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mit Kassandros und Antigonos sich den Besitz des schon eroberten Syrien zu sichern, verband sich aber bald mit Seleukos gegen Antigonos und besiegte dessen Sohn Demetrios bei Gaza (312); 306 jedoch erlitt seine Flotte durch Demetrios eine Niederlage bei Salamis auf Cypern, [* 2] was ihn aber nicht hinderte, dem Beispiel des Antigonos zu folgen und den Königstitel anzunehmen. 302 beteiligte er sich an dem Vierkönigsbündnis gegen Antigonos, ging aber infolge seines zweideutigen Benehmens, welches seine Verbündeten gegen ihn aufgebracht hatte, in dem Friedensschluß, der der Niederlage des Antigonos bei Ipsos folgte, leer aus, nahm später an den Kämpfen des Lysimachos und Seleukos gegen Demetrios teil, übergab 285 die Regierung seinem Sohn und starb 283. Ptolemäos II. Philadelphos (285-247), »der Schwesterliebende« (so genannt, weil er seine Schwester Arsinoe heiratete), erweiterte das Reich, indem er tief in Äthiopien vordrang (264-258), in Abessinien und an der Südküste Arabiens Eroberungen machte, sich in Phönikien und an den Küsten Kleinasiens niederließ und sich den Besitz durch Anlegung fester Plätze sowie durch Verwandtschaft und Verträge zu sichern suchte.
Unter Ptolemäos III. (247-221), dem die Priester den Beinamen Euergetes (»der Wohlthäter«) beilegten, weil er aus Asien [* 3] ägyptische Götzenbilder zurückbrachte, erreichte die auswärtige Macht Ägyptens ihren Höhepunkt. Mit seinem Sohn und Nachfolger Ptolemäos IV. (221-205),
der sich selbst den Namen Philopator (»der Vaterliebende«) beilegte, den aber das Volk seiner Wollust und Schlemmerei wegen den »Schwelger« (Tryphon) nannte, beginnt das Sinken des ägyptischen Reichs. Ein langer Krieg mit Antiochos III. von Syrien brachte trotz des Siegs der Ägypter bei Raphiä (216) großes Verderben über das Land und führte den Verlust der Landschaften am Libanon und der Besitzungen in Kleinasien herbei. Zugleich erhielten die Römer [* 4] Anlaß zur Einmischung in die innern Angelegenheiten Ägyptens, die sich unter seinem Sohn und Nachfolger Ptolemäos V. (205-181) Epiphanes (»der Erlauchte«),
über welchen Rom [* 5] während seiner Minderjährigkeit (er war bei dem Tod seines Vaters erst vier Jahre alt) die Vormundschaft führte, befestigte und erweiterte, so daß die folgenden Könige ganz unter römischem Einfluß standen. Unter Ptolemäos VI. (181-145) Philometor (»der Mutterliebende«) entstand wieder ein Krieg zwischen Syrien und Ägypten [* 6] um den Besitz der Libanonküste, welche Ptolemäos als angebliches Erbteil seiner syrischen Mutter Kleopatra nach dem Tode derselben (173) an sich reißen wollte.
Antiochos erfocht einen glänzenden Sieg bei Pelusion, rückte in Ägypten ein und nahm 171 Philometor gefangen. Doch ward Antiochos durch Einschreiten Roms zur Räumung Ägyptens gezwungen (168). Nach Ptolemäos' VI. Tod (145) wurde Ptolemäos VII. Euergetes II. Physkon (»der Dicke«, 145-117) auf den Thron [* 7] erhoben, dem Ptolemäos VIII. Lathyros (116-81) als Mitregent seiner Mutter Kleopatra folgte. Kleopatra versuchte Lathyros zu gunsten ihres jüngern Sohns, Ptolemäos IX. Alexander, zu beseitigen, mußte ihn aber bald wieder anerkennen.
Nach dem Tod von Lathyros ward 81 Ptolemäos X. Alexander II. von Sulla eingesetzt, der aber nach kurzer Regierung bei einem Aufstand ermordet ward, nachdem er das römische Volk zum Erben seines Reichs und seiner Schätze eingesetzt hatte. Der letztern bemächtigten sich die Römer, dagegen ließen sie es geschehen, daß zwei natürliche Söhne des Ptolemäos Lathyros sich der Herrschaft bemächtigten, der eine, Ptolemäos XI. Auletes (»der Flötenbläser«, 81-51), in Ägypten, der andre, Ptolemäos der Kyprier, auf der Insel Cypern; diese wurde 58 von Cato unterworfen, nachdem sich ihr König selbst getötet hatte, und Auletes drohte ein ähnliches Schicksal, indem er in demselben Jahr wegen seiner Feigheit und Unterwürfigkeit gegen die Römer von der Bürgerschaft Alexandrias vertrieben wurde; indessen wurde er auf Betrieb der Triumvirn und andrer einflußreicher Römer, die er mit 16,000 Talenten (80 Mill. Mk.) bestochen hatte, 55 durch Gabinius, den Statthalter von Syrien, zurückgeführt.
Seinem Willen gemäß sollten nach seinem Tod (51) seine zwei Kinder, Ptolemäos XII. Dionysos, [* 8] damals 13, und dessen Schwester und Gemahlin Kleopatra, damals 17 Jahre alt, das Reich gemeinsam regieren. Doch hatte Ptolemäos Kleopatra vertrieben. Nach dem alexandrinischen Krieg, in welchem Ptolemäos, nachdem er eine Niederlage erlitten, auf der Flucht im Nil ertrank (47), übertrug Cäsar die Regierung der Königin Kleopatra und ihrem jüngern Bruder, Ptolemäos XIII., einem Kinde, das ihr Gemahl hieß. Er starb, vermutlich durch Gift seiner Schwester, 42. Mit dem Tode der Kleopatra, der letzten Ptolemäerin, endete 30 v. Chr. auch das Reich der Ptolemäer.
Vgl. Champollion-Figeac, Annales des Lagides (Par. 1819, 2 Bde.);
Lepsius, Zur Kenntnis der Ptolemäergeschichte (Berl. 1853).