Minute) und die Karden berührend in gespanntem Zustand daran vorbeibewegt und zwar abwechselnd nach beiden Richtungen, indem
es sich einmal auf die Walze f und dann auf die Walze g aufwickelt. Zur Bewegung dieser Walzen greift zunächst ein Kegelrad der
Trommelwelle in ein Kegelrad einer Hülse h, welche eine Achse ik mitdreht, die sich in der Hülse vertikal
verschieben läßt und je nach ihrer Stellung durch das Rad k und s die Welle f oder durch i und t die Welle g umdreht.
Die entsprechende höhere oder tiefere Stellung erhält diese Achse durch den Rückhebel n. Um dem Gewebe die
erforderliche Spannung zu geben, wird mit Hilfe des Hebels x ein Bremsklotz gegen die Welle f und des Hebels y gegen g gepreßt
und zwar durch Schnüre, die durch kurze Achsen mit Sperrklinken o o angezogen werden. Da die Zahl der Rauhungen je nach dem
Gewebe 50 bis 500 beträgt, so verwendet man auch vielfach zur Abkürzung der Zeit Rauhmaschinen mit zwei
Rauhtrommeln. Um das Gewebe, welches auf der Rauhmaschine nur in der Längenrichtung bearbeitet wird, auch quer zu rauhen, ist oft
noch eine (Postieren) mit Karden besetzte Schiene angebracht, welche sich vor dem Tuch hin und her bewegt (Postierapparat),
nachdem dieses die Rauhmaschine verlassen hat.
das Verhältnis der Dinge nebeneinander, wie Zeit das Verhältnis der Dinge nacheinander angibt.
Die nähere Bestimmung des Begriffs Raum gehört zu den schwierigsten metaphysischen Problemen. Bei den meisten ältern Philosophen
ist Raum das Umschließende, Umspannende, gleichsam ein unendlicher, an sich leerer Wohnort, in welchem die Körper gewisse Plätze
besetzen, oder von dem sie sich einige Teile aneignen. Newton (und nach ihm Clarke) erklärte denselben
für das »sensorium commune« der Gottheit.
Erst durch Locke, Leibniz und Lambert wurde die Ansicht vertreten, daß der Raum nichts für sich Bestehendes, nichts Reelles sei,
sondern nur eine Form für mögliche Beziehungen und Verknüpfungen, ein Vorgestelltes. Kant erklärte
Raum und Zeit für apriorische Anschauungsformen des menschlichen Geistes. Der ist nach ihm die Form des äußern Sinnes, vermittelst
dessen uns Gegenstände als außer uns und als außereinander und nebeneinander existierend gegeben werden;
die Zeit dagegen
die Form des innern Sinnes, vermittelst dessen uns Zustände unsers eignen Seelenlebens gegenständlich
werden. Im Widerspruch hiermit suchte Herbart (wie vor ihm Berkeley) nachzuweisen, daß auch die Vorstellungen des Räumlichen
und Zeitlichen empirisch nicht mit den Sinnesempfindungen, aber mittels derselben und zwar nach Analogie andrer Abstrakta
durch Erfahrungen des Tastsinnes mit Kontrolle des Gesichtssinns gegeben seien.
Die Anhänger der erstern Ansicht, welcher zufolge die Raumvorstellung eine »angeborne« sei,
werden als Nativisten, die der letztern, welcher zufolge sie eine (durch Erfahrung) erworbene sein soll, als Empiriker bezeichnet.
Die Geometrie setzt den Raum mit seinen Dimensionen, Länge, Breite und Tiefe, voraus und konstruiert darin ihre Gestalten, und
indem sie einzelne Teile des allgemeinen Raums begrenzt, erhält sie relative Räume.
Vgl. Stumpf, Über
den psychologischen Ursprung der Raumvorstellung (Leipz. 1873);
Baumann, Die Lehren von Raum, Zeit und Mathematik in der neuern
Philosophie (Berl. 1868-69, 2 Bde.).
1) Friedrich Ludwig Georg von, deutscher Geschichtschreiber, geb. zu Wörlitz bei Dessau, studierte
in Halle und Göttingen die Rechte und Staatswissenschaften, ward 1801 Referendar bei der kurmärkischen Kammer, 1802 Assessor und
war 1806-1808 Chef eines Departements der Domänenkammer zu Wusterhausen bei Berlin. 1809 ward er Regierungsrat
zu Potsdam, 1810 kam er in das Büreau des Staatskanzlers Hardenberg, und 1811 ward er zum Professor der Geschichte und Staatskunst
zu Breslau ernannt. 1815-17 bereiste er Deutschland, die Schweiz und Italien. 1819 ward er als Professor der Staatswissenschaft
nach Berlin berufen; doch beschränkte er sich meist auf geschichtliche Vorlesungen, und auch diese waren
bei seinem Mangel an Rednertalent wenig besucht.
Eine Zeitlang war er Mitglied des Oberzensurkollegiums, doch nahm er 1831 seine Entlassung. In diese Zeit fallen noch einige
größere Reisen, wie die nach Frankreich (1830), England (1835), Italien (1839) und Amerika (1843), deren Resultate er in besondern
Werken niederlegte. Die Aufnahme, welche eine von ihm 1847 in der Akademie zu Ehren Friedrichs d. Gr. gehaltene
freimütige Rede in den höhern Kreisen fand, bewog ihn, seine Stelle als Sekretär und Mitglied der Akademie niederzulegen. Als
Mitglied des deutschen Parlaments 1848 ward er als deutscher
mehr
Gesandter nach Paris geschickt. In der Folge ward er Mitglied der Ersten Kammer in Berlin und 1853 als Professor an der Universität
emeritiert; doch setzte er seine Vorlesungen bis kurz vor seinem Tod fort. Der Entwickelung der deutschen Geschichtschreibung
brach Raumer die Bahn, wenn er auch später von Jüngern, namentlich Ranke, überholt wurde. Seine spätern
Arbeiten lassen namentlich eindringende Kritik und höhere Gesichtspunkte vermissen. Von seinen Schriften sind hervorzuheben:
die anonym durch Johannes v. Müller zum Druck beförderten »Sechs Dialoge über Krieg und Handel« (1806);
»Vorlesungen über die
alte Geschichte« (Leipz. 1821, 2 Bde.; 3. Aufl.
1861);
»Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit« (das. 1823-25, 6 Bde.; 5. Aufl.
1878),
ausgezeichnet durch meist gründliche Forschung und gediegene Darstellung;
Ȇber die geschichtliche Entwickelung der
Begriffe von Recht, Staat und Politik« (das. 1826, 3. Aufl. 1861);
»Über die preußische Städteordnung« (das. 1828);
»Briefe
aus Paris zur Erläuterung der Geschichte des 16. und 17. Jahrhunderts« (das. 1831, 2 Bde.);
»Geschichte Europas seit dem Ende des 15. Jahrhunderts« (das. 1832-50, 8 Bde.);
»Beiträge zur neuern Geschichte aus dem Britischen Museum und Reichsarchiv« (das. 1836-39, 5 Bde);
»Die Vereinigten Staaten
von Nordamerika« (das. 1845);
»Briefe aus Frankfurt und Paris 1848-1849« (das. 1849, 2 Bde.);
»Historisch-politische Briefe über die geselligen Verhältnisse der Menschen« (das. 1860);
»Handbuch zur Geschichte der Litteratur«
(das. 1864 bis 1866, 4 Bde.);
»Litterarischer Nachlaß« (Berl. 1869, 2 Bde.).
Außerdem gab er seit 1830 das »Historische Taschenbuch« heraus. Eine Sammlung von Reden, Aufsätzen etc. veröffentlichte er
unter dem Titel: »Vermachte Schriften« (Leipz. 1852-54, 3 Bde.),
eine Selbstbiographie in »Lebenserinnerungen und Briefwechsel« (das.
1861, 2 Bde.).
2) Karl Georg von, Geolog, Geograph und Pädagog, Bruder des vorigen, geb. zu Wörlitz, studierte in Göttingen und Halle,
dann zu Freiberg unter Werner Mineralogie, ward 1810 beim Oberbergdepartement in Berlin, 1811 als Bergrat
beim Oberbergamt in Breslau und zugleich als Professor der Mineralogie an der dortigen Universität angestellt, nahm 1813 und 1814 als
Freiwilliger am Befreiungskrieg teil und ward 1819 an die Universität Halle und an das dortige Oberbergamt versetzt.
Nachdem er hier 1823 seinen Abschied genommen, schloß er sich an das Dittmarsche Erziehungsinstitut in
Nürnberg an u. ging 1827 als Professor der Naturgeschichte nach Erlangen, wo er starb. Er schrieb: »Geognostische
Fragmente« (Nürnb. 1811);
»Der Granit des Riesengebirges« (Berl. 1813);
»Das Gebirge Niederschlesiens« (das. 1819);
»Versuch
eines ABC-Buchs der Kristallkunde« (das. 1820, Bd.
1; Nachtrag 1821);
»Vermischte Schriften« (das. 1819 bis 1822, 2 Bde.)
und »Kreuzzüge« (Stuttg. 1840-1865, 2 Bde.);
ferner »Lehrbuch der allgemeinen Geographie« (Leipz. 1832, 3. Aufl. 1848);
»Beschreibung der Erdoberfläche« (6. Aufl., das.
1866);
»Palästina« (das. 1835, 4. Aufl. 1860).
Sein Hauptwerk ist die »Geschichte der Pädagogik« (Stuttg. 1843-1851, 3 Bde.; 5. Aufl.,
Gütersl. 1878-80, 4 Bde.),
woraus als Sonderabdruck erschien: »Die Erziehung der Mädchen« (4. Aufl., das. 1886). Raumers
»Leben von ihm selbst erzählt« erschien nach seinem Tod (Stuttg. 1866).
3) Georg Wilhelm von, verdienter deutscher Geschichtsforscher, geb. zu Berlin, Sohn des Wirklichen Geheimen
Rats und
Direktors im Ministerium des königlichen Hauses und der Archive, Karl Georg von Raumer (geb. zu Dessau,
gest. studierte in Berlin, Heidelberg und Göttingen die Rechte, trat 1823 in den Staatsdienst, ward Assessor bei dem
Kammergericht in Berlin, 1829 Hilfsarbeiter im Finanzministerium, 1833 Rat beim preußischen Handelsministerium und bei
der Archivverwaltung, 1843 Direktor sämtlicher preußischer Archive und 1844 Mitglied des Staatsrats.
Nachdem er noch die Trennung des großen Archivs zu Berlin in ein Staats- und ein königliches Hausarchiv zu stande gebracht,
legte er die Direktion der Archive 1851 nieder. Er machte seinem Leben durch einen Pistolenschuß
ein Ende. Er schrieb: »Über die älteste Geschichte und Verfassung der Kurmark« (Berl. 1830);
»Regesta historiae brandenburgensis« (das.
1836, Bd. 1),
dazu »Historische Karten und Stammtafeln«, bis 1200 (1837);
»Die Insel Wollin und das Seebad Misdroy«, historische
Skizze (das. 1851).
4) Karl Otto von, preuß. Staatsmann, Sohn des 1831 verstorbenen preußischen Generalleutnants Karl Friedrich
Albert von Raumer, Vetter des vorigen, geb. zu Stargard in Pommern, besuchte das Gymnasium zu Stettin, studierte sodann
in Göttingen und Berlin die Rechte, war hierauf Regierungsrat in Posen und Frankfurt a. O., ward 1840 als
Hilfsarbeiter in das Finanzministerium berufen, 1841 zum vortragenden Rat im Ministerium des Innern, 1845 zum Regierungspräsidenten
in Königsberg, dann in Köln, 1848 in Frankfurt a. O. ernannt, übernahm unter Manteuffel das Unterrichtsministerium
und trat mit jenem im November 1858 zurück. Er war ein Hauptvertreter der orthodox-absolutistischen Reaktion.
Unter seinen verschiedenen unpopulären Maßregeln fanden den entschiedensten Widerspruch die 1854 erschienenen sogen. (Stiehlschen)
»Regulative«, da der Versuch derselben, das christlich-kirchliche Element zum Fundament der Volksschule zu machen und den Zöglingen
der Seminare selbst die Beschäftigung mit den deutschen Klassikern zu versagen, ihr Verdienst: die Bestrebung einer Begrenzung
und Vereinfachung des Lehrstoffs, übersehen ließ. Raumer starb in Berlin.
Vgl. »Der Staatsminister
von Raumer« (Berl. 1860).
5) Rudolf von, Sprachforscher, Sohn von Raumer 2),
geb. zu Breslau, ward 1846 außerordentlicher und 1852 ordentlicher
Professor der deutschen Sprache und Litteratur zu Erlangen; starb daselbst. Von seinen Werken
sind hervorzuheben: »Die Aspiration und die Lautverschiebung« (Leipz. 1837);
»Die Einwirkung des Christentums auf die althochdeutsche
Sprache« (Stuttg. 1845);
»Vom deutschen Geist« (Erlang. 1848, 2. Aufl. 1850);
»Über deutsche Rechtschreibung« (Wien 1855);
»Der
Unterricht im Deutschen« (3. Aufl., Gütersl. 1857);
»Deutsche Versuche« (Erlang. 1861);
»Gesammelte sprachwissenschaftliche
Schriften« (Frankf. 1863) und als sein Hauptwerk »Geschichte der germanischen
Philologie« (Münch. 1870).
Auch bearbeitete er die den Unterricht im Deutschen betreffende Abteilung in seines Vaters »Geschichte
der Pädagogik« und verfaßte als bewährter Forscher auf dem Felde der Rechtschreibung 1875 im Auftrag der deutschen Bundesregierungen
den vielbesprochenen »Entwurf zur Reform der deutschen Orthographie«, welcher den Beratungen der Anfang 1876 in
Berlin zusammenberufenen orthographischen Konferenz zur
mehr
Grundlage diente.
Vgl. seine »Erläuterungen zu den Ergebnissen der orthographischen Konferenz« (Halle 1876).