Kupferstecher bei der
Radiermanier,
Maler und Radierer überhaupt zur Ausführung von
Radierungen bedienen. Es ist eine englische
Reibahle, welche in
Holz
[* 2] gefaßt und zugeschliffen ist, und mit welcher man die
Zeichnung in den
Ätzgrund eingräbt. Zum Eingraben
der feinern und dickern
Striche und
Linien hat man
Nadeln
[* 3] mit feinern und dickern
Spitzen, für ganz breite
Striche aber nicht spitz, sondern schräg auf ihren
Querschnitt geschliffene
Nadeln, bei denen die arbeitende
Fläche, wenn die
Nadel rund ist, eine elliptische und, wenn sie viereckig ist, eine rautenförmige Gestalt erhält. Zum
Radieren auf
Stahl bedient
man sich ebensolcher
Nadeln; bei der
Glyphographie hingegen arbeitet man mit knieförmig gebogenen, da
hierbei ein stärkerer
Ätzgrund aufgetragen wird und die stehen bleibenden
Wände desselben genau senkrecht sein müssen.
(Radierkunst), eine zur
Kupferstecherkunst (s. d., S. 329) gehörige
Technik, welche nach dem Vorgang der
niederländischen
Meister des 17. Jahrh. einen bedeutenden Aufschwung genommen und eine reicheAusbildung
erfahren hat. Während die
Künstler früherer Zeit meist nur eigne
Erfindungen in
Kupfer
[* 4] radierten
(Malerradierer), nimmt die
Radierung heute wegen der
Schnelligkeit ihrer Ausführung und wegen der leichten Erzielung einer malerischen
Wirkung eine hervorragende
Stelle als reproduzierende
Technik ein. In
Deutschland
[* 5] hat W.Unger seit Mitte der 60er Jahre mit der
Reproduktion
von Gemälden,
Zeichnungen und andern Kunstwerken mittels der Radierung begonnen und schnell so große Erfolge erzielt, daß
er zahlreiche
Schüler und Nachfolger gefunden hat, welche gleich ihm nicht nur einzelne
Blätter, sondern ganze
Galerien in
Radierungen reproduziert haben.
Von französischen
Malerradierern neuerer Zeit sind
Ch. Méryon (1821-68), A.
Legros, J. F. Bracquemont, J. F.
Millet,
Daubigny,
Ch. Jacque, A. Appian hervorzuheben. Zu höchster Virtuosität ist die in
Frankreich als reproduzierende
Technik entwickelt. Hier stehen
Flameng,
Jacquemart, M. Lalanne, Rajon und
Ch.
Waltner obenan, dessen
Schüler C. Köpping aus
Dresden
[* 10] die Genannten jedoch noch übertroffen hat. 1863 wurde die
Société des aquafortistes in
Paris
[* 11] gegründet.
Ebenso eifrig wird die Radierung von den Malern
Englands kultiviert, wo ebenfalls zu
London
[* 12] eine Society of painter-etchers
besteht. H.
Herkomer,
Seymour-Haden, Whistler,
Tissot, E.
Edwards, C. P. Slocombe, J. C.
Robinson, Radierung W.
Macbeth sind die hervorragendsten
Malerradierer, welche einen Teil ihrer malerischen
Wirkung durch raffinierte Druckprozeduren erreichen. Aus Rußland stammt
der
Rembrandt-Radierer Massalow.
Vgl.
Lützow, Die vervielfältigende
Kunst der Gegenwart
(Wien
[* 13] 1886 ff.);
Letzteres ist ein einfaches, jene Atomgruppe der organischen
Säuren ein zusammengesetztes Radikal.
Später hat
man Radikale in allen organischen
Verbindungen angenommen, und man nannte daher auch die organische
Chemie die
Chemie der zusammengesetzten
Radikale im
Gegensatz zur
Chemie der einfachen Radikale, der anorganischen
Chemie. Die Radikaltheorie, welche lange Zeit die
Chemie beherrschte, wurde in verschiedenerWeise ausgebildet, ist gegenwärtig aber vollständig verlassen.
Vgl.
Chemie, S. 985.
(neulat.), im allgemeinen Bezeichnung derjenigen
Weise des
Denkens und
Handelns, welche einen
Grundsatz bis
zu seinen äußersten Folgerungen, gleichsam bis zur
Wurzel (radix), verfolgt, wird im besondern für solche
Richtungen in der
Wissenschaft wie im
Leben gebraucht, welche einem für richtig erkannten
Grundsatz zu
Gefallen alles damit
nicht Vereinbare rücksichtslos verwerfen und selbst keine Anknüpfung an das Bestehende behufs allmählicher
Entwickelung
des für richtig Erkannten aus dem
Wirklichen zulassen. In diesem
Sinn sucht sich der Radikalismus besonders auf dem kirchlich-religiösen
und auf dem politischen Gebiet geltend zu machen, auf jenen als die bis zur Ableugnung und Aufhebung
alles positiv Gegebenen getriebene
Kritik oder Skeptik, auf diesem als äußerste
Richtung der
Demokratie, welche die
Grundsätze
der
Freiheit und
Gleichheit in unbedingtester
Weise und bis zu ihren letzten
Konsequenzen sofort zu verwirklichen strebt.
Neuerlich bezeichnete man, namentlich in
Deutschland, von dieser extremen
Konsequenzmacherei absehend,
auch alle diejenigen
Liberalen als
Radikale, welche sich nicht mit den im
Augenblick durchführbaren
Reformen begnügten, sondern
eine vollständigere Umgestaltung der
Dinge und zwar auf mehr oder weniger ungestüme und hinsichtlich der
Mittel wenig wählerische
Weise anstrebten. Die radikale
Partei ging von den Ergebnissen philosophischer
Spekulation aus und erstrebte,
nachdem sie die Unabhängigkeit und
Autonomie des
Individuums erst auf dem Gebiet der
Religion zu erreichen gesucht hatte, auch
die Selbstregierung im politischen
Sinn, wodurch sie dem alten Liberalismus, welcher mit dem
Absolutismus nicht brechen, sondern
nur ein vermittelndes
Abkommen treffen wollte, entschieden feindselig gegenübertrat.
[* 16]
(Strahlungsmesser,
Lichtmühle), ein von
Crookes erfundener
Apparat, welcher durch die Einwirkung von
Licht-
und Wärmestrahlen in
Bewegung gesetzt wird. In seiner gewöhnlichen Form (s. Figur, S. 542) besteht das
Radiometer aus einem vierarmigen Rädchen, welches mittels eines Glashütchens auf eine
Nadelspitze leicht drehbar aufgesetzt ist.
Jeder der aus Platindraht verfertigten
Arme trägt an seinem Ende ein vertikal gestelltes Blättchen aus
¶
mehr
geglühtem Glimmer, dessen eine Seite mit Ruß geschwärzt ist und zwar so, daß die berußten Flächen alle nach derselben
Seite gekehrt sind. Das Ganze ist in eine hohle Glaskugel von 5-6 cmDurchmesser eingeschlossen, welche sich nach oben und unten
röhrenförmig verlängert; von obenher ragt eine dünne, unten offene Glasröhre in die Kugel hinein,
welche beim Neigen des Apparats das Glashütchen faßt und es verhindert, von der Spitze wegzufallen. Die Glashülle wird mittels
einer Quecksilberluftpumpe
[* 18] möglichst luftleer gemacht und dann zugeschmolzen.
Setzt man das Radiometer den Strahlen einer Licht- oder Wärmequelle aus, so dreht sich das Rädchen mit einer der
Stärke
[* 19] der Strahlung proportionalen Geschwindigkeit, indem die nicht geschwärzten Flächen vorangehen. Ein bei gewöhnlicher
Temperatur stillstehendes Radiometer dreht sich in umgekehrter Richtung, mit den schwarzen Flächen voran, wenn man es in ein Gefäß
[* 20] mit kaltem Wasser setzt. Crookes glaubte anfänglich die Bewegung des Radiometers einer abstoßenden Wirkung der Strahlen zuschreiben
zu müssen, welche dieselben auf die schwarzen Flächen, von denen sie absorbiert werden, ausüben sollten.
Spätere Versuche aber zeigten, daß zwischen Rädchen und Glashülle eine Gegenwirkung stattfindet, daß somit die Bewegung
nicht von einer äußern Kraft
[* 21] herrühren könne. Läßt man nämlich ein Radiometer, dessen Rädchen mit einem leichten Magnetstäbchen
versehen ist, in Wasser schwimmen und hält das Rädchen durch einen von außen genäherten Magnet fest,
so dreht sich bei Bestrahlung die Glashülle in einer Richtung, welche derjenigen entgegengesetzt ist, in der das freie Rädchen
im feststehenden Gefäß sich drehen würde.
Von den bisher versuchten Erklärungen hat noch keine allgemeine Anerkennung gefunden. Eine derselben leitet
die Bewegung von Strömungen der in dem Gefäß noch vorhandenen sehr verdünnten Luft her, welche gegen die stärker erwärmten
schwarzen Flächen gerichtet seien. Eine andre gründet sich auf die kinetische Gastheorie (s. Gase
[* 22] und Wärme),
[* 23] welcher zufolge
sich die Moleküle eines Gases nach allen Seiten hin geradlinig fortbewegen und zwar mit um so größerer
Geschwindigkeit, je höher die Temperatur ist.
An der wärmern schwarzen Fläche prallen sie daher mit erhöhter Geschwindigkeit ab, und die Fläche muß infolge des zwischen
ihr und der Gefäßwand erfolgenden Rückstoßes zurückweichen. Damit aber dieser Rückstoß stattfinden könne, muß die
Luft so weit verdünnt sein, daß der Weg, welchen ein Molekül bis zum Zusammenstoß mit einem andern zurücklegt,
sehr groß ist im Verhältnis zu dem Durchmesser der Kugel des Radiometers. Eine dritte Erklärungsweise, welche die größere
Wahrscheinlichkeit für sich hat, nimmt an, daß an der höher erwärmten schwarzen Fläche eine Gasentwickelung stattfinde,
sei es nun, daß ein Teil der Luftschicht, welche an der Oberfläche der Blättchen, wie an allen Körpern, haftet und selbst
durch die Luftpumpe
[* 24] nicht zu entfernen ist, bei der Erwärmung entweicht, oder daß unter dem äußerst geringen Druck innerhalb
der Glashülle auch die feste Substanz der Blättchen verdampft. Der Rückstoß des von den schwarzen Flächen
sich entwickelnden Gasstroms würde alsdann das Zurückweichen derselben und somit die Drehung des Rädchens bewirken.