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Gesandter nach
Paris
[* 2] geschickt. In der
Folge ward er Mitglied der Ersten
Kammer in
Berlin
[* 3] und 1853 als
Professor an der
Universität
emeritiert; doch setzte er seine Vorlesungen bis kurz vor seinem
Tod fort. Der
Entwickelung der deutschen Geschichtschreibung
brach Raumer
die
Bahn, wenn er auch später von
Jüngern, namentlich
Ranke, überholt wurde. Seine spätern
Arbeiten lassen namentlich eindringende
Kritik und höhere
Gesichtspunkte vermissen. Von seinen
Schriften sind hervorzuheben:
die anonym durch
Johannes v.
Müller zum
Druck beförderten
»Sechs
Dialoge über
Krieg und
Handel« (1806);
»Vorlesungen über die alte Geschichte« (Leipz. 1821, 2 Bde.; 3. Aufl. 1861);
»Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit« (das. 1823-25, 6 Bde.; 5. Aufl. 1878),
ausgezeichnet durch meist gründliche Forschung und gediegene Darstellung;
»Über die geschichtliche Entwickelung der Begriffe von Recht, Staat und Politik« (das. 1826, 3. Aufl. 1861);
»Über die preußische Städteordnung« (das. 1828);
»Briefe aus Paris zur Erläuterung der Geschichte des 16. und 17. Jahrhunderts« (das. 1831, 2 Bde.);
»Geschichte Europas seit dem Ende des 15. Jahrhunderts« (das. 1832-50, 8 Bde.);
»Beiträge zur neuern Geschichte aus dem Britischen Museum und Reichsarchiv« (das. 1836-39, 5 Bde);
»Die Vereinigten Staaten [* 4] von Nordamerika« [* 5] (das. 1845);
»Briefe aus Frankfurt [* 6] und Paris 1848-1849« (das. 1849, 2 Bde.);
»Historisch-politische Briefe über die geselligen Verhältnisse der Menschen« (das. 1860);
»Handbuch zur Geschichte der Litteratur« (das. 1864 bis 1866, 4 Bde.);
»Litterarischer Nachlaß« (Berl. 1869, 2 Bde.).
Außerdem gab er seit 1830 das »Historische Taschenbuch« heraus. Eine Sammlung von Reden, Aufsätzen etc. veröffentlichte er unter dem Titel: »Vermachte Schriften« (Leipz. 1852-54, 3 Bde.),
eine Selbstbiographie in »Lebenserinnerungen und Briefwechsel« (das. 1861, 2 Bde.).
2) Karl Georg von, Geolog, Geograph und Pädagog, Bruder des vorigen, geb. zu Wörlitz, studierte in Göttingen [* 7] und Halle, [* 8] dann zu Freiberg [* 9] unter Werner Mineralogie, ward 1810 beim Oberbergdepartement in Berlin, 1811 als Bergrat beim Oberbergamt in Breslau [* 10] und zugleich als Professor der Mineralogie an der dortigen Universität angestellt, nahm 1813 und 1814 als Freiwilliger am Befreiungskrieg teil und ward 1819 an die Universität Halle und an das dortige Oberbergamt versetzt.
Nachdem er hier 1823 seinen Abschied genommen, schloß er sich an das Dittmarsche Erziehungsinstitut in Nürnberg [* 11] an u. ging 1827 als Professor der Naturgeschichte nach Erlangen, [* 12] wo er starb. Er schrieb: »Geognostische Fragmente« (Nürnb. 1811);
»Der Granit des Riesengebirges« (Berl. 1813);
»Das Gebirge Niederschlesiens« (das. 1819);
»Versuch eines ABC-Buchs der Kristallkunde« (das. 1820, Bd. 1; Nachtrag 1821);
»Vermischte Schriften« (das. 1819 bis 1822, 2 Bde.) und »Kreuzzüge« (Stuttg. 1840-1865, 2 Bde.);
ferner »Lehrbuch der allgemeinen Geographie« (Leipz. 1832, 3. Aufl. 1848);
»Beschreibung der Erdoberfläche« (6. Aufl., das. 1866);
»Palästina« [* 13] (das. 1835, 4. Aufl. 1860).
Sein Hauptwerk ist die »Geschichte der Pädagogik« (Stuttg. 1843-1851, 3 Bde.; 5. Aufl., Gütersl. 1878-80, 4 Bde.),
woraus als Sonderabdruck erschien: »Die
Erziehung der Mädchen« (4. Aufl., das. 1886). Raumers
»Leben von ihm selbst erzählt« erschien nach seinem
Tod (Stuttg. 1866).
3)
Georg
Wilhelm von, verdienter deutscher Geschichtsforscher, geb. zu
Berlin, Sohn des
Wirklichen
Geheimen
Rats und
Direktors im
Ministerium des königlichen
Hauses und der
Archive,
Karl
Georg von Raumer
(geb. zu
Dessau,
[* 14] gest. studierte in
Berlin,
Heidelberg
[* 15] und
Göttingen die
Rechte, trat 1823 in den
Staatsdienst, ward
Assessor bei dem
Kammergericht in
Berlin, 1829 Hilfsarbeiter im
Finanzministerium, 1833
Rat beim preußischen
Handelsministerium und bei
der Archivverwaltung, 1843
Direktor sämtlicher preußischer
Archive und 1844 Mitglied des
Staatsrats.
Nachdem er noch die Trennung des großen Archivs zu Berlin in ein Staats- und ein königliches Hausarchiv zu stande gebracht, legte er die Direktion der Archive 1851 nieder. Er machte seinem Leben durch einen Pistolenschuß ein Ende. Er schrieb: »Über die älteste Geschichte und Verfassung der Kurmark« (Berl. 1830);
»Novus codex diplomaticus brandenburgensis« (das. 1831-33, 2 Bde.);
»Regesta historiae brandenburgensis« (das. 1836, Bd. 1),
dazu »Historische Karten und Stammtafeln«, bis 1200 (1837);
»Die Insel Wollin und das Seebad Misdroy«, historische Skizze (das. 1851).
4)
Karl
Otto von, preuß. Staatsmann, Sohn des 1831 verstorbenen preußischen
Generalleutnants
Karl
Friedrich
Albert von Raumer
,
Vetter des vorigen, geb. zu
Stargard
[* 16] in
Pommern,
[* 17] besuchte das
Gymnasium zu
Stettin,
[* 18] studierte sodann
in
Göttingen und
Berlin die
Rechte, war hierauf
Regierungsrat in
Posen
[* 19] und
Frankfurt a. O., ward 1840 als
Hilfsarbeiter in das
Finanzministerium berufen, 1841 zum vortragenden
Rat im
Ministerium des Innern, 1845 zum Regierungspräsidenten
in
Königsberg,
[* 20] dann in
Köln,
[* 21] 1848 in
Frankfurt a. O. ernannt, übernahm unter
Manteuffel das Unterrichtsministerium
und trat mit jenem im
November 1858 zurück. Er war ein Hauptvertreter der orthodox-absolutistischen
Reaktion.
Unter seinen verschiedenen unpopulären Maßregeln fanden den entschiedensten
Widerspruch die 1854 erschienenen sogen. (Stiehlschen)
»Regulative«, da der
Versuch derselben, das christlich-kirchliche
Element zum
Fundament der
Volksschule zu machen und den Zöglingen
der
Seminare selbst die Beschäftigung mit den deutschen
Klassikern zu versagen, ihr
Verdienst: die Bestrebung einer Begrenzung
und Vereinfachung des Lehrstoffs, übersehen ließ. Raumer
starb in
Berlin.
Vgl. »Der Staatsminister
von Raumer«
(Berl. 1860).
5)
Rudolf von, Sprachforscher, Sohn von Raumer
2),
geb. zu Breslau, ward 1846 außerordentlicher und 1852 ordentlicher Professor der deutschen Sprache [* 22] und Litteratur zu Erlangen; starb daselbst. Von seinen Werken sind hervorzuheben: »Die Aspiration und die Lautverschiebung« (Leipz. 1837);
»Die Einwirkung des Christentums auf die althochdeutsche Sprache« (Stuttg. 1845);
»Vom deutschen Geist« (Erlang. 1848, 2. Aufl. 1850);
»Über deutsche Rechtschreibung« (Wien [* 23] 1855);
»Der Unterricht im Deutschen« (3. Aufl., Gütersl. 1857);
»Deutsche [* 24] Versuche« (Erlang. 1861);
»Gesammelte sprachwissenschaftliche Schriften« (Frankf. 1863) und als sein Hauptwerk »Geschichte der germanischen Philologie« (Münch. 1870).
Auch bearbeitete er die den Unterricht im Deutschen betreffende Abteilung in seines Vaters »Geschichte der Pädagogik« und verfaßte als bewährter Forscher auf dem Felde der Rechtschreibung 1875 im Auftrag der deutschen Bundesregierungen den vielbesprochenen »Entwurf zur Reform der deutschen Orthographie«, welcher den Beratungen der Anfang 1876 in Berlin zusammenberufenen orthographischen Konferenz zur ¶
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Grundlage diente.
Vgl. seine »Erläuterungen zu den Ergebnissen der orthographischen Konferenz« (Halle 1876).