ernannte ihn zu einem der Historiographen des
Reichs und ließ ihm die
Archive öffnen. Das erste Werk, welches Puschkin nach seiner
Rückkehr in das vornehmere
Leben veröffentlichte, war
»Eugen Onegin« (Petersb. 1826; deutsch von
Seubert in
Reclams »Universalbibliothek«),
ein
Roman inVersen im
Genre von
Byrons
»Don Juan« und sein Hauptwerk, in welchem er seine ganze
Kraft
[* 2] und
Kunst entfaltete. Es erzählt das
Leben eines
»Blasierten« der damaligen russischen
Gesellschaft und entwirft eine meisterhafte
Schilderung des Gesellschaftslebens und der sozialen
Typen Rußlands, durchwoben von gedankenreichen Betrachtungen und scharfen
satirisch-humoristischen
Ausfällen. Von poetischen
Erzählungen erschienen ferner: »Zygane« (»Die
Zigeuner«),
das anmutige
»Märchen von
Silvan,
Harald und der Schwanenprinzessin« u. a. Erschien Puschkin in allen diesen
Dichtungen von
Byron beeinflußt, so that er einen beachtenswerten
Schritt zur poetischen Selbständigkeit in seinem
Drama
»Boris Godunow«
(Petersb. 1831; deutsch von
Löwe, Hildburgh. 1868), einem großartig, aber zu breit angelegten dramatischen
Gemälde aus der Geschichte Rußlands, dessen Vollendung jedoch sein früher
Tod verhinderte.
Seit 1831 dauernd in
Petersburg
[* 4] wohnhaft, begann er hier die Ausarbeitung einer »GeschichtePetersd.Gr.«; eine andre
Frucht seiner geschichtlichen
Studien
war die »Geschichte der
VerschwörungPugatschews« (Petersb. 1834; deutsch, Stuttg. 1840).
Auch treffliche
Novellen in
Prosa erschienen von ihm: »Kapitánskaja Dotschka« (»Die
Kapitänstochter«, deutsch von
Lange in
Reclams »Universalbibliothek«) und »Dubrówin«.
Puschkin starb 29. Jan.
(a. St.) 1837, wenige Jahre nach seiner Verheiratung, an den
Folgen eines
Duells mit
BaronHeeckeren, einem jungen
Fant, der die
Schwester der
Frau Puschkins heiraten sollte, aber Puschkins
Frau auffallend den
Hof
[* 5] machte. Puschkin ist der Schöpfer
der neuern romantischen Dichtersprache Rußlands und noch heute der Liebling seines
Volkes. Im J. 1880 wurde ihm in seiner
Geburtsstadt ein Denkmal errichtet, 1884 ein zweites in
Petersburg. Gesamtausgaben seiner Werke erschienen
1839-41 in 12
Bänden (neue Aufl., hrsg. von
Annenkow, mit umfassender
Biographie des Dichters, Petersb. 1854-57, 7 Bde.)
und 1880-81. Übersetzungen seiner
»Poetischen Werke« lieferten
Bodenstedt (Berl. 1854-55, 3 Bde.),
Schmitt (Wiesb. 1873) u. Ascharin (2. Aufl.,
Reval
[* 6] 1885). Die
Briefe Puschkins erschienen in verschiedenen
Zeitschriften. Eine
kürzere
Biographie des Dichters gab neuerdings W. Stojunin (Petersb. 1881) heraus.
Zurückgekehrt, geriet er 1836 unter den Einfluß seines
FreundesNewman (s. d.), der ihn hart an die
Grenzen
[* 10] des römischen
Katholizismus führte, wenngleich er selbst innerhalb der nach ihm benannten
Richtung stets
mehr das mystische,
Newman dagegen mehr das hierarchische
Element vertrat. Die nächste äußere Veranlassung zur Entstehung der anglokatholischen
Bewegung hatte schon 1833 eine Versammlung mehrerer Mitglieder der
UniversitätOxford gegeben behufs der
Organisation des
Widerstandes
gegen die von denWhigs versuchte »Liberalisierung der
Kirche«.
Diesem
Zweck sollte auch die von Gesinnungsgenossen, wie
Williams,
Froude,
Palmer, Bowden,
Newman,
Ward, Oakley,
Perceval, Thomdike,
Keble, seit 1833 veranstaltete Herausgabe der sogen. »Tracts
for the times« (»Zeitgemäße Abhandlungen«) dienen, welche sich, 90 an der
Zahl, über das ganze Gebiet der
Theologie verbreiteten und sich immer offener zu katholischen
Grundsätzen
bekannten. Die Anhänger Puseys hießen daher auch
Traktarianer (Tractarians) u. der Puseyismus traktarianische
Kontroverse
(the tractarian controversy, tractarianism). 1841 wurde die Fortsetzung der
Traktate jedoch von der
Regierung untersagt und
Pusey selbst 1843 vom sogen.
Board of heresy, einer Art Ketzergericht, seines Predigtamtes auf zwei Jahre
entsetzt.
Seine
Ansichten waren im wesentlichen allerdings katholisch. Er verlangte die Geltung der
Tradition der apostolischen Nachfolger
der
Bischöfe und
Priester, die Herstellung der
Messe, die Einführung der
Kirchenbuße, der
Fasten und der
Ohrenbeichte. In Bezug
auf das
Abendmahl lehrte er wenigstens halbkatholisch, und die 39
Artikel wollte er im katholischen
Sinn
verstanden und ergänzt wissen. fand namentlich unter den
Studenten in
Oxford und der von da ausgehenden jüngern
Geistlichkeit
zahlreiche Anhänger. So kam es endlich zur
Spaltung, namentlich infolge der
Verurteilung eines
Buches von
Ward vom
»Ideal der
Kirche«, in welchem der Verfasser die
Rechtfertigung durch den
Glauben eine »verdammliche, pestilenzialische
lutherische Ketzerei« genannt hatte, durch die
UniversitätOxford.
Nachdem Oakley,
Ward, Wingfield,
Newman zur katholischen
Kirche übergetreten waren, folgten mehrere hundert englische
Geistliche,
darunter auch
Manning, der spätere katholische
Erzbischof. Pusey selbst verblieb in der anglikanischen
Kirche und starb Nach
der
Ausscheidung der
Extreme ist der
Stand des Puseyismus ein andrer geworden, und derselbe dauert nur in der
veräußerlichten Form des sogen.
Ritualismus unter der
Geistlichkeit fort, welche den
Kultus dem römischen in der That so
nahe geführt hatte, daß er äußerlich von demselben nicht mehr zu unterscheiden war (Anrufung der
Heiligen und
der
Engel, Marienkultus,
Fegfeuer und
Totenmessen,
Letzte Ölung,
Kniebeugung,
Weihrauch, brennende
Lichter,
Elevation der
Hostie
etc.). Das
Volk jedoch bekundete, besonders seitdem
Pius IX. 1850 die katholische
Hierarchie in
England wiederhergestellt hatte,
eine steigende Abneigung gegen ihn. Auf katholischer Seite fanden diese Bemühungen, wie immer, wenig Entgegenkommen,
da man hier bei solchen Gelegenheiten nur von der einfachen Rückkehr zur alleinseligmachenden
Kirche etwas wissen
will.
Vgl.
Weaver, Der Puseyismus (deutsch, Leipz. 1844);
in der ungar. Tiefebene, namentlich an der
Theiß, weite, baumlose Viehtriften und Heidestrecken, in welchen
dürre Sandwüsten mit
¶
mehr
fruchtbaren Stellen wechseln. Es finden sich darin wenig Dörfer, wohl aber zahlreiche Meiereien, teils einzelne Gebäude, teils
ganze Komplexe (tanya). Im Sommer herrscht auf den Pußten brennende Hitze, im Winter strenge Kälte. FurchtbareOrkane sind eine häufige
Erscheinung, daneben merkwürdige Naturphänomene, namentlich die Fata Morgana (ungar. délibáb). Die Pußten waren
früher der Tummelplatz zahlreicher Herden, welche das ganze Jahr hindurch hier ausdauerten.
Die Hirten sind je nach der Gattung des von ihnen gehüteten Viehs Schweinehirten (kanász), Hornviehhirten (csordás, gulyás),
Schafhirten (juhász) oder Roßhirten (csikós), welch letztere als echte Söhne der Pußten geborne Reiter, kühne Rossebändiger,
oft aber auch noch kühnere Roßdiebe sind. Einzeln stehende Schenken (csárda) bilden den Sammelplatz
dieser Hirten. Auf einer sehr tiefen Stufe der Bildung stehend, tragen sie doch ein Feuerin sich, welches sie befähigte, in
den Jahren 1848-49 tapfer mitzukämpfen. Die Romantik der Pußta schwindet mit den Fortschritten des Eisenbahnwesens und der
Feldwirtschaft immer mehr. Pußten nennt man überdies in Ungarn
[* 13] auch außerhalb der Ortschaften abseits gelegene,
vereinzelte landwirtschaftliche Ansiedelungen.