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Silbererze (1887: 74 T.) auf dem Oberharz; die Kobalterze in den Regierungsbezirken Kassel [* 2] und Liegnitz, [* 3] die Nickelerze meist im Regierungsbezirk Wiesbaden, [* 4] die Antimon- und Quecksilbererze im Regierungsbezirk Arnsberg, [* 5] die Manganerze (Antimon- und Manganerze 1887: 36,535 T. im Wert von 954,243 Mk.) fast nur in den Regierungsbezirken Wiesbaden und Koblenz, [* 6] der Schwefelkies (1887: 99,661 T.) meist im Regierungsbezirk Arnsberg und sonstige Vitriol- und Alaunerze (1886: 2248 T.) in den Regierungsbezirken Merseburg [* 7] und Köln. [* 8] An Salz [* 9] ist Preußen [* 10] außerordentlich reich, denn in neuester Zeit sind nach der Auffindung der Steinsalzlager bei Staßfurt, [* 11] Aschersleben, [* 12] Erfurt [* 13] und Stetten (in Hohenzollern) [* 14] noch andre von großer Mächtigkeit im Tiefland zu Sperenberg in Brandenburg, [* 15] Segeberg in Schleswig-Holstein [* 16] und Inowrazlaw und Wapno in Posen [* 17] erbohrt worden.
In den Steinsalzbergwerken wurden 1886: 916,372 T. Mineralsalze zum Wert von 9 Mill. Mk. gefördert und zwar 214,022 T. Steinsalz, 178,172 T. Kainit, 514,254 T. andre Kalisalze, 9806 T. Bittersalze und 118 T. Boracit. 1887 wurden 194,135 T. Steinsalz gefördert. Der Salinenbetrieb ergab 1886: 270,937 T. Kochsalz zum Wert von 6 Mill. Mk., vorzüglich in Sachsen, [* 18] Hannover, [* 19] Westfalen [* 20] und Posen. Außerdem wurden 1886: 76,685 T. Chlorkalium, 527 T. Chlormagnesium, 85,737 T. schwefelsaure Alkalien (darunter 46,327 T. Glaubersalz), 15,477 T. schwefelsaure Magnesia, 8200 T. schwefelsaure Erden (darunter 6986 T. schwefelsaure Thonerde, 1214 T. Alaun) [* 21] gefördert.
Die Zahl der fiskalischen Bergwerke belief sich im Etatsjahr 1886/87 auf 45, dieselben erzeugten in 18 Werken 9,6 Mill. T. Steinkohlen zum Wert von 59,4 Mk., in 8 Werken 341,908 T. Braunkohlen zum Wert von 1 Mill. Mk., in 11 Werken 73,608 T. Eisenerze zum Wert von 487,758 Mk., in 5 Werken 75,890 T. Zink-, Blei-, Kupfer-, Silbererze zum Wert von 7,1 Mill. Mk., in 3 Werken 365,479 T. Mineralsalze zum Wert von 3,7 Mill. Mk. Edel- und Halbedelsteine finden sich nur zufällig ohne bergmännische Förderung, namentlich im Schlesischen Gebirge (Chrysopras, Topas, [* 22] Onyx, Karneole, Granate, Achate und Jaspis) und im Kreise [* 23] St. Wendel der Rheinprovinz [* 24] (Achate).
Serpentin kommt in Schlesien [* 25] im Kreis [* 26] Frankenstein und am Zobten vor, Alabaster auf dem Thüringer Wald, Gips [* 27] am Harz, Thüringer Wald, in Schlesien, an einigen Punkten des Norddeutschen Tieflandes (Sperenberg in Brandenburg, Segeberg in Schleswig-Holstein, Inowrazlaw und Wapno in Posen), Marmor in Schlesien (Prieborn), in Westfalen (im Kreis Olpe) und in der Rheinprovinz, Kalkstein sehr häufig in den Gebirgen, ferner bei Oppeln [* 28] und Gogolin in Oberschlesien, Rüdersdorf in Brandenburg, an der Dievenow in Pommern [* 29] und bei Lüneburg [* 30] in Hannover, Flußspat [* 31] auf dem Unterharz, im Riesengebirge, in Sachsen (Sangerhausen), [* 32] Schwerspat in Hessen-Nassau, [* 33] in Westfalen, im Harz, Phosphorit im Regierungsbezirk Wiesbaden, Magnesit bei Frankenstein in Schlesien, Dachschiefer besonders im Schiefergebirge der Rheinprovinz und Westfalens, Sandstein als Baustein im Solling und Wesergebirge;
Strontianit in Westfalen (in den Kreisen Beckum und Lüdinghausen);
Mühlsteine [* 34] werden aus der Lava zu Niedermendig im Regierungsbezirk Koblenz gefertigt;
die zahlreichen erratischen Blöcke des Norddeutschen Tieflandes gewähren Material zum Straßenbau.
Von nutzbaren Erden sind zu erwähnen: Porzellanerde bei Halle in [* 35] Sachsen, Walkerde in den Regierungsbezirken Wiesbaden und Koblenz, Thon in großen Lagern in allen Teilen des Staats, ebenso Lehm und Mergel, Ocker im Harz und im Kreis Mayen [* 36] (Regierungsbezirk Koblenz), Kreide [* 37] auf der Insel Rügen.
Hüttenwesen. Die Verhüttung der Erze fand 1886 in 295 Werken mit 35,074 Arbeitern statt und ergab 3,072,959 Ton. und 220,844 kg im Wert von 223,4 Mill. Mk., nämlich an Roheisen in 89 Werken u. 214 Hochöfen mit 17,191 Arbeitern 2,563,027 T. im Wert von 110,6 Mill. Mk., vornehmlich in der Rheinprovinz, Westfalen, Schlesien und Hannover;
Zink in Blöcken (einschließlich des zu Blechen, Zinkweiß, Zinkwaren verwendeten) auf 30 Werken mit 8919 Arbeitern 130,815 T. im Wert von 34,5 Mill. Mk., in den Regierungsbezirken Oppeln, Arnsberg und Aachen; [* 38]
Blei [* 39] in 26 Werken mit 2426 Arbeitern 89,512 T. im Wert von 21,4 Mill. Mk., vornehmlich in der Rheinprovinz, dann auch in Schlesien und Hannover;
Kupfer [* 40] in 15 Werken mit 2736 Arbeitern 18,200 T. im Wert von 15,4 Mill. Mk., größtenteils im Regierungsbezirk Merseburg;
Silber (Reinmetall) in 18 Werken mit 571 Arbeitern 215,758 kg im Wert von 28,9 Mill. Mk., größtenteils in Hannover, demnächst auch in der Rheinprovinz und in Sachsen;
Gold [* 41] (Reinmetall) 122 kg im Wert von 342,318 Mk. in 6 Werken nur als Nebenprodukt, größtenteils in Hannover (Klausthal);
Nickel (reines Metall) in 2 Werken mit 125 Arbeitern 169 T. im Wert von 770,000 Mk., in Westfalen;
Arsenikalien 446 T. im Wert von 84,409 Mk., vornehmlich in Schlesien;
Schwefel 3373 T. im Wert von 384,502 Mk.;
Schwefelsäure [* 42] 259,467 T. im Wert von 9,2 Mill. Mk. in 57 Werken, vornehmlich in Schlesien und in der Rheinprovinz;
Vitriol 7589 T. im Wert von 819,632 Mk. Das 1886 erzeugte Roheisen zerfiel in 2,529,062 T. Masseln (Gänze), 25,165 T. Gußwaren erster Schmelzung und in 8799 T. Bruch- und Wascheisen. Im Etatsjahr 1886/87 wurden in 13 fiskalischen Hütten [* 43] 29,637 T. Eisen [* 44] und 43,507 T. Blei, Silber und sonstige Metalle erzeugt.
Die 6 fiskalischen Salinen lieferten 113,226 T. Salz.
Metallverarbeitung, Maschinenbau.
Was die Metallverarbeitung betrifft, so sind für Gold- und Silberwaren und Juwelierarbeiten Berlin [* 45] und Hanau [* 46] Mittelpunkte; in letzterer Stadt wird auch eine Platinverarbeitung betrieben. Die Kupfer-, Messing- und Bronzewarenfabrikation werden vorzugsweise in Westfalen (Iserlohn) [* 47] und Brandenburg, Statuenguß in Bronze [* 48] zu Berlin, Hannover und Lauchhammer betrieben. Galvanoplastische Anstalten sind in Berlin, Köln, Frankfurt [* 49] a. M., Hannover;
die Zinkgießerei hat sich hervorragend in Berlin entwickelt;
gepreßte Bleiröhren werden in Köln gefertigt;
vorzügliche Arbeiten in Britanniametall liefern Elberfeld [* 50] und Berlin, Zinnspielwaren Hannover etc. Die Verfertigung von kleinen Eisen- und Stahlwaren, Schneidwaren, Werkzeugen, Fabrikschlössern etc. hat ihren Mittelpunkt in den westfälischen Kreisen Altena, [* 51] Hagen [* 52] (Enneper Straße) und Iserlohn sowie in der Rheinprovinz (Remscheid [* 53] und die Kreise Lennep [* 54] und Solingen); [* 55]
nicht unbedeutend ist dieser Fabrikzweig auch in den Kreisen Schmalkalden [* 56] und Schleusingen auf dem Thüringer Wald.
Eiserne Schiffsketten liefern einige Seeplätze, Näh- u. andre Nadeln [* 57] Aachen, Burtscheid und Iserlohn, Feuergewehre für den Handel Suhl, [* 58] Drahtfabrikate Altena in Westfalen, feuer- und diebessichere Schränke fast alle größern Städte, namentlich Berlin und Hannover.
Der Maschinenbau entwickelte sich in der Rheinprovinz im Anschluß an vorhandene Industriezweige, in Berlin selbständig aus der Eisengießerei [* 59] ¶
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heraus. Maschinenfabriken gibt es gegenwärtig in allen Provinzen. Der Bau von Lokomotiven ward zuerst in Berlin (Borsig) in großem Umfang betrieben; gegenwärtig sind größere Lokomotivfabriken auch in Königsberg, [* 61] Elbing, [* 62] Stettin, [* 63] Hannover und Kassel. In den meisten dieser Orte sowie noch in Görlitz, [* 64] Breslau, [* 65] Greifswald, [* 66] Düsseldorf, [* 67] Hagen, Köln, Deutz und Frankfurt a. M. sind auch Anstalten zum Bau von Eisenbahnwagen, bez. Teilen derselben, vorhanden.
Die Fabrikation von Nähmaschinen [* 68] ist in Berlin von höchster Bedeutung, sie kommt aber auch an andern Orten vor; Hamm [* 69] in Westfalen produziert Dampfhämmer, Grevenbroich in der Rheinprovinz Prägmaschinen, Aachen und Berlin Feuerspritzen, [* 70] Berlin, Magdeburg, [* 71] Hannover Federmanometer, Berlin Gaszähler und Wassermesser. Der Bau von Luxuswagen hält die Konkurrenz mit Frankreich immer mehr aus. Für den Schiffbau sind Kiel, [* 72] Flensburg, [* 73] Stettin, Danzig, [* 74] Elbing, Königsberg, Memel [* 75] etc. wichtige Plätze; der Bedarf an Schiffen wird aber auf den heimischen Werften noch nicht gedeckt.
Wissenschaftliche Instrumente werden in Berlin, Kassel, Aachen, Bonn, [* 76] Wetzlar, [* 77] Bielefeld, [* 78] Frankfurt a. M., Göttingen, [* 79] Halle, Rathenow, [* 80] Muskau, Breslau und Brieg [* 81] angefertigt; von größter Wichtigkeit ist das Telegraphenbaugeschäft von Siemens u. Halske in Berlin. Für Uhren [* 82] besteht eine größere Fabrik zu Freiburg [* 83] i. Schl. Für die Fabrikation von musikalischen Instrumenten (Flügeln, Pianinos) ist Berlin der wichtigste Platz im Staat; außerdem kommen noch namentlich Zeitz, [* 84] Breslau und Kassel in Betracht. Auch Blasinstrumente werden mehrfach produziert, dagegen werden die Streichinstrumente größtenteils von außerhalb eingeführt.
Industrie in Stein, Erde, Glas, Chemikalien.
Die Fabrikation von gebrannten Steinen, Bauornamenten und Drainierröhren befindet sich im Fortschreiten;
die Ziegeleien und Thonröhrenfabriken waren 1882 durch 10,653 Betriebe mit 94,345 Personen, die Töpfereien und Fabriken feiner Thonwaren [* 85] durch 6251 Betriebe mit 21,972 Personen vertreten;
zahlreiche Ziegeleien sind namentlich in Brandenburg, woselbst auch die Ringöfen die weiteste Verbreitung gefunden haben;
große Kalkbrennereien zu Rüdersdorf bei Berlin, Gogolin in Oberschlesien, Lüneburg etc.;
Gipsmühlen und Zementfabriken in den verschiedensten Teilen, Portlandzementfabriken bei Stettin, in Schlesien etc. Bekannt sind: die Fliesen [* 86] und Mosaikarbeiten von Mettlach an der Saar, die Thonpfeifen und Krüge [* 87] des Westerwaldes (Koblenzer Waren), die Thonpfeifen von Uslar in Hannover, die Tiegel von Großalmerode bei Kassel, die weißen Kacheln von Velten im Havelland, die Töpferwaren von Bunzlau. [* 88]
Die Porzellanfabrikation mit 351 Betrieben und 7587 Personen ist am bedeutendsten in Schlesien, dann folgen die Rheinprovinz und Brandenburg; die königliche Porzellanfabrik zu Berlin steht mit ihren vorzüglichen Leistungen als Versuchs- und Musteranstalt allen voran. Die Glasindustrie beschäftigte 1882 in 730 Betrieben 17,480 Personen, dazu kommen noch 36 Glasbläsereien vor der Lampe [* 89] mit 84 und 19 Spiegelglas- und Spiegelfabriken mit 2898 Personen. Sie blüht besonders in der Rheinprovinz, Schlesien, Westfalen und Brandenburg; Tafelglas wird vorzüglich in der Rheinprovinz, Westfalen und Schlesien, Flaschenglas überall, weißes Hohlglas in der Rheinprovinz und der Lausitz, Spiegel [* 90] werden in der Rheinprovinz, Schlesien und Hannover, Kunstgläser im Riesengebirge, Lampenglocken zu Baruth in Brandenburg verfertigt.
Schwefelsäure wird besonders in der Rheinprovinz und Schlesien erzeugt;
die Bereitung von Soda und Chlor ist bedeutend;
für die Kaliindustrie ist Staßfurt (nebst Aschersleben und dem angrenzenden Leopoldshall in Anhalt) [* 91] ein Ort von höchster Wichtigkeit;
durch dieselbe ist erst die Fabrikation von Kalidungmitteln geschaffen worden.
Was die Fabrikation von Farben betrifft, so ist dieselbe in der Darstellung von Farben aus einheimischen Pflanzen sehr gering, bedeutender aus fremden, eingeführten Farbhölzern (in der Provinz Hannover). Unter den metallischen Farben nimmt an Größe der Produktion die Bleiweiß- und Zinkweißdarstellung einen hervorragenden Platz ein. Von hoher Bedeutung ist die Fabrikation von Ultramarin, Anilin und Alizarin in größern Anstalten in der Rheinprovinz und Hessen-Nassau.
Mineralöle und Paraffin [* 92] werden ganz besonders in den Braunkohlengebieten der Kreise Weißenfels [* 93] und Aschersleben in der Provinz Sachsen gewonnen; Rüböl wird überall erzeugt, obgleich die Produktion desselben seit dem Aufkommen des amerikanischen und neuerdings russischen Petroleums erheblich abgenommen hat. Zündwaren liefern die Provinzen Schlesien, Sachsen und Hannover; für wohlriechendes Wasser ist Köln der Hauptproduktionsplatz; die Zahl der Gasanstalten betrug im J. 1885: 742.
Papier-, Leder-, Holz-, Textilindustrie etc.
Die Papierfabrikation [* 94] ist am bedeutendsten in den Regierungsbezirken Aachen (in den Kreisen Düren [* 95] und Jülich), Arnsberg (zu beiden Seiten der untern Lenne) und Liegnitz. In den übrigen Teilen des Staats sind die Papierfabriken weniger zahlreich, nicht selten aber von ansehnlicher Größe; die meisten der ehemaligen kleinen Papiermühlen sind eingegangen, dagegen hat sich die Fabrikation von Holzstoff [* 96] als Surrogat zur Papierfabrikation in den waldreichen Gegenden ansehnlich entwickelt.
Papiertapeten werden in Berlin und der Rheinprovinz, Dachpappen in den Regierungsbezirken Potsdam [* 97] und Liegnitz, Spielkarten in Stralsund, [* 98] Papierwäsche in Berlin, Geschäftsbücher in Hannover, Briefumschläge in Elberfeld, geschmackvolle Buchbinderwaren in Berlin, Striegau, [* 99] Frankfurt a. M. etc. angefertigt. Die polygraphischen Gewerbe (Buchdruck, Buchhandel, Kartographie, Photographie) sind mehr oder weniger in den größern Städten vertreten und haben für den preußischen Staat in Berlin ihren Hauptsitz; für die Kartographie besteht eine größere Anstalt zu Glogau [* 100] i. Schl. Die Fabrikation von Leder und Lederwaren ist am bedeutendsten in der Rheinprovinz (Malmedy), Westfalen (Siegen) [* 101] und Hessen-Nassau (Eschwege), die Schuhmacherei in Berlin und einigen Städten der Provinzen Sachsen und Brandenburg (Kalau), die Anfertigung von Sattler-, Riemer- und Täschnerwaren in Berlin, Breslau, Aachen, Düsseldorf etc., von Ledergalanteriewaren in Berlin, Hanau etc. Für die Fabrikation von Gummi- und Guttaperchawaren bestehen große Anstalten in Berlin, Harburg [* 102] und Hannover. Größere Dampf-Sägewerke findet man in den Gegenden, wo der Holzhandel eine Konzentration gewonnen hat, so bei Memel, am Finowkanal etc. Tischlerwaren und Möbel [* 103] liefern in größerm Umfang die großen Städte, namentlich Berlin. Schnitzwaren aus Holz [* 104] werden im Riesengebirge, Drechslerwaren in Berlin etc. und aus Bernstein [* 105] in Danzig gefertigt.
Die Textilindustrie ist von größter Wichtigkeit und hat namentlich durch die neue Wirtschaftspolitik seit 1880 einen außerordentlichen Aufschwung genommen. Die Schafwollindustrie ist am bedeutendsten ¶