie infolge der Liga von Cambrai entrissen wurde, seit welcher Zeit sie dem Papst
verblieb. Julius II. setzte einen Kardinallegaten hierher. Durch den Frieden von Tolentino 1797 wurde Ravenna den Franzosen unterthan;
durch den Wiener Kongreß 1815 aber kam es wieder zum Kirchenstaat, 1860 zu Italien.
[* 34]
Vgl. Fantuzzi, Monumenti Ravennati de'
secoli di mezzo (Vened. 1801);
Quast, Die altchristlichen Bauwerke von Ravenna (Berl. 1842);
Rahn, eine kunstgeschichtliche
Studie (Leipz. 1869);
Diehl, Ravenne; études d'archéologie byzantine (Par. 1885).