dem Rechtsbewußtsein des deutschen
Volkes. Auch in der
Marine und in der
Armee ist die Prügelstrafe abgeschafft, während sie auf beiden
Gebieten in
England beibehalten und auch in den englischen
Strafanstalten bei leichtern
Vergehen zulässig ist.
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Trier,
[* 2] am
Fluß Prüm (Nebenfluß der
Sauer) und am
Fuß
der
Schneifel,
Knotenpunkt der
LinienGerolstein-Prüm und Prüm-Bleialf der Preußischen Staatsbahn, 423 m ü. M.,
hat ein
Progymnasium mit bischöflichem Knabenkonvikt, ein kath. Schullehrerseminar, eine Oberförsterei,
ein
Amtsgericht, Lederfabrikation, 2 Dampflohmühlen, Leinweberei, Bierbrauerei
[* 3] und (1885) 2315 meist
kath. Einwohner. - Prüm war ehemals der Sitz einer reichsunmittelbaren gefürsteten
Benediktinerabtei, worinKaiserLotharI. alsMönch 855 starb, und die im
Mittelalter durch ihre
Klosterschule
berühmt war. 1801 wurde die
Abtei aufgehoben und an
Frankreich abgetreten, 1815 aber an
Preußen
[* 4] gegeben. In der prachtvollen
Kirche romanischen
Stils wurden 1861 die Gebeine
Lothars wieder aufgefunden. Der gleichnamige
Fluß entspringt an der
Schneifel,
fließt nach
S. und mündet unterhalb
Echternach links in die
Sauer.
(Brunellen), große, süße, geschält getrocknete und entkernte Pflaumen, wurden zuerst aus Brignolles
in den
Handel gebracht, kommen jetzt aber auch vom
Rhein, aus der
Pfalz, aus
Italien
[* 10] und
Österreich.
[* 11]
Die
beste
Sorte
(Pistolen)
[* 12] ist goldgelb, nicht entkernt und beim
Trocknen in längliche Form gebracht, während die gewöhnlichern
Sorten flachrund gedrückt und mit
Zucker
[* 13] bestreut sind. Prünellen heißt auch eine Pfirsichsorte (s.
Pfirsichbaum).
(im
MittelalterPonsRagnetrudis, franz.
Porrentruy), Stadt im schweizer. Kanton Bern,
[* 15] das
Haupt des von der
Alle (Allaine)
durchflossenen fruchtbaren, aber vermöge seiner
Lage ziemlich rauhen Elsgaues, an der
EisenbahnDelémont-Delle. Hauptgebäude
sind: das alteSchloß mit dem
Turm
[* 16] Refousse und die
Pfarrkirche St.
Stephan mit einem schönen Altarblatt.
Pruntrut ist Hauptort des gleichnamigen
Bezirks, der in 37
Gemeinden 24,287 fast ausschließlich kath. Einwohner französischer
Zunge
enthält; es hat eine Kantonalschule (ehemals Jesuitenkollegium), ein
Lehrerseminar und eine Uhrmacherschule und zählt (1880) 5676 Einw.
Es war 1527-1792 stehende
Residenz des
Bischofs von Basel.
[* 17]
1) Prusias I., 236-186
v. Chr., ein kräftiger Herrscher, breitete sein
Reich durch
Eroberung eines Teils vonMysien
und des Gebiets von
Heraklea aus. - 2) Prusias II., 186-148, schwach und kraftlos, gab 183 den
Römern den zu ihm geflüchteten
Hannibal preis, ward von seinem Sohn
Nikomedes ermordet. Vgl.
Bithynien.
linker Nebenfluß der
Donau, entspringt in
Galizien auf dem nordöstlichen Abhang der
Karpathen, nördlich von der
Czernagora, unweit der
Quellen der
SchwarzenTheiß, fließt anfangs nach N., wendet sich dann nach O. und SO., dieBukowina
durchfließend, verläßt letztere bei Nowosielica, bildet von da an die
Grenze zwischen
Rumänien
[* 19]
(Moldau) und Rußland
(Bessarabien)
und mündet unterhalb
Galatz bei
Reni nach 831 km langem
Lauf in den Hauptstrom. Er ist von Ungeni (bei
Jassy) ab 270 km weit
schiffbar und weist eine jährliche Schiffsbewegung von etwa 900
Schiffen mit 60,000
Ton. auf. Unter seinen
zahlreichen Nebenflüssen sind der
Czeremosz und Bachlui die bedeutendsten.
Am P. ward
Peter d. Gr. 1711 bei dem Städtchen
Husch von den
Türken eingeschlossen und 23. Juli zu einem ihm nachteiligen
Frieden gezwungen.
1)
RobertEduard, Dichter und Litterarhistoriker, geb. zu
Stettin,
[* 20] studierte in
Berlin,
[* 21]
Breslau
[* 22] und
Halle
[* 23]
Philologie und Geschichte, trat in letzterer Stadt mit A.
Ruge und den von ihm gegründeten »Halleschen
(später
Deutschen)
Jahrbüchern« in
Verbindung, wodurch er unmittelbar in die damalige liberale
Bewegung hineingezogen wurde,
und ließ sich 1841 in
Jena
[* 24] nieder. Damals erschien seine erste größere
Arbeit, die
Monographie »Der
Göttinger
Dichterbund« (Leipz. 1841). Seine
Hoffnung, an der
Universität zu
Jena eine Professur zu erhalten, erfüllte sich nicht; ja,
er mußte 1843 wegen eines Abschiedsgedichts an
Dahlmann, das er ohne Erlaubnis der Zensurbehörde hatte drucken lassen, die
weimarischen
Lande verlassen. Nach
Halle zurückgekehrt, nahm er hier seine historischen
Studien wieder
auf und begann die Herausgabe des »Litterarhistorischen Taschenbuchs« (Hannov.
1843-48, 6 Bde.),
das er mit eignen wertvollen Beiträgen zur Litteraturgeschichte ausstattete, von denen später ein Teil
in den
»KleinenSchriften zur
Politik und Litteratur«
¶
mehr
(Merseb. 1847, 2 Bde.) gesammelt
erschien. Die Erlaubnis, sich als Dozent zu habilitieren, erlangte Prutz auch in Halle nicht; ja, es ward ihm sogar die Abhaltung
von Privatvorlesungen untersagt. Als Frucht seiner historischen Studien erschien zunächst die leider nie vollendete »Geschichte
des deutschen Journalismus« (Hannov. 1845, Bd.
1). Daneben trat in seinen Dichtungen die politische Tendenz immer entschiedener hervor. Auf eine Sammlung
lyrischer, zum großen Teil erotischer »Gedichte« (Leipz.
1841, 4. Aufl. 1857) folgten bald einzeln gedruckte politische Gedichte, wie: »Der Rhein« (das. 1840),
»Ein Märchen« (das.
1841) etc., und die »Gedichte, neue Sammlung«
(Zür. 1842; 3. Aufl., Mannh. 1846),
»Erich der Bauernkönig« (gesammelt in den »Dramatischen
Werken«, Leipz. 1847-49, 4 Bde.),
welche rhetorisch-tendenziös die Stimmungen und Schlagwörter der 40er Jahre auf die Bühne brachten und augenblickliche Erfolge
errangen, die sich bei den Mängeln der Handlung und Charakteristik in späterer Zeit nicht behaupten ließen. Die »Politische
Wochenstube« zog dem Dichter eine Anklage auf Majestätsbeleidigung zu, die aber (wie es hieß, durch Humboldts Einfluß) höchsten
Orts niedergeschlagen wurde. Prutz erhielt sogar im folgenden Jahr, als er nach Berlin gezogen war, die Erlaubnis
zu litterarhistorischen Vorlesungen, und seine Vorträge über die Geschichte der Entwickelung des deutschen Theaters fanden
zahlreiche Zuhörer.
Dagegen wurden seine Vorträge über die neueste Litteraturgeschichte nach der ersten Vorlesung in Berlin polizeilich verboten.
Prutz übernahm darauf (1847) auf kurze Zeit die dramaturgische Leitung des Hamburger Stadttheaters, wandte
sich dann nach Dresden,
[* 27] wo er nach dem Ausbruch der Februarrevolution ungemein besuchte Vorträge über die neuesten Zeitereignisse
hielt, und im März 1848 nach Berlin, wo er in der demokratisch-konstitutionellen Partei eine hervorragende Rolle spielte.
Nach der Novemberkatastrophe lebte er in Stettin, bis er Ostern 1849 vom Minister v. Ladenberg als außerordentlicher
Professor der Litteraturgeschichte nach Halle berufen ward. Diese Stellung bekleidete er bis 1859, legte dann seine Professur
freiwillig nieder und kehrte nach seiner Vaterstadt Stettin zurück, wo er fortan wohnen blieb und starb. Noch vor
seiner Übersiedelung nach Halle waren von Prutz ferner erschienen: »DramaturgischeBlätter« (Hamb. 1846),
»Vorlesungen über die Geschichte des deutschen Theaters« (Berl. 1847) und »Vorlesungen über
die deutsche Litteratur der Gegenwart« (Leipz. 1847),
denen in den nächsten Jahren das unvollendet gebliebene Werk »Zehn Jahre.
1840-50. Geschichte der neuesten Zeit« (das. 1850-57, 2 Bde.),
»Goethe. Eine biographische
Schilderung« (Leipz. 1856) u. a. folgten. Mit Wolfsohn hatte er 1851 die Wochenschrift »DeutschesMuseum« gegründet, die von
ihm bis 1866 redigiert ward (fortgesetzt von K. Frenzel). Als Lyriker trat er noch mit den Sammlungen: »Aus der Heimat« (Leipz.
1858),
»Herbstrosen« (Münch. 1864, 6. Aufl. 1879) und dem »Buch der
Liebe« (Leipz. 1869, 5. Aufl. 1883) hervor, und gerade diese
spätern Sammlungen brachten noch eine Reihe wahrhaft schöner, innig und kräftig empfundener Gedichte. Seine Laufbahn als
politischer Poet schloß Prutz mit den Gedichten: »Mai
1866« und »Juli
1866«, von denen das erstere ihm einen Prozeß wegen Majestätsbeleidigung und eine durch die Amnestie niedergeschlagene
Verurteilung zu dreimonatlicher Gefängnisstrafe zuzog, während das zweite gewissermaßen als Symbol des großen inzwischen
durch die preußischen Siege in Böhmen
[* 28] herbeigeführten Umschwungs der öffentlichen Meinung gelten durfte.
Mit dem Roman »Das Engelchen« (Leipz. 1851, 3 Bde.)
hatte sich Prutz erfolgreich auch der erzählenden Dichtung zugewandt, erhob sich aber in seinen spätern
Romanen: »Die Schwägerin« (Dess. 1851),
»Helene« (Prag
[* 29] 1860) und »Oberndorf« (das. 1862, 3 Bde.),
nur in einzelnen Szenen und Stellen über die Flüchtigkeit und Seichtigkeit der Tagesschriftstellerei.
Weit erfreulicher war seine litterarhistorische und kritische Thätigkeit während des letzten Jahrzehnts seines Lebens, aus
welcher die Werke: »Die deutsche Litteratur der Gegenwart« (Leipz. 1859, 2 Bde.; 2. Aufl.
1860),
»Menschen und Bücher, biographische Beiträge zur deutschen
Litteratur- und Sittengeschichte des 18. Jahrhunderts« (Leipz. 1862) sowie seine Übertragung von »Holbergs
ausgewählten Komödien« (Hildburgh. 1868, 4 Bde.)
hervorgingen.