Man benutzt es gegen
Syphilis sowie äußerlich bei Hautausschlägen, chronischen, rheumatischen und gichtischen
Leiden.
[* 10] Es
wirkt ungemein stark antiseptisch und findet daher in der
Chirurgie und zur
Desinfektion
[* 11] ausgedehnte Verwendung. Unter dem
Namen Seračika verbraucht das serbische und rumänische Landvolk große
Mengen Quecksilberchlorid zur Bereitung von weißem
Präzipitat, welcher als
Schönheitsmittel dient, und als
Abortivmittel. Quecksilberchlorid wurde von
Geber entdeckt und war zur Zeit des
Basilius Valentinus
(15. Jahrh.) schon Handelsartikel. Die
Darstellung aus schwefelsaurem
Quecksilberoxyd und
Chlornatrium wurde von
Kunkel angegeben.
(Einfachchlorquecksilber,Kalomel,
versüßtes
Quecksilber) Hg2Cl2 findet
sich in der
Natur als
Quecksilberhornerz, entsteht beim Erhitzen von überschüssigem
Quecksilber in
Chlor, wird aus Quecksilberoxydulsalzen
durch
Chlornatrium oder
Salzsäure, aus Quecksilberchloridlösung durch
schweflige Säure, im Sonnenlicht auch durch
Oxalsäure
gefällt und wird dargestellt, indem man ein inniges Gemisch von
Quecksilberchlorid und
Quecksilber in
einem bedeckten eisernen
Kessel erhitzt, bis die graue Mischung weiß geworden ist, dann auf den
Kessel die untere Hälfte
eines Schwefelsäureballons kittet und stärker erhitzt, bis das Quecksilberchlorür vollständig sublimiert ist.
Man erhält es als strahlig kristallinische, gleichsam geschmolzene, farblose
Masse, welche ein gelbliches
Pulver gibt. Treten
die
Dämpfe des Quecksilberchlorürs zugleich mit Wasserdampf in einen
Ballon,
[* 12] so kondensiert sich das
Quecksilberchlorür als zartes weißes
Pulver (Dampfkalomel, englisches
Kalomel). Das sublimiert Quecksilberchlorür muß sorgfältig zerrieben und, um
Spuren
von
Chlorid zu entfernen, ausgewaschen werden. Quecksilberchlorür ist geruch- und geschmacklos, in
Wasser,
Alkohol und
Äther so gut wie unlöslich,
spez. Gew. 6,56, verflüchtigt sich,
ohne vorher zu schmelzen, zerfällt bei wiederholter
Sublimation zum Teil in
Chlorid und
Quecksilber, scheidet auch am
LichtQuecksilber aus und wird ebenso durch kochendes
Wasser und kochende
Säuren zersetzt;
Alkalien, alkalische
Erden und die
Lösungen
der
Kohlensäuresalze schwärzen es unter Abscheidung von
Quecksilberoxydul, mit manchen
Chloriden bildet
es lösliche oder unlösliche Doppelverbindungen. Quecksilberchlorür dient als
Arzneimittel bei vielen akut entzündlichen
Affektionen, bei
Wassersucht,
Milz-,
Leber-, Lungenleiden, als abführendes
Mittel, bei
Brechdurchfall,
Abdominaltyphus,
Syphilis, äußerlich bei
Hornhautflecken, chronischen
Geschwüren, breiten
Kondylomen etc.; bei mehrtägigem
Gebrauch entsteht leicht
Speichelfluß. In der
Porzellanmalerei benutzt
man es zum Vermischen mitGold,
[* 13] um dieses möglichst dünn auftragen zu können;
auch hat man mit Quecksilberchlorür überzogenes oder imprägniertes
Papier (Kalomelpapier) hergestellt, auf welchem eine Mischung von Gummilösung
mit unterschwefligsaurem
Natron und
Alaun
[* 14] unzerstörbare schwarze Schriftzüge hervorbringt. Mit chlorsaurem
Baryt,
Schellack
und
Schwefel gibt es eine dunkelgrün brennende bengalische
Flamme.
[* 15]
Schütteln von Quecksilber mit Alkohol, in welchem man nach und nach Jod auflöst, oder durch Fällen von Quecksilberchlorid mit
Jodkalium; der scharlachrote Niederschlag löst sich in Jodkaliumlösung, und aus dieser scheidet es sich in roten Kristallen
aus. Es löst sich in heißem Alkohol, wenig in Wasser, Äther und fetten Ölen, leicht in Jodkalium und Quecksilberchlorid.
Es ist lichtempfindlich, wird beim Erhitzen gelb, schmilzt bei 238°, sublimiert in gelben Kristallen, die beim Liegen allmählich,
beim Ritzen oder Verreiben sofort in die rote Modifikation übergehen. Auch aus Lösungen scheidet sich oft zuerst gelbes
Quecksilberjodid aus, welches bald rot wird. Mit Jodkalium, Jodammonium, Quecksilberchlorid bildet es kristallisierbare
Doppelverbindungen. Man kann es als sehr beständige Ölfarbe benutzen; in der Medizin wird es gegen Syphilis angewandt.