der
Allegorien, durch welch letztere das Verständnis bedeutend erschwert wird. Wie
man in Grangousier, Gargantua, Pantagruel
Ludwig XII.,
Franz I. und
Heinrich II. zu erkennen glaubt, so sieht
man inPanurg bald den
Kardinal von
Amboise, bald Rabelais selbst,
bald den Vertreter des gesunden Menschenverstandes. Von der größten Bedeutung ist auch für die
Entwickelung
der französischen
Sprache
[* 2] gewesen, die er in noch sehr ungelenker und roher Gestalt vorfand und gleichsam erst zur Darstellungsfähigkeit
seiner
Gedanken umgebildet und mit einer
Masse von
Ausdrücken und Wendungen bereichert hat, die bleibendes Gemeingut geworden
sind.
Außer dem
Roman haben wir von Rabelais noch: »Pantagruéline
pronostication«, die
»Almanachs«, die »Sciomachie«, einige
Episteln in französischen
Versen, einige lateinische
Verse und eine
kleine Anzahl von
Briefen. Die besten neuern
Ausgaben des »Gargantua und Pantagruel« sind: von Esmangart und Johanneau (1823-26, 9 Bde.);
Über die deutsche Umarbeitung des »Gargantua« von J.
Fischart s. d.
Eine vorzügliche Übersetzung lieferte G.
Regis (Leipz. 1832-41, 3 Bde.),
eine populäre F. A.
Gelbke (das. 1880).
Vgl.
Brunet,
Recherches bibliographiques sur Rabelais (Par. (1852);
Lacroix, Rabelais, sa vie et
ses ouvrages (das. 1859);
Mayrargues, Rabelais, étude sur le XVI. siècle (das. 1869);
Fleury, Rabelais et ses œuvres (das. 1877, 2 Bde.);
GottliebWilhelm, Satiriker, geb. zu
Wachau bei
Leipzig,
[* 6] besuchte die Landesschule in
Meißen,
[* 7] wo
er einen innigen Freundschaftsbund mit seinen Mitschülern
Gellert undGärtner schloß, studierte seit 1734 in
LeipzigJurisprudenz, trat dann ins
Büreau eines Steuereinnehmers zu
Leipzig und wurde 1741 als Steuerrevisor des
LeipzigerKreises
angestellt. Das durch häufige
Reisen beschwerliche
Amt hielt ihn nicht von schriftstellerischer Thätigkeit ab, zu der ihn
Talent und
Neigung antrieben.
Seine ersten belletristischen
Aufsätze (darunter auch seine einzige
Satire in
Versen:
»Beweis, daß die
Reime in der deutschen
Dichtkunst unentbehrlich sind«) erschienen in
Schwabes »Belustigungen des
Verstandes und
Witzes«; später
gehörte er zu den thätigsten Mitarbeitern der
»Bremer Beiträge«, die seit 1744 erschienen. 1753 wurde er als Obersteuersekretär
nach
Dresden versetzt, wo er bei demBombardement der Stadt 1760 mit dem größten Teil seiner
Habe auch
seine
Manuskripte einbüßte, und nach dem
Frieden zum Steuerrat ernannt.
Als solcher starb er in
Dresden. Rabener zählte neben
Gellert zu den populärsten deutschen Schriftstellern seiner Zeit.
Seine
Schriften, die in etwa 25
Jahren 11
Auflagen erlebten, gehören durchaus
der satirischen
Gattung an
und sind, formell betrachtet und in sprachlicher Hinsicht mit den meisten frühern und gleichzeitigen Prosawerken der deutschen
Litteratur verglichen, ausgezeichnet durch
Klarheit, Reinheit und Gleichmaß der
Darstellung. Der
Geist einer ruhigen, auf Redlichkeit
und Wohlwollen gegründeten Heiterkeit waltet in ihnen, und dieser
Sinn ist es, um dessentwillen Rabener noch
in
GoethesSchätzung so hoch stand.
Dagegen ist der satirische
Gehalt seiner
Schriften überaus gering anzuschlagen. Wie in Bezug auf die
Stoffe seiner
Satiren nicht
über die
Dinge und
Menschen der gemeinen Alltäglichkeit hinausgriff, wie er einzig für den hausbackenen Philisterverstand
schrieb und auf diesen allein wirken wollte, so ist auch sein allezeit zahmer
Witz recht eigentlich aus
der platten Spießbürgerweltanschauung erzeugt, und seine satirische
Freiheit hielt sich (was er in seinem
Bericht »Vom
Mißbrauch derSatire« ausdrücklich selbst anerkannte) zu jeder Zeit in dem damals sehr engen
Kreis
[* 8] der bürgerlichen
Interessen und wagte
sich nie höher hinauf. Dabei ist gleichwohl nicht zu leugnen, daß Rabener auf die
Masse des Lesepublikums seiner Zeit eine bildende
Wirkung geübt hat, die sehr hoch anzuschlagen ist.
Ausgaben seiner
Satiren erschienen
Leipzig 1751-55, 4 Bde.; »Sämtliche
Schriften« daselbst 1777, 6 Bde. (neueste Ausg.,
Stuttg. 1840, 4 Bde.). Seine
Briefe, von ihm selbst gesammelt, gab nach seinem
Tod E. F.
Weiße (Leipz. 1772) heraus.
»Flora europaea algarum aquae dulcis et submarinae« (das. 1864 bis 1868, 3 Bde.);
»Mycologia europaea.
¶
mehr
Abbildungen aller in Europa
[* 15] bekannten Pilze« (Dresd. seit 1869, wird fortgesetzt); »Flora lusatica« (Leipz. 1839-40, 2 Bde.);
»Flora des KönigreichsSachsen« (das. 1859). Auch gab Rabenhorst seit 1852 bis zu seinem Tode die Zeitschrift »Hedwigia. Notizblatt für
kryptogamische Studien« (fortgesetzt von Winter) heraus.