dem Rechtsbewußtsein des deutschen Volkes. Auch in der Marine und in der Armee ist die Prügelstrafe abgeschafft, während sie auf beiden
Gebieten in England beibehalten und auch in den englischen Strafanstalten bei leichtern Vergehen zulässig ist.
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Trier, am Fluß Prüm (Nebenfluß der Sauer) und am Fuß
der Schneifel, Knotenpunkt der Linien Gerolstein-Prüm und Prüm-Bleialf der Preußischen Staatsbahn, 423 m ü. M.,
hat ein Progymnasium mit bischöflichem Knabenkonvikt, ein kath. Schullehrerseminar, eine Oberförsterei,
ein Amtsgericht, Lederfabrikation, 2 Dampflohmühlen, Leinweberei, Bierbrauerei und (1885) 2315 meist
kath. Einwohner. - Prüm war ehemals der Sitz einer reichsunmittelbaren gefürsteten
Benediktinerabtei, worin Kaiser Lothar I. als Mönch 855 starb, und die im Mittelalter durch ihre Klosterschule
berühmt war. 1801 wurde die Abtei aufgehoben und an Frankreich abgetreten, 1815 aber an Preußen gegeben. In der prachtvollen
Kirche romanischen Stils wurden 1861 die Gebeine Lothars wieder aufgefunden. Der gleichnamige Fluß entspringt an der Schneifel,
fließt nach S. und mündet unterhalb Echternach links in die Sauer.
(spr. prühm), François, Violinspieler und Komponist, geb. 5. Juni 1816 zu Stavelot in Belgien unweit Lüttich, erhielt
seine Ausbildung von 1827 an in dem zu derselben Zeit begründeten Konservatorium der letztern Stadt, trat später als Schüler
in das Pariser Konversatorium, wo er sich unter Leitung Habenecks vervollkommte, und wurde 1833 am Lütticher
Konservatorium als Lehrer angestellt. In den folgenden Jahren unternahm er zahlreiche Kunstreisen durch Deutschland, die Niederlande
und Frankreich und erntete überall lebhaften Beifall, mußte jedoch wegen körperlicher Leiden schon im 30. Lebensjahr der
Kunst entsagen und starb, zuletzt erblindet und gemütskrank, 14. Juli 1849 in seiner Vaterstadt. Als
Komponist hat Prume nur geringes Verdienst, wenn auch sein Op. 1, die »Melancholie« für Violine mit Orchesterbegleitung, einst
sehr beliebt gewesen ist.
(Brunellen), große, süße, geschält getrocknete und entkernte Pflaumen, wurden zuerst aus Brignolles
in den Handel gebracht, kommen jetzt aber auch vom Rhein, aus der Pfalz, aus Italien und Österreich.
Die
beste Sorte (Pistolen) ist goldgelb, nicht entkernt und beim Trocknen in längliche Form gebracht, während die gewöhnlichern
Sorten flachrund gedrückt und mit Zucker bestreut sind. Prünellen heißt auch eine Pfirsichsorte (s. Pfirsichbaum).
(im Mittelalter Pons Ragnetrudis, franz. Porrentruy), Stadt im schweizer. Kanton Bern,
das Haupt des von der Alle (Allaine)
durchflossenen fruchtbaren, aber vermöge seiner Lage ziemlich rauhen Elsgaues, an der Eisenbahn Delémont-Delle. Hauptgebäude
sind: das alte Schloß mit dem Turm Refousse und die Pfarrkirche St. Stephan mit einem schönen Altarblatt.
Pruntrut ist Hauptort des gleichnamigen Bezirks, der in 37 Gemeinden 24,287 fast ausschließlich kath. Einwohner französischer Zunge
enthält; es hat eine Kantonalschule (ehemals Jesuitenkollegium), ein Lehrerseminar und eine Uhrmacherschule und zählt (1880) 5676 Einw.
Es war 1527-1792 stehende Residenz des Bischofs von Basel.
Tourn., Gattung aus der Familie der Rosaceen, Bäume und Sträucher mit wechselständigen,
einfachen, meist gesägten
Blättern, oft drüsigen Blattstielen, Blüten in seitenständigen Trauben oder Dolden und nackter Steinfrucht. Etwa 80 Arten,
meist in den gemäßigten Klimaten der nördlichen Erdhälfte, zerfällt in mehrere Untergattungen: I.
Steinfrucht, saftlos: Amygdalus (Mandelbaum); II. Steinfrucht, saftig, A. Steinfrucht, samtartig behaart: Persica (Pfirsichbaum),
Armeniaca (Aprikosenbaum); B. Steinfrucht, kahl, 1) Steinfrucht, bereift: Prunus (Pflaumenbaum), 2) Steinfrucht, nicht bereift,
a) Blätter sommergrün: Cerasus (Kirschbaum) Padus (Sumpfkirsche); b) Blätter immergrün: Laurocerasus (Kirschlorbeer).
Kreisstadt im russ. Gouvernement Grodno, am Muchawetz, im S. des großen Urwaldes von Bjelawescha oder der
Bialowiczer Heide (s. d.), mit (1885) 7532 Einw.
Könige von Bithynien:
1) Prusias I., 236-186 v. Chr., ein kräftiger Herrscher, breitete sein Reich durch Eroberung eines Teils von Mysien
und des Gebiets von Heraklea aus. - 2) Prusias II., 186-148, schwach und kraftlos, gab 183 den Römern den zu ihm geflüchteten
Hannibal preis, ward von seinem Sohn Nikomedes ermordet. Vgl. Bithynien.
(ital., »Preußen«),
die über 2 kg schweren Aale im Luganer See und in der Tresa, dem Ausfluß
dieses Sees nach dem Lago Maggiore.
Die kleinern heißen »inguila«.
linker Nebenfluß der Donau, entspringt in Galizien auf dem nordöstlichen Abhang der Karpathen, nördlich von der
Czernagora, unweit der Quellen der Schwarzen Theiß, fließt anfangs nach N., wendet sich dann nach O. und SO., die Bukowina
durchfließend, verläßt letztere bei Nowosielica, bildet von da an die Grenze zwischen Rumänien (Moldau) und Rußland (Bessarabien)
und mündet unterhalb Galatz bei Reni nach 831 km langem Lauf in den Hauptstrom. Er ist von Ungeni (bei Jassy) ab 270 km weit
schiffbar und weist eine jährliche Schiffsbewegung von etwa 900 Schiffen mit 60,000 Ton. auf. Unter seinen
zahlreichen Nebenflüssen sind der Czeremosz und Bachlui die bedeutendsten. Am P. ward Peter d. Gr. 1711 bei dem Städtchen
Husch von den Türken eingeschlossen und 23. Juli zu einem ihm nachteiligen Frieden gezwungen.
1) Robert Eduard, Dichter und Litterarhistoriker, geb. 30. Mai 1816 zu Stettin, studierte in
Berlin, Breslau und Halle Philologie und Geschichte, trat in letzterer Stadt mit A. Ruge und den von ihm gegründeten »Halleschen
(später Deutschen) Jahrbüchern« in Verbindung, wodurch er unmittelbar in die damalige liberale Bewegung hineingezogen wurde,
und ließ sich 1841 in Jena nieder. Damals erschien seine erste größere Arbeit, die Monographie »Der Göttinger
Dichterbund« (Leipz. 1841). Seine Hoffnung, an der Universität zu Jena eine Professur zu erhalten, erfüllte sich nicht; ja,
er mußte 1843 wegen eines Abschiedsgedichts an Dahlmann, das er ohne Erlaubnis der Zensurbehörde hatte drucken lassen, die
weimarischen Lande verlassen. Nach Halle zurückgekehrt, nahm er hier seine historischen Studien wieder
auf und begann die Herausgabe des »Litterarhistorischen Taschenbuchs« (Hannov.
1843-48, 6 Bde.),
das er mit eignen wertvollen Beiträgen zur Litteraturgeschichte ausstattete, von denen später ein Teil
in den »Kleinen Schriften zur Politik und Litteratur«
mehr
(Merseb. 1847, 2 Bde.) gesammelt
erschien. Die Erlaubnis, sich als Dozent zu habilitieren, erlangte Prutz auch in Halle nicht; ja, es ward ihm sogar die Abhaltung
von Privatvorlesungen untersagt. Als Frucht seiner historischen Studien erschien zunächst die leider nie vollendete »Geschichte
des deutschen Journalismus« (Hannov. 1845, Bd.
1). Daneben trat in seinen Dichtungen die politische Tendenz immer entschiedener hervor. Auf eine Sammlung
lyrischer, zum großen Teil erotischer »Gedichte« (Leipz.
1841, 4. Aufl. 1857) folgten bald einzeln gedruckte politische Gedichte, wie: »Der Rhein« (das. 1840),
»Ein Märchen« (das.
1841) etc., und die »Gedichte, neue Sammlung«
(Zür. 1842; 3. Aufl., Mannh. 1846),
dann die Komödie »Politische Wochenstube« (Zür. 1843, 3. Aufl. 1845) sowie
die historischen Dramen: »Karl von Bourbon« (1845),
»Moritz von Sachsen« (1845),
»Erich der Bauernkönig« (gesammelt in den »Dramatischen
Werken«, Leipz. 1847-49, 4 Bde.),
welche rhetorisch-tendenziös die Stimmungen und Schlagwörter der 40er Jahre auf die Bühne brachten und augenblickliche Erfolge
errangen, die sich bei den Mängeln der Handlung und Charakteristik in späterer Zeit nicht behaupten ließen. Die »Politische
Wochenstube« zog dem Dichter eine Anklage auf Majestätsbeleidigung zu, die aber (wie es hieß, durch Humboldts Einfluß) höchsten
Orts niedergeschlagen wurde. Prutz erhielt sogar im folgenden Jahr, als er nach Berlin gezogen war, die Erlaubnis
zu litterarhistorischen Vorlesungen, und seine Vorträge über die Geschichte der Entwickelung des deutschen Theaters fanden
zahlreiche Zuhörer.
Dagegen wurden seine Vorträge über die neueste Litteraturgeschichte nach der ersten Vorlesung in Berlin polizeilich verboten.
Prutz übernahm darauf (1847) auf kurze Zeit die dramaturgische Leitung des Hamburger Stadttheaters, wandte
sich dann nach Dresden, wo er nach dem Ausbruch der Februarrevolution ungemein besuchte Vorträge über die neuesten Zeitereignisse
hielt, und im März 1848 nach Berlin, wo er in der demokratisch-konstitutionellen Partei eine hervorragende Rolle spielte.
Nach der Novemberkatastrophe lebte er in Stettin, bis er Ostern 1849 vom Minister v. Ladenberg als außerordentlicher
Professor der Litteraturgeschichte nach Halle berufen ward. Diese Stellung bekleidete er bis 1859, legte dann seine Professur
freiwillig nieder und kehrte nach seiner Vaterstadt Stettin zurück, wo er fortan wohnen blieb und 21. Juni 1872 starb. Noch vor
seiner Übersiedelung nach Halle waren von Prutz ferner erschienen: »Dramaturgische Blätter« (Hamb. 1846),
»Vorlesungen über die Geschichte des deutschen Theaters« (Berl. 1847) und »Vorlesungen über
die deutsche Litteratur der Gegenwart« (Leipz. 1847),
denen in den nächsten Jahren das unvollendet gebliebene Werk »Zehn Jahre.
1840-50. Geschichte der neuesten Zeit« (das. 1850-57, 2 Bde.),
»Neue Schriften. Zur deutschen Litteratur- und Kulturgeschichte« (Halle 1854, 2 Bde.),
»Goethe. Eine biographische
Schilderung« (Leipz. 1856) u. a. folgten. Mit Wolfsohn hatte er 1851 die Wochenschrift »Deutsches Museum« gegründet, die von
ihm bis 1866 redigiert ward (fortgesetzt von K. Frenzel). Als Lyriker trat er noch mit den Sammlungen: »Aus der Heimat« (Leipz.
1858),
»Aus goldenen Tagen« (Hamb. 1861),
»Herbstrosen« (Münch. 1864, 6. Aufl. 1879) und dem »Buch der
Liebe« (Leipz. 1869, 5. Aufl. 1883) hervor, und gerade diese
spätern Sammlungen brachten noch eine Reihe wahrhaft schöner, innig und kräftig empfundener Gedichte. Seine Laufbahn als
politischer Poet schloß Prutz mit den Gedichten: »Mai
1866« und »Juli
1866«, von denen das erstere ihm einen Prozeß wegen Majestätsbeleidigung und eine durch die Amnestie niedergeschlagene
Verurteilung zu dreimonatlicher Gefängnisstrafe zuzog, während das zweite gewissermaßen als Symbol des großen inzwischen
durch die preußischen Siege in Böhmen herbeigeführten Umschwungs der öffentlichen Meinung gelten durfte.
Mit dem Roman »Das Engelchen« (Leipz. 1851, 3 Bde.)
hatte sich Prutz erfolgreich auch der erzählenden Dichtung zugewandt, erhob sich aber in seinen spätern
Romanen: »Die Schwägerin« (Dess. 1851),
»Felix« (Leipz. 1852, 2 Bde.),
»Der Musikantenturm« (das. 1855, 3 Bde.),
»Helene« (Prag 1860) und »Oberndorf« (das. 1862, 3 Bde.),
nur in einzelnen Szenen und Stellen über die Flüchtigkeit und Seichtigkeit der Tagesschriftstellerei.
Weit erfreulicher war seine litterarhistorische und kritische Thätigkeit während des letzten Jahrzehnts seines Lebens, aus
welcher die Werke: »Die deutsche Litteratur der Gegenwart« (Leipz. 1859, 2 Bde.; 2. Aufl.
1860),
»Ludwig Holberg. Sein Leben und seine Schriften« (Stuttg. 1857),
»Menschen und Bücher, biographische Beiträge zur deutschen
Litteratur- und Sittengeschichte des 18. Jahrhunderts« (Leipz. 1862) sowie seine Übertragung von »Holbergs
ausgewählten Komödien« (Hildburgh. 1868, 4 Bde.)
hervorgingen.
2) Hans, Geschichtsforscher, Sohn des vorigen, geb. 20. Mai 1843 zu Jena, studierte hier und in Berlin Geschichte, ward 1863 Lehrer
am Gymnasium in Danzig, 1872 an der Friedrichwerderschen Gewerbeschule zu Berlin und zugleich Privatdozent
daselbst, 1877 Professor der Geschichte an der Universität zu Königsberg. Er schrieb: »Heinrich der Löwe« (Leipz. 1865);
»Kaiser
Friedrich I.« (Danz. 1871-74, 3 Bde.);
»Aus Phönicien, geographische Skizzen und historische Studien« (das. 1876),
die Frucht
einer wissenschaftlichen Orientreise, die er 1874 im Auftrag des Deutschen Reichs mit Sepp unternommen hatte;
»Die Besitzungen des Deutschen Ordens im Heiligen Land« (Leipz. 1877);
»Quellenbeiträge zur Geschichte der Kreuzzüge« (Danz.
1876);
»Geheimlehre und Geheimstatuten des Tempelherrenordens« (Berl. 1879);
»Malteser Urkunden und Regesten« (Münch. 1883);
»Kulturgeschichte der Kreuzzüge« (Berl. 1883);
»Staatengeschichte des Abendlandes im Mittelalter« (das. 1885-1887, 2 Bde.);
»Entwicklung und Untergang des Tempelherrnordens« (das. 1889).