Hôtel de (spr. rangbujä),Name einer
Pariser litterarischen
Gesellschaft, die, nach ihrem Versammlungsort,
dem
Palast des
Marquis de Rambouillet (in der
RueSt.-Thomas du
Louvre), benannt, 1635-65 in
Frankreich tonangebend war (vgl.
Französische Litteratur,
S. 598). So unzweifelhafte
Verdienste sich dieselbe um die Verfeinerung der gesellschaftlichen
Sitten wie
der französischen
Sprache
[* 7] erworben hat, so verfiel sie doch bald durch übertriebene, süßliche Geziertheit in beiderlei
Richtung der Lächerlichkeit.
Die Benennung
»Précieuses«, welche die weiblichen Mitglieder der
Gesellschaft sich selbst als Ehrentitel beigelegt hatten,
um sich damit als »feine, geistreiche
Damen« zu bezeichnen, wurde zum Spottnamen, vollends als
Molière
in seinen
»Précieuses ridicules« (1659) und seinen
»Femmes savantes« (1672) dem
Zirkel des Rambouillet tödliche
Streiche versetzte.
(spr. -moh),JeanPhilippe,
Komponist und Theoretiker, geb. zu
Dijon,
[* 16] bildete sich unter
Leitung
Marchands in
Paris zum
Organisten aus, wirkte zeitweilig als solcher in
Lille
[* 17] und
Clermont und ließ sich 1721 in
Paris
nieder, wo er sich zunächst durch sein 1722 veröffentlichtes Harmoniesystem
(»Traité d'harmonie«) einen
Ruf als Theoretiker
erwarb.
In den folgenden
Jahren bewährte er sich durch zahlreiche
Klavier- und Orgelkompositionen auch
als schaffender
Künstler; das Gebiet aber, auf welchem
er den höchsten
Ruhm ernten sollte, das der dramatischen
Komposition,
betrat er erst als ein Fünfziger mit seiner 1732 aufgeführten
Oper
»Hippolyte et
Aricie«.
Das Erscheinen dieses Werkes bildet insofern eine
Epoche in der Geschichte der französischen
GroßenOper, als es
das erste war, welches den bis dahin das
Repertoire allein beherrschenden
OpernLullys (s. d.) ebenbürtig gegenübertreten
konnte. In der
Folge schrieb Rameau noch 22 Werke für die
GroßeOper, von denen
»Castor et
Pollux« (1737)
das bedeutendste ist.
Gleichzeitig war er unermüdlich mit theoretischen
Arbeiten beschäftigt und bestrebt, seinen Prinzipien,
welche später die Grundlage der
Harmonielehre bilden sollten und es noch bis zur Gegenwart geblieben sind, Geltung zu verschaffen
(vgl.
Musik, S. 925). Vom
König in den Adelstand erhoben und zum Kabinettskomponisten ernannt, starb Rameau in
Paris. 1876 wurde
ihm in seiner Geburtsstadt ein Denkmal errichtet.
Vgl. A.
Pougin, Rameau, essai sur sa vie et ses œuvres
(Par. 1876).
1)
Pierre de la (lat.
PetrusRamus), franz. Humanist und
Mathematiker, geb. 1515 zu Cuth, einem Dorf bei
Soissons,
fand 1527 als
Diener eines reichen
Schülers in
Paris Zugang zu den wissenschaftlichen
Studien, dann auch
Aufnahme in
das
Kollegium von
Navarra daselbst. Durch seine Bekämpfung der damals herrschenden Aristotelisch-scholastischen
Philosophie,
besonders durch die »Institutionum dialecticarum libri III« (Par.
1543) und die »Animadversionum in dialecticam Aristotelis libri XX« (das.
1543, später umgearbeitet zu
»Scholae dialecticae«),
Seine Lehrbücher beherrschten auf lange Zeit hinaus das gelehrte
Studium. Wir nennen seine lateinische (Par. 1559), griechische
(1560), französische
Grammatik (1562); zur
Rhetorik: »Brutinae quaestiones in Oratorem Ciceronis« (1547),
»Rhetoricae distinctiones«
(1549),
»Ciceronianus« (1557),
»Praelectiones inAud. Talaei Rhetoricam« (1567) und zahlreiche Erläuterungsschriften zuCicerosReden;
2) Louisa de la, engl. Schriftstellerin, geb. 1840 zu
Bury St.
Edmunds, väterlicherseits von französischer Herkunft, kam
früh, nach des
VatersTod, mit ihrer
Mutter nach
London
[* 20] und lebt gegenwärtig in glänzenden Verhältnissen in einer
Villa bei
Florenz.
[* 21] Sie begann für
Zeitschriften zu schreiben und veröffentlichte, noch minderjährig, unter dem
seither beibehaltenen
PseudonymOuida (das sie als die kindlich-falsche
Aussprache ihres
Taufnamens erklärt) ihren ersten
Roman:
»Granville de Vigne« (im
»New Monthly
Magazine«),
der zwei Jahre später unter dem
Titel:
»Held in bondage« (1863) in Buchform
erschien. Die
Romane dieser begabten Verfasserin besitzen durch ein eigentümliches Gemisch von
¶
mehr
Phantasie im Entwurf und realistischer Detailzeichnung einen großen Reiz und weisen ihr einen abgesonderten Platz zwischen
den Vertretern des psychologisch-realistischen Romans (G. Eliot) und den Sensationalisten (MißBraddon) in der englischen Litteratur
an. Wir nennen: »Strathmore« (1865);