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diesen Übungen ging die Rankesche Schule hervor, welcher die bedeutendsten Historiker der Gegenwart angehörten. Die von ihm begründeten »Jahrbücher des Deutschen Reichs unter dem sächsischen Haus« (Bd. 1-3, Abt. 1, Berl. 1837-40) enthielten Arbeiten seiner Schüler. Am ward er in den Adelstand erhoben und nach Böckhs Tod 1867 Kanzler des Ordens pour le mérite. Bei der Feier seines 50 und 60jährigen Doktorjubiläums und 1877) ward er von der deutschen Geschichtswissenschaft als ihr Altmeister verehrt und 1882 zum Wirklichen Geheimrat mit dem Prädikat »Exzellenz« ernannt.
Nachdem er seinen 90. Geburtstag gefeiert, starb er in Berlin. [* 2] Als Geschichtschreiber nimmt Ranke unzweifelhaft die erste Stelle in Deutschland [* 3] ein. Er besaß einen seltenen Fleiß und Scharfsinn im Auffinden von Quellen und Urkunden sowie im Sichten des von ihnen dargebotenen Materials und methodische Kritik, und sein Sinn für die konkreten Erscheinungen des Lebens, sein zugleich scharfer und tiefer psychologischer Blick, sein fein gebildeter, ästhetischer Sinn geben seinen Darstellungen eine plastische Form von hoher Vollendung. Sein Stil ist mitunter manieriert, selten schwungvoll; aber stets geistvoll und beziehungsreich. Ferner sind seine Werke ausgezeichnet durch ihren weiten Gesichtskreis, der die Geschichte der einzelnen Staaten und Völker immer im Zusammenhang der ganzen Weltgeschichte auffaßt und würdigt.
Vgl. Winckler, Leopold v. Ranke Lichtstrahlen aus seinen Werken (Berl. 1885);
v. Giesebrecht, Gedächtnisrede auf Leop. v. Ranke (Münch. 1887).
2) Friedrich Heinrich, evangel. Theolog, Bruder des vorigen, geb. zu Wiehe in Thüringen, war zuerst Prediger in Rückersdorf bei Nürnberg, [* 4] dann Dekan und gräflich Giechscher Konsistorialrat zu Thurnau, ward 1840 ordentlicher Professor der Dogmatik zu Erlangen, [* 5] 1841 Konsistorialrat zuerst in Baireuth, [* 6] 1845 in Ansbach, [* 7] 1866 Oberkonsistorialrat in München, [* 8] wo er starb. Er gab außer mehreren Predigtsammlungen und andern Erbauungsschriften »Untersuchungen über den Pentateuch« (Erlang. 1834-40, 2 Bde.) heraus.
Vgl. Rankes »Jugenderinnerungen mit Blicken auf das spätere Leben« (Stuttg. 1876, 2. Aufl. 1886).
3) Karl Ferdinand, Pädagog und Philolog, Bruder der vorigen, geb. studierte in Halle, [* 9] ward Kollaborator, dann Konrektor, später Direktor des Gymnasiums zu Quedlinburg, [* 10] 1837 als Direktor des pädagogischen Seminars und Professor der alten Litteratur nach Göttingen [* 11] berufen und ging von hier 1842 als Direktor der vereinigten Anstalten des Friedrich Wilhelms-Gymnasiums, der Friedrich Wilhelms-Realschule und der Elisabethschule nach Berlin, wo er starb. Unter seinen philologischen Arbeiten sind zu nennen: »De Hesiodi operibus et diebus« (Götting. 1838);
»De lexici Hesychiani vera origine et genuina forma« (Quedlinb. 1831);
»Pollux et Lucianus« (das. 1831) und besonders seine Schrift »De Aristophanis vita« (Leipz. 1845).
Auch hat er einige Schriftchen über die Geschichte Quedlinburgs, Biographien der Philologen Otfr. Müller (Berl. 1870) und August Meineke (Leipz. 1871) sowie schließlich »Rückerinnerungen an Schulpforte 1814-1821« (Halle 1874) veröffentlicht.
4) Ernst, evangel. Theolog, Bruder der vorigen, geb. zu Wiehe in Thüringen, ward 1840 Pfarrer zu Buchau und 1850 Professor, 1851 Doktor der Theologie zu Marburg; [* 12] starb Er schrieb: »Das kirchliche Perikopensystem« (Berl. 1847),
»Kritische Zusammenstellung der innerhalb der evangelischen Kirche Deutschlands [* 13] eingeführten neuen Perikopenkreise« (das. 1850) u. a. und hat sich seither durch seine der Itala (s. Bibel, [* 14] S. 882) zugewandten Studien bekannt gemacht. Als Dichter trat er auf mit einer metrischen Übersetzung des Buches Tobias (Bayr. 1847),
»Lieder aus großer Zeit« (Marb. 1871, 2. Aufl. 1875),
»Die Schlacht im Teutoburger Walde« (das. 1875),
»Rhythmica« (Wien [* 15] 1881) u. a.
5) Johannes, Physiolog und Anthropolog, Sohn von Ranke 2), geb. zu Thurgau, studierte in München, Berlin und Paris, [* 16] habilitierte sich 1861 in München für Physiologie und erhielt 1869 die Professur daselbst. 1886 wurde er zum ordentlichen Professor der Anthropologie, als erster Professor dieses Faches in Deutschland, ernannt. Er schrieb: »Tetanus« (Leipz. 1865, 2. Bd. 1871);
»Grundzüge der Physiologie« (4. Aufl., das. 1881);
»Die Lebensbedingungen der Nerven« [* 17] (das. 1868);
»Die Ernährung des Menschen« (Münch. 1876);
»Das Blut« (das. 1878);
»Beiträge zur physischen Anthropologie der Bayern« [* 18] (das. 1883);
»Der Mensch«, populäre Anthropologie (Leipz. 1886, 2 Bde.).
Auch redigiert er das »Archiv für Anthropologie«, die »Beiträge zur Anthropologie und Urgeschichte Bayerns« und als Generalsekretär der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft das »Korrespondenzblatt« der letztern.