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1859, bis jetzt 101 Hefte). »Gemeinde-Lexikon auf Grund der Volkszählung vom 1. Dez. 1885« (das. 1887 und 1888, in einzelnen Provinzialheften mit Registerband) und die »Zeitschrift des königlich preußischen Statistischen Büreaus« (seit 1861). Aus der übrigen Litteratur vgl. Schubert, Handbuch der allgemeinen Staatskunde des preußischen Staats (Königsb. 1846-48, 2 Bde.);
Töppen, Historisch-komparative Geographie von Preußen [* 2] (Gotha [* 3] 1858);
Dieterici, Handbuch der Statistik des preußischen Staats (Berl. 1858-61);
Ungewitter, Die preußische Monarchie (das. 1859);
Keller, Der preußische Staat (Minden [* 4] 1864-66);
Neumann, Geographie des preußischen Staats (Ebersw. 1869; 2. Bearbeitung u. d. T.: »Das Deutsche [* 5] Reich«, Berl. 1872-1874, 2 Bde.);
Derselbe, Geographisches Lexikon des Deutschen Reichs (Leipz. 1883);
Kraatz, Topographisch-statistisches Handbuch des preußischen Staats (3. Aufl., Berl. 1880);
Müller-Köpen, Die Höhenbestimmungen der königlich preußischen Landesaufnahme (einzelne Provinzhefte, das. 1880 ff.);
das amtliche preußische, jetzt »Deutsche Handelsarchiv« (das., Monatshefte);
Herrfurth u. v. Tzschoppe, Beiträge zur Finanzstatistik der Gemeinden in Preußen 1883-84 (das. 1884);
v. Rönne, Das Staatsrecht der preußischen Monarchie (4. Aufl., Leipz. 1881-84, 4 Bde.);
H. Schulze, Das preußische Staatsrecht (2. Aufl., das. 1888, 2 Bde.; eine kürzere Darstellung in Marquardsens »Handbuch des öffentlichen Rechts«, Freiburg [* 6] 1884);
Graf Hue de Grais, Handbuch der Verfassung und Verwaltung in Preußen und im Deutschen Reich (6. Aufl., Berl. 1888);
Bornhak, Preußische Staatsrecht (Freiburg 1888 ff., 2 Bde.);
Wiese, Das höhere Schulwesen in Preußen (Berl. 1864-74, 3 Bde.).;
Schneider u. v. Bremen, [* 7] Das Volksschulwesen im preußischen Staat (das. 1886 ff.);
Petersilie, Die öffentlichen Volksschulen in Preußen und ihre Kosten (das. 1882);
Hinschius, Die Orden [* 8] und Kongregationen der katholischen Kirche in Preußen (das. 1874);
Derselbe, Die preußischen Kirchengesetze 1873-87 (das. 1874-87, 4 Bde.);
Meitzen, Der Boden und die landwirtschaftlichen Verhältnisse des preußischen Staats (das. 1868 bis 1873, 4 Bde.);
»Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung«, für jeden Regierungsbezirk (das. 1866-70, 25 Bde.).
Von Karten des preußischen Staats kommen zunächst die vom Generalstab herausgegebenen Kartenwerke, besonders die »Topograph. Karte des preuß. Staats«, jetzt »Karte des Deutschen Reichs«, 1:100,000 (Ausführliches darüber s. Landesaufnahme), und die betreffenden Blätter aus Reymanns (1:200,000, vom preuß. Generalstab fortgeführt) und Liebenows (1:300,000) Spezialkarte von Mitteleuropa in Betracht. Andre Karten (abgesehen von den größern Karten des Deutschen Reichs, wie von Ravenstein, 12 Blätter, 1:850,000, neue Ausg., Leipz. 1884; Berghaus, 25 Blätter, 1:740,000, Gotha 1876) sind: von Engelhardt (Berl. 1843, 23 Blätter; Generalkarte, das. 1866);
Handtke (2. Aufl., Glog. 1853, 36 Blätter);
der »Atlas [* 9] des preußischen Staats« in 26 Karten (3. Aufl., Erfurt [* 10] 1859);
»Karte vom preußischen Staat, mit besonderer Berücksichtigung der Kommunikationen«, 12 Blätter, 1:600,000 (6. Aufl., Berl. 1876);
die vom Generalpostamt herausgegebene »Post- und Eisenbahnkarte des Deutschen Reichs« (das. 1887, 20 Blätter);
»Übersichtskarte von den Waldungen Preußens« [* 11] (amtlich, das. 1887, 8 Blätter);
Böckh, Sprachkarte vom preuß. Staat (das. 1864, 2 Blätter).
Vgl. auch unsre Karten bei den Spezialartikeln über die einzelnen Provinzen.
Geschichte des preußischen Staats.
(Hierzu die »Karte zur Geschichte Preußens«, mit Textblatt.)
Der Name Preußen ging von dem Herzogtum Preußen, dem jetzigen Ostpreußen [* 12] (s. d., Geschichte), als dasselbe zum Königreich erhoben wurde, auf den gesamten Staat der bisherigen Kurfürsten von Brandenburg [* 13] über, der erst 1806 bei der Auflösung des Deutschen Reichs von dem Lehnsverhältnis zum Kaiser befreit wurde. Streng genommen dürfte man von einem unabhängigen Königreich Preußen daher erst seit 1806 reden. Thatsächlich jedoch beginnt die politische Bedeutung des Kurfürstentums Brandenburg (s. d., Geschichte) und damit die Geschichte des Staats mit dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms des Großen Kurfürsten (1640), welche zusammenfällt mit dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs und der Auflösung des Deutschen Reichs in einzelne unabhängige Territorien.
Nächst Österreich [* 14] war der Besitz der brandenburgischen Hohenzollern [* 15] in Deutschland [* 16] an Flächeninhalt der größte. Er umfaßte außer Brandenburg Ostpreußen, Kleve, Mark und Ravensberg, wozu im Westfälischen Frieden noch Hinterpommern mit Kammin, Magdeburg, [* 17] Halberstadt [* 18] und Minden kamen (im ganzen 110,000 qkm mit 1 ½ Mill. Einw.), und war über ganz Norddeutschland verteilt. Gab dies den Antrieb, immer mehr nach Machterweiterung zu streben, so hatte es auch den Nachteil, daß die Sicherung der Grenzen [* 19] gegen äußere Gefahren sowie die Bildung eines einheitlichen Staatswesens durch die Zersplitterung, die weiten Entfernungen, die verschiedenartigen widerstrebenden Interessen der einzelnen Landesteile sehr erschwert wurden.
Überdies waren die größten Territorien im Vergleich zu andern deutschen Ländern wenig bevölkert. Wenn es dennoch gelang, aus diesem Konglomerat von Ländern einen einheitlichen, vorzüglich organisierten und auch zu verhältnismäßiger materieller Blüte [* 20] sich entwickelten Staat zu schaffen und ihn trotz der ausgesprochenen Mißgunst aller Nachbarn und der offenen Angriffe neidischer Feinde nicht nur zu erhalten, sondern ihn auch zu vergrößern und so wehrhaft zu machen, daß er auf eignen Füßen zu stehen vermochte, so war dies dem klaren, staatsmännischen Blick, der unermüdlichen Thätigkeit und der konsequenten Politik der hohenzollerischen Regenten zu danken.
Zugleich bildete sich unter der Leitung der Hohenzollern nicht nur bei Offizieren und Beamten, sondern auch bei der Bevölkerung [* 21] ein Staatsbewußtsein und ein Patriotismus heraus, welche seit den Greueln des Dreißigjährigen Kriegs im übrigen Deutschland fehlten, aber, wie schon früh deutsche Patrioten erkannten, Preußen gerade befähigten, an die Spitze Deutschlands [* 22] zu treten. Darin liegt die höhere Bedeutung der Geschichte Preußens, daß sie darlegt, wie durch die Entwickelung dieses von den Hohenzollern geschaffenen u. geleiteten Staatswesens die politische Wiedergeburt des deutschen Volkes und die Wiederherstellung seiner Einheit und Macht nicht ohne Rückschläge und Verirrungen, doch im ganzen stetig fortschreitend erfolgt ist.
Die Regierung des Großen Kurfürsten 1640-88.
Als der Kurfürst Friedrich Wilhelm nach dem Tod seines schwachen Vaters Georg Wilhelm die Regierung seiner Erblande antrat, befanden sich diese in der kläglichsten Verfassung. Die westlichen Lande waren ganz in fremdem Besitz, die Mark teils von den Schweden, [* 23] teils von ganz unzuverlässigen eignen Truppen besetzt und auf das furchtbarste verwüstet, Preußens Besitz nicht gesichert, weil die von engherzigem Luthertum und Partikularismus ¶
Brandenburg beim Tode des Grossen Kurfürsten 1688.
Besitz Friedrichs I. 1440
Erwerbungen bis 1688
Österreichische Lande
Deutsche Reichsgrenze
Brandenburg unter den Ascaniern.
Nordmark 1134
Erwerbungen bis 1320
Preußen im Jahre 1806.
Brandenburg beim Tode des Grossen Kurfürsten 1688.
Von 1688 bis 1806 erworbene Lande.
Wieder verloren gegangene Lde.
Österreichisches Gebiet.
Preußen nach dem Wiener Kongreß 1815.
Preußen nach dem Tilsiter Frieden 1807.
Infolge der Befreiungskriege wiedererworbene u. neuerworbene Gebiete.
Nicht wiedererlangter Besitz v. 1806.
Österreichisches Gebiet.
Deutsche Reichsgrenze.
Preußen seit dem Jahre 1866.
Preußen nach dem Wiener Kongreß 1815.
Erwerbungen von 1815 bis 1866
Verluste (Fst. Neuenburg) [* 25]
Österreichisches Gebiet.
Norddeutsche Bundesgrenze 1866-1871
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verblendeten Stände in Polen gegen die Belohnung des neuen Kurfürsten agitierten. Mit Klugheit und Zähigkeit überwand der junge Fürst alle Schwierigkeiten, erlangte die polnische Belohnung für Ostpreußen, machte sich in der Mark durch Errichtung eines kleinen, aber tüchtigen, zuverlässigen Heers und einen Waffenstillstand mit Schweden wieder zum Herrn und sicherte sich durch die Vermählung mit einer oranischen Prinzessin und ein Bündnis mit den Generalstaaten seine westlichen Lande. Im Westfälischen Frieden erwarb er für Vorpommern, das er den Schweden lassen mußte, wichtige Gebiete im mittlern Deutschland.
Sein Streben war fortan darauf gerichtet, die Wunden des furchtbaren großen Kriegs zu heilen, den religiösen Hader durch die Duldung aller Glaubensmeinungen und die Aufrechthaltung des Friedens unter ihnen zu beseitigen und die Grundlagen eines einheitlichen Staatsorganismus zu schaffen. Obwohl es dem damaligen Bürger- und Bauernstand an Kapital, Kenntnissen und Unternehmungsgeist so sehr mangelte, daß manche Bestrebungen des Kurfürsten scheiterten, wurde doch der Ackerbau wieder belebt, Handel und Gewerbe, die völlig daniederlagen, durch Einrichtung der Post, durch den Bau von Kanälen sowie durch die Aufnahme der französischen Protestanten gefördert; ja selbst überseeische Kolonien gründete der Kurfürst.
Der Widerstand der von engherzigem Sondergeist beseelten Stände, unter denen die preußischen sich besonders hartnäckig und heftig den Plänen des Landesherrn widersetzten, wurde nicht ohne Anwendung von Gewalt gebrochen und in dem Geheimen Rat, in dem die obersten Beamten der einzelnen Landesteile vereinigt waren, eine einheitliche Landesbehörde geschaffen, deren Mitglieder die Absichten des Kurfürsten teilten und förderten. Hier bildete sich der erste Kern des preußischen Beamtentums, dem die Hohenzollern die Idee des preußischen Staatswesens einflößten, und das der ebenso intelligenz wie hingebende und uneigennützige Träger [* 27] desselben lange gewesen ist.
Vor allem galt es, bei der damaligen Lage Deutschlands die äußere Wehrhaftigkeit des jungen Staats zu begründen. Der Kurfürst, selbst ein tüchtiger Soldat, schuf sich schnell ein vortreffliches Heer, dessen Führer sich durch kriegerische Tüchtigkeit und ritterliche Anhänglichkeit an den Kriegsherrn auszeichneten. Allerdings verschlang es bei der Kostspieligkeit der Truppen in jener Zeit bedeutende Summen, und der Kurfürst konnte zur Unterhaltung desselben auf Kriegsfuß die Hilfsgelder reicherer Bundesgenossen nicht entbehren, wodurch die Unabhängigkeit seiner Politik oft beeinträchtigt wurde.
Doch leistete es ihm auch wichtige Dienste. [* 28] Im schwedisch-polnischen Krieg (1655-60), in welchem es sich in der Schlacht bei Warschau [* 29] auszeichnete, erwarb er die Souveränität Preußens (1657), die ihn von dem Lehnsverband mit Polen befreite. Das im ersten Koalitionskrieg gegen Frankreich (1672-79) durch die Schlacht bei Fehrbellin [* 30] und die folgenden glücklichen Feldzüge den Schweden entrissene Vorpommern mußte er freilich im Frieden von St.-Germain wieder zurückgeben.
Allein bei der damaligen Ohnmacht Deutschlands mußte die Behauptung des Besitzstandes gegen die übermächtigen, habgierigen Nachbarn schon als ein Gewinn betrachtet werden, und jedenfalls war nun der Kurfürst von Brandenburg neben dem Kaiser der mächtigste und einflußreichste Fürst in Deutschland. Sachsen [* 31] und das Haus Braunschweig-Lüneburg waren von Brandenburg überholt, welches den Schutz Norddeutschland gegen das Ausland auf sich nahm und sich als Hort religiöser Freiheit bewährte.
Der erste König 1688-1713.
Friedrich Wilhelms Sohn, Kurfürst Friedrich III., von den besten Absichten für Erfüllung seiner Pflichten als Fürst beseelt, aber eitel, kurzsichtig und zu Pracht und Verschwendung geneigt, ließ sich über die wirkliche Kraft [* 32] des jungen Staatswesens durch die hohe Stellung verblenden, welche die bedeutende Persönlichkeit seines Vaters ihm verschafft hatte, und gefährdete durch seine äußerlich glänzende Regierung im höchsten Grade das von demselben begonnene Werk. Er glaubte den Wohlstand des Volkes schon hinreichend gemehrt, die Organisation der Staatsbehörden genug befestigt, um die innere Entwickelung ruhig ihren Gang [* 33] gehen lassen und sich ganz den allgemeinen europäischen Dingen, der Erlangung einer der Bedeutung Brandenburgs entsprechenden äußern Würde und der Pflege höherer wissenschaftlicher und künstlerischer Interessen widmen zu können. An dem zweiten Koalitionskrieg gegen Frankreich (1689-1697) nahm er anfangs persönlich teil und ließ dann einen großen Teil seiner Truppen bei der verbündeten Armee bis zum Frieden von Ryswyk (1697), bei dem er nicht die geringste Entschädigung gewann, ja nicht einmal zu den Verhandlungen zugezogen wurde.
Auch in Ungarn [* 34] kämpften brandenburgische Truppen gegen die Türken. Diese Opfer brachte er bereitwillig, um seinem Staat und seinem Haus einen höhern Rang zu verschaffen durch die Erhebung des souveränen Herzogtums Preußen zum Königreich. Die dazu erforderliche Zustimmung des Kaisers, welche er durch den Kronvertrag vom erlangte, erkaufte er mit der Verpflichtung, das Erbfolgerecht des österreichischen Hauses auf Spanien [* 35] durch Stellung eines Hilfskorps zu unterstützen.
Der Preis war ein teurer, denn elf Jahre lang kämpften die preußischen Truppen auf den Schlachtfeldern Belgiens, Süddeutschlands und zwar in viel größerer Stärke, [* 36] als bedungen war, und ohne Subsidien zu empfangen, während ihm die für seine Interessen viel wichtigere Beteiligung am Nordischen Krieg hierdurch unmöglich gemacht wurde. Immerhin war die Annahme des preußischen Königstitels (als König hieß der Kurfürst fortan Friedrich I.), welche in Königsberg [* 37] stattfand und im Utrechter Frieden 1713 von den europäischen Mächten anerkannt wurde, ein Fortschritt in der Entwickelung des preußischen Staats; sie gab den Angehörigen desselben einen gemeinschaftlichen Namen, den Leitern den Antrieb, die wirkliche Macht mit dem hohen Rang in Übereinstimmung zu bringen.
Die Gründung der Universität Halle [* 38] (1694), der Akademie der Künste (1699) und der der Wissenschaften (1700) in Berlin, [* 39] die prachtvollen Schlüterschen Bauten daselbst zeigten, daß der neue Staat auch die geistigen und künstlerischen Interessen pflegen wolle. Aber die Aufopferung Friedrichs für die gemeinschaftliche Sache Europas und sein Streben, den neuen Königshof zu einem Sitz künstlerischer Pracht zu erheben, drohten die Finanzen völlig zu zerrütten; der vom Großen Kurfürsten gesammelte Staatsschatz war längst aufgezehrt, und selbst neue, drückende Steuern, der Verkauf von Domänen, die Vernichtung kostbarer Wälder vermochten die Kosten des Hofs und Heers nicht zu decken. Noch schlimmer war, daß Friedrich, gutmütig und schwach, völlig in die Hände fremder Abenteurer geriet, welche sich an dem Gut und Blut der hart bedrückten Unterthanen schamlos bereicherten, wie der berüchtigt Kolb von Wartenberg, und der ¶