Schifffahrt, lebhaften Handel, besonders mit Getreide, und eine entwickelte Industrie. ist Sitz eines römisch-katholischen
Bischofs, eines Domkapitels, Gerichtshofs, Steuerinspektorats und hat ein königliches Tabaksmagazin, eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen
Bank und mehrere Geldinstitute sowie eine königliche Rechtsakademie, eine Staats-Oberrealschule, ein kath.
Ober- und ein evang. Gymnasium, ferner eine bischöfliche Lehrer- und eine Staats-Lehrerinnen-Präparandie
und vier Spitäler. - Raab liegt auf den Trümmern der römischen Kolonie Arabona und war einst befestigt; 1594 kam es durch
Verrat der Kommandanten Grafen Hardegg und Berlin in den Besitz der Türken, welche Fürst Schwarzenberg und Nik. Pálffy 1598 wieder
vertrieben. 1809 stellte man die Befestigungen wieder her, die Franzosen schlugen jedoch daselbst am 14. Juli d. J.
den Erzherzog Johann und die ungarischen Insurgenten und zerstörten die Festung. Neue Kämpfe fanden bei Raab 1848 und 1849 statt; wurden
die Schanzen und die Stadt von den österreichischen Truppen erobert.
[* ] Johann Leonhard, Kupferstecher und Radierer, geb. zu Schwaningen bei
Ansbach, besuchte die Nürnberger Kunstschule unter Reindel und seit 1844 die Akademie in München. Nach Nürnberg zurückgekehrt,
entwickelte er eine ersprießliche Thätigkeit im Kupferstich, aquarellierte auch viel und unternahm verschiedene Reisen. 1869 wurde
er als Professor der Kupferstecherkunst an die Akademie nach München berufen. Von seinen Stichen in Linienmanier
sind zu nennen: die Weinprobe und der Morgenkuß, nach G. Flüggen;
Luther verbrennt die Bannbulle und Luther schlägt die Thesen
an, nach Lessing;
fünf Blätter aus »Goethes Frauengestalten«, nach Kaulbach;
vor Gericht, nach Vautier;
die Erklärung, nach A.
v. Ramberg;
die Madonna Tempi und die Madonna di Foligno, nach Raffael;
die Zigeunermadonna, nach Tizian. 1882-87
führte er 50 Radierungen nach den Hauptwerken der Münchener ältern Pinakothek aus (mit Text von Reber).
Auch hat er nach Knaus,
Feuerbach u. a. radiert. - Seine Tochter Doris (geb. 1851 zu Nürnberg) ist ebenfalls als Kupferstecherin und Radiererin
thätig. Ihre Hauptwerke sind: Verkündigung des Todesurteils an Maria Stuart, nach Piloty;
1) Wilhelm, namhafter Romanschriftsteller, der zuerst unter dem Namen Jakob Corvinus auftrat, geb. zu
Eschershausen im Herzogtum Braunschweig, studierte in Berlin seit 1855 Philosophie und widmete sich unmittelbar
nach seinen Studienjahren der Litteratur, in die er mit dem lebendigen, jugendfrischen Idyll »Die Chronik der Sperlingsgasse«
(Berl. 1857 u. öfter, auch illustriert) und den Erzählungen und Phantasiestücken »Halb Mähr, halb mehr« (das. 1859) eintrat.
Es folgten dann: »Die Kinder von Finkenrode« (Stuttg. 1859);
»Nach dem großen Kriege«, Geschichte in zwölf
Briefen (Berl. 1861);
»Unsers Herrgotts Kanzlei«, historischer Roman (Braunschw. 1862);
»Verworrenes Leben«, Skizzen und Novellen
(Glog. 1862);
»Die Leute aus dem Wald« (Braunschw. 1863, 3 Bde.);
»Der Hungerpastor«, Roman (Berl. 1865, 3 Bde.; 4. Aufl.
1886);
»Freie Stimmen«, Erzählungen (das. 1865);
»Abu Telfan oder die Heimkehr vom Mondgebirge« (Stuttg.
1867, 3 Bde.);
»Der Schüdderump«, Roman (Braunschw. 1870, 3 Bde.);
»Der Regenbogen«, sieben Erzählungen (Stuttg. 1862, 2 Bde.);
»Der Dräumling« (Berl. 1872);
»Deutscher Mondschein«, vier Erzählungen (Stuttg. 1873);
»Christoph
Pechlin, eine internationale
Liebesgeschichte« (Leipz. 1873, 2 Bde.);
»Meister Autor oder die Geschichten vom versunkenen Garten« (das. 1874);
»Im alten Eisen« (das. 1887) u. a. In seinen größern
wie seinen kleinern Erzählungen verbindet Raabe frischen und echten Humor mit einer elegischen und bittern Darstellung des Lebens,
einen energischen Realismus mit einer gewissen phantastischen, traumhaften Erfindung. Am stärksten treten seine Eigentümlichkeiten
wohl in den Romanen: »Der Hungerpastor«, »Abu Telfan« und »Der Schüdderump« hervor;
wahrhafte Genialität des Humors offenbart auch die kleine Meistererzählung »Horacker«. Raabe siedelte 1862 von
Wolfenbüttel nach Stuttgart über und nahm 1870 seinen dauernden Wohnsitz in Braunschweig.
2) Hedwig, Schauspielerin, geb. zu Magdeburg, betrat schon als Kind (z. B. als Cilli im »Donauweibchen«, als Infantin
im »Don Karlos«) die Bühne, kam mit 14 Jahren an das Thaliatheater in Hamburg, wo ihr Oheim, der Komiker
Wilke, damals wirkte, später nach Stettin, wo sie nach kurzer Zeit Wallner für sein Theater in Berlin gewann, und erhielt 1864 nach
vorübergehenden Engagements in Mainz und Prag eine dauernde Stellung am deutschen Hoftheater zu Petersburg,
von wo aus sie jeden Sommer Gastspielreisen nach Deutschland unternahm, stets mit dem glänzendsten Erfolg. 1868 gab sie ihr
Engagement auf und gastiert seitdem ausschließlich. Im März 1871 verheiratete sie sich mit dem Sänger Niemann (s. d.). Der
Kunstcharakter ihrer Darstellungsweise ist ein gesunder, heiterer und schöner Realismus; treffend hat
man sie in ihren frühern Jahren eine »Repräsentantin des Backfischtums in seiner idealen Verklärung« genannt, während sie
jetzt besonders in den Frauencharakteren des modernen französischen Repertoires Außergewöhnliches leistet.
Harald Ivar Andreas, dän. Staatsmann, geb. zu Kopenhagen, ward, nachdem er verschiedene andre Stellungen
im dänischen Staatsdienst eingenommen hatte, 1852 zum Departementschef im schleswigschen Ministerium ernannt, war 1854-56
Minister für Schleswig und 1859 für Holstein, legte aber 1861 sein Amt nieder, als er erkannte, daß es
dem Minister Hall mit den Vorlagen für die holsteinischen Stände gar nicht Ernst war. Zu seiner Rechtfertigung veröffentlichte
er mehrere Schriften (zuletzt: »Min Politik«, Kopenh. 1873). - Sein jüngerer Bruder, Waldemar Rudolf, geb. zu Altona,
trat 1838 ins Militär, ging 1855 als Geschäftsträger nach Washington, war 1867 Kriegsminister, setzte
das Heergesetz von 1867 durch, nahm 1870 seinen Abschied und ging 1874 in diplomatischer Mission nach China. Er starb in
Paris.