Letzteres aus dem
Grund, weil der
Beleidigte (und die
Seinen)
durch die erfahrene
Beleidigung in
Affekt versetzt und dadurch einer unparteiischen Erwägung und Einhaltung
der erlaubten
Grenzen
[* 2] der Wiedervergeltung unfähig geworden sind.
Ohne gerade schön zu sein, besaß sie zweierlei Vorzüge in hohem
Grad, ein dunkel strahlendes, geistbeseeltes
Auge
[* 14] und ein
gewaltiges, volltönendes, durchdringendes Altorgan. Dazu kamen eine vollendete
Mimik
[* 15] und ein
Gebärdenspiel, welches stets
die ruhige
Schönheit der
Antike bewahrte, vor allem aber eine fast beispiellose
Technik in der
Darstellung der finstern und
erhabenen
Leidenschaften. Durch diese
Eigenschaften steht die Rachel im Bereich der französischen klassischen
Tragödie unerreicht
da. 1840 gastierte sie in
England; 1855 verließ sie die
Comédie française, der sie bis dahin angehört
hatte, und ging nach
Amerika,
[* 16] ohne so großen Beifall zu finden, wie sie gehofft.
Leidend zurückgekehrt, erlag sie einem Brustübel auf ihrem
Landgut bei
Cannes. Sie war unvermählt geblieben, hinterließ
jedoch zwei
Söhne, deren älterer vom
GrafenMorny anerkannt und von
Napoleon III. in den Adelstand erhoben
wurde.
(Fauces), der vordere Teil des
Schlundkopfes (s. d.). Er liegt hinter der Mundhöhle
[* 17] und wird von dieser
durch den weichen
Gaumen und durch die
Gaumenbogen abgegrenzt; außer mit ihr hängt er auch noch durch
die
Choanen (s. d.) mit der Nasenhöhle, nach unten mit der Kehlkopfhöhle zusammen
und geht, ebenfalls nach unten, in den
Schlund über (s. Tafel »Mundhöhle etc.«,
[* 1]
Fig. 2). Der ist von einer Schleimhaut ausgekleidet, welche zum Teil mit Flimmerzellen versehen
ist; die äußere
Schicht seiner Wandungen besteht aus einer Muskelhaut (constrictores pharyngis, Rachenschnürer),
welche die Rachenhöhle verengert und beim
Schlingen in Thätigkeit tritt. Die wichtigsten Erkrankungen des Rachens sind der
Katarrh,
Krupp und die
Diphtheritis.
chronischer, findet sich besonders bei Leuten, welche viel sprechen
(Lehrern), auch
bei Rauchern und ist mehr lästig als gefährlich, ruft aber oft schwere
Hypochondrie hervor. Bei demselben ist die Schleimhaut
des
Rachens gerötet und körnig verdickt, die
Venen sind erweitert, und wenn der
Katarrh auf den
Kehlkopf übergreift, tritt
Heiserkeit und Klanglosigkeit der
Stimme ein. Dazu veranlaßt die Schleimabsonderung häufiges Räuspern
und Hüsteln.
Ruhe, reine
Luft, Bepinseln mit verdünnter
Alaun- oder Höllensteinlösung,
Inhalationen, Trinkkuren, vor allem
auch kalte
Bäder und Abreibungen schaffen in der
Regel Besserung. Verdickungen und Wucherungen der hintern Rachenwand behandelt
man mit
Höllenstein oder galvanokaustisch. Über den akuten Rachenkatarrh
(Rachenbräune) s.
Bräune 1).
Vgl. Bresgen, Der
chronische
Nasen- und Rachenkatarrh
(Wien
[* 18] 1883).
(schott. räkits,
»Höcker«, nicht v. griech. rhachis,
Wirbelsäule, abgeleitet;
Englische Krankheit,
[* 19]
Zwiewuchs),
eine
Knochenkrankheit, die, dem Kindesalter vom zweiten bis etwa zum sechsten Jahr eigentümlich, hauptsächlich
unter schlecht ernährten und mangelhaft gepflegten
Kindern gefunden wird. In manchen Teilen
Deutschlands
[* 20] ist dieselbe außerordentlich
häufig. Sie findet sich gleichzeitig an allen
Knochen
[* 21] des
Skeletts, äußerlich am meisten auffallend an den Extremitäten.
An den letztern tritt eine exzessive Wucherung der Knorpelscheiben (Epiphysenknorpel) ein, welche zwischen
die Gelenkenden und das Röhrenstück der
Knochen eingeschaltet sind; desgleichen verdickt sich die Knochenhaut ganz bedeutend.
Die knorpeligen und fibrösen
Massen aber, welche durch die übermäßige Wucherung der Epiphysenknorpel und des
Periosts entstehen,
werden unvollständiger und später als beim normalen Knochenwachstum in knöcherne
Substanz umgewandelt. Es handelt
sich also bei der Rachitis nicht um ein krankhaftes Weichwerden von Gebilden, welche früher hart waren (wie bei der
Knochenerweichung, s. d.), sondern um ein abnormes Weichbleiben von Gebilden,
welche unter normalen Verhältnissen durch Einlagerung der nötigen
Menge von
Kalksalzen hart geworden sein würden. Die Markhöhle
vergrößert sich in dem rachitischen
Knochen in gleicher
Weise wie im gesunden
¶
mehr
Knochen; da jedoch der erstere keinen Zuwachs von fester Knochensubstanz an seinem Umfang gewinnt, wie dies beim gesunden Knochen
der Fall ist, so wird er sich leichter biegen und knicken lassen als vor Eintritt der Rachitis. Die weichen Gelenkenden der Knochen
sind bei der Rachitis plump und verdickt (doppelte Glieder), die Röhrenteile der Knochen durch die Last des auf
sie drückenden Körpers und durch den Muskelzug gekrümmt und gebogen. Am auffallendsten ist diese Krümmung nicht etwa an der
Wirbelsäule, wie die Schreibart Rhachitis andeutet, sondern an den Beinen, indem die Kniee weit voneinander entfernt stehen.
Oft werden die Verbindungsstellen der vordern Rippenenden mit den Rippenknorpeln nach innen eingebogen,
während das Brustbein nach vorn geschoben wird. Diese Verunstaltung (Hühnerbrust) erklärt sich aus der weichen Beschaffenheit
der erwähnten Stellen, durch welche sie die Fähigkeit verloren haben, dem äußern Luftdruck bei der inspiratorischen Erweiterung
des Brustkorbs Widerstand zu leisten. Die Verbindungsstelle der Rippen mit ihren Knorpeln ist beträchtlich
angeschwollen, und die Summe dieser Anschwellungen bildet einen halbkreisartigen Bogen,
[* 23] dessen Konvexität nach oben sieht (rachitischer
Rosenkranz).
An der Wirbelsäule können sich infolge der Rachitis Verkrümmungen ausbilden. Das Becken wird häufig und manchmal in hohem Grad in
der Art verunstaltet, daß sein gerader Durchmesser sich verkürzt und das Promontorium sich der Schambeinfuge
nähert (rachitisches Becken, welches späterhin als Geburtshindernis auftreten kann). Knickungen und Brüche der Knochen sind
bei Rachitis nichts Seltenes, pflegen aber ohne Zerreißung des Periosts abzulaufen. Die Fontanellen des Schädels schließen sich
bei Rachitis auffallend spät, die Gesichtsknochen erscheinen manchmal in hohem Maß verdickt und aufgetrieben.
Wenn die Rachitis, wie in der Regel, heilt, so schwellen die Gelenkenden ab, die Knochen werden fest; die Verkrümmungen der Glieder
[* 24] werden aber nur zum Teil wieder ausgeglichen. Individuen, welche die in sehr intensivem Grad gehabt haben, bleiben gewöhnlich
klein, und da zugleich der Schädel bei ihnen im Verhältnis zum Gesicht
[* 25] sehr groß ist, so gewähren solche
Menschen einen eigentümlichen Anblick. Über die Ursachen der ist man nicht genügend unterrichtet. Einige glauben, daß der
chronische Darmkatarrh, welcher der Rachitis so häufig vorausgeht, zur Bildung von Milchsäure im Blut führe, welche die Kalksalze
gelöst erhält.
Andre meinen, daß die verminderte Zufuhr von Kalksalzen in das Blut die Ursache der verzögerten Verknöcherung
sei. Wenn sich die in den ersten Lebensmonaten entwickelt, so leiden die Kinder vorher fast immer an Darmkatarrhen mit dünnen,
grünlichen Stuhlentleerungen. Die Kinder magern ab und geben Zeichen von Schmerz von sich, wenn sie denVersuch machen, ihre Glieder zu bewegen, oder wenn dieselben von andern bewegt werden. Dann treten die Anschwellung der Gelenkenden
und der rachitische Rosenkranz hervor.
Fällt der Anfang der Krankheit in eine Zeit, wo das Kind noch keine Gehversuche gemacht hat, so bleiben die Glieder selbst
bei jahrelanger Dauer der Krankheit oft von jeder Verkrümmung frei. Die Zähne
[* 26] brechen bei den rachitischen
Kindern spät und unregelmäßig hervor. Die hat gewöhnlich eine Dauer von 2-3 Jahren. Geht die Krankheit in Genesung über,
so verliert sich zunächst die hochgradige Magerkeit des Körpers, die Kinder werden voller, sie fangen wieder an,
sich zu bewegen.
Aber gerade jetzt, wo die Knochen noch nicht fest sind, ist die Gefahr von
Knochenverkrümmungen am größten. Wenn die Kinder
erst im zweiten oder dritten Lebensjahr oder noch später erkranken, so fehlen der chronische Darmkatarrh und die Magerkeit,
oft sogar die Schmerzen, und die Krankheit zeigt sich durch die allmählich zunehmende Verkrümmung der
Knochen, welche, vom Unterschenkel anfangend, nach oben fortschreitet, wobei die Kinder einen unbeholfenen und watscheligen
Gang
[* 27] bekommen.
Die Behandlung der hat sich mit der Beseitigung des ihr vorausgehenden Darmkatarrhs und Herstellung eines möglichst guten
Ernährungszustandes zu befassen. Wenn dies gelingt, so kann der beginnende rachitische Prozeß ganz abgeschnitten
werden. Durch bloße Einführung von kohlensaurem oder phosphorsaurem Kalk in den Körper kann man die Rachitis nicht kurieren; dagegen
können der Aufenthalt in gesunder Luft, eine kräftige Nahrung (Fleisch und kleine Portionen von Wein), warme Bäder (auch Solbäder)
und dergleichen diätetische Mittel die Heilung unterstützen.
Die Kinder müssen so lange ruhig auf dem Rücken liegen, bis die Knochen sich vollständig konsolidiert haben. Aufsitzen im
Bett,
[* 28] zu frühzeitiges Aufstehen und Herumgehen begünstigen die Verkrümmung und Knickung der Knochen. Vielfach kann die Verunstaltung
an den untern Extremitäten, wo sie durch den Druck der Körperlast die augenfälligsten und schwersten
Effekte macht, durch Anwendung passender Stützmaschinen ganz verhindert oder wenigstens vermindert werden. Zurückbleibende
Verkrümmungen können auf operativem Wege gebessert werden.
Vgl. Kassowitz, Die Symptome der Rachitis (Leipz. 1886).