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erste Armee des Flußübergangs bei Podol, Clam-Gallas wurde 28. Juni aus seiner Stellung am Muskyberg bei Münchengrätz herausgeworfen, und 29. Juni wurden Österreicher und Sachsen [* 2] nach heftigem, verlustreichem Gefecht bei Gitschin von der ersten Armee gezwungen, in ziemlicher Unordnung auf Smidar zurückzugehen. Inzwischen war es auch der zweiten Armee, der des Kronprinzen, gelungen, die Gebirgspässe zwischen Schlesien [* 3] und Böhmen [* 4] zu überschreiten. Benedek warf dem 5. preußischen Korps nach Nachod bloß das 6. (Ramming), dem 1. preußischen Korps nach Trautenau das 10. (Gablenz) entgegen, von denen am 27. das 6. von Steinmetz zurückgeschlagen wurde, das 10. zwar Bonin bei Trautenau besiegte und auf Liebau zurückwarf, aber am 28. von der Garde bei Soor in der Flanke angegriffen und mit großen Verlusten geschlagen wurde.
Bei Skalitz warf Steinmetz 28. Juni auch das 8. Korps unter dem Erzherzog Leopold zurück und erreichte am 29., nachdem er das 4. Korps aus seiner starken Position bei Schweinschädel verdrängt hatte, bei Gradlitz die Elbe, welche das Gardekorps an demselben Tag bei Königinhof erreichte. Indem die erste Armee 1. Juli bis Miletin und Horitz vorrückte, hatte das preußische Heer den konzentrischen Vormarsch in Böhmen glücklich vollendet, seine Fronte von 300 auf 40 km verkürzt und seine strategische Vereinigung zu gemeinsamen Operationen in demselben Augenblick bewerkstelligt, in dem König Wilhelm von Reichenberg [* 5] aus den Oberbefehl über die vereinigten Streitkräfte übernahm.
Dem gegenüber befand sich die österreichische Armee bereits in höchst ungünstiger Lage: die Gefechte der letzten Junitage hatten über 30,000 Mann und 16 Geschütze [* 6] gekostet und den moralischen Halt der Truppen, besonders aber das Vertrauen des Oberfeldherrn Benedek in sich, sein Heer und die Sache, für die er focht, merklich erschüttert. Benedek riet sogar in einem Telegramm vom 2. Juli zum Frieden um jeden Preis. Jedoch faßte er sich wieder und nahm 2. Juli zwischen der Bistritz und Elbe auf einem hügeligen Terrain nördlich der Festung [* 7] Königgrätz [* 8] eine feste Stellung, in welcher er den Angriff des Gegners erwartete. Da das preußische Hauptquartier 2. Juli abends von der Stellung der Österreicher unterrichtet wurde und sofort die Befehle zum Angriff an alle drei Armeen erließ, so fand 3. Juli auf den Höhen von Chlum die Entscheidungsschlacht von Königgrätz (s. d.) statt.
Obwohl die völlige Vernichtung der österreichischen Armee dadurch verhindert wurde, daß das preußische Hauptquartier, selbst nicht über die Tragweite des errungenen Erfolgs im klaren, 4. und 5. Juli die energische Verfolgung unterließ, so daß sich Benedek in drei Kolonnen in das befestigte Lager [* 9] nach Olmütz [* 10] retten und dort sein Heer neu ordnen konnte, so waren die politischen und strategischen Wirkungen des Königgrätzer Siegs außerordentlich. Die österreichische Regierung warf sich jetzt ohne Rückhalt in Napoleons Arme und trat ihm 4. Juli die Provinz Venetien ab, deren Besitz die österreichische Südarmee erst 24. Juni durch den Sieg über die Italiener bei Custozza [* 11] von neuem gesichert hatte.
Sie hoffte hierdurch nicht bloß die Neutralität Italiens, [* 12] sondern auch die energische Intervention Frankreichs zu ihren gunsten zu erlangen. Jedoch Italien [* 13] weigerte sich, sein Bündnis mit Preußen [* 14] zu brechen, und Napoleon, dessen auf die gegenseitige Aufreibung Österreichs und Preußens [* 15] berechneten Plan der Sieg von Königgrätz durchkreuzt hatte, war infolge der mangelhaften Ausrüstung seines Heers nicht in der Lage, mehr als seine guten Dienste [* 16] für die Vermittelung des Friedens anzubieten.
Inzwischen näherte sich nach einer kurzen Rast auf dem Schlachtfeld von Königgrätz das preußische Heer mit bedrohlicher Geschwindigkeit der österreichischen Hauptstadt. Am 13. Juli hielt König Wilhelm in Brünn [* 17] seinen Einzug, am 16. erreichte die Avantgarde des Prinzen Friedrich Karl den wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Lundenburg und sperrte den direkten Weg von Olmütz nach Wien [* 18] und Preßburg; [* 19] an demselben Tag drang die Elbarmee bis Hollabrunn, 45 km von Wien, vor; 17. Juli schlug der König sein Hauptquartier in Nikolsburg, 70 km von Wien, auf.
Als daher die Österreicher sich zur Wiederaufnahme des Kampfes anschickten, welchen der zum Oberbefehlshaber ernannte Sieger von Custozza, Erzherzog Albrecht, leiten sollte, und alle erreichbaren Streitkräfte der Nord- und Südarmee zur Verteidigung Wiens herangezogen wurden, konnten aus Italien doch nur 50,000 Mann herbeigeschafft werden und die Nordarmee unter Benedek nur auf einem beschwerlichen Umweg über die Kleinen Karpathen und durch das Thal [* 20] der Waag die Donau bei Preßburg erreichen. Bereits war aber dieser wichtige Punkt in Gefahr, den Österreichern entrissen zu werden. Die preußische Division Fransecky hatte 22. Juli im Gefecht von Blumenau die österreichische Brigade Mondl, welche Preßburg deckte, schon umgangen, als Eilboten den Abschluß einer Waffenruhe verkündeten.
Zwar hatte Erzherzog Albrecht einen zuversichtlichen Armeebefehl erlassen, und bei Floridsdorf waren rasch Schanzen aufgeworfen worden. Indes die Preußen standen vor den Thoren Wiens in einer Stärke, [* 21] die größer war als bei Beginn des Kriegs, trotz der blutigen Kämpfe, der anstrengenden Märsche, der zahlreichen Detachierungen und trotz der verheerenden Wirkungen der Cholera. 660,000 Mann hatte Preußen am Ende des Kriegs unter den Waffen [* 22] und war entschlossen, den Krieg bis zur Entscheidung mit aller Energie fortzusetzen.
Bereits sammelte Klapka in Oberschlesien eine meist aus ungarischen Kriegsgefangenen gebildete ungarische Legion, um das seit 1849 von Österreich [* 23] geknechtete Land zum Aufstand aufzurufen. Der Sieg, den Tegetthoff 20. Juli bei Lissa [* 24] über die italienische Flotte erfocht, machte Italien den Abschluß eines Separatfriedens erst recht unmöglich und zwang es, weniger aus Rücksicht auf Preußen als auf den Unwillen und die Ungeduld der Nation, die Operationen zu Lande gegen Venetien, welche seit Custozza gestockt, wieder aufzunehmen.
Unter diesen Umständen zeigte sich Österreich zum Frieden bereit, und 21. Juli kam in Nikolsburg eine fünftägige Waffenruhe vom 22. bis 27. Juli zu stande, während welcher die Bedingungen des Friedens festgesetzt werden sollten. Diese Waffenruhe erstreckte sich nur auf den Krieg zwischen Preußen und Österreich. Der Waffenstillstand mit Italien kam erst 12. Aug. in Cormons zu stande, nachdem Cialdini, ohne Widerstand zu finden, Venetien, mit Ausnahme der Festungen, fast ganz besetzt hatte. Ebenso dauerte der Krieg in Süddeutschland fort.
Durch sein rasches Vorgehen unmittelbar nach dem Bundesbeschluß vom 14. Juni hatte sich Preußen auch gegen die deutschen Mittelstaaten in Vorteil gesetzt. Obwohl es nur drei Divisionen (Goeben, Manteuffel und Beyer), im ganzen 45,000 Mann, die sogen. Mainarmee, unter dem General Vogel v. Falckenstein für den Krieg gegen die deutschen Verbündeten Österreichs verwendete, so erreichte es damit doch völlig seinen Zweck, da die Mittelstaaten an den Ernst des ¶
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Kriegs gar nicht geglaubt und nicht nur unvollkommen gerüstet hatten, sondern auch den Krieg selbst ohne jede ihres Zweckes bewußte Energie führten. Zunächst gelang es, die hannöversche Armee, welche zwar noch rechtzeitig bei Göttingen [* 26] gesammelt worden war, dann aber tagelang plan- und ziellos zwischen dem Harz und Thüringer Wald hin und her zog und auf die Ankunft des bayrischen Heers harrte, welches seinerseits die Hannoveraner südlich des Thüringer Waldes erwartete, in dem blutigen Gefecht bei Langensalza [* 27] (27. Juni) zu stellen und 29. Juni zur Kapitulation zu zwingen. Hierauf rückte Falckenstein 2. Juli über den Thüringer Wald gegen die Bayern, [* 28] welche in der Stärke von 40,000 Mann unter dem Prinzen Karl von Bayern im Begriff waren, vom Thal der Werra sich nach dem der Fulda [* 29] zu wenden, um dem aus Württembergern, Hessen, [* 30] Badensern, Nassauern und Österreichern gebildeten 8. Bundesarmeekorps unter dem Prinzen Alexander von Hessen, das von Frankfurt [* 31] a. M. sich ebenfalls Fulda näherte, die Hand [* 32] zu reichen. Am 4. Juli lieferte die Division Goeben den Bayern das Gefecht bei Dermbach, welches den Prinzen Karl veranlaßte, sich durch die Rhön hinter die Fränkische Saale zurückzuziehen. Eine einzige preußische Granate, welche am 4. bei Hünfeld in zwei Kürassierschwadronen eine verheerende Wirkung hervorbrachte, scheuchte die ganze bayrische Kavallerie unter dem Prinzen Thurn und Taxis bis nach Schweinfurt [* 33] zurück. Der Prinz Alexander wich einem jeden Zusammenstoß sofort nach Westen aus. Falckenstein erzwang darauf 10. Juli die Saalübergänge bei Hammelburg und Kissingen, [* 34] wo es zu einem blutigen Zusammenstoß kam, wandte sich plötzlich nach Westen den Main abwärts gegen das 8. Bundeskorps, schlug 13. Juli die Hessen bei Laufach, zersprengte 14. Juli bei Aschaffenburg [* 35] die österreichische Brigade Neipperg und besetzte 15. Juli Frankfurt. Hier wurde Falckenstein abberufen und Manteuffel zum Oberbefehlshaber der Mainarmee ernannt. Dieser bekam den Befehl, in Süddeutschland so weit wie möglich vorzudringen, während gleichzeitig eine aus preußischen und mecklenburgischen Truppen gebildete Reservearmee unter dem Großherzog von Mecklenburg [* 36] in das bayrische Oberfranken einrückte. Manteuffel marschierte am linken Mainufer aufwärts gegen die Tauber, hinter welcher die Bayern und Bundestruppen standen. Sein Plan, sich zwischen beide zu schieben und sie einzeln zu schlagen, wurde zwar durch Goeben vereitelt, der 24. Juli bei Werbach und Tauberbischofsheim sich mit solcher Wucht auf die Badenser und Württembergs warf, daß Prinz Alexander sich sofort gegen Würzburg [* 37] auf die Bayern zurückzog. Indes lieferte dieser 25. Juli nur das matte Gefecht bei Gerchsheim und entwich dann hinter das rechte Mainufer, wo sich sein Korps auflöste. Die Bayern leisteten 25. und 26. Juli bei Helmstadt und Roßbrunn den Divisionen Beyer und Flies hartnäckigern Widerstand, zogen sich dann aber auch nach Würzburg zurück. Jetzt beeilten sich die süddeutschen Regierungen, durch Gesandte, welche sie nach Nikolsburg schickten, von Preußen einen Waffenstillstand zu erlangen, welcher ihnen 2. Aug. gewährt wurde.
Inzwischen war nämlich 27. Juli Nikolsburg der Präliminarfriede zwischen Preußen und Österreich zu stande gekommen, welcher Österreich verpflichtete, zur Auflösung des Deutschen Bundes und zu einer neuen Gestaltung Deutschlands [* 38] ohne seine Beteiligung seine Zustimmung zu geben, an Italien Venetien, an Preußen seine Rechte auf Schleswig-Holstein [* 39] abzutreten, 20 Mill. Thlr. Kriegskosten zu bezahlen und die von Preußen in Norddeutschland herzustellenden neuen Einrichtungen, einschließlich der Territorialveränderungen (von denen nur das Königreich Sachsen ausgeschlossen war), anzuerkennen.
Die einzige Wirkung der französischen Vermittelung war der Zusatz zu Art. 5, daß die nördlichen Distrikte von Schleswig, [* 40] deren Bevölkerung [* 41] durch freie Abstimmung den Wunsch zu erkennen gäbe, mit Dänemark [* 42] vereinigt zu werden, an dieses abgetreten werden sollten. Was die Neuordnung der Verhältnisse in Deutschland [* 43] anbelangt, so beanspruchte Preußen allerdings über Norddeutschland die unbedingte Herrschaft; es war entschlossen, nicht nur Schleswig-Holstein und die norddeutschen Staaten, welche am Kriege gegen Preußen teilgenommen, Hannover, [* 44] Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M., seinem Gebiet einzuverleiben, sondern auch sämtliche norddeutsche Staaten zu einem staatlichen Gemeinwesen, dem Norddeutschen Bund, zu vereinigen.
Dagegen ward im Art. 4 des Nikolsburger Vertrags bestimmt, daß die südlich vom Main gelegenen deutschen Staaten einen besondern unabhängigen Bund bilden sollten. Indem jedoch Preußen mit Ausnahme von Grenzberichtigungen auf Gebietsabtretungen von seiten der süddeutschen Staaten verzichtete, gewann es dieselben für den Abschluß eines Schutz- und Trutzbündnisses, in welchem sie bei Ausbruch eines Kriegs ihre Truppen unter preußischen Oberbefehl zu stellen sich verpflichteten.
Auch wurde ihnen in den Friedensverträgen das absolute Veto in dem neu zu begründenden Zollverein entzogen; außerdem mußte Bayern im Friedensvertrag vom 22. Aug. 30 Mill., Württemberg [* 45] 13. Aug. 8 Mill., Baden [* 46] 17. Aug. 6 Mill., Hessen-Darmstadt 3. Sept. 3 Mill. Gulden Kriegskosten bezahlen. Am 23. Aug. ward der definitive Friede mit Österreich zu Prag [* 47] abgeschlossen; mit Sachsen kam er erst 22. Okt. zu stande. Der Friedensschluß zwischen Österreich und Italien fand 1. Okt. statt. So war der Krieg rasch und in einer Weise zu Ende geführt, die dem besiegten Teil jede überflüssige Schädigung und Demütigung ersparte und Preußens Überlegenheit in staatlicher und militärische Beziehung so deutlich kundgab, daß sein moralisches Anrecht auf die Führerschaft des deutschen Volkes fast allgemein anerkannt wurde.
Litteratur. »Der Feldzug von 1866 in Deutschland.« Redigiert von der kriegsgeschichtlichen Abteilung des Großen Generalstabs (Berl. 1867-68);
»Österreichs Kämpfe im Jahr 1866«, herausgegeben vom k. k. Generalstabsbüreau (Wien 1867-70, 5 Bde.);
»Offizieller Bericht über die Kriegsereignisse zwischen Hannover und Preußen« (das. 1867-68, 2 Bde.);
»Anteil der königlich bayrischen Armee am Krieg des Jahrs 1866« (Münch. 1868);
»Der Anteil des königlich sächsischen Armeekorps am Feldzug 1866 in Österreich« (2. Aufl., Dresd. 1870, 2 Bde.);
»Die Operationen des 8. deutschen Bundeskorps im Feldzug des Jahrs 1866« (Darmst. 1869);
Borbstädt, Preußens Feldzüge gegen Österreich (5. Aufl., Berl. 1867);
Blankenburg, Der deutsche Krieg von 1866 (Leipz. 1868);
Rüstow, Der Krieg von 1866 (2. Aufl., Zürich [* 48] 1867);
W. Menzel, Der deutsche Krieg im Jahr 1866 (Stuttg. 1867, 2 Bde.);
Fontane, Der deutsche Krieg (2. Aufl., Berl. 1871, 2 Bde.);
(May) Taktische Rückblicke auf 1866 (4. Aufl., das. 1873);
Trinius, Geschichte des Kriegs gegen Österreich und des Mainfeldzugs 1866 (das. 1886);
v. d. Wengen, Geschichte der Kriegsereignisse zwischen Preußen und Hannover (Gotha [* 49] 1886);
Lamarmora, ¶