Protozoisch - Provençalische Sprache und Litteratur
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Zentimetern. Viele aber treten in erstaunlicher Individuenzahl auf, und ihre unverweslichen Überreste, wie die Kieselschalen
der
Radiolarien, die Kalkschalen der
Foraminiferen, setzen oft ganze Gebirgsschichten zusammen.
(griech.), Bezeichnung derjenigen Organismen, die, vermöge des Vorkommens
ihrer fossilen Reste in den untersten
Sedimentgesteinen, am frühsten in der Urzeit die Erdoberfläche
bevölkert haben müssen.
Die Zeit ihres Daseins heißt protozoischePeriode, daher auch die bergenden
Gesteine
[* 2] protozoischeGesteine genannt werden.
der Vorderwagen der
Geschütze
[* 4] und Munitionswagen, trägt hinter der
Achse auf dieser oder auf den Protzarmen
einen Protzhaken oder Protznagel, über welchen die
Lafette oder der Hinterwagen mit der Protzöse oder dem Protzloch des
Schwanzriegels gehängt, »aufgeprotzt«, wird (s.
Lafette).
Protzen, über deren
Achse ein
Kasten zurAufnahme von
Munition steht, heißen Kastenprotzen, ohne
einen solchen Sattelprotzen;
zu erstern gehören die
Feld-, zu letztern die Belagerungs- und Festungsprotzen.
(spr. prudóng),PierreJoseph, franz. Sozialist, geb. zu
Besançon
[* 5] als Sohn eines armen Handwerkers.
Ursprünglich
Schriftsetzer, bildete er sich autodidaktisch weiter. Nachdem er 1837 für eine
Schrift:
»Essai de grammaire générale«, von der
Akademie zu
Besançon ein
Stipendium auf drei Jahre erhalten, gründete er 1839 in
seiner Vaterstadt eine eigne Druckerei. Doch wurde ihm das
Stipendium wieder entzogen, als er in der
Schrift »Qu'est-ce que
la propriété?« (Besanç. 1840; deutsch, Bern
[* 6] 1844) diese
Frage mit dem bereits von
Brissot 1780 ausgesprochenen
Gedanken
»Eigentum ist Diebstahl« beantwortete.
Von da ab veröffentlichte eine große Anzahl von
Schriften über soziale Gegenstände. Die wichtigste derselben ist das
»Système
des contradictions économiques, ou
Philosophie de la misère« (Par. 1846 u. öfter, 2 Bde.;
deutsch von K.
Grün, Darmst. 1847). In dieser
Schrift liefert Proudhon, welcher vorzüglich
Kant und
Hegel studiert
hatte und sich die Hegelsche
Dialektik anzueignen versuchte, eine
Kritik rechtsphilosophischer und nationalökonomischer
Grundbegriffe.
Er bekämpft den
Sozialismus und insbesondere den
Kommunismus ebensowohl wie die herrschende
Volkswirtschaftslehre, ohne jedoch
selbst eine
Lösung der
Widersprüche zu bieten.
Die
Gesellschaft sollte nach Proudhon auf dem
System der
Gerechtigkeit und der billigen Gegenseitigkeit (daher
Mutualismus, s. d.) aufgebaut werden, an
Stelle der Zwangsgewalt des
Staats sollte eine einfache staatenlose
Regierung der
Vernunft
(Anarchie) treten. Bei einer allzu bizarren Darstellungsweise ergeht sich Proudhon gern in sophistischen Schlußfolgerungen,
indem er unter anderm häufig ein und dasselbe
Wort zur Bezeichnung verschiedener
Begriffe verwendet. Die
erwähnte
Schrift gab K.
Marx (s. d.) Veranlassung zur Veröffentlichung einer
Schrift, betitelt: »Das
Elend der
Philosophie«
(1847). Im J. 1848 wurde Proudhon, der sich eifrig der
Politik zugewandt hatte, zum Abgeordneten des Seinedepartements gewählt,
ohne jedoch den von ihm gehegten Erwartungen zu entsprechen. Er
widmete sich deshalb wieder mehr der
schriftstellerischen Thätigkeit, gab je für kurze Zeit hintereinander vier verschiedene
Journale heraus, gründete 1849 eine
Volksbank, durch welche der
Kredit unter Beseitigung des
Zinses und mit
Ausgabe von Kreditscheinen auf Gegenseitigkeit organisiert
werden sollte, ein
Ziel, das, weil unerreichbar, auch nicht erreicht wurde. 1850 wegen
Preßvergehen zu
drei
Jahren Gefängnis verurteilt, entzog sich Proudhon anfänglich der
Strafe durch die
Flucht, stellte sich aber später wieder;
bald darauf abermals verurteilt, entfloh er nach
Belgien,
[* 7] kehrte 1860 als Amnestierter nach
Paris
[* 8] zurück und starb in
Passy. Seine Werke erschienen gesammelt in 33
Bänden (Par. 1868-76), darunter 7
Bände nachgelassener
Schriften;
seine »Correspondance« veröffentlichte Langlois (das.
1874, 14 Bde.).
Vgl.
Sainte-Beuve, Proudhon, sa vie et sa correspondance 1838-48 (Par. 1872);
v.
Putlitz, Proudhon, sein
Leben und seine
positiven
Ideen (Berl. 1881).
Antonin, franz.
Politiker, geb. zuNiort, gründete 1864 in
Brüssel
[* 9] ein liberales
Blatt:
[* 10] »La Semaine universelle«, in welchem er das Kaiserreich heftig
bekämpfte. 1870 begleitete er die Rheinarmee als
Korrespondent des
»Temps« und wurde nach
NapoleonsSturzSekretär
[* 11]
Gambettas,
blieb aber im
Oktober in
Paris zurück und ward mit der
Verwaltung der Angelegenheiten der nachParis geflüchteten
Familien betraut. 1871 trat er in die Redaktion der »République française«
ein.
(ital.), Büffelmilchkäse, besonders in der römischen
Campagna. ^[= # (spr. -pánja), Girolamo, genannt da Vergna, ital. Bildhauer, geb. 1552 zu Verona, Schüler ...]
Sprache
[* 13] und Litteratur. Die provençalische Sprache ist die am frühsten ausgebildete
Sprache des romanischen
Sprachenzweigs, die sich in ihren ältesten
Formen näher und reiner an ihre
Quelle,
[* 14] die römische Volkssprache,
anschloß als irgend eine ihrer
Schwestern. Die provençalische Sprache wurde in
Limousin,
Provence,
Auvergne und
Quercy am reinsten
gesprochen, herrschte aber im ganzen südlichen
Frankreich bis an die
Loire und selbst in einem großen Teil des nordöstlichen
Spanien.
[* 15] Ihr allgemeiner
Name war
Lingua romana; von der Bejahungsformel oc hieß sie
Langue d'oc oder die
occitanische (die nordfranzösische dagegen langue d'oui), von der Gegend, wo sie am reinsten gesprochen wurde, dem
Limousin,
die limousinische
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und von dem Land, wo sie am ersten litterarisch kultiviert wurde, die provençalische; in Spanien erscheint sie in der katalonischen
und valencianischen Mundart. Ursprünglich war sie von der nordfranzösischen Mundart wohl wenig verschieden, und erst seit
dem 9. Jahrh., wo die letztere ihre Formen mehr und mehr abzuschleifen begann, trat der Unterschied merklich
hervor. IhreBlüte
[* 17] fällt in die Zeit der Troubadoure, wo alle Dichter in ihr sangen und sie die Sprache des ganzen gebildeten
Europa
[* 18] werden zu wollen schien.
Mit dem Verfall der provençalischen Litteratur infolge des Verlustes der politischen Selbständigkeit Südfrankreichs durch
die Ereignisse des 13. Jahrh. verfiel auch die Sprache, die als Schriftsprache mehr und mehr durch das
Nordfranzösische verdrängt wurde und zu einem bloßen Patois, dem sogen. Neuprovençalischen, herabsank, von welchem nur
einzelne Volksdichter, wie Goudulin, Jacq. Jasmin u. a., Gebrauch machten, bis sich in neuester Zeit unter Führung des Dichters
Mistral (s. d.) der Verein der Félibres (s. d.) bildete, welcher die Wiederbelebung und Pflege der provençalischen
Sprache als Schriftsprache anstrebt.
Der Anfang des Vaterunsers im Altprovençalischen heißt: »Paire nostre que etz el cel, sanctificats sia vostre noms«. Die
ältesten urkundlich provençalischen Sprachproben finden sich seit 960, einzelne in lateinische Urkunden eingestreute Sätze.
Das Fragment eines Gedichts über Boethius von 257 Versen, aus dem Ende des 10. Jahrh. (hrsg. von Diez in
den »Altromanischen Sprachdenkmalen«, Bonn
[* 19] 1846; auch von Bartsch in der »Chrestomathie provençale«, 4. Aufl., Elberf. 1880),
zeigt schon ziemlich ausgebildete Sprachformen. Andre ältere Stücke hat Mary-Lafon in dem »Tableau historique et littéraire
de la langue parlée dans le midi de la France et connue sous le nom de langue provençale« (Par. 1842)
gesammelt. Grammatiken des Provençalischen hat man schon aus dem 13. Jahrh., welche Guessard unter
dem Titel: »Grammaires romanes inédites du XIII. siècle« (neue Ausg.,
Par. 1858) und Stengel
[* 20] (Marb. 1878) herausgegeben haben. Eine Grammatik, Metrik und Rhetorik aus dem 14. Jahrh.
sind die »Leyes d'amors« (hrsg. von Gatien-Arnoult, Toulouse
[* 21] 1841). Kritisch bearbeitet wurde die provençalische Sprache in
neuerer Zeit von Raynouard in seiner »Grammaire de la langue des troubadours« (Par.
1817),
am vorzüglichsten aber von Diez in seiner »Grammatik der romanischen Sprachen« (5. Aufl., Bonn 1882)
und von Mahn (»Grammatik u. Wörterbuch der altprovençalischen Sprache«, Köthen
[* 22] 1885 ff., 4 Tle.). Einen kurzen Abriß gibt Adrian
in »Grundzüge einer provençalischen Grammatik« (Frankf. 1825). Wörterbücher lieferten Raynouard (»Lexique roman«, Par.
1838-44, 6 Bde.),
Schnakenburg, Tableau des idiomes populaires de la France (das. 1840);
Pierquin de Gembloux, Histoire littéraire
etc. des patois (Par. 1841);
Provençalische Meyer, Récueil d'anciens textes bas-latins, provençaux et français (das. 1875).
Die eigentliche provençalische Litteratur hat, wie jede andre, mit einer Volksdichtung begonnen.
Dieselbe bestand in epischen
oder lyrisch-epischen Liedern, welche von wandernden Volkssängern (joglars) mit Musikbegleitung vorgetragen wurden und sich
nur mündlich fortpflanzten. Die Blütezeit dieser Dichtung fällt in die zweite Hälfte des 9. und in das 10. Jahrh., es ist
jedoch außer einigen Spuren nichts davon auf unsre Zeiten gekommen. Mit dem Ende des 11. Jahrh., aus welchem
die ältesten uns erhaltenen Erzeugnisse der provençalischen Poesie stammen, beginnt schon eine Periode der Kunstdichtung,
die zwar in ihren ersten Anfängen noch ein volkstümliches Gepräge zeigte, sich aber sehr bald zu einer rein höfischen
Dichtung entwickelte.
Dieselbe wurde ausschließlich von dem ritterlichen Adel gepflegt und zum Teil von Mitgliedern der höchsten
Kreise
[* 25] desselben, den Fürsten und Herren, meistens jedoch von den minder begüterten Rittern, erst in späterer Zeit hin und
wieder von Männern bürgerliche Herkunft geübt und erhielt daher ihren Inhalt und Charakter ausschließlich von den Institutionen,
den Gewohnheiten und der Anschauungsweise des Rittertums. Die Geschlechtsliebe in der Form der höfischen
Galanterie bildet ihren Hauptinhalt, demnächst Krieg und Politik, endlich persönliche Verhältnisse.
Die ritterlichen Dichter hießen Troubadoure (trovadors, von trovar, finden, erfinden), wogegen diejenigen, welche die von
jenen verfaßten Gedichte nur absangen, mit dem Namen der alten Volkssänger, Joglars (Jongleure), deren eigentliche Nachfolger
sie auch waren, bezeichnet wurden. Ein adliger Troubadour pflegte immer einen oder mehrere solcher Joglars
in seinen Diensten zu haben. Doch gab es auch hin und wieder Joglars, die selbst dichteten, wie auch umgekehrt öfters ein ärmerer
Troubadour sein eigner Joglar war.
Nach Inhalt und Form scheiden sich die Lieder der Troubadoure in mehrere Gattungen. Die älteste, noch auf
dem alten Volksgesang beruhende Form hieß schlechthin vers, hatte einen sehr einfachen Strophenbau und konnte jeden beliebigen
Inhalt haben. Aus dieser Form entwickelte sich die Kanzone (chansos), die Hauptform der höfischen Lyrik, welche sich durch
einen sehr kunstreichen Strophenbau auszeichnete und ausschließlich Liebe und Religion zum Inhalt hatte.
Den Gegensatz dazu bildete das Sirventes (der gewöhnlichen Ableitung nach von servir, dienen, also ein im Dienst eines Herrn
verfaßtes Gedicht), welches, unter gänzlichen Ausschluß der Liebe, die verschiedensten öffentlichen Angelegenheiten, Krieg,
Politik, Religion, Moral etc., wie auch persönliche Verhältnisse des Dichters behandelte. Zu den Sirventesen gehören
auch die Kreuzlieder, Aufrufe zur Teilnahme an den Kreuzzügen, und die Klagelieder über den Verlust eines Gönners oder einer
Geliebten.
Eine dritte Gattung bildete die Tenzone (tensos) oder das Streitgedicht, auch joc partit (geteiltes Spiel) genannt, in welchem
zwei einander widerstreitende Sätze von zwei oder mehreren Dichtern strophenweise verteidigt wurden.
Die Romanze, die bei den Provençalen nur in einer kleinen Anzahl von Beispielen vorkommt, ist ein lyrisch-episches Gedicht,
dessen Inhalt in der Regel ein Liebesabenteuer bildet. Die Alba
[* 26] oder das Taglied enthielt den poetischen Weckruf, womit der
Wächter bei einem nächtlichen Stelldichein zwischen zwei Liebenden denselben den anbrechenden Morgen (alba)
verkündet und sie zum Aufbruch mahnt. Die Pastorella (pastorela oder pastoreta) hat ein Gespräch des Dichters mit einer Hirtin
zum Inhalt. Die Balada und die Danza sind Lieder, die zum Tanz gesungen wurden. Auch der poetische Liebesbrief (breu
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