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(Merseb. 1847, 2 Bde.) gesammelt erschien. Die Erlaubnis, sich als Dozent zu habilitieren, erlangte Prutz auch in Halle [* 2] nicht; ja, es ward ihm sogar die Abhaltung von Privatvorlesungen untersagt. Als Frucht seiner historischen Studien erschien zunächst die leider nie vollendete »Geschichte des deutschen Journalismus« (Hannov. 1845, Bd. 1). Daneben trat in seinen Dichtungen die politische Tendenz immer entschiedener hervor. Auf eine Sammlung lyrischer, zum großen Teil erotischer »Gedichte« (Leipz. 1841, 4. Aufl. 1857) folgten bald einzeln gedruckte politische Gedichte, wie: »Der Rhein« (das. 1840),
»Ein Märchen« (das. 1841) etc., und die »Gedichte, neue Sammlung« (Zür. 1842; 3. Aufl., Mannh. 1846),
dann die Komödie »Politische Wochenstube« (Zür. 1843, 3. Aufl. 1845) sowie die historischen Dramen: »Karl von Bourbon« (1845),
»Moritz von Sachsen« [* 3] (1845),
»Erich der Bauernkönig« (gesammelt in den »Dramatischen Werken«, Leipz. 1847-49, 4 Bde.), welche rhetorisch-tendenziös die Stimmungen und Schlagwörter der 40er Jahre auf die Bühne brachten und augenblickliche Erfolge errangen, die sich bei den Mängeln der Handlung und Charakteristik in späterer Zeit nicht behaupten ließen. Die »Politische Wochenstube« zog dem Dichter eine Anklage auf Majestätsbeleidigung zu, die aber (wie es hieß, durch Humboldts Einfluß) höchsten Orts niedergeschlagen wurde. Prutz erhielt sogar im folgenden Jahr, als er nach Berlin [* 4] gezogen war, die Erlaubnis zu litterarhistorischen Vorlesungen, und seine Vorträge über die Geschichte der Entwickelung des deutschen Theaters fanden zahlreiche Zuhörer.
Dagegen wurden seine Vorträge über die neueste Litteraturgeschichte nach der ersten Vorlesung in Berlin polizeilich verboten. Prutz übernahm darauf (1847) auf kurze Zeit die dramaturgische Leitung des Hamburger Stadttheaters, wandte sich dann nach Dresden, [* 5] wo er nach dem Ausbruch der Februarrevolution ungemein besuchte Vorträge über die neuesten Zeitereignisse hielt, und im März 1848 nach Berlin, wo er in der demokratisch-konstitutionellen Partei eine hervorragende Rolle spielte.
Nach der Novemberkatastrophe lebte er in Stettin, [* 6] bis er Ostern 1849 vom Minister v. Ladenberg als außerordentlicher Professor der Litteraturgeschichte nach Halle berufen ward. Diese Stellung bekleidete er bis 1859, legte dann seine Professur freiwillig nieder und kehrte nach seiner Vaterstadt Stettin zurück, wo er fortan wohnen blieb und starb. Noch vor seiner Übersiedelung nach Halle waren von Prutz ferner erschienen: »Dramaturgische Blätter« (Hamb. 1846),
»Vorlesungen über die Geschichte des deutschen Theaters« (Berl. 1847) und »Vorlesungen über die deutsche Litteratur der Gegenwart« (Leipz. 1847),
denen in den nächsten Jahren das unvollendet gebliebene Werk »Zehn Jahre. 1840-50. Geschichte der neuesten Zeit« (das. 1850-57, 2 Bde.),
»Neue Schriften. Zur deutschen Litteratur- und Kulturgeschichte« (Halle 1854, 2 Bde.),
»Goethe. Eine biographische Schilderung« (Leipz. 1856) u. a. folgten. Mit Wolfsohn hatte er 1851 die Wochenschrift »Deutsches Museum« gegründet, die von ihm bis 1866 redigiert ward (fortgesetzt von K. Frenzel). Als Lyriker trat er noch mit den Sammlungen: »Aus der Heimat« (Leipz. 1858),
»Aus goldenen Tagen« (Hamb. 1861),
»Herbstrosen« (Münch. 1864, 6. Aufl. 1879) und dem »Buch der Liebe« (Leipz. 1869, 5. Aufl. 1883) hervor, und gerade diese spätern Sammlungen brachten noch eine Reihe wahrhaft schöner, innig und kräftig empfundener Gedichte. Seine Laufbahn als politischer Poet schloß Prutz mit den Gedichten: »Mai 1866« und »Juli 1866«, von denen das erstere ihm einen Prozeß wegen Majestätsbeleidigung und eine durch die Amnestie niedergeschlagene Verurteilung zu dreimonatlicher Gefängnisstrafe zuzog, während das zweite gewissermaßen als Symbol des großen inzwischen durch die preußischen Siege in Böhmen [* 7] herbeigeführten Umschwungs der öffentlichen Meinung gelten durfte.
Mit dem Roman »Das Engelchen« (Leipz. 1851, 3 Bde.) hatte sich Prutz erfolgreich auch der erzählenden Dichtung zugewandt, erhob sich aber in seinen spätern Romanen: »Die Schwägerin« (Dess. 1851),
»Felix« (Leipz. 1852, 2 Bde.),
»Der Musikantenturm« (das. 1855, 3 Bde.),
»Helene« (Prag [* 8] 1860) und »Oberndorf« (das. 1862, 3 Bde.), nur in einzelnen Szenen und Stellen über die Flüchtigkeit und Seichtigkeit der Tagesschriftstellerei. Weit erfreulicher war seine litterarhistorische und kritische Thätigkeit während des letzten Jahrzehnts seines Lebens, aus welcher die Werke: »Die deutsche Litteratur der Gegenwart« (Leipz. 1859, 2 Bde.; 2. Aufl. 1860),
»Ludwig Holberg. Sein Leben und seine Schriften« (Stuttg. 1857),
»Menschen und Bücher, biographische Beiträge zur deutschen Litteratur- und Sittengeschichte des 18. Jahrhunderts« (Leipz. 1862) sowie seine Übertragung von »Holbergs ausgewählten Komödien« (Hildburgh. 1868, 4 Bde.) hervorgingen.
2) Hans, Geschichtsforscher, Sohn des vorigen, geb. zu Jena, [* 9] studierte hier und in Berlin Geschichte, ward 1863 Lehrer am Gymnasium in Danzig, [* 10] 1872 an der Friedrichwerderschen Gewerbeschule zu Berlin und zugleich Privatdozent daselbst, 1877 Professor der Geschichte an der Universität zu Königsberg. [* 11] Er schrieb: »Heinrich der Löwe« (Leipz. 1865);
»Kaiser Friedrich I.« (Danz. 1871-74, 3 Bde.);
»Aus Phönicien, geographische Skizzen und historische Studien« (das. 1876),
die Frucht einer wissenschaftlichen Orientreise, die er 1874 im Auftrag des Deutschen Reichs mit Sepp unternommen hatte;
»Die Besitzungen des Deutschen Ordens im Heiligen Land« (Leipz. 1877);
»Quellenbeiträge zur Geschichte der Kreuzzüge« (Danz. 1876);
»Geheimlehre und Geheimstatuten des Tempelherrenordens« (Berl. 1879);
»Malteser Urkunden und Regesten« (Münch. 1883);
»Kulturgeschichte der Kreuzzüge« (Berl. 1883);
»Staatengeschichte des Abendlandes im Mittelalter« (das. 1885-1887, 2 Bde.);
»Entwicklung und Untergang des Tempelherrnordens« (das. 1889).