(ĕr), r, lat. R, r, ist nach der gewöhnlichen Aussprache ein tönender Zitter- oder Gleitelaut (Liquida) und als solcher so nahe mit den Vokalen verwandt, daß er sogar wie letztere silbenbildend auftreten kann, z. B. in dem deutschen Fuhrmannsausruf brr; doch gibt es auch ein spirantisches oder gezischtes r, das mehr ein Geräuschlaut als ein tönender ist und daher vor einem Zischlaut leicht gänzlich von demselben absorbiert wird, wie z. B. im Polnischen rz fast wie sch ausgesprochen wird.
Auch das tönende r kann sehr verschieden ausgesprochen werden und zerfällt in drei Hauptarten: das cerebrale r, besonders im Englischen gebräuchlich, entstehend durch Aufbiegung des vordern Zungensaums nach oben und Annäherung desselben an den harten Gaumen hinter den Alveolen der Oberzähne;
das dentale oder alveolare r, entstehend durch einfache Emporhebung der Vorderzunge mit leichter Wölbung des Zungensaums;
das gutturale oder uvulare r, entstehend durch Emporhebung des Zungenrückens zu dem weichen Gaumen, wie bei der Aussprache eines ch, aber so, daß die Zunge eine Rinne bildet, in der das Zäpfchen schwingen kann.
Die beiden letztern Arten des r sind die in Deutschland [* 2] vorzugsweise üblichen, das dentale r, bei dem sich leicht das sogen. Schnarren oder Rollen [* 3] einstellt, in Norddeutschland herrschend, das gutturale besonders in Süddeutschland verbreitet. In Mecklenburg [* 4] und Pommern, [* 5] überhaupt an der Ostseeküste, wird auch das cerebrale r sehr viel gehört, was aus slawischen Einflüssen erklärt wird. Im Sanskrit und in mehreren slawischen Sprachen wird von dem konsonantischen ausdrücklich ein vokalisches r unterschieden, welches für sich allein Silben bilden kann; auch die Griechen trugen der vokalischen Natur des r Rechnung, indem sie es zur Bezeichnung des Stimmeinsatzes wie einen Vokal mit dem Spiritus [* 6] asper versahen. Das ursprüngliche r der indogermanischen Sprachen scheint ein alvoleares r ohne Rollen gewesen zu sein. Der Buchstabe r hieß bei den Griechen Rho; der Haken, welchen die Römer [* 7] dem alten Zeichen für r (P) unten anhängten, sollte dazu dienen, um es von dem p zu unterscheiden, dessen römische Form (P) fast mit dem Rho zusammenfiel.
In der Mathematik ist R Bezeichnung eines rechten Winkels, z. B. 2R = 180°;
als Zahlzeichen: im Griechischen ρ' = 100, ρ, = 100,000, im Lateinischen R = 80, ^R = 80,000. In röm. Handschriften, auf Münzen, [* 8] Inschriften etc. steht R für Roma, [* 9] Romanus, regia, regnum, restitutor, rex;
auf Rezepten (gewöhnlich R') für recipe, nimm;
in Münzwerken für rarus (selten);
je seltener die Münze ist, desto öfter ist R wiederholt (RR, sehr selten, RRR, äußerst selten), dann auch für Revers;
bei Temperaturangaben für Réaumursches Thermometer. [* 10] In bibliographischen Angaben steht r (oder f. r.) für folio recto (lat.), rechte Seite des betreffenden Blattes;
auf der Stellscheibe von Taschenuhren steht R für retarder (franz., »verzögern, verlangsamen«),
im Gegensatz zu »A« (s. d.);
in der internationalen Telegraphie für recommander (franz. »einschreiben«).
In der Musik ist R (r) = rechte (Hand), [* 11] auch wohl = ripieno.
in England = Royal Engineers, »königliche Ingenieure« (Pioniere).
bei botanischen Namen Abkürzung für Hipolito Ruiz Lopez, geb. 1754 zu Belorada, Adjunkt am botanischen Garten [* 12] zu Madrid, [* 13] gest. 1815 daselbst, und J. Pavon (s. d.);
s. Röm. et Schult.
= Rhode-Island. ^[= (spr. rohd-eiland, abgekürzt R. I.), der kleinste Staat der nordamerikan. Union, besteht aus ...]
auf Grabsteinen = requiescat in pace (lat.), »er ruhe in Frieden«.
I. S. A. = Romani imperii semper auctor (»allezeit Mehrer des römischen Reichs«),
in England = Royal Navy, »königliche Marine« ^[= # (franz., vom lat. marinus, "das Meer angehend"), Gesamtname für diejenigen Einrichtungen, ...].
in der internationalen Telegraphie = rendre ouvert, offen zu bestellendes Telegramm;
desgleichen
P. = réponse payée, »Antwort bezahlt«;
sonst auch = révérend père, »ehrwürdiger Vater«.
r. = reservatis reservandis (lat.),
»unter dem nötigen Vorbehalt«;
in England = Royal Society of Antiquaries;
r. s. D. = Royal Society of Dublin, [* 16] E. r. s. desgleichen of Edinburgh, L. r. s. desgleichen of London. [* 17]
ägypt. Sonnengott, die ursprünglichste Hauptgottheit der alten Ägypter, dessen Herrschaft aber, auf die des Ptah [* 18] folgend, der Sage nach einer längst vergangenen Zeit angehören soll, und an dessen Stelle nun verschiedene andre Gottheiten getreten sind, wie Ammon-Ra, Harmachis und Tum. [* 19]
Ein König der achtzehnten Dynastie führte gewaltsam den Kult des Sonnendiskus ein;
er nannte sich selbst Chu-en-aten »Abglanz der Sonnenscheibe«). [* 20]
wagerechte Segelstangen, s. Takelage. ^[richtig: Takelung.] ^[= (Takelage, hierzu Tafel "Takelung"), die gesamte Vorrichtung zum Anbringen und Handhaben ...] [* 22]
[* 23] rechter Nebenfluß der Donau in Ungarn, [* 24] entspringt in Steiermark [* 25] auf der Heubodenhöhe, verläßt unweit Fehring das Land und teilt sich bei Körmönd in Ungarn in zwei Arme, von denen der größere durch das Ödenburger Komitat fließt, im Raaber Komitat den Marczal aufnimmt und mit der Rabnitz in die sogen. Kleine Donau mündet, während der kleinere Arm gegen N. fließt, die Repcze aufnimmt und sich mit der Rabnitz vereinigt. Nebenflüsse sind außer den erwähnten: die Feistritz, Lafnitz, Pinka und Güns. Die Länge der Raab beträgt 250 km.
(ungar. Györ, spr. djōhr), ungar. Komitat am rechten Donauufer, wird von Wieselburg, Preßburg, [* 26] Komorn, Veszprim und Ödenburg [* 27] umschlossen und umfaßt 1381 qkm (25,1 QM.). Von einigen langgestreckten Höhen im S. abgesehen, ist das Gebiet eben, meist sehr fruchtbar und wenig bewaldet. Hauptflüsse sind: die Große und Kleine Donau, die Rabnitz und Raab. Die Bevölkerung [* 28] (1881: 109,493 ungar. Einwohner) beschäftigt sich mit Landwirtschaft, Rindvieh- und Pferdezucht. [* 29]
Hauptprodukte sind: Weizen, Roggen, Gerste, [* 30] Hafer, [* 31] Mais, Raps, Hanf und Flachs und auf den Anhöhen auch Wein und Obst. Die königliche Freistadt Raab, Sitz des Komitats, Knotenpunkt der Ungarischen Staats- und der Raab-Ödenburger Bahn und Station der Donaudampfschiffahrt, liegt an der Mündung der Raab in die Kleine Donau, ist hübsch gebaut, hat besonders am Marktplatz schöne Gebäude und seit 1884 auch eine Wasserleitung. [* 32] Zwischen der Raab und Rabnitz liegt die Vorstadt Ujváros, eine andre Vorstadt bilden die sogen. Meierhöfe. Raab besitzt 4 kath. Kirchen (darunter die schöne Kathedrale mit dem Schädel des heil. Wladislaw), eine lutherische, eine reformierte und eine griech. Kirche, ein Benediktiner-, Karmeliter- und Ursulinerinnenkloster und hat (1881) 20,981 ungar. Einwohner, große Pferdemärkte, ¶
Schifffahrt, lebhaften Handel, besonders mit Getreide, [* 34] und eine entwickelte Industrie. ist Sitz eines römisch-katholischen Bischofs, eines Domkapitels, Gerichtshofs, Steuerinspektorats und hat ein königliches Tabaksmagazin, eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank und mehrere Geldinstitute sowie eine königliche Rechtsakademie, eine Staats-Oberrealschule, ein kath. Ober- und ein evang. Gymnasium, ferner eine bischöfliche Lehrer- und eine Staats-Lehrerinnen-Präparandie und vier Spitäler. - Raab liegt auf den Trümmern der römischen Kolonie Arabona und war einst befestigt; 1594 kam es durch Verrat der Kommandanten Grafen Hardegg und Berlin [* 35] in den Besitz der Türken, welche Fürst Schwarzenberg und Nik. Pálffy 1598 wieder vertrieben. 1809 stellte man die Befestigungen wieder her, die Franzosen schlugen jedoch daselbst am 14. Juli d. J. den Erzherzog Johann und die ungarischen Insurgenten und zerstörten die Festung. [* 36] Neue Kämpfe fanden bei Raab 1848 und 1849 statt; wurden die Schanzen und die Stadt von den österreichischen Truppen erobert.
[* 23] Johann Leonhard, Kupferstecher und Radierer, geb. zu Schwaningen bei Ansbach, [* 37] besuchte die Nürnberger Kunstschule unter Reindel und seit 1844 die Akademie in München. [* 38] Nach Nürnberg [* 39] zurückgekehrt, entwickelte er eine ersprießliche Thätigkeit im Kupferstich, aquarellierte auch viel und unternahm verschiedene Reisen. 1869 wurde er als Professor der Kupferstecherkunst an die Akademie nach München berufen. Von seinen Stichen in Linienmanier sind zu nennen: die Weinprobe und der Morgenkuß, nach G. Flüggen;
Luther verbrennt die Bannbulle und Luther schlägt die Thesen an, nach Lessing;
fünf Blätter aus »Goethes Frauengestalten«, nach Kaulbach;
die Erklärung, nach A. v. Ramberg;
die Madonna Tempi und die Madonna di Foligno, nach Raffael;
die Zigeunermadonna, nach Tizian. 1882-87 führte er 50 Radierungen nach den Hauptwerken der Münchener ältern Pinakothek aus (mit Text von Reber).
Auch hat er nach Knaus, Feuerbach u. a. radiert. - Seine Tochter Doris (geb. 1851 zu Nürnberg) ist ebenfalls als Kupferstecherin und Radiererin thätig. Ihre Hauptwerke sind: Verkündigung des Todesurteils an Maria Stuart, nach Piloty;