1)
Wilhelm, namhafter Romanschriftsteller, der zuerst unter dem
NamenJakobCorvinus auftrat, geb. zu
Eschershausen im Herzogtum
Braunschweig,
[* 9] studierte in
Berlin seit 1855
Philosophie und widmete sich unmittelbar
nach seinen Studienjahren der Litteratur, in die er mit dem lebendigen, jugendfrischen
Idyll »Die
Chronik der Sperlingsgasse«
(Berl. 1857 u. öfter, auch illustriert) und den
Erzählungen und
Phantasiestücken
»HalbMähr, halb mehr« (das. 1859) eintrat.
Es folgten dann: »Die
Kinder von Finkenrode« (Stuttg. 1859);
»Nach dem großen
Kriege«, Geschichte in zwölfBriefen (Berl. 1861);
»Unsers Herrgotts
Kanzlei«, historischer
Roman (Braunschw. 1862);
»Im alten
Eisen«
[* 11] (das. 1887) u. a. In seinen größern
wie seinen kleinern
Erzählungen verbindet Raabe frischen und echten
Humor mit einer elegischen und bittern
Darstellung des
Lebens,
einen energischen
Realismus mit einer gewissen phantastischen, traumhaften
Erfindung. Am stärksten treten seine Eigentümlichkeiten
wohl in den
Romanen: »Der Hungerpastor«,
»Abu Telfan« und »Der Schüdderump« hervor;
2)
Hedwig, Schauspielerin, geb. zu
Magdeburg,
[* 14] betrat schon als
Kind (z. B. als
Cilli im »Donauweibchen«, als Infantin
im
»Don Karlos«) die
Bühne, kam mit 14
Jahren an das Thaliatheater in
Hamburg,
[* 15] wo ihr Oheim, der
KomikerWilke, damals wirkte, später nach
Stettin,
[* 16] wo sie nach kurzer Zeit
Wallner für sein
Theater in
[* 17]
Berlin gewann, und erhielt 1864 nach
vorübergehenden
Engagements in
Mainz
[* 18] und
Prag
[* 19] eine dauernde
Stellung am deutschen Hoftheater zu
Petersburg,
[* 20] von wo aus sie jeden
Sommer Gastspielreisen nach
Deutschland
[* 21] unternahm, stets mit dem glänzendsten Erfolg. 1868 gab sie ihr
Engagement auf und gastiert seitdem ausschließlich. Im März 1871 verheiratete sie sich mit dem
SängerNiemann (s. d.). Der
Kunstcharakter ihrer Darstellungsweise ist ein gesunder, heiterer und schönerRealismus; treffend hat
man sie in ihren frühern
Jahren eine »Repräsentantin des Backfischtums in seiner idealen
Verklärung« genannt, während sie
jetzt besonders in den Frauencharakteren des modernen französischen
Repertoires Außergewöhnliches leistet.