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»Rechtfertigung der von den Gelehrten mißkannten, verstandesrechten Erfahrungsheillehre der alten scheidekünstigen Geheimärzte« (4. Ausg., Berl. 1852, 2 Bde.). Vgl. Jürgensen, Die wissenschaftliche Heilkunde und ihre Widersacher (Leipz. 1877).
»Rechtfertigung der von den Gelehrten mißkannten, verstandesrechten Erfahrungsheillehre der alten scheidekünstigen Geheimärzte« (4. Ausg., Berl. 1852, 2 Bde.). Vgl. Jürgensen, Die wissenschaftliche Heilkunde und ihre Widersacher (Leipz. 1877).
s. Eryngium.
Christian, philosoph. Schriftsteller, geb. 3. Dez. 1813 zu Friedrichstadt a. d. Eider, widmete sich dem Kaufmannsstand, wurde dann Lithograph, schließlich Ingenieur, privatisiert in Hamburg. hat (anfangs anonym) auf Grund eingehender geschichtlicher und kulturhistorischer Studien und mit Verwertung der neuesten Forschungen auf den verschiedenen Gebieten der Naturwissenschaft eine Anzahl naturphilosophischer Schriften veröffentlicht, die einen weiten Leserkreis fanden. Es sind: »Isis, der Mensch und die Welt« (Hamb. 1863, 4 Bde.; 2. Aufl., das. 1872); »Die Bibel wider den Glauben« (das. 1865); »Osiris, Weltgesetze in der Erdgeschichte« (das. 1876, 3 Bde.; Bd. 3 u. d. T.: »Mikrokosmos, der Mensch als Welt im kleinen«); ferner: »Zum neuen Glauben« (das. 1877); »Christentum ist Heidentum, nicht Jesu Lehre« (das. 1881); »Die Sozialdemokratie« (das. 1885); »Esther. Die semitische Unmoral im Kampf wider Staat und Kirche« (Leipz. 1887).
s. Gichtkorn.
Gustav, Schauspieler und Bühnendichter, geb. 22. April 1810 zu Breslau, wirkte als ausgezeichneter Komiker an verschiedenen Theatern, erhielt 1833 Engagement in Hamburg und war seit 1838 beliebtes Mitglied der Dresdener Hofbühne. Er starb 16. Juli 1868 im Bade Teplitz. Als Dichter machte er sich durch eine Reihe von Zauberpossen und Singspielen bekannt, von denen einzelne, wie »Robert und Bertram«, »Der Weltumsegler wider Willen«, »Der artesische Brunnen«, »Flick und Flock« etc., sehr populär wurden. Sie erschienen gesammelt unter den Titeln: »Komische Theaterstücke« (Dresd. 1859-67, 4 Bde.) und »Singspiele für kleinere Bühnen« (das. 1868, 3 Hefte). Auch gab er »Komische Kouplets« (Dresd. 1862-70, 5 Hefte) heraus.
s. Zahnräder.
(Räderkuchen), ein Gebäck aus feinstem Nudelteig, welcher auf einem Brett möglichst dünn ausgerollt und mit einem Kuchenrädchen in Streifen zerschnitten wird. Diese Streifen werden dann ineinandergeschlagen zu Schleifen etc. und in siedendem Schmalz gebacken.
s. Räderwerke.
(Strafe des Rades, Radebrechen), Strafe, mit welcher sonst, und zwar noch zu Anfang des 19. Jahrh., Mörder, Brandstifter, Straßen- und Kirchenräuber belegt zu werden pflegten. Sie war schon bei den Griechen und Römern gebräuchlich, und zwar band man den Verbrecher zwischen die Speichen eines Rades ausgestreckt fest und drehte dieses schnell um, bis jener seinen Geist aufgab. Später wurden dem Verbrecher die Glieder, erst die Unterschenkel und Vorderarme, dann die Oberschenkel und Oberarme (Rädern von unten), mit dem Rad zerstoßen oder zerbrochen und er dann auf das auf einen Pfahl gesteckte Rad gelegt, nachdem er in der Regel durch einen Stoß auf die Brust (Gnadenstoß) getötet oder auch wohl vor dem Zerstoßen erdrosselt worden war. Beim Rädern von oben wurden die ersten Stöße gegen den Kopf und die Halswirbelsäule gerichtet. Auch die Strafe des Schwerts wurde zuweilen dadurch geschärft, daß der Körper auf das Rad geflochten, der Kopf aber auf dem Pfahl befestigt wurde.
s. Enkriniten.
(Rotatoria, Rotiferi), Klasse der Würmer, mikroskopisch kleine Wassertiere. Man unterscheidet an ihnen den die gesamten Eingeweide einschließenden Vorderleib und den fußartigen Hinterleib, der meist mit zwei zangenartig gegenüberstehenden Borsten oder Stielen endet und teils zur Befestigung, teils zur Bewegung dient. Am Kopfende befindet sich ein einziehbarer Wimperapparat (das sogen. Räderorgan), der in Thätigkeit wie ein rotierendes Rad aussieht und zur Herbeistrudelung der Nahrung dient. Vom Rücken aus läuft eine zweite Reihe sehr zarter Flimmercilien an beiden Seiten zu der Mundöffnung herab und leitet durch ihre Bewegungen die vom Räderorgan gesammelten festen Teilchen in den Mund. Die Verdauungsorgane bestehen aus einem Schlundkopf mit eigentümlichem Kieferapparat, einer engen Schlundröhre, einem bewimperten Chylusdarm und Enddarm. Ein besonderes Blutgefäßsystem fehlt ebenso wie der Atmungsapparat; letzterer wird durch die gesamte Haut ersetzt. Das Nervensystem besteht aus einem über dem Schlund gelegenen Ganglion und den davon ausstrahlenden Nerven; von Sinnesorganen sind Augen und wahrscheinlich Tastorgane vorhanden. Die Exkretionsorgane werden von zwei langen Kanälen, welche einerseits mit der Leibeshöhle, anderseits mit dem Enddarm in Verbindung stehen, gebildet. Die Rädertiere sind getrennten Geschlechts; die Männchen sind viel kleiner als die Weibchen, von abweichender Körperform und ohne Darm. Sie verlassen völlig ausgebildet das Ei, nehmen keine Nahrung ein und leben nur kurze Zeit. Die Weibchen erzeugen, wohl immer parthenogenetisch, dünnschalige Sommereier, aus welchen die Männchen hervorgehen, und befruchtete dickschalige Wintereier. Die Entwickelung verläuft ohne oder mit unbedeutender Metamorphose. Die Rädertiere bewohnen meist das süße Wasser, schwimmen frei umher oder legen sich mittels des zweizangigen Fußendes an festen Gegenständen vor Anker. Einige leben in Gallerthülsen und zarten Röhren, andre stecken mit ihrem Fußende in einer gemeinsamen Gallertkugel und sind zu einer schwimmenden Kolonie vereinigt, wenige leben parasitisch. Von Ehrenberg wurden sie mit den Infusorien zusammengeworfen, weil sie gleich diesen mikroskopisch klein sind und sich gewöhnlich in Gemeinschaft mit ihnen vorfinden. In neuerer Zeit hat man sie auch wohl zu den Arthropoden (Gliederfüßlern) gestellt, rechnet sie jedoch jetzt allgemein zu den Würmern. Vgl. Ehrenberg, Die Infusionstierchen als vollkommene Organismen (Leipz. 1838); Leydig, Bau und Stellung der Rädertiere (»Zeitschr. für wissenschaftl. Zoologie«, Bd. 6, 1854).
(Rädergetriebe), Verbindungen von Rädern und Radwellen (s. Rad) derart, daß sie zur Bewegungsübertragung von Welle zu Welle dienen. Sie beruhen in der Hauptsache auf dem Prinzip des Rades an der Welle (s. d.) und unterliegen daher im allgemeinen den Hebelgesetzen. Zu jedem Räderwerk gehören mindestens zwei mit je einem Rad versehene Wellen (sogen. Vorgelege), deren eine auf irgend eine Weise (z. B. vermittelst einer an ihr befestigten Kurbel) eine Drehbewegung empfängt und mit Hilfe ihres Rades (des treibenden Rades) auf das Rad der Nachbarwelle (das getriebene Rad) und somit auch auf diese überträgt. Die Kraftübertragung von Rad zu Rad geschieht entweder mittels ineinander greifender Vorsprünge (Kämme, Zähne) oder unter Anwendung eines künstlichen Druckes durch die Reibung der Radkränze, wonach man
Zahnräderwerke (s. d.) und Reibungsräderwerke (Friktionsräderwerke) unterscheidet. Läßt man im letztern Fall die Radkränze direkt gegeneinander reiben, so hat man die direkt wirkenden Reibungsräderwerke (s. Friktionsräder); erzeugt man jedoch die zur Übertragung nötige Reibung durch ein um beide Räder gelegtes biegsames Zwischenorgan (Riemen, Schnur, Seil, Band), so erhält man die indirekt wirkenden Reibungsräderwerke, welche weiter in Riemenräderwerke (Seiltrieb, Schnurtrieb, s. d.) eingeteilt werden. Auch bei Zahnrädern kommt eine indirekte Übertragung vor in der Weise, daß in die Zähne eingreifend Ketten als Zwischenglieder benutzt werden (sogen. Kettenräder). Die Zahnräder arbeiten entschieden sicherer als die Reibungsräder und sind daher vorzuziehen, wenn es sich entweder um möglichst präzise Bewegungsübertragung (z. B. bei Uhren, Schraubenschneidemaschinen etc.) oder um die Übertragung sehr großer Kräfte (z. B. bei Winden, Kränen) handelt. Auch sind bei ihnen die Reibungsverluste verhältnismäßig gering, dagegen verursachen sie, besonders bei großer Umfangsgeschwindigkeit, leicht großen Lärm und bei Veränderungen der Geschwindigkeit sowie bei plötzlichem Ein- und Ausrücken starke Stöße. Dem gegenüber zeichnen sich die Reibungsräder durch einen sanften, geräuschlosen und Bewegungsunterschiede vermittelnden Gang aus, allerdings unter einer Vergrößerung der Reibungswiderstände, wie sie durch den für die Bewegung durch Reibung erforderlichen Druck hervorgerufen wird. Fernere Vorzüge der indirekt wirkenden Reibungsräderwerke sind die Leichtigkeit der Verbindung von Maschinen auf größere Entfernungen (z. B. der Arbeitsmaschinen mit einer Deckentransmission durch Riemen, eines Motors mit einer mehrere hundert Meter entfernten Kraftmaschine durch Seiltrieb etc.) und die Veränderlichkeit des Übersetzungsverhältnisses. Nach der Lage der Achsen lassen sich folgende Anordnungen von Räderwerken unterscheiden: die Achsen fallen in dieselbe Linie (dann spricht man nicht mehr von einem Räderwerk, sondern von einer Kuppelung [s. d]; nur wenn solche Achsen durch Vermittelung einer dritten aufeinander wirken, hat man ein wirkliches Räderwerk); die Achsen sind parallel, und die Räder liegen in einer Ebene (der gewöhnlichste Fall, wird repräsentiert durch Stirnräderwerke und zwar Zahn- oder Reibungsräderwerke, den offenen und geschränkten Riementrieb, Schnurtrieb, Seiltrieb); die Achsen schneiden sich (konische Räderwerke, Riementrieb, Schnurtrieb etc. mit Leitrollen); die Achsen kreuzen sich in verschiedenen Ebenen, sind windschief (Schrauben- und hyperbolische Räderwerke, geschränkter Riementrieb). Im allgemeinen geschieht bei Räderwerken die Übertragung der Bewegung von einem Rad auf das andre dadurch, daß sich die Umfänge aufeinander abrollen. Es ist daher die Umfangsgeschwindigkeit beider Räder gleich, dagegen steht die Winkelgeschwindigkeit und die Anzahl der Umläufe in der Minute zu der Größe der Umfänge (bei Zahnrädern auch zu der Anzahl der Zähne) und somit zu der Größe der Radien im umgekehrten Verhältnis (das sogen. Übersetzungsverhältnis). Nur bei Schrauben- und Hyperboloidrädern sind diese Beziehungen wegen des Hinzutretens axialer Verschiebungen komplizierter. Die Größe des Übersetzungsverhältnisses zwischen den Rädern eines Räderpaars oder Vorgeleges ist aus praktischen Rücksichten innerhalb gewisser Grenzen zu halten, weshalb man sehr häufig mehrfache Vorgelege, d. h. Kombinationen von mehr als zwei durch Räder verbundenen Wellen, anwendet. Hier erhält man das Gesamtübersetzungsverhältnis durch Multiplikation der Übersetzungsverhältnisse der einzelnen Räderpaare. Häufig ist es erwünscht, das Übersetzungsverhältnis variieren zu lassen. Hier sind Räderwerke aus exzentrischen, Ellipsen-, Polygonalrädern etc. am Platz, wenn es sich um eine fortwährende periodisch ungleichförmige Bewegungsübertragung handelt. Wünscht man jedoch das Übersetzungsverhältnis innerhalb gewisser Grenzen beliebig einstellen zu können, so kann man auswechselbare Räder, aus- und einrückbare Vorgelege, Stufenscheiben sowie besondere Konstruktionen der Reibungsräder anwenden (s. Wechselgetriebe). Räderwerke, welche eine Änderung der Bewegungsrichtung zulassen, heißen Wendegetriebe (s. d.). S. auch Getriebe. Vgl. Weisbach-Herrmann, Mechanik, Tl. 3, Abt. 1 (2. Aufl., Braunschw. 1876); Reuleaux, Der Konstrukteur (4. Aufl., das. 1882); v. Reiche, Maschinenfabrikation (Leipz. 1876); Keller, Triebwerke (2. Aufl., Münch. 1881); Pinzger, Maschinenelemente (2. Aufl., Leipz. 1883).