»Neuen Gespräche aus der Gegenwart«
(Erfurt 1851, 2 Bde.), welche die Reorganisation
Deutschlands
[* 2] behandelten. Der König berief
ihn im
August 1852 wieder in seine
Nähe, indem er ihn zum
Direktor des Militärstudienwesens ernannte; doch beschränkte sich
Radowitz'. Wirken hauptsächlich auf litterarische
Arbeiten, unter denen die
»Fragmente« (Bd. 4 u. 5 der
»Gesammelten
Schriften«, Berl. 1852-53, 5 Bde.)
Aufsehen machten. Er starb Von seinen
Schriften sind noch zu nennen:
»Ikonographie der
Heiligen, ein Beitrag zur
Kunstgeschichte« (Berl. 1834) und »Die
Devisen und
Mottos des spätern
Mittelalters« (das. 1850).
[* 1] (deutsches
Schloß), in
Nürnberg
[* 6] 1517 erfundenes Feuergewehrschloß, dessen stählernes Zahnrad, von unten
durch die Zündpfannea (s. Fig.) greifend, um drei
Viertel seines
Umfanges mittels
Schlüssel an der
Achse
b gedreht wird, wobei sich eine
Kette um seine
Achse windet, deren andres Ende, mit der Schlagfeder verbunden, diese spannt.
Ein
vor der Zündpfanne stehender
Hahn
[* 7] c trägt in seinem
Maul ein
StückSchwefelkies oder
Feuerstein, das
beim Umlegen des
Hahns auf das Zahnrad zu liegen kommt. Durch die schnelle Drehung des
Rades beim Auslösen der Schlagfeder
werden von dem
FeuersteinFunken losgerissen, welche die
Entzündung des Zündkrauts in der
Pfanne bewirken. S.
Handfeuerwaffen.
[* 8]
der offizielle
Name für ein großes Gebiet im nordwestlichen Teil des britisch-ind.
Kaiserreichs, zwischen 23-30° nördl.
Br. und 69° 30'-78° 15' östl. L. v. Gr., welches 20 unter
einheimischen
Fürsten stehende
Staaten (s.
Tabelle, S. 546) und den britischen
DistriktAdschmir-Mhairwara einschließt und als
ein Aufsichtsbezirk von einem Generalagenten mit sieben Unteragenten beaufsichtigt und teilweise verwaltet wird. Die Bewohnerzahl
beträgt 10,102,049; dazu kommen noch 166,343
Bhil in
Mewar, Partabgarh, Dungarpur und Banswara, deren
Zahl nicht durch Zählung, sondern durch
Schätzung ermittelt wurde, so daß die Gesamtbevölkerung von Radschputana die Zahl 10,268,392
erreicht.
Unter sämtlichen 20
Staaten ist Tonk der einzige mohammedanische, zwei
(Bhartpur und
Dholpur) werden von
Dschaina, die übrigen 17 von
Radschputen bewohnt. Nach dem Religionsbekenntnis schied sich die
Bevölkerung
[* 9] in
8,839,243
Hindu, 861,747
Mohammedaner, 378,672
Dschaina, 1294
Christen u. a. Nach Bodengestaltung und
Klima
[* 10] zerfällt in vier Teile:
1) die unfruchtbaren Sandsteppen und
Wüsten nördlich und westlich der Arawalikette, die mehr als die Hälfte des ganzen
Areals bedecken, mit den
StaatenMarwar,
Bikanir und
Dschessalmir;
2) die Gebirgsstaaten, in welche die von
NO. nach
SW. streichenden Arawaliberge mit 1767 m höchster
Erhebung hineinreichen,
ein größtenteils gut bewässerter und in den Flußthälern fruchtbarer Landstrich;
4) das östliche und mittlere Radschputana, von
Alwar bis Karauli. Die östliche Hälfte zwischen den Arawali- im W. und den Khotribergen
im O. ist ein
Tafelland von durchschnittlich 450 m
Höhe; zwischen den Grasplätzen und
Feldern breiten sich unfruchtbare Sandflächen
im
Umfang bis zu 10 qkm aus. Das
Klima ist trocken und heiß, aber gesünder als sonst in
Indien. Doch verursacht der Mangel
an Trinkwasser, das überdies sehr schlecht ist, häufig
Krankheiten
(Cholera). Auch sucht
Hungersnot infolge von
Dürre und
Verwüstung durch Heuschreckenschwärme die
Bevölkerung periodisch heim. Da der Regenfall ein unsicherer
ist und die große Tiefe der
Brunnen
[* 11] in den meisten Landesteilen künstliche
Bewässerung verbietet, so sind die
Ernten, einige
fruchtbare
Distrikte ausgenommen, dürftig.
Außer der Bereitung von
Salz beschränkt sich die gewerbliche Thätigkeit auf sehr schöne Emailarbeiten
(Dschaipur, Partabgarh),
Gold- und Silberschmiedearbeiten, feines
Tuch,
Leder. Der
Handel mit
Salz,
Wolle,
Opium, Vieh ist bedeutend. Die
Umsätze der
Banken
und Gelddarleiher waren aber, ehe die jetzt das ganze Land durchziehende
Eisenbahn vollendet wurde, viel
größer. Die wichtigste und schönste Stadt ist
Dschaipur (s. d.).
England unterhält mit den
Fürsten Beziehungen seit 1803;
während des Pindarikriegs (1818) nahmen letztere englischen
Schutz an. Die Aufsichtsbeamten sorgen zunächst für Beilegung
aller Thronstreitigkeiten und innern
Fehden, was unter anderm durch ein aus
Fürsten und englischen Beamten
gebildetes
Schiedsgericht erreicht wird. Außerdem überwachen sie
Verwaltung und
¶
mehr
Rechtspflege und regen hier wie im Erziehungswesen unausgesetzt Verbesserungen an. Der Volksunterricht, namentlich der Mädchen,
ist noch sehr vernachlässigt. Ein College besteht in Dschaipur. Zur Erhebung derSalz- und Zuckersteuer ist Radschputana vom übrigen Indien
durch Zollschranken abgeschlossen. Die Fürsten können eine Milizarmee aufbringen von 69,023 Mann Infanterie, 24,287 Mann
Kavallerie (darunter auch Kamelreiter) und besitzen 2003 Geschütze.
[* 20] Die Engländer unterhalten in Adschmir und andern PunktenGarnisonen; außerdem sind aus den Gebirgsstämmen drei Bataillone Lokalinfanterie angeworben.