2) Jean, Graf von, franz. General, geb. zu Kolmar, trat 1788 in ein französisches Kavallerieregiment, machte die
Feldzüge am Rhein und als Adjutant Desaix' die Feldzüge in Italien und nach Ägypten mit und ward 1801 Adjutant des Ersten Konsuls. 1805 erwarb
er sich bei Austerlitz den Rang eines Divisionsgenerals und befehligte 1806-1807 eine Dragonerdivision.
Nachdem er kurze Zeit Kommandant zu Thorn gewesen, erhielt er nach Danzigs Fall das Kommando dieser Festung.
In der Schlacht bei Aspern unternahm er in Vereinigung mit Lobau einen Bajonettangriff, der zur Sicherstellung des französischen
Rückzugs viel beitrug. Er ward hierauf zum Grafen ernannt. Im Juni 1810 ward er wegen eines freimütigen
Tadels über Napoleons Ehescheidung wieder nach Danzig beordert. Auf dem Rückzug aus Rußland 1812 sandte ihn Napoleon nach Danzig
voraus, um den Rest der Armee neu zu organisieren, und Rapp verteidigte diese Festung, bis ihn Mangel an Proviant und Munition
im Januar 1814 zur Kapitulation nötigte.
Die Verbündeten erkannten jedoch dieselbe nicht an, und Rapp ward als Kriegsgefangener nach Wilna gebracht. Im Juli 1814 nach
Paris zurückgekehrt, ward er von Ludwig XVIII. bei Napoleons Landung mit dem Kommando des 1. Armeekorps betraut. Der Abfall der
Armee vereitelte jedoch allen Widerstand, und Rapp nahm hierauf von Napoleon das Kommando der Rheinarmee an,
schloß aber bei Straßburg mit den Verbündeten einen Waffenstillstand ab. Der von Ludwig XVIII. ihm erteilte Befehl, die Armee
zu entwaffnen, führte zu einer gefährlichen Meuterei, die Rapp aber durch energisches Einschreiten unterdrückte. Darauf zog
er sich auf das Gut Wildenstein im Kanton Aargau
zurück. 1818 von Ludwig XVIII. zum Pair und Obersthofmeister des Königs
ernannt, starb er auf seinem Gut Rheinweiler in Baden. 1853 wurde ihm in Kolmar eine Statue errichtet. Außer einer
Beschreibung der Belagerung von Danzig hinterließ er »Mémoires« (Par. 1823; deutsch, Gotha 1824). Sein
Leben beschrieb Spach in den »Biographies alsaciennes« (Nancy 1871).
(Centime, Centesimo), kleinste schweizer. Bronzemünze, = 1/100 Frank oder ⅘ Pf. Sie wurden
zuerst im 15. Jahrh. in Freiburg
geschlagen und trugen einen Rabenkopf;
Dorf im bad. Kreis Heidelberg, an der Linie Neckargemünd-Jagstfeld der Badischen Staatsbahn, hat eine evang.
Kirche, ein Schloß, Maschinen- und Korsettfabrikation, eine Saline, ein Solbad mit Kinderheilanstalt Siloha ^[richtig: Siloah]
und (1885) 1422 Einw.
(Rapperschwyl), Landstädtchen im schweizer. Kanton St. Gallen, auf einer in den Züricher See vordringenden
Landzunge, mit altem Schloß, ist eine der belebtesten Dampferstationen des Züricher Sees, der Knotenpunkt, wo die Kurse des Obersees
mit denen des Hauptteils sich verknüpfen, zugleich Station der Bahnlinie Zürich-Sargans-Chur und Ausgangspunkt
für den Verkehr über Etzel und Schindellegi (speziell für Einsiedeln). Diesem Verkehr diente bis 1878 eine fast 1½ km lange
geländerlose Holzbrücke, deren erste Anlage in das 14. Jahrh. fällt.
Gegenwärtig ist dieser Übergang durch eine Eisenbahn ersetzt, welche als eine der Zufahrten der Gotthardroute fortgesetzt
werden soll. Eine Merkwürdigkeit besitzt in dem vom Grafen Plater gegründeten polnischen Nationalmuseum,
dem seit Juli 1869 die alte Grafenburg mietweise überlassen ist. Rapperswyl, der Hauptort des Seebezirks, zählt (1880) 2637 Einw.
In der Seegegend von Rapperswyl laufen die Grenzen der Kantone Zürich,
St. Gallen und Schwyz
in einen Punkt zusammen, der seit 1873 durch
einen 8 m hohen Obelisken, den Dreiländerstein, bezeichnet ist. - ist eine jüngere Gründung der Grafen von Rapperswyl, deren Stammschloß
Rapperswyl auf der linken Seeseite, auf einem Hügel bei Altendorf, stand und im alten Zürichkrieg (1350) durch die Züricher zerstört
wurde. Nach dem Aussterben des Mannesstamms (1284) kam die Grafschaft an das Haus Österreich. 1450 begab
sich die Stadt unter den Schutz der Kantone Uri,
Schwyz,
Unterwalden und Glarus
und machte von da an gewissermaßen einen schutzverwandten Ort der Eidgenossenschaft
aus, bis sie mit der Neugestaltung (1803) ein Teil des neugeschaffenen Kantons St. Gallen wurde.
Vgl. Rickenmann,
Geschichte der Stadt Rapperswyl (2. Aufl., Rappersw. 1879).
Eduard, Violinspieler, geb. zu Wien, Schüler von Jansa und Böhm daselbst, war von 1854 bis 1861 Mitglied
der kaiserlichen Hofoper in Wien, 1861-66 Konzertmeister der Deutschen Oper in Rotterdam, 1866-71 nacheinander
Opernkapellmeister in Lübeck, Stettin und Prag, ward 1871 Lehrer an der königlichen Hochschule für Musik in Berlin und 1877 königlicher
Konzertmeister in Dresden. - Seine Gattin Laura, geborne Kahrer, geb. zu Mistelbach bei Wien, ist eine ausgezeichnete
Klavierspielerin, die auf dem Wiener Konservatorium und bei Liszt in Wien ihre Ausbildung erhielt.
ehedem eine angesehene Herrschaft im Oberelsaß. Der Stammhalter des Geschlechts war Egelolf von Urslingen,
der bei dem Römerzug Friedrich Barbarossas kaiserlicher Statthalter von Spoleto gewesen und vom Bischof von Basel
1168 mit der Herrschaft
Rappoltstein belehnt wurde. Die Blütezeit der Herren von Rappoltstein fällt ins 15. und in die erste Hälfte des 16. Jahrh.
Nach dem Aussterben derselben 1673 kam die Herrschaft an die Pfalzgrafen von Birkenfeld, 1734 an die Herzöge von Zweibrücken,
die sie in der französischen Revolution verloren. Der letzte Herr von Rappoltstein war Maximilian Joseph, nachmaliger
König von Bayern. Die Herrschaft bestand aus acht Ämtern: Bergheim, Gemar, Heiterheim (Heitern), Hohnack mit dem romantischen
Val d'Orbey, Markirch, Rappoltsweiler (s. d.), Weyer im Gregorienthal, Zellenberg.
Vgl. Rathgeber, Die Herrschaft Rappoltstein (Straßb.
1874).
(franz. Ribeauvillé), Kreisstadt im deutschen Bezirk Oberelsaß, am Fuß der Vogesen und am Ausgang des
reizenden Strengbachthals, 5 km westlich vom Bahnhof Rappoltsweiler der Eisenbahn Straßburg-Basel und mit diesem durch eine Straßenbahn
verbunden, 185 m ü. M., hat eine evangelische und eine neu restaurierte gotische
kath. Pfarrkirche, eine Synagoge, eine Realschule, ein Mutterhaus der Lehrschwestern der göttlichen Vorsehung, ein Amtsgericht,
eine Oberförsterei, ansehnliche Baumwollindustrie und Kattunfabrikation, Getreide-, Öl- und Sägemühlen,
Steinbrüche, vortrefflichen Weinbau und regelmäßige Weinmärkte und (1885) 5902 meist kath.
Einwohner. Westlich über der Stadt die Ruinen der Schlösser
mehr
Hohrappoltstein, Ulrichsburg und Girsberg (Stein), einst der Wohnsitz der Herren von Rappoltstein (s. d.), sowie weiter entfernt
die Trümmer der Wallfahrtskirche zur heiligen Jungfrau von Dusenbach, der Schutzpatronin der elsässischen Musikanten. Letztere
hatten die Herren von Rappoltstein (die »Pfeiferkönige«) zu Vorstehern und feierten jährlich 8. Sept. bei
der genannten Wallfahrtskirche ein gemeinsames Fest (»Pfeifertag«; s. Musikantenzünfte). ist der Geburtsort
Speners.
Vgl. Bernhard, Recherches sur l'histoire de la ville de Rappoltsweiler (Kolmar 1888).