kommt. Sie bildet große Brutansiedelungen, legt 4-5 blaßgrüne, grau und braun gefleckte
Eier
[* 2] und wird durch Beschmutzung
des
Bodens und entsetzlichen Lärm lästig, läßt sich auch so leicht nicht vertreiben. Die
Dohle
(Turmkrähe, C. monedulaL.,MonedulaturriumBrehm), 33
cm lang, 65
cm breit, hat einen kurzen, starken,oben etwas gebogenen
Schnabel,
ist schwarz, am Hinterkopf und
Nacken aschgrau, auf der Unterseite schiefer- oder grauschwarz; die
Augen sind silberweiß,
der
Schnabel und die
Füße sind schwarz.
Sie findet sich in fast ganz
Europa,
[* 3] auch in vielen
LändernAsiens, besonders häufig in Rußland und
Sibirien, fehlt aber in
manchen Gegenden gänzlich, bewohnt bei uns Feldgehölze und die
Türme der
Städte, lebt sehr gesellig,
fliegt vortrefflich, nährt sich wie die vorige, frißt auch Getreidekörner, junges
Getreide,
[* 4]
Früchte etc., ist aber immer
überwiegend nützlich. Sie wandert, wie die
Saatkrähe, überwintert aber auch zum Teil in
Deutschland,
[* 5] besonders in den Seestädten,
nistet gesellig in Mauerlöchern und legt 4-6 blaß blaugrünliche, dunkelgrün getüpfelte
Eier (s. Tafel
»Eier I«). In der Gefangenschaft ist sie sehr liebenswürdig und lernt auch leicht sprechen. -
Der Rabe war bei den Alten der weise, prophetische
Vogel und als solcher dem
Apollon
[* 6] heilig. Zwei
Raben
(Hugin und Munin) sitzen
auf
OdinsSchultern, fliegen jeden
Tag aus, um die Zeit zu erforschen, und sind das
Symbol der Allwissenheit
Odins. Für die Augurien der
Römer
[* 7] hatte kein
Vogel eine gleich ominöse Bedeutung. Der Rabe personifizierte auch den
Schatten
[* 8] eines
Toten, daher wird in
Indien noch heute ein Teil der
Mahlzeit für die
Raben übriggelassen, daher der
griechische
Fluch: »Zu den
Raben!«, und ist noch heute der Rabe weitverbreitet in eminentem
Sinn der Unglücksvogel.
Die
Wikinger führten auf ihren
Fahrten stets mehrere
Raben mit sich und ließen sie von Zeit zu Zeit fliegen, um zu sehen,
ob die
Tiere Land fanden. So ward
Grönland entdeckt. Ähnlich erscheint der Rabe sehr oft z. B. bei
Alexander
d. Gr. als weisender
Vogel. Die
Normannen trugen auf ihren
Raub- und Mordzügen den
Raben als
Feldzeichen vor sich her, und auch
die englischen
Templer setzten ihn mit einem Totenschädel in den
Klauen in das Schlachtenbanner.
Endlich repräsentierte der
auch den
Winter und den Regengott.
(spr. rabb'lä),François, der größte Satiriker der
Franzosen, geb. 1483 zu
Chinon in derTouraine,
besuchte die
Schule zu
Angers und trat dann in das Franziskanerkloster zu
Fontenay le Comte ein, wo er mit Vorliebe Sprachstudien
trieb und sich insbesondere eine ungewöhnliche Kenntnis des
Griechischen erwarb. Aber seine
Gelehrsamkeit und sein
Sarkasmus
machten ihn seinen Klostergenossen verhaßt; man nahm ihm die griechischen
Bücher weg und warf ihn wegen
ungeziemenden Betragens ins Gefängnis, und nur der Vermittelung einflußreicher
Freunde verdankte er die
Freiheit und später
die Erlaubnis, den
Orden
[* 11] des heil.
Franz mit dem der
Benediktiner zu vertauschen.
Infolgedessen trat er in die
Abtei Maillerais ein, hielt es aber auch hier nicht lange aus, legte die
Kutte ab, um Weltgeistlicher zu werden, genoß eine Zeitlang die
Gastfreundschaft des
BischofsGeoffroy d'Estinac, auf dessen
Schlosse sich viele
Freigeister und Feinde der römischen
Kirche zusammenfanden, und ging 1530 nach
Montpellier,
[* 12] um
Medizin zu
studieren, brachte es auch bald so weit, daß er einige
Schriften des
Hippokrates und
Galen herausgeben
konnte. Trotzdem er erst 1537 den Doktorgrad erwarb, finden wir ihn schon 1532 in
Lyon
[* 13] als praktischen
Arzt; zugleich aber
setzte er eifrigst seine gelehrten
Studien fort, besonders in der italienischen und altfranzösischen Litteratur, und war
ein thätiger Mitarbeiter seines
FreundesEtienneDolet, des gelehrten und freisinnigenBuchdruckers, der 1546 als
Ketzer verbrannt wurde.
Aus dem Jahr 1532 datiert auch sein weltberühmter
Roman
»Chronique Gargantuine«, wiewohl zweifelhaft ist, ob der unter dem
Titel: »Les grandes et inestimables chroniques du grand et enorme géant Gargantua
etc.« veröffentlichte
Band
[* 14] von Rabelais herrührt. Dagegen die Fortsetzung: »Pantagruel«
(1533) ist von Rabelais, und 1535 hat er selbst jenen ersten Teil entweder neu gemacht, oder umgeformt
unter dem
Titel: »Gargantua. La vie inestimable du grand Gargantua, père de Pantagruel«.
Diese
Bände wie die folgenden drei zeichnete Rabelais mit seinem
Anagramm »Alcofribas Nasier«, um die
Angriffe der arg mitgenommenen
Mönche und
Pfaffen irre zu leiten. Eine
Reise nach
Rom
[* 15] als ärztlicher Begleiter des
KardinalsJean du Bellay
benutzte er, um vom
PapstPaul III. sich
Briefe zu verschaffen, die sein eigenmächtiges Austreten aus dem
Kloster sanktionierten
und ihm fernerhin die Ausübung der Heilkunst und den
Besitz von
Pfründen gestatteten. Er erhielt auch gleich nach
seiner Rückkehr vom
Kardinal eine
Präbende im
Stift von St.-Maur des
Fossés, wo er sich jedoch nur vorübergehend aufzuhalten
pflegte.
Das dritte
Buch seines
Romans, welches neue und schärfere
Angriffe gegen die
Geistlichkeit enthielt, wurde mit königlichem
Privilegium gedruckt; jedoch war die Macht seiner Gegner so groß, daß Rabelais nach dem
TodFranz' I., seines mächtigen Beschützers, sich nach
Rom zu du Bellay flüchtete und von dort aus sich bemühte, die
GunstHeinrichs II. zu gewinnen. Dies gelang ihm durch einige Schmeicheleien, welche
er an die Geliebte
Heinrichs,
Diana von
Poitiers,
richtete. Er wurde 1551 zum
Pfarrer von
Meudon ernannt und gab 1552 das vierte
Buch seines
Romans heraus,
gegen das zwar wiederum
Sorbonne und
Parlament ihr Anathem schleuderten, ohne jedoch gegen die mächtigen Beschützer Rabelais' etwas
ausrichten zu können.
Erst 1564 erschien das fünfte und letzte
Buch, elf Jahre nach seinem
Tod, welcher erfolgte. Vielfach werden
Daten und Ereignisse aus seinem
Leben auch anders angegeben, denn schon bald nach seinem
Tod bemächtigte sich die
Legende des
hochberühmten
Namens. Rabelais gehört in die
Reihe der
Geister ersten
Ranges. Die
Bildung seiner Zeit
in sich fassend, stand
er an geistiger
Freiheit und in Hinsicht auf seine ganze Weltanschauung weit über dieser.
Nie hat ein Satiriker die
Geißel
des
Spottes kühner und furchtloser geschwungen als Rabelais. Die Scheinheiligkeit, die Dummpfiffigkeit des Pfaffentums,
die Wortklaubereien der
Juristen, der marktschreierische Charlatanismus der
Ärzte, die Ausschreitungen der weltlichen Macht,
der Übermut und die Unbildung der großen
Herren hatten in ihm einen unversöhnlichen und mit vernichtenden
Waffen
[* 16] ausgerüsteten Gegner. Den
Kampf gegen die Feinde führte er in seinem
Roman mit der überlegenen Heiterkeit unerschöpfliche
geistigen
Reichtums. Aber auch an wahrhaft tiefsinnigen
Gedanken, an echter
Weisheit ist dies wunderbare
Buch reich, wennschon
diese
Elemente überwuchert werden von den oft kolossal grotesken Einfällen des Übermuts, des Cynismus,
der humoristischen
Laune und ganz besonders
¶
mehr
der Allegorien, durch welch letztere das Verständnis bedeutend erschwert wird. Wie man in Grangousier, Gargantua, Pantagruel
Ludwig XII., Franz I. und Heinrich II. zu erkennen glaubt, so sieht man inPanurg bald den Kardinal von Amboise, bald Rabelais selbst,
bald den Vertreter des gesunden Menschenverstandes. Von der größten Bedeutung ist auch für die Entwickelung
der französischen Sprache
[* 18] gewesen, die er in noch sehr ungelenker und roher Gestalt vorfand und gleichsam erst zur Darstellungsfähigkeit
seiner Gedanken umgebildet und mit einer Masse von Ausdrücken und Wendungen bereichert hat, die bleibendes Gemeingut geworden
sind.
Außer dem Roman haben wir von Rabelais noch: »Pantagruéline
pronostication«, die »Almanachs«, die »Sciomachie«, einige Episteln in französischen Versen, einige lateinische Verse und eine
kleine Anzahl von Briefen. Die besten neuern Ausgaben des »Gargantua und Pantagruel« sind: von Esmangart und Johanneau (1823-26, 9 Bde.);
Über die deutsche Umarbeitung des »Gargantua« von J. Fischart s. d.
Eine vorzügliche Übersetzung lieferte G. Regis (Leipz. 1832-41, 3 Bde.),
eine populäre F. A. Gelbke (das. 1880).
Vgl. Brunet, Recherches bibliographiques sur Rabelais (Par. (1852);
Lacroix, Rabelais, sa vie et
ses ouvrages (das. 1859);
Mayrargues, Rabelais, étude sur le XVI. siècle (das. 1869);
Fleury, Rabelais et ses œuvres (das. 1877, 2 Bde.);