bisherige Reichserzkanzler, Karl Theodor von Dalberg (s. d.), der zugleich Erzbischof von Regensburg war, mit dieser Würde bekleidet.
In Frankreich übte im 18. Jahrh. immer noch der Primas von Lyon einige Primatialrechte aus, im übrigen war dieser Name ein leerer
Titel geworden. Jetzt führen ihn die Erzbischöfe von Toledo, Tarragona, Rouen, Salzburg, Prag, Gnesen-Posen,
Armagh, Venedig, Mecheln. Nur der Erzbischof von Gran übt Primatialrechte aus.
(lat.), die oberste Stellungen der Kirche, welche deren Leitung in sich schließt, besonders die des Papstes (s. d.).
Letzterer ist nach der katholischen Lehre als der Nachfolger Petri anzusehen, des ersten der Apostel, des Statthalters Christi
auf Erden. Die dem römischen Stuhl zustehenden Vorrechte sind teils solche, welche die Oberaufsicht über die ganze Kirche
in sich schließen (primatus jurisdictionis), also namentlich das Recht der Gesetzgebung, der Verwaltung und Mitwirkung bei allen
Angelegenheiten, welche sie betreffen, wie Berufung der allgemeinen Konzile, Anordnung oder Aufhebung allgemeiner Festtage,
Leitung des Missionswesens, Selig- und Heiligsprechungen, Bestätigung der geistlichen Orden und der höhern
kirchlichen Lehranstalten, das Aufsichtsrecht über die andern obern Kirchenbeamten und das Recht, in höchster Instanz über
vorgebrachte Beschwerden und Appellationen zu entscheiden, die Bestätigung, Versetzung und Absetzung der Bischöfe, die Errichtung,
Verlegung, Vereinigung und Teilung der Bistümer, Absolutionen und Dispensationen aller Art, teils gewisse
äußerliche Ehrenrechte (primatus honoris).
Seine Insignien sind ein gerader Hirtenstab oben mit einem Kreuz und eine dreifache goldene Krone. In der Anrede heißt der Papst
»Heiligster Vater«, er selbst aber nennt sich in seinen Bullen »Servus servorum Dei«. Zu den völkerrechtlichen Ehrenbezeigungen
gehören vorzüglich die Gesandtschaften, welche die katholischen Mächte am päpstlichen Hof unterhalten.
Eine besondere Form der Huldigung ist der Fußkuß (s. d.). Das Kurial- oder Papalsystem, welches den Papst über die Konzile
stellt, ist gegenwärtig das herrschende (s. Kirchenpolitik).
(Primates), in Linnés System die erste Ordnung der Säugetiere, mit den vier Gattungen Mensch
(Homo), Affe (Simia), Halbaffe (Lemur) und Fledermaus (Vespertilio). In der modernen Zoologie rechnet man dagegen zu den Primaten nur
den Menschen und die Affen. Jener macht für sich die Familie der Erecti, d. h. Aufrechtgeher, aus, während die Affen in mehrere
Familien zerfallen (s. Affen). Die Ausscheidung des Menschen aus dem Stamm der Säugetiere, ja aus dem Reich
der Tiere überhaupt, und seine Erhebung zu einem besondern, über oder wenigstens neben den Tieren stehenden Reich, war eine
Zeitlang ziemlich allgemein üblich, ist in der Gegenwart jedoch fast gänzlich aufgegeben, da überzeugend nachgewiesen
werden konnte, wie die Unterschiede zwischen dem Menschen und den ihm zunächst stehenden Affen in jeder
Beziehung geringer sind als die zwischen letztern und den niedrigsten Affen.
Hierdurch rechtfertigt sich seine Zusammengehörigen mit ihnen, ohne daß jedoch eine direkte Abstammung des einen von den
andern daraus folgte. Die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen ihnen hat man sich vielmehr so vorzustellen,
daß Mensch und Affen aus einer gemeinsamen Wurzel hervorgegangen sind, deren Spuren sich in versteinertem Zustand allerdings
noch nicht haben auffinden lassen, wahrscheinlich jedoch auf Zusammengehörigen mit den Vorfahren der noch lebenden Halbaffen
hinweisen werden.
Vgl. Hurley, Zeugnisse für die Stellung des
Menschen in der Natur (deutsch von Carus, Braunschw.
1863).
(spr. -tittscho), Francesco, ital. Maler und Stuckateur, geb. 1504 zu Bologna, bildete sich unter Innocenzo
da Imola und Bagnacavallo, arbeitete seit 1525 bei Giulio Romano zu Mantua und ward 1531 vom König Franz zur Ausschmückung des
Schlosses Fontainebleau berufen, welche er seit 1541 allein leitete. Er ward königlicher Kammerherr, Abt
von St.-Martin in Troyes, Almosenier des Königs und unter Franz II. Oberaufseher der königlichen Gebäude. Er starb um 1570. Ölbilder
von ihm sind nicht mit Sicherheit nachzuweisen, und da jetzt in Fontainebleau auch fast alle seine Freskobilder restauriert
oder zu Grunde gegangen sind, so läßt sich seine Thätigkeit nur nach den Kupferstichen der Fresken
von Fontainebleau beurteilen.
Danach war er bereits ein Vertreter des Manierismus, welcher an überschlanken Formen und unnatürlichen Bewegungen Gefallen
fand, aber durch seine Neigung zu koketter Eleganz dem Geschmack der Zeit entgegen kam. Er ist das Haupt der
sogen. Schule von Fontainebleau. Als sein Hauptwerk gilt die Ausmalung der Galerie Heinrichs II. mit den Darstellungen des Olymps,
des Parnaß, der Hochzeit des Peleus und der Thetis etc. Er soll auch architektonische Entwürfe gezeichnet haben.
(ital., abgek. Ima,
»das erste Mal«) bezeichnet in der Musik bei Wiederholung eines Teils die Stelle, welche zum Anfang zurückleitet und übersprungen
werden muß, wenn weiter gegangen (seconda volta, abgek. IIda, gespielt) werden soll.
(lat. prima), in der Musik der erste oder Grundton jeder Dur- oder Mollskala, auch Tonika genannt;
dann als Intervall betrachtet, im Vergleich mit einem andern Ton, s. v. w. Einklang (unisonus), der aus zwei Tönen gleicher Höhe
besteht. Die reine Prime ist dieser wirkliche Einklang und nur im uneigentlichen Sinn ein Intervall; eine übermäßige Prime entsteht,
wenn neben der reinen Prime der chromatisch erhöhte oder vertiefte Ton der ersten Stufe auftritt (c: cis,
ces: c). Prime (Prim) heißt auch die erste klösterliche Betstunde (s. Horae canonicae).
(Primrose League), ein 1884 von Lord Churchill (s. Churchill 2) zu Ehren Beaconsfields gestifteter konservativer
Verein in England, der Beaconsfields Lieblingsblume, die Primel (Primrose) oder Schlüsselblume, als Abzeichen
trägt.