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ihm für einige
Handzeichnungen ein
Exemplar seines ganzen »Werkes«. Raffaels
Auftreten war, wie
Vasari berichtet, mehr das
eines
Fürsten als eines Malers; er kleidete sich prächtig, bewohnte ein schön eingerichtetes
Haus im
Borgo nuovo etc. Er
war nicht vermählt, doch mit
Maria da
Bibbiena, der
Nichte des gleichnamigen
Kardinals, verlobt. Nach
Vasari
hat er bis zu seinem
Tod eine Geliebte besessen, die bei ihm wohnte. Sie soll unter dem
Namen
Fornarina bekannt und die Tochter
eines
Bäckers gewesen sein.
Ihre
Züge scheinen der
Sixtinischen Madonna zu
Grunde zu liegen. Die unter dem
Namen
Fornarina gehenden Bildnisse rühren teils
nicht von Raffael
her, teils stellen sie andre
Personen dar. Raffael
starb an einem hitzigen
Fieber am
Karfreitag
in
Rom.
[* 2] Das Gerücht, sein unsittlicher Lebenswandel sei die
Ursache seines frühen
Todes gewesen, ist erst später
aufgekommen und völlig unbegründet. Die Zeitgenossen sprechen mit hoher
Achtung von seinem sittlichen
Charakter,
so daß es wahrscheinlich ist, daß seine rastlose Thätigkeit seinen zarten
Körper im Übermaß angestrengt und zuletzt
aufgegeben hat. Der
Leichnam Raffaels
ward im
Pantheon beigesetzt. Die Marmorstatue der heiligen
Jungfrau auf dem
Altar
[* 3] über
dem Grabgewölbe, deren Ausführung Raffael
selbst dem Lorenzetto anvertraut hatte, wird vom
Volk unter dem
Namen
Madonna del Sasso als wunderthätig verehrt. 1833 wurde die durch Raffaels
Brustbild und eine
Inschrift bezeichnete Gruft
geöffnet und sein
Skelett
[* 4] noch ziemlich wohlerhalten gefunden. Raffaels
Gesichtsbildung war regelmäßig und einnehmend.
Seine
Haare
[* 5] waren braun und seine
Augen von sanftem, bescheidenem
Ausdruck. Seine Gestalt war von schlankem Wuchs und
mäßiger
Größe.
Seiner ersten Periode, während welcher er sich zur umbrischen Schule, namentlich der des Perugino, hielt, gehören unter andern folgende Werke an: Christus am Kreuz, [* 6] umgeben von Maria, Johannes, Magdalena und St. Hieronymus, beim Lord Dudley in London; [* 7]
die sogen. Madonna Solly und die heilige Jungfrau, das Christuskind im Schoß auf einem Kissen haltend, zu beiden Seiten St. Hieronymus und St. Franziskus, im Museum zu Berlin; [* 8]
die
Krönung der heiligen
Jungfrau, ganz in der herkömmlichen
Weise der
umbrischen
Schule, doch schon mit Raffael
scher
Individualität, in der
Galerie des
Vatikans;
das kleine Bild eines unter einem Lorbeerbäumchen schlafenden jungen Ritters, dem im Traum die allegorischen Gestalten der Mühen und Freuden des Lebens erscheinen, in der Nationalgalerie zu London;
die drei Grazien (nach einer antiken Gruppe), bei Lord Dudley in London;
die Madonna aus dem Haus Connestabile, in der Eremitage zu Petersburg; [* 9]
die Vermählung Mariä
(Sposalizio), in der
Brera zu
Mailand,
[* 10] durch
Longhis und
Stangs
Stiche bekannt, ebenfalls noch ganz in
Peruginos
Weise gehalten, wiewohl
Ausdruck und
Bewegung bereits
lebendiger als bei diesem sind und überhaupt Raffaels
Eigentümlichkeit schon überall durchleuchtet (von 1504).
Von den
Bildern, die Raffael
für den
Herzog Guidobaldo in
Urbino malte, ist vor allen
Christus auf dem
Ölberg zu nennen,
ein
Bild von äußerst sorgfältiger Ausführung, sowie ein St.
Michael und St.
Georg, beide jetzt im
Louvre.
Mit Raffaels
erstem Aufenthalt in
Florenz
[* 11] beginnt seine zweite Künstlerperiode, in welcher er sich durch das
Studium
Fra
Bartolommeos
und
Leonardos allmählich von der
Weise
Peruginos entfernte. Als die frühsten
Bilder, die er in
Florenz ausführte,
gelten die schöne
Madonna del Granduca
(Palast
Pitti in
Florenz), die, obwohl noch an die
Schule
Peruginos erinnernd, doch schon
eine großartigem, einfachere
Haltung zeigt, und die
Madonna Terranuova
(Berliner
[* 12]
Museum).
Seine ersten Porträte [* 13] waren die Bildnisse des Angelo und der Maddalena Doni im Palast Pitti, denen später das Selbstbildnis (in den Uffizien) folgte. Dieser ersten Zeit gehört auch das bereits erwähnte Fresko in einer Kapelle der Kirche San Severo in Perugia an: Gott Vater, ein Buch haltend, schwebt mit dem Heiligen Geist über dem Heiland;
zwei halberwachsene Engel stehen anbetend zunächst dem Heiland, welcher zum Segnen die Arme erhebt;
rechts und links auf Wolken sitzen sechs Kamaldulenser.
In der Haltung des Ganzen erscheint hier Raffael großartiger und in der Behandlung breiter als je zuvor. Der untere Teil des Gemäldes (ebenfalls sechs Kamaldulenser) ist von Pietro Perugino nach dessen eigner Erfindung ausgeführt worden. Während seines zweiten Aufenthalts in Florenz malte Raffael für Lorenzo Nasi das unter dem Namen der Madonna mit dem Stieglitz (del cardellino) bekannte Madonnenbild, ein Bild voll lieblicher Einfalt und himmlischer Grazie, jetzt in den Uffizien zu Florenz.
Auch das unter dem Namen der heiligen Jungfrau im Grünen bekannte Bild in der Wiener Galerie stammt aus dieser Zeit. In Florenz entstand auch die heilige Familie unter der Fächerpalme, jetzt bei Lord Ellesmere in London, welche schon entschieden Raffaels Eigentümlichkeit zeigt. Während seines dritten Aufenthalts in Urbino malte er für den Herzog unter andern ein Bild des heil. Georg, jetzt in der Eremitage zu Petersburg. Dieser florentinischen Periode gehören ferner an: die heilige Familie aus dem Haus Canigiani, in der Münchener Pinakothek;
eine Grablegung Christi (1507) für Atalante Baglioni, ein ausgezeichnetes Gemälde, zu dem der Künstler besonders ernste Studien machte, jetzt in der Galerie Borghese zu Rom;
die Predella in der vatikanischen Galerie (gestochen von Amsler);
die Madonna des Hauses Orléans [* 14] in Chantilly bei Paris; [* 15]
die Madonna aus dem Haus Niccolini und die Madonna auf der Steinbank (gestochen von Mandel), beide bei Lord Cowper in Panshanger;
die heilige Familie mit dem Lamm, in Madrid; [* 16]
die Madonna aus Sant' Antonio in Padua [* 17] und die Madonna Ansidei (beide in der Nationalgalerie zu London).
Von großer Lieblichkeit im Ausdruck ist das Madonnenbild aus dem Haus Tempi, in der Münchener Pinakothek (gestochen von Raab); [* 18] eine überaus graziöse Darstellung der Madonna aber jene aus dem Palast Colonna, jetzt im Museum zu Berlin (gestochen von Mandel). Unvollendet, wie das vorige, ließ auch das unter dem Namen La belle jardinière bekannte Madonnenbild im Museum des Louvre, eins der schönsten Raffaels. Ein andres Bild aus derselben Zeit stellt die Madonna dar, wie sie von dem schlafenden Kinde den Schleier aufhebt, um es dem kleinen Johannes zu zeigen, der knieend und lebhaft bewegt auf dasselbe hindeutet.
Diese Komposition, als Madonna mit dem Schleier (au linge) bekannt, ist jedoch nicht mehr im Original, sondern nur noch in Kopien erhalten. Unter den letzten Werken, welche in Florenz begann, ist das unter dem Namen der Madonna del Baldachino bekannte Gemälde, welches er für den Altar der Familie Dei in San Spirito zu malen übernahm, das bedeutendste (jetzt im Palast Pitti in Florenz). Raffael ahmte darin die Art und Weise des Fra Bartolommeo vollkommen nach, aber der Ausdruck der Köpfe atmet Raffaelschen Geist. Dieses Bild ist jedoch von fremder Hand [* 19] vollendet worden. ¶
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Raffaels großartige künstlerische Thätigkeit fällt in seinen Aufenthalt in Rom, welcher die dritte Periode seines Künstlerlebens umfaßt. Seine Thätigkeit als Freskomaler beginnt im Zimmer della Segnatura des Vatikans, welches er (1508-11) mit den allegorisch-symbolischen Darstellungen der Theologie, Philosophie, Poesie und Jurisprudenz schmückte. Auf dem Bilde der Theologie, gewöhnlich die Disputa (gestochen von Keller) genannt, sitzt die allegorische Gestalt der Theologie auf Wolken.
Als Einleitung zu dem großen Wandgemälde, welches die durch die Erlösung erfolgte Wiedervereinigung des gefallenen Menschengeschlechts mit Gott zum Vorwurf hat, ist an der Decke [* 21] der Sündenfall dargestellt. Oben im Himmel [* 22] des Hauptbildes erscheint Gott-Vater, umgeben von den Scharen der Engel, und unter ihm thront der Heiland, welcher den Heiligen Geist herabsendet zur Erleuchtung der von ihm gestifteten Kirche. Zu der Rechten Christi sitzt die heilige Jungfrau und zur andern Seite der Täufer Johannes.
Etwas tiefer im weitern Halbkreis sitzen ebenfalls auf Wolken Patriarchen, Propheten und Märtyrer. In der untern Abteilung erscheint die Eucharistie in der Monstranz auf dem Altar, und zu den Seiten desselben sitzen die vier Kirchenlehrer Hieronymus, Ambrosius, Augustin und Papst Gregor d. Gr. Den Hintergrund füllen die Figuren andrer Kirchenlehrer des Mittelalters, darunter auch Dante und Savonarola sowie allgemeine Repräsentanten christlicher Gemeinden.
Den Übergang vom Bilde der Theologie zu jenem der Poesie bildet an der Decke die Darstellung der von Apollon [* 23] über Marsyas [* 24] verhängten Strafe, und als Überschrift zu dem unter dem Namen des Parnassos bekannten Hauptbild dient die allegorische [* 20] Figur der Poesie. Das darunter befindliche große Wandgemälde zeigt uns die auf dem Parnaß versammelten großen alten und neuern Dichter. Das dritte Gemälde ist der Philosophie gewidmet und unter dem Namen der Schule von Athen (gestochen von Jacoby) bekannt.
Oben thront die allegorische Gestalt der Philosophie, während das Gemälde selbst eine Versammlung alter, vornehmlich griechischer, Philosophen darstellt, die eine Übersicht der Entwickelung der griechischen Philosophie, nach Schulen geordnet, geben. Die Charaktere sind von der größten Mannigfaltigkeit. Als Übergangsbild zur Darstellung der Jurisprudenz dient das Urteil des Salomo. Die Lünette [* 25] enthält drei allegorische Figuren: die Stärke, [* 26] die Vorsicht und die Mäßigung, welche mit der darüber befindlichen Gerechtigkeit die Kardinaltugenden versinnlichen.
In dem Bild zur Linken sitzt der Kaiser Justinian, dem vor ihm knieenden Tribonian die Pandekten und den Kodex übergebend. In dem Bild gegenüber übergibt Papst Gregor VII. einem Advokaten die Dekretalen. Nach Vollendung dieser Arbeiten führte Raffael noch ein Fresko, den Propheten Jesaias in Sant' Agostino zu Rom, aus, ein Bild, in dem Michelangelos Einfluß nicht zu verkennen ist. Später folgten die Propheten und Sibyllen in Santa Maria della Pace, von denen namentlich die letztern zu den großartigsten Werken des Meisters gerechnet werden, während die erstern nur nach flüchtigen Entwürfen von ihm ausgeführt worden sind.
Die Ausschmückung des zweiten Zimmers im Vatikan, [* 27] der Stanza d'Eliodoro, wurde 1512 begonnen und 1514 vollendet. Auf dem ersten der Deckenbilder schwebt Jehovah, von zwei Engeln umgeben, einher, und der Erzvater Abraham liegt in Anbetung vor ihm auf den Knieen, eins der schönsten Bilder des Meisters. Weniger ansprechend ist das zweite Deckenbild: das Opfer Abrahams. Das dritte stellt Jakob vor, wie er im Traum aus der Himmelsleiter Engel auf- und niedersteigen sieht.
Von außerordentlicher Kraft [* 28] und Energie ist die vierte Darstellung an der Decke, wie Gott-Vater dem Moses im feurigen Busch erscheint. Das erste der großen Wandbilder stellt den Heliodor dar, wie er, im Begriff, den Schatz des Tempels zu Jerusalem [* 29] zu rauben, durch die Erscheinung eines Ritters in goldener Rüstung [* 30] niedergeschmettert wird. Das zweite Wandbild schildert eine wunderbare Begebenheit (ein an der Transsubstantiation zweifelnder Priester sieht aus der von ihm geweihten Hostie Blut fließen), die sich 1263 in der Kirche der heil. Christina zu Bolsena während der Messe zugetragen haben soll und Veranlassung zur Stiftung des Fronleichnamsfestes gegeben hat.
Das dritte Wandgemälde stellt die Befreiung des Apostels Petrus aus dem Gefängnis dar; das vierte zeigt den Hunnenkönig Attila, wie er, im Begriff, gegen Rom anzurücken, durch die Erscheinung der Apostelfürsten Petrus und Paulus bewogen wird, der Mahnung des Papstes Leo I., Italien [* 31] zu verlassen, Gehör [* 32] zu geben, eins der vorzüglichsten Bilder Raffaels. Um dieselbe Zeit, zu Anfang des Jahrs 1514, führte Raffael im Haus des Agostino Chigi (der Villa Farnesina) den Triumph der Galatea in Fresko aus.
Das dritte Zimmer im Vatikan, die Stanza dell' Incendio, ward 1514-17 von Raffael ausgeschmückt; doch mußte er sich dabei mehr als früher der Mithilfe seiner Schüler bedienen. Das erste Wandbild stellt dar, wie Papst Leo III. in Gegenwart Karls d. Gr. durch einen Schwur auf das Evangelium die Beschuldigungen der Neffen des verstorbenen Papstes Hadrian I. von sich abweist. Das zweite schildert die Kaiserkrönung Karls d. Gr. durch Leo III. Das dritte Bild zeigt den Hafen von Ostia, wo die Sarazenen auf das Flehen des Papstes Leo IV. durch Gottes Hilfe, der einen heftigen Sturm sendet, besiegt werden.
Das ausgezeichnetste Gemälde dieses Zimmers ist der Burgbrand, der nach Anastasius dem Bibliothekar 847 in der Vorstadt Borgo nuovo ausbrach und durch alle menschlichen Bemühungen nicht gelöscht werden konnte. Diese Darstellung nebst einer Ansicht der alten Fassade der Peterskirche bildet den Hintergrund, während den Vordergrund von den verschiedenartigsten Motiven belebte Gruppen ausfüllen. An dramatischem Interesse, an Schönheit der Komposition, an Meisterschaft in der Ausführung steht dieses Bild unter den vatikanischen Fresken in erster Reihe.
Doch hat Raffael keins dieser Gemälde mehr eigenhändig durchgeführt. Nicht minder reich wurde der nach einer Seite offene Gang [* 33] (Loggien), welcher im zweiten Stock von der Stiege nach dem Saal des Konstantin und den Stanzen führt, ausgeschmückt. Er besteht aus 13 kleinen kuppelartigen Abteilungen mit 48 Darstellungen aus dem Alten und 4 aus dem Neuen Testament, gewöhnlich Raffaels Bibel [* 34] genannt. Zu allen diesen Bildern und Ornamenten (Grotesken, s. d.) lieferte Raffael aber nur die Entwürfe, die seine Schüler ausführten.
In das Jahr 1516 fällt die Ausschmückung des Badezimmers im dritten Stockwerk des Vatikans für den Kardinal Bibbiena. Es enthält auf dunkel rotbraunem Grund sieben Hauptfelder mit mythologischen Darstellungen, welche sich auf die Macht der Liebe und Schönheit beziehen. Auch zu der Ausschmückung der Loggiendecke der Farnesina lieferte er nur die Kartons, die Ausführung seinen Schülern überlassend. Hier gab die Fabel von Amor und Psyche den Stoff zu einer Reihe von Gemälden. Die letzte bedeutende Arbeit, welche ¶