[* 2] Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Stettin,
[* 3] in einer fruchtbaren
Ebene (Pyritzer Weizacker), an der
EisenbahnStargard-Küstrin, hat 2 evang.
Kirchen (darunter die große, 1851-53 restaurierte Moritzkirche), ein
Gymnasium, ein Schullehrerseminar,
ein
Amtsgericht, eine Zuckerfabrik, 2 Maschinenbauanstalten, eine Knopffabrik, mehrere
Mühlen,
[* 4] 2 große Ziegeleien, ein Warendepot
der
Reichsbank, starken Getreidebau (namentlich
Weizen),
Gärtnereien und (1885) 8062 meist evang. Einwohner.
Von den frühern
Befestigungen haben sich außer den Stadtthoren noch 5 hohe
Türme und die ganze Stadtmauer erhalten. Bei
dem nahen Ottobrunnen taufte
BischofOtto vonBamberg
[* 5] 1124 die ersten
Pommern.
[* 6] Pyritz erhielt vor 1250
Stadtrecht.
Seit 1827
Erzbischof von
Erlau und Erbobergespan der
HevéserGespanschaft, entfaltete er eine großartige gemeinnützige Thätigkeit.
Er gründete unter anderm zu
Karlsbad und
Gastein Kurhäuser für sieche
Krieger, zu
Erlau ein Dorfschullehrerseminar
und legierte zur Ausschmückung des
Doms zu
Erlau 10,000
Gulden. Er starb in
Wien.
[* 11] Seine Hauptdichtungen, meist in
dem reizend gelegenen
KlosterLilienfeld entstanden, sind die
Heldengedichte: »Tunisias«
(Wien 1820, 3. Aufl. 1826),
»Rudolf von
Habsburg« (das. 1824, 2. Aufl. 1827)
und
»Perlen der heiligen Vorzeit« (das. 1823 u. öfter),
die im einzelnen kräftige und schöne
Züge enthalten, im ganzen aber sich nicht über die Nachempfindung wirklich schöpferischer
Dichter und die herkömmliche akademische Korrektheit erheben. Sie erschienen gesammelt als »Sämtliche
Werke« (Stuttg. 1832-1833, 3 Bde.;
letzte Ausg. 1856).
Schöne lyrische
Klänge finden sich in den »Liedern der Sehnsucht nach den
Alpen«
[* 12] (Stuttg.
1845). Außerdem veröffentlichte er:
»Legenden der
Heiligen« in metrischer Form
(Wien 1842) und
»Bilder aus dem
Leben Jesu und
der
Apostel« (Leipz. 1843, 3. Aufl. 1855).
Die Zahl der Kurgäste betrug 1886: 12,463. In der Umgebung sind die der
Hundsgrotte bei
Neapel
[* 23] ähnliche
sogen. Dunsthöhle und auf dem 250 m hohen
Schellenberg die
Ruine des fürstlichen
Schlosses Schell-Pyrmont, ferner der
Königsberg
[* 24] mit einem Marmordenkmal
Friedrichs d. Gr. bemerkenswert. Mit Pyrmont hängt das Pfarrdorf Ösdorf zusammen,
welches
Messer- und Tabaksfabriken und (1885) 1862 Einw. hat.
Vgl.
Valentiner, Pyrmont für Kurgäste geschildert (3. Aufl., Berl.
1876);
dem
Solaröl ähnlicher
Leuchtstoff, wird aus roher
Karbolsäure, welche man
als Nebenprodukt bei der Mineralölfabrikation erhält, gewonnen, indem man deren
Dämpfe bei stürmischer
Destillation
[* 31] durch
ein hellglühendes
Rohr leitet und das verdichtete Destillat mit
Lauge und
Säure behandelt.
Nach einer
andern
Methode destilliert man die
Lösung des karbolsauren
Natrons, welche man bei der
Reinigung der
Mineralöle mit
Natronlauge
erhält, bis zur vollständigen Verkohlung des Rückstandes und behandelt das Destillat ebenfalls mit
Lauge und
Säure.